Montag, 29. April 2013

Sprach-Brei

Am Freitag gegen 13:00 Uhr - der Vater kann dies nur aus zweiter Hand berichten - wartete wohl mehr oder weniger exakt der Personenkreis vor Ellas Schule, der montags zuvor seine Kinder in eine Woche Klassenfahrt verabschiedete.
Dann erschien hinten am Horizont ein Pulk, der kurz darauf in lustiger Anordnung in Richtung Eltern gerannt kam:

Erst nämlich, so die Erzählung, wurde die erste Reihe der zurück kehrenden Kinder ihrer Eltern gewahr und rannte diesen sogleich in die Arme.
Als sich nun eben diese erste Kinderreihe exakt so weit von der zweiten Kinderreihe entfernte, dass diese nun auch ihre Eltern erblicken konnte, da rannte auch die zweite Reihe los. Einige Sekunden vergingen, als nun auch die dritte Reihe los rannte und so weiter und so fort. Ella war übrigens Teil der letzten Reihe, freute sich dann aber doch, in ihre Mutter hineinzurennen und dabei - der Vater, der nicht dabei war, spekuliert hier mal ganz gewagt - lauthals zu schreien.

Große Freude also aller Orten. Oscar wurde auf Geheiß seiner Schwester direkt aus der Kita geholt, der Vater kam nun auch nach Hause und dann dauerte es immerhin noch eine gute Stunde, ehe sich zwischen Ella und Oscar der erste Konflikt auftat. Wir waren bereits auf dem Weg in den Garten, als der Vater anhalten musste. Hin und her wackelte der Kinderanhänger. Darin zwei heulende Kinder. Beide beschuldigten den anderen der körperlichen Gewaltanwendung. Verletzte Körperteile wurden dem Vater zum Beweis entgegengereckt. Die Fahrt wurde fortgesetzt. Ella und Oscar lachten.

Wie war es denn eigentlich auf Ellas Klassenfahrt? Nun. Die Möhre hatte großen Spaß, nie Heimweh, durfte "oben" schlafen, guckte sich Sonnenuntergänge an und schrieb uns eine Postkarte in gestochen scharfer Schrift und Sprache. "Liebe Familie Henn-Hoffmann", schrieb Ella und schloss später förmlich "Von Ella".

Anders als es auf dieser schönen Postkarte zu lesen ist, hat Ella sonst einen eher assoziativen Zugang zur Sprache.
Papa hatte während Ellas Monologs vorhin viel Zeit, das Sprech-Spektaktel seiner Tochter begrifflich einzuordnen und landete in Gedanken schließlich bei der Formulierung "Sprach-Brei".
Ellas Sprach-Brei wurschtelt sich meist bei Spaziergängen aus ihrem Schlund und windet sich in die Gehörgänge ihrer verzweifelten Zuhörer, meistens Mama oder Papa.
Vorhin, als Ella mit ihrem Vater den Viktoriapark betrat, begann das so: "Papa, wenn .... wenn .... wenn... zwei Kletterer ... also erwachsene Kletterer .... wenn ... die mit zwei Brotboxe... also .... ämm... wenn in den zwei Brotboxen dann ... ääh.. zwei Brote drin sind...."
Wir brechen hier ab und tun das, was der zuhörende Vater leider nicht konnte. Wir spulen vor und raffen den Inhalt des Sprach-Breis kurz zusammen: Besagte Kletterer würden im Viktoriapark auf der Wiese von der Kletterei pausieren können und in diesem Zusammenhang zwei Brote zu sich nehmen. Später sprach Ella davon, dass diese Kletterer eine Kletterschule gründen könnten, welche in etwa jeden Nachmittag zum großen Klettern lädt.

Als Ella und Papa den Viktoriapark verließen, sprach Ella gerade davon, dass die beiden Kletterer ein Flugzeug besäßen, mit welchem sie in 5 Metern Höhe umher flögen und ein Seil hinabließen, an welchem nun wiederum Kinder baumelten. Papa war fix und fertig vom vielen "Ja", "Aha" und "Oh" sagen. Die Frage, woher Ella ihre Eigenart hat, derart assoziativ und vor allem pausenlos zu erzählen, zu erläutern und zu palavern, steht unbeantwortet im Raum.

Oscar ist da anders - eher praktisch orientiert. Als ihm vorhin zur Nacht die letzte Windel der Packung umgeschallt wurde, da wurde er gefragt, wie das denn dann weitergehen würde, wenn die Packung leer ist. "Biste dann trocken?", fragte man ihn.
Oscar schüttelte den Kopf und lachte. "Nein."
Nachfrage: "Na was machste denn, wenn du nachts pieschern musst?"
Oscar: "Dann steh ich auf und kauf mir eine Windel. Im Windel-Laden".

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