Montag, 28. Dezember 2009

Hirte aus Berlin, Weihnachtsmann aus Westfalen.

Zunächst einmal halten wir erstaunt fest, dass Ellas viertes Weihnachtsfest nun bereits in der dritten Stadt stattfindet.

Nach dem Weihnachts-Anfänger von Gelsenkirchen und dem Weihnachts-Azubi von Hamburg konnte Ella nun als endgültiger Weihnachtsprofi von Berlin in Szene treten.
Was Weihnachten in Berlin heißt, dass erfuhren wir alle beim Krippenspiel in Kreuzberg 61:
Irgendein verkleidetes Kind, das vermutlich irgendeinen Hirten spielen sollte, sprach laut in das Mikrophon: "Gott ist imma da. Er lässt disch nisch im Stisch."

Später bekam jedes Kind am Ausgang, der einem Nadelör glich, eine brennende Kerze in die Hand gedrückt, was Papa eine feuchte Stirn bereitete, da in eben jenem Eingangsbereich nun eine bunte Zahl von Kleinkindern stand, welche alle in etwa 1 Meter Höhe eine brennende Kerze hielten. Man hörte die Flammen nach den Schals und Mäntel der in unmittelbarer Nähe befindlichen Erwachsenen schnappen, doch Gott ließ uns nisch im Stisch, und so nahm alles ein gutes Ende.

Zuhause klopfte es dann. Bislang war der Weihnachtsmann ja dezent. Wir erinnern uns, dass in früheren Jahren bereits der Weihnachtsbaum ausreichte, um Ella einen gehörigen Schrecken zu verpassen, woraufhin sie schlimm weinen musste. Dieses Mal war der Herr dreister. Er klopfte an die Tür.

Ella, hoffend, dass es ein beladener Weihnachtsmann sein möge, schnellte zur Tür, öffnete und sah, dass ihr Wunsch in Erfüllung ging. Dies war nicht gut.

Ella stürzte zurück, stolperte dabei über einen Stuhl und landete dennoch schnell und unter großem Lärm im Arm der Mutter. In der Tür stand ein ratloser Weihnachtsmann mit westfälischem Idiom.

Schnell beruhigte sich die Situation. Ella war schließlich sogar im Stande "Schneeflöckchen, Weißröckchen" zu singen und hörte sich an, was der Weihnachtsmann so alles über sie wusste.
Oscar übrigens verkraftete die Weihnachtsmann-Erscheinung wesentlich routinierter. Vermutlich wundert man sich in Oscars Alter ohnehin über gar nichts.

Der Weihnachtsmann lieferte tolle Geschenke ab und verschwand in der Nacht.
Später träumten wohl beide Kinder von der großen roten Gestalt, weshalb auch die elterlichen Augen am nächsten Morgen in festlichem Rot unterlaufen waren.
Ella war - dies ergab die mühsame Rekonstruktion der Nacht - um 23:00, um 1:00 und um 2:00 Uhr wach. Oscar hingegen um Mitternacht und um 4:00. Nur wirklich böse Menschen würden hier behaupten, die Kinder hätten sich vorher abgesprochen, wie sie die Eltern am effektivsten nerven können...

Am nächsten und am übernächsten Tag wurde wieder Weihnachten gefeiert. Ella und Oscar merkten schnell, dass der Weihnachtsmann ein unfassbarer Trottel ist, der echt viele Fehler gemacht hat.
So hat er sowohl in Lichtenrade als auch in Münster-City und dann auch noch in Münster-Wolbeck noch weitere Weihnachtsgeschenke abgegeben. Den Satz "Der Weihnachtsmann war hier und hat aus Versehen auch hier etwas für dich abgegeben" konnte Ella am Schluss jedenfalls schon mitsprechen.

Irgendwann war alles vorbei und die Familie fuhr mit dicken Bäuchen und vollen Koffern wieder nach Berlin.
Bewunderung schlug uns in der Bahn entgegen: Zwei Kinder, ausgebuchtes Großraumabteil, 500 Kilometer Strecke. Das ist schon eher was für erfahrene Eltern.
Oscar krauchte im Gang herum, Ella rannte ihm hinterher, versuchte, hochzuheben. Oscar weinte, Ella wollte dann malen. Oscar musste dann schnell wieder irgendetwas essen. Ella wollte trinken. Das ging aber nicht, weil Ella auf der Hinfahrt nach einem Liter Apfelsaft immerhin 6 Mal auf die Zugtoilette musste, die von Kilometer zu Kilometer unansehnlicher wurde.

Jedenfalls hatten wir eine eher wenig besinnliche Bahnfahrt zu bestreiten. Hinter uns entschied sich eine Dame für Oropax, vor uns lachten uns die Eltern zweier Kinder aus, die bereits in einem Alter waren, in welchem ein Videospiel die Animation während einer fünfstündigen Bahnfahrt übernahm und der liebe Italiener gegenüber konnte toll aus Papier Boote falten, was er dann auch zwischen Wolfsburg und Spandau für seinen begeisterten Fan Ella tat.

Wie gesagt: Das Fest der Liebe ist jetzt vorbei. Wir bereiten uns auf Silvester vor. Das erste Silvester in Berlin seit Jahren. Unsere Nachbarn fahren morgen weg, haben uns aber noch ein paar Hinweise gegeben, die man grob so zusammenfassen könnte: Ab morgen nicht mehr das Haus verlassen. In Kreuzberg wird scharf geschossen...

Ella und Oscar haben erstmal Stubenarrest. Bis zum nächsten Jahr.

Sonntag, 20. Dezember 2009

Weder Frakturen noch Lepra - wir sind soweit gesund

Während in diesen Tagen der Klimagipfel von Kopenhagen gescheitert ist und somit nicht verhindert werden soll, dass sich die Erde um weitere 2 Grad aufheizt, fror sich die dynamische Familie im kontinentalen Winter Berlins in Grund und Boden.
Zwei Grad Erwärmung hätten ohnehin nicht gereicht bei Temperaturen zwischen -15° und -10°.

Ella zumindest fror und hätte der Argumentation Tuvalus, so von wegen Erwärmung, glatt den Vogel gezeigt.
Ella nämlich befand sich am Ende der Großbeerenstraße, etwa 300 Meter von ihrer Wohnung entfernt, als sie bemerkte, dass sie kalte Hände hatte.
Ella jammerte. Papa nahm sie auf den Arm. "Du sollst rennen!", forderte Ella. Doch Papa, der auch aufgrund der Tatsache, keine Lasten von 15 kg rennend zu transportieren, damals nicht zur Bundeswehr ging, machte von seinem Veto-Recht Gebrauch.
200 Meter vor der Wohnung wurde aus dem Jammern ein echtes Weinen. Unterbrochen nur durch die Anklage "kaaaaaaaaaaalt".
100 Meter vor der Wohnung wurde aus dem Jammern ein Brüllen. Hier und da war der animalisch entstellte Ausruf "kaaaaaaaaaaaaaaaaaalt", verbunden mit einem schluchzenden Würgen noch auszumachen. Ella jedenfalls litt Höllenqualen und wir wollen dies auch nicht weiter ins Lächerliche ziehen, denn es war tatsächlich furchtbar kalt und Ellas Handschuhe eventuell tatsächlich etwas dünn.

Zuvor jedenfalls war das winterliche Berlin noch wunderbar. Ella und Papa verließen entgegen der Warnungen der Mutter die Wohnung und wollten mal gucken, ob man auf dem Blechdeckel einer Kiste, in der sich seit Jahren diverse Kabel befinden, den Kreuzberg runterrodeln kann.

Man kann. Ella wurde auf den Blechdeckel platziert, gen Hang ausgerichtet und liebevoll angestupst.
Das Kind sauste nicht direkt ins Tal, aber mit einem bisschen väterlichem Nachdruck wurde dann doch noch ein ansprechendes Tempo erreicht. Trotz Kälte sah man Ella sogar lachen.
Eine Frau hatte dann Mitleid mit unserem Arme-Leute-Schlitten.

Sie reichte Ella ein rotes Ding, auf das sie sich setzte und dann schon deutlich schneller insTal sauste.
Auffällig war, dass es Ella erst im letzten Durchgang gelungen ist, mit niemanden anderen auf der gut besuchten Piste zu kollidieren. Nach diesem letzten Durchgang erhob sich Ella und stand regungslos neben ihrem Leih-Pseudoschlitten. Papa stürmte herbei.
"Ella". Keine Reaktion.
"War das gut?" - nichts.
"Wollen wir nach Hause gehen" - hier bewegte sich die für endgültig erstarrt gehaltene Person und nickte.
Dann also ging es nach Hause und dann wurde ob der Kälte erst gejammert, dann geweint und schließlich gebrüllt.
Auf der Treppe kamen Mama und Oscar schon entgegen. Sie rechneten mit dem Schlimmsten: Frakturen, Gehirnerschütterungen, Platzwunden - was halt so passieren kann beim Rodeln.
Ellas Kälteproblem wurde zwar ernstgenommen, konnte aber mit einem warmen Kakao schnell gelöst werden.

Zu Oscar Folgendes:
Das eine Foto des heutigen Beitrages lässt die Vermutung zu, dass Oscar Lepra hat. Dem ist nicht so. Oscar speist lediglich sehr gerne und liebt es scheinbar, die Nahrung im gesamten Gesichtsbereich punktuell zu verteilen.
Überhaupt scheint er dazu zu neigen, angenehme Dinge mit dem kompletten Körper erfahren zu wollen. So stürzt er sich beispielsweise kopfüber in die von Ella ausgebreiteten Puzzleteile und juchzt dabei wie Onkel Dagobert beim Bad im Geldspeicher.
Oscar ist ein Genussmensch.

Ein bisschen doof finden seine Eltern allerdings, dass Oscar unfassbar wenig Schlaf braucht.
Die letzten Abende sah Oscar es jedenfalls als Selbstverständlichkeit an, am Abend bis 21.00 oder 21.30 wachzubleiben. Natürlich im Fernsehzimmer - so viel Spaß muss sein.
Heute dann wurde Oscar, etwa zwei Jahre früher als bei Ella, der Mittagsschlaf gestrichen.

Und siehe: Um 19:30 schlief der kleine Mensch.
Silvester darf er mittags noch mal schlafen. Danach nur noch im hohen Greisenalter.


Montag, 14. Dezember 2009

Wie Oscar die bedenkliche demographische Entwicklung stoppte

Es ist Montagabend und die Kindsmutter befindet sich einen gekonnten Steinwurf von hier in der Kneipe. Sie sitzt dort mit Freunden und hält sich an einem Cocktail fest, woran der geneigte Leser feststellen kann, dass hier jemand einen großen Schritt zurück ins Leben gemacht hat.

Aus Oscars Sicht hört sich das alles ein wenig anders an: Oscar hat sich in der letzten Woche mehr oder weniger von der Muttermilch verabschiedet. Mama genießt diese zweite Entnabelung, für OScar dagegen ist es nur eine von so vielen Sorgen:

Oscar zahnt, Oscar findet Schlafen ganz furchtbar, Oscar wird ständig alleine in seinem Zimmer gelassen. Und nun ist auch noch die Brust weg.
Dass es für ihn nun heißt: "Ab in die Selbstständigkeit", hat er indes begriffen.

So kann Oscar seit heute an einer Hand laufen. So richtig entschlossen ist sein Gang sicherlich nicht. Es ist eher ein Taumeln, vergleichbar mit einer stark alkoholisierten Person. Und doch: Oscar arbeitet weiter daran, an seinem ersten Geburtstag seine ersten Schritchen zu tun, so wie es seine Angeber-Schwester tat.

Ella war am Wochenende wieder großes Kind. Wir waren zu Besuch bei Carla, die aus dem wenig ansehnlichen Magdeburg ins stolze Dresden zog.
Ella hat ja so Freunde, die sie sich aussuchen darf. Daneben gibt es aber Freunde, die sie mögen muss, weil die Eltern mit den Eltern dieser Kinder befreundet sind. Bei Carla ist das so, und da war es umso schöner zu sehen, wie sich am Dresdner Hauptbahnhof die beiden Ladies etwa eine halbe Minute lang musterten, sich dann an die Hand nahmen und durch den gesamten Bahnhof rannten.
Hier war schnell klar: Ella und Carla passen gut zusammen. Wenig wurde fortan gestritten. Mal war die eine doof, dann war die andere doof. Ella genoss jedenfalls das Großsein.

Zuvor hatte Papa Ella in die Wunderwelt der Keime eingeführt. Ella - das muss nicht näher ausgeführt werden - tritt manchmal sehr offensiv in Kontakt zu stark verkeimten Dingen. Papa erzählte Ella dann von den Keimen. Ella war interessiert, ein bisschen ängstlich und schockiert auch.
Sie hielt sich ihren gammeligen Waschlappen vors Gesicht und suchte die Keime.

"Nee Ellla, die sind echt zu klein." Ella zog den Lappen näher. Keime sprangen ihr ins Gesicht, so nah waren ihre zusammengek niffenen Augen dem Lappen.

Papa und Ella gingen dann mal ins Internet. Dort wurde Ella ein Mikroskop gezeigt - die Eingangstür ins Reich der Keime. Dann googlete Papa "Keime" und erhielt als ersten Treffer lustig aussehende Comic-Keime mit bösen Grinsemund.
Ella war begeistert: "Oh, das sind Keime!"

Papas Hygiene-Lehrstunde drohte zu scheitern. Ella war Milimeter davon entfernt, Keime ernsthaft toll zu finden. Papa klickte das pädagogisch fahrlässige Bild weg und fand schnell echte Keime - schleimige lila Minigurken prangten auf dem Bildschirm. Ella verstummte.

Seither hört man die Frage nach den Keimen sehr oft. "Sind da Keime?" - "Ja."
"Viele?"
"Geht."

"Und da?"
"Oh Gott!!! Da sind viele!!!"

So lernt Ella sehr viel über Hygiene. Wer dies übertrieben findet, der schweige und beiße in den Küchenschwamm oder lecke über die Tastatur.

Im Eurocity von Dresden nach Berlin übrigens griff OScar in die bedenkliche demographische Entwicklung Deutschlands ein:
Hinter ihm saß ein Paar um die dreißig. Oscar guckte durch den Sitz-Schlitz die beiden an und war dabei scheinbar recht niedlich.
Die beiden tuschelten. Dann flüsterte die Frau dem Mann etwas ins Ohr. Danach flüsterte er ihr etwas ins Ohr und im Anschluss fingen die beiden heftigst an zu schmusen.
Oscar - da waren sich seine Eltern sicher - brachte den latent schlummernden Kinderwunsch im Paar um die 30 zu einem lodernden Ausbruch. Noch in der gleichen Nacht wurde ein Erdenbürger gezeugt, wir sind uns dessen sicher.

Das letzte Foto des heutigen Eintrages ist ein Blick in die Zukunft. Wir gehen nämlich davon aus, dass an Oscars dritten Geburtstag dem Kleinen einige Blechtrommeln überreicht werden. Wetten?


Sonntag, 6. Dezember 2009

Chaos, Chaos, Chaos

Spricht man Oscars Namen immer und immer wieder hintereinander weg, sodass die Silben verschwimmen, dann hört man sich irgendwann nicht mehr "Oscar, Oscar, Oscar" sagen, sondern "Chaos, Chaos, Chaos".
Höchstens unbewusst hatten wir dies im Hinterkopf, als wir im Januar diesen Jahres dem kleinen Bündel, das sich da plötzlich im Altonaer Kreißsaal befand, einen Namen geben mussten.

Und doch: Es passt, denn Oscar sorgt derzeit mit erstaunlich wenig Aufwand für das maximale Chaos.
Dem Vorbild seiner Schwester folgend, die es irgendwann vor 2 Jahren schaffte, einen Taschenrechner mittels weniger Tastendrücke derart umzuprogrammieren, dass bis heute die Anzeige der Zahlen "irgendwie komisch" ist, nämlich mit allen denkbaren Kommastellen; diesem Vorbild also folgend, nahm sich Oscar die TV-Fernbedienung seiner Eltern und rammte sie sich in den Mund.

Oscars Speichel machte sich sofort an die Arbeit und programmierte fleißig die Tasten um.
Es würde den Rahmen dieses Eintrages sprengen, hier sämtliche Macken der Fernbedienung aufzulisten, die diese nach dem Wiedererblicken des Tageslichtes so präsentierte.
Exemplarisch sei gesagt, dass der Fernseher, will man die Lautstärke dimmen, die Menü-Funktion öffnet - einen hässlichen fetten blauen Kasten, der das halbe Bild vereinnahmt. Die Lautstärke bleibt davon völlig unbeeindruckt.
Interessanter Weise sind auch die Knöpfe am Fernseher selbst ihrer ursprünglichen Funktion beraubt.
Wie Oscar das genau gemacht hat, bleibt wohl ungeklärt. Er selbst schweigt und genießt.

Ellas größtes Erlebnis dieser Woche fand auf einem Weihnachtsmarkt in Marienfelde statt. Die Mischung aus Weihnachtsmarkt und Bauernhof klang von vornherein äußerst vielverspechend und erfüllte dann auch alle Erwartungen.

Ehe der Papa nämlich alle Gefahren und Unwägbarkeiten abschätzen konnte, wurde sein liebes Töchterchen auf ein Tier gehoben, das nur Zyniker "Pony" nennen können. Die Kleinfamilie vor der Pferdeschar jedenfalls einigte sich schnell auf das kleinste, wirklich kleine Pony, auf welchem Ella reiten sollte.
Papa scherzte noch, die Pferde-Dame solle doch einen Dackel organisieren, da sprach diese schon: "Die Kleeenen sind graaade alle untawegs. Ick hab noch den da!" und deutete auf ein Ungetüm, das alle anderen Pferde überragte.
Schnell befand sich Ella drauf und ritt im Kreis. Papa schritt neben Pferd und Kind, sprang - da er ja auch im Kreis lief - 5 mal über den selben Pferdeapfelhaufen und hielt sein Töchterchen fest.
Ella war begeistert und es sollte nicht wundern, wenn an diesem 5.Dezember 2009 die Initialzündung für die alters- und geschlechtstypische Pferde-Narretei getätigt wurde. Hoffen wir es nicht.

Von Oscar ist eine Sache nachzureichen: Seit letzter Woche bereits speist Oscar Leberwurst und hat damit eine Essensphase erreicht, die uns von Ella noch lebhaft im Gedächtnis ist. Bei Oscar sind diese Essensphasen allerdings wesentlich weniger beeindruckend, da er für gewöhnlich das Essen in den weit geöffneten Schlund führt und somit wesentlich größere Anteile des ihm zugedachten Essens tatsächlich isst, während Ella immer so rumgesaut hat. In unserer Erinnerung zumindest.
Und vorhin, da trafen sich Mama und Papa schon wieder unter Ellas Stuhl. Einer hob links die Wiener Wurst - Stückchen auf, der andere rechts. Nein. Ella ist kein Genießer. Oscar hingegen lässt Essen erst los, wenn es ihm praktisch schon in der Speiseröhre hängt...

Heute kam der Nikolaus. In Wahrheit waren es drei Nikoläuse, weil in Deutschland die Bevölkerungspyramide auf dem Kopf steht und es daher mehr Großeltern als Kinder gibt. Ella putzte gestern artig die Schuhe und stellte ihren Stiefel und Oscars Schuh vor die Tür.
Mama, die des Nachts Angst um das wertvolle Schuhwerk hatte und somit die gesamte Hausgemeinschaft pauschal des Schuhdiebstahls verdächtigte, stellte am nächsten Morgen mit Genugtuung fest, dass die Schuhe noch da waren und Ella wunderte sich über die Geschenke darin.
In Mamas und in Papas Schuh war dann auch noch was ganz Kleines. Ella schimpfte mit ihren Eltern: "Nur weil ihr nicht die Schuhe geputzt habt, hat euch der Nikolaus nur ganz wenig hinein getan!"

Sonntag, 29. November 2009

Roboter, frühere Generation

Eigentlich alles hatte diese Woche mit dem Beginn der Weihnachtszeit zu tun, sogar die Sache mit dem Friedhof.

Der Friedhof nämlich wird passiert, wenn man von der Kita aus zum Halleschen Tor laufen will, um dort einen leuchtenden Weihnachtsstern zu kaufen.

Um es vorweg zu nehmen: Der Stern wurde für satte 2 Euro erstanden und hängt nun am Kinderzimmerfenster um dort wacker auf die Großbeerenstraße zu leuchten.
Vorher jedoch ging es am Friedhof vorbei.

"Auweia, Tabu-Thema 'Tod'", dachten die Eltern gerade, als Ella auf den Gottesacker deutete und fragte "Was ist das?".
Mama begann nun eine sehr offene Erklärung dessen, was dort hinter der gruseligen Mauer so ist. Irgendwann war sie dann beim Thema "Grabstein" angelangt und sprach: "Auf dem Grabstein steht drauf, wer darunter liegt" - im Übrigen eine wirklich schöne, weil knackig-kurze Erklärung.
Wirklich entwaffnend war dann aber, was Ella darauf zu ergänzen wusste: "Ja. Ameisen und Spinnen zum Beispiel."

Schön. Das ist die Adventszeit. Der Totensonntag ist vorbei. Zeit, wieder locker zu werden und sich eine Welt auszumalen, in der auf Grabsteinen geschrieben steht "Hier buddeln Schnecken, Würmer, Spinnen und Ameisen in Frieden". Wie schön ist die Welt der Dreijährigen.

In dieser ersten Adventswoche schmückte die Frau des Hauses die Wohnung derart weihnachtlich, dass sogar auf unseren 130qm eine recht hohe Dichte an Weihnachts-Klimbim zu finden ist. Und natürlich wurde auch gebacken. Ella stach Plätzchen aus und bestäubte dabei etwa die Hälfte der eben genannten Wohnfläche mit Mehl.
Währenddessen stellte Papa den kleinen Oscar einfach mal vor den "Lauflern-Wagen".

Und siehe: Oscar lief wirklich los. Natürlich begleitet von einem lauten Hecheln, das immer von Begeisterung kündet. Mit diesem Lauflern-Wagen kann Oscar im Prinzip tatsächlich alleine laufen. Stürze sind nicht zu erwarten.
Doch einen Nachteil hat diese Art der Fortbewegung: Oscar kann leider nur geradeaus laufen. Wie am Lineal gezogen. Papa musste also immer relativ genau justieren und den Wagen dann so hinstellen, dass Oscar mit ihm an den nächst gelegenen Hindernissen vorbei kommt. Ein wenig erinnerte dieses Schauspiel an eine ganz frühe Roboter-Generation. "Ja. Sie können sich alleine fortbewegen", hieß es damals vermutlich stolz. "Aber immer nur nach vorne. Kommt da irgendwann mal eine Wand, so laufen sie unbeirrt davor."
Ebenso ergeht es unserem Oscar. Doch anders als doofe Roboter hechelt er dabei vor Extase. Bis es dann rummst und er fragend vor einem Schrank oder Stuhl steht.

Den krönenden Wochenabschluss bildete der advents-sonntägliche Ausflug auf einen der nettesten Weihnachtsmärkte der Stadt. Doch leider hatten unfassbar viele andere Menschen den gleichen Gedanken und so bewegte man sich Milimeter um Milimeter durch die Besinnlichkeit des Prenzlauer Bergs.
Kinderwagen verhakten sich ineinander, vor dem Kinderkarussel gab es tumultartige Szenen, als das Gefährt stoppte und etwa 50 Erwachsene mit jeweils gestresstem Kind auf dem Arm die Plattform stürmten um den Nachwuchs zu platzieren.

Ella schaffte es in diesem Gewusel immerhin dreimal unverletzt auf das Karussel, aber vor dem Zuckerwattestand mussten wir im Angesicht einer etwa 30 Meter langen Schlange kapitulieren.
Gerade war also alles ein bisschen doof auf dem Weihnachtsmarkt, da kam dann doch noch die Rettung.
Ella sah den Weihnachtsmann.

Der Weihnachtsmann hatte eine erstaunlich helle Stimme, doch konnte er sich einer beeindruckten Zuhörerschaft sicher sein. Er forderte einen Song. Und wer nicht mitsinge, so der Weihnachtsmann, für den gibt es nichts.
Ella verstand.

Das Volk stimmte "Schneeflöckchen, Weißröckchen" an und der Weihnachtsmann blickte sich um, ob alle mitsingen.
Ella beobachtete dies und als der kritische Blick in Richtung Ella ging, da hörte man sie ganz laut singen "...Weg ist so weit...". Für diese vier Worte gab es dann tatsächlich ein tolles Geschenk. Gummibärchen.

"Und Oscar?", fragt der wütende Mob.
Der schlief, verkörpert aber den Abschluss des heutigen Eintrages. Oscar liebt das Essen. Während Ellas Verhältnis zum Essen geprägt von den beiden Omas und auch der Tante und somit eher nüchterner Natur ist, rastet Oscar aus, wenn jemand etwas isst, das nicht für ihn, Oscar, gedacht ist. Futterneid und trotzdem gertenschlank. Wie macht dieser Mensch das nur?

Sonntag, 22. November 2009

Der auf "Knalltüte" hört

Da der November an sich nicht eben zu den beliebtesten Monaten der Bewohner auf der Nordhalbkugel zählt, werden stets Maßnahmen ergriffen, die den Monat quasi pimpen.
Eine solche Maßnahme sind die Laternenumzüge, die für jede Kita immer wieder ein echtes Highlight sind.

Ellas Kita erkor den vergangenen Donnerstag zum großen Laternentag und so latschten einige Kinder mit ihren Leuchtelementen durch den abends immer recht gruseligen Viktoriapark.

Ein weiterer Unterschied gesellt sich in diesem Zusammenhang in die Liste der Unterschiede zwischen Hamburg und Berlin. Ist der Laternenumzug in Altona voriges Jahr absolut "feuersicher" gewesen, da praktisch kein Kind eine offene Flamme in der Laterne hatte, sondern nur so Elektrodioden mit Wackelkontakt, liebt man in Berlin die Gefahr.
Teelichter ohne Wackelkontakt erleuchteten die hochgradig brennbaren Laternen. Wie durch ein Wunder gab es keine Unfälle.

Stop. Einen Unfall gab es doch, denn der zunächst äußerst erfolgreiche Laternenumzug wurde davon überschattet, dass Laternenkind Ella H. nach einer Wunderkerze griff. Diese brannte kurz zuvor nieder und konnte noch eine beachtliche Temperatur aufweisen, als die ahnungslose Kleinkindhand nach ihr griff.
Das Geschrei war groß und der Laternenumzug aus Ellas Sicht damit erstmal gelaufen. Sogar die Highlights im November sind furchtbar. Was für ein mieser Monat...

Schnell wurde die Marschroute für das drohende Silvesterfest abgesteckt: Wunderkerzen "ja". In Ellas Hand "nein". Sollen sich bitteschön andere verbrennen in ein paar Wochen...

Ella und Oscar wurden etwa von der Wochenmitte an bis zum Sonntag bombardiert mit Großelterntreffen. Oma Münster reiste an, erlebte Laternenumzüge und führte Ella ins "Sea-Life", wo Ella aufgeregt nach dem Nasenfisch suchte, diesen aber nicht fand und vor lauter Frust darüber kurze Zeit später behauptete, er wäre da gewesen (Der Nasenfisch ist der einzige Fisch aus Ellas "Tieren-Buch").
Und auch sämtliche Berliner Großeltern wurde besucht. Noch spät am Abend wurde mit Nichte und Neffe in Lichtenrade getobt, während die Erwachsenen feststellten, dass Oscar nicht nur auf seinen bürgerlichen Namen, sondern auch auf den Namen "Knalltüte" hört.
Immer wenn das Wort "Knalltüte" fällt, und es fällt in Oscars Gegenwart scheinbar häufig und regelmäßig, hob Oscar den Kopf und fühlte sich angesprochen.

Der kleine Fratz ist derzeit sehr damit beschäftigt, laufen zu lernen. Artikulationstechnisch tritt er dagegen seit Wochen auf der Stelle. Schwerpunkt der Entwicklung ist die Bewegung. So krabbelt er immer schneller, läuft an der Hand immer sicherer und ist auch schon ganz besonders gut im Verteilen von CDs und Blumenerde.
Außerdem möchte Oscar keine Babynahrung mehr essen, weshalb er immer häufiger mit "richtigem" Essen anzutreffen ist. Brötchen sind hoch im Kurs und werden nahezu komplett verschlungen. Auch Brokkoli kam heute sehr gut an. Hauptsache kein Gläschen. Hier will jemand keine kulinarische Sonderbehandlung.

Ebenso wie - eingangs erwähnt - der November gepimpt wurde, wurde auch Ellas Höhle unterm Hochbett deutlich aufgewertet, indem frühere Mama-Papa-Kissen dort hinein gelegt werden durften.
Ella besah das Ergebnis, war vom Ausmaß der Verbesserung restlos überrascht und befand sich fortan im "Höhlen-Aufwertungs-Rausch".

Sie konnte nicht mehr anders, als alle möglichen Dinge, die so halb gemütlich aussahen, in die Höhle zu transportieren.
Zum Schluss, als kaum noch Platz war, wurde auch noch Babyspielzeug hineingetragen und dann - als krönender Abschluss - das lebende Spielzeug: Oscar.

Oscar fand sich inmitten einer Höhle wieder, die aussah, wie das vollgestopfte Lager eines Ladens, der "Kissen, Decken und Spielzeug" heißen könnte. Oscar weinte bald.
Ella fand die Höhle super und legte sich am Abend unter Hinauswerfen besonders sperriger Spielsachen tatsächlich zum Schlafen hinein.

Irgendwann nachts weinte sie.
Das Gästezimmer, in das Papa und Ella immer umziehen, wenn Ella böse geträumt hat, war von Oma Münster belegt.
Was also tun?

Papa kriecht zu Ella in die Kuschelecke und pennt weiter.
Nächster Morgen. Ella wird wach. Geht zur Oma. "Guck mal, Oma. Papa liegt in der Höhle"

Sonntag, 15. November 2009

Im Stechschritt oder frustriert

Schlimm ist die Zeit für Babys, in der sie mit den Vorzügen des Laufens schon vertraut gemacht wurden, an Mamas oder Papas Hand also im Stechschritt durch die Wohnung marschieren, in der sie aber noch nicht eigenständig in der Lage sind, einen Fuß vor den anderen zu setzen ohne böse zu verunfallen.

Schlimm ist diese Zeit. Lebhaft erinnern wir uns an den Frühsommer 2007, welchen Ella frustriert schreiend auf dem Laminat verbrachte.
Nun ist es Oscar, der das Leben momentan in die beiden überschaubaren Kategorien "gut" und "böse" einteilt.
"Gut" ist, wenn Oscar an elterlichen Händen latschen darf. Wir nannten es eben bereits "Stechschritt" und möchten dies hier wiederholen, denn Oscar beugt das Bein nicht am Kniegelenk durch, sondern hält das Beim stocksteif wie ein Soldat bei der Parade.
Anders als die Soldaten aber hechelt Oscar dabei vor Glück. Seine Augen drohen aus der Höhle zu springen und sein Mund ist derart weit geöffnet, dass man um sämtliche Insekten dieser Wohnung Angst haben muss.

"Böse" ist alles andere. Alle Situationen, in den Oscar nicht laufen kann, sind zunächst einmal doof. Sicher: intensive Bespaßung wird mit glucksendem Lachen quittiert, aber sonst muss doll gejammert werden.
Nachts beispielsweise jammert sich Oscar derzeit wieder im Zweistundentakt an die Brust. Woher diese dann so häufig die ganze Milch herbekommen soll, das verschweigt uns das gierig saugende Kind.
Auch feste Nahrung betritt ein Fass ohne Boden, wenn Oscar sie sich in dem Mund steckt.

Nach einer Portion Brei und einer ganzen Banane überrascht Oscar derzeit seine Umgebung mit Hungergeschrei. Babykeks, trockene Brötchen und Reiswaffeln werden dem schreienden Kinde gereicht. Dann ist kurz Ruhe. Dann folgt meistens ein minutenlanger Kampf gegen das Verschlucken. Papa klopft auf seinen Rücken, Mama holt die Brocken aus dem Mund.
Es ist kein Wunder, dass auch Ella schon davon erzählt. "Nicht so viel, Oscar. Sonst musst du dich übergehen. Und wir dürfen dann wieder alles aus deinem Mund holen", doziert die Dreijährige da. Oscar guckt sie kauend und hustend an.

Am Wochenende kam Besuch aus Hamburg. Jette Düspohl, geboren kurz nachdem Ella und Oscar Hamburg verließen, übernachtete mit ihren Eltern hier.
Oscar gefiel sich in der ungewohnten Rolle des mittleren Kindes. Schön war das ruhige Wochenende, das eigentlich nur kurz etwas hektisch wurde. Als nämlich Jette und Oscar in eine Art Wechelgesang fielen.
Schlief ein Kind am Abend endlich ein, fing das andere an zu weinen, worauf das eben noch schlafende Kind weinend erwachte.

Jettes Eltern werden eine nachdenkliche Rückfahrt gehabt haben. Geschlaucht von ihrem drei Monate altem Baby mussten sie jeder für sich Bitteres erfahren.
"Das zweite Lebensjahr ist das anstrengendste", sprach der Papa von Ella und Oscar zum Papa von Jette.
"Das dritte Lebensjahr ist das anstrengendste", sprach im Nachbarzimmer die Mama von Ella und Oscar zur Mama von Jette. Beide Informationen zusammengefügt ergab sich für unsere Gäste eine düstere Prognose. "Genießt dieses wunderbar erholsame erste Jahr", so mochte das in den übernächtigten Ohren unserer Gäste geklungen haben, "bevor die Sache richtig kompliziert wird"

Ella übt unterdessen fleißig schreiben. Neben dem E, dem L, dem A und dem O hat sie in diesen Tagen das für das Wort "Papa" unabdingbare "P" gelernt. Ein P, so merkt sich Ella das, ist ein Strich mit einem kleinen O.

Montag, 9. November 2009

Wut ist beige.

Etwa um 3:00 nachts grabbelte Oscar am Wochenende orientierungslos mit beiden Händen an Papas Oberkörper.
Oscar tappte sprichwörtlich im Dunkeln bei seiner Suche nach Muttermilch, denn Mama und Papa lagen falsch. Mama liegt mitsamt den lecker Milchdrüsen doch immer links von Oscar. Plötzlich lag sie rechts.

Irgendwann hatte jemand mit dem suchenden Baby Erbarmen. Man zeigte ihm den Weg. Oscar war übers Wochenende mit der Familie in Weimar. Und dort lagen alle falsch.

In Weimar wurde die Kleinfamilie Manja, Christian, Maria besucht, und wenn Oscar weiter so verfährt, sich insbesondere von anderen Babys alle möglichen Dinge abzugucken, so müsste Oscar demnächst wild fiebern.

Als Papa nämlich am Frühstückstisch versuchte, mittels ein zwei Späßchen die kleine Maria zu bezirzen, da lachte diese erst kurz, woraufhin Papa weiter Späßchen machte. Plötzlich aber begann Maria ganz furchtbar krank zu werden. Papa hatte es eindeutig übertrieben. Die Späße gingen zu weit. Maria hatte 40 Fieber.
Während das Weimarer Baby daher umsorgt wurde und in zwei verschiedene Öffnungen fiebersenkende Mittelchen verabreicht bekam, schnappte sich Oscar das vom kranken Baby im Stich gelassene Spielzeug und rammte sich jedes einzelne Teil in den Mund. Es schien, als sei er gezielt auf der Suche nach Marias Virus, der ihr immerhin solche angenehme Dinge bescherte, wie rund um die Uhr getragen zu werden.

Die nächsten Tage werden Antwort bringen, ob Oscar nun am Virus vorbeigelutscht hat oder ob er ihn ordnungsgemäß aufnahm und dann krank wird. Wir sind gespannt.

In jedem Fall ist Oscar kein Seehund mehr, sondern nur noch ein Hund. Vorbei die Zeit, da er auf dem Boden sitzend mit beiden Armen an den Körper schlug, wie man es von Seehunden kennt.
Derzeit nämlich ist Oscar viel unterwegs. Entweder laufend, man möchte sagen "schreitend" an erwachsenen Händen oder krabbelnd. In beiden Fällen jedoch wild hechelnd, was man einerseits vom Sesamstraßen-Monster Grobi kennt, aber eben auch von Hunden.

Von Ella ist ebenfalls Hochinteressantes zu berichten. Ella probierte sich in dieser Woche in verschiedenen Bereichen des Brechens aus.
Eingerahmt war die Woche von den beiden Wut-Brüchen am Montag und Sonntag.
Montag musste sich Ella übergeben, nachdem sie sich beim Zubettgehen fürchterlich (und vermutlich vollkommen zurecht) über den Faltenwurf ihrer Bettdecke ärgern musste.
"Nein. Nicht so!", schrie Ella den zunehmend ratlos werdenden Vater an, als dieser seine Tochter zudecken wollte.
Er änderte die Anordnung der Bettdecke. Ella raste vor Wut, denn nun war alles noch schlimmer. "Nicht so!", schrie sie bereits würgend.
Das Fass zum Überlaufen brachte dann folgendes: Papa nahm die Bttdecke weg, sprach: "Pass auf, wir machen das noch mal neu, und dann zeigst du mir, wie..." - Ella barst vor Wut.
Sie schrie und brach ins Bett. So so. So sieht Wut also aus. Und so riecht Wut also.

Als Mama und Papa die Wut weggeputzt hatten, schlich sich ein Magen-Darm-Virus in unser Töchterlein, welcher am Donnerstag und Freitag zu viralen Brüchen (unter anderem in der Kita-Turnhalle) führte.
Ella tat allen sehr leid und erhielt ein Spezial-Pflege-Programm, bestehend aus "Mondbär" und "Lauras Stern" im Fernseher.

Weniger leid tat sie uns dann am Sonntag in Weimar.
Ella hatte ein Problem mit dem Klopapier. Sie wollte sich etwas abreißen, doch das verwunschene Papier riss nicht amn der Sollbruchstelle. Ella war entsetzt. Man eilte zu Hilfe. Doch nichts war zu machen, denn ein neues Klopapier wollte Ella nicht und das alte war ja nun leicht eingerissen. Ella tobte. Christan gin hin und sprach siegessicher "Ich mach das schon", kam aber wenige Sekunden später völlig fertig zurück. Er nahm sein liebes Töchterchen Maria in den Arm und herzte es.

Ella tobte weiterhin, und irgendwann, da lag die Wut dann wieder neben ihr. Wut ist übrigens beige.

Sonntag, 1. November 2009

Krabbeln ja, Schlafen nein.

Es will der früher als dynamisch bezeichneten Familie dieses Jahr einfach nicht gelingen in die Winterzeit zu switchen. Haben wir am letzten Sonntag noch ordnungsgemäß alle Uhren eine Stunde zurück gestellt, so bleiben doch die vier inneren Uhren dieser Familie stur auf Sommerzeit.
Trauriges ist demnach vom Wochenende zu berichten. Man lag um 20 Uhr im Bett. Am Freitagabend schlief man dann gegen 21 Uhr ein, am Samstagabend eine Dreiviertelstunde später, und die Rede ist hier ausnahmsweise mal nicht von Ella und Oscar, sondern auch von deren Eltern.

Gut - die Tage beginnen entsprechend früh, nämlich deutlich vor 7 Uhr. Vielleicht liegt es auch nicht so sehr an der Sommerzeit, sondern am Griechenland-Urlaub, an dessen Ende ja auch eine Zeitverschiebung um eine Stunde nach hinten stand. Vielleicht stehen unsere Uhren also nicht auf "Sommer", sondern auf "griechisch". Kann sein.

Die Kinder haben sowieso Schlafstörungen. Ella ist gegen Mittag todmüde und prinzipiell bereit, die Nacht zu beginnen, während ihr Bruder auf Kriegsfuß mit dem Schlaf steht.
Oscars Mittagsschlaf ist daher seit geraumer Zeit im Prinzip ein einziger Mittagsschrei. Nur manchmal schließt sich an die tumultartigen und lautstarken Proteste des sich im Bett befindlichen Sohnes tatsächlich ein Schläfchen an. Manchmal erklären wir nach einer Stunde Gebrüll den Mittagsschlaf einfach für beendet. Wenn Oscar sich dann später am Tage in Mamas Trage befindet und in dieser Haltung durch Kreuzberg getragen wird, schläft er innerhalb von etwa 2 oder 3 Sekunden ein. Man holt sich den Schlaf, aber bitteschön nicht so profan im Bett...

Problematisch ist das alles, wenn beide Kinder am Abend ins Bett gebracht werden.
Großes Lob an dieser Stelle an Ella: Diese lässt sich eine Geschichte vorlesen, klappt dann die Augen zu und pennt. Klar, sie ist ja auch jeden Tag ab 12 Uhr müde.

Oscar dagegen brüllt, was man Ella natürlich nicht zumuten kann. So gelang es Oscar in den letzten Wochen allabendlich, praktisch mit dem ersten Schrei aus dem Bett gehoben und zur Mama aufs Sofa gelegt zu werden. Dort schlief er dann ein.
Mama und Papa entschieden heute allerdings: "Oscars Gebrüll darf nicht belohnt werden", zauberten ein Reisebett herbei und bauten dieses im Eltern-Schlafzimmer auf. Vor 30 Minuten wurde in dieses Bett ein brüllender Mensch gelegt. Er wurde noch dreimal besucht und über die brüllende Wange gestreichelt. Seit einer Minute ist das Brüllen verstummt. Oscar schläft.

Am letzten Wochenende besuchten Ella und Oscar die beiden ähnlich alten Flora und Linus. Während sich Ella und Flora über die neuesten Albernheiten austauschten und den ganzen Nachmittag "Freibad. Wir gehen ins Freibad!" riefen, beobachtete Oscar ganz genau, was Linus schon kann. Krabbeln nämlich in Perfektion.
Oscar sah nachdenklich aus auf dem Heimweg.
Am nächsten Tag war er mobil.

Oscar kann nun unfassbar gut krabbeln. Kein Quadratmeter dieser Wohnung, den Oscar nicht erreicht. Am schnellsten ist er, wenn Mama die Tür zur Vorratskammer aufmacht. Da huscht er hinein, wie die Motten zum Licht.
Ansonsten liebt Oscar auch das Laufenlernen an elterlicher Hand und das sorgfältige Ausräumen des CD-Regals. Spezialität: CDs mit dem Buchstaben E, denn die liegen in Oscars Höhe.

Wie weitere Fotos beweisen: Ella hat mit Christiane einen Kürbis geschnitzt, der pünktlich zu Halloween beginnt, an Spannkraft zu verlieren. Macht aber auch nichts, denn am Halloween-Wochenende gastierte die Familie bei der Oma in Münster. Und überhaupt finden wir Halloween alle dumm (Eltern) oder zu gruselig (Ella).

Man besuchte in Münster die alte Oma und spielte bei der jüngeren Omma mit der tollen Duplo-Bahn. Ella baute komplizierte Strecken mit Brücken und Weichen und Oscar rammte sich Duplo-Figuren in den Mund und ließ sie dort so genüsslich drin stecken, dass Mama und Papa fest davon ausgehen müssen, dass ihr Sohn später mal Zigarre rauchen wird.

"Mama und Papa machen alles, was ich sage", erläuterte Ella in Münster dann am Frühstückstisch. Ein Satz von zugleich großer Altklugheit und Richtigkeit.