Sonntag, 26. Mai 2013

Kinderraubende Zahnfee?

Kurz sei an den vergangenen Blog-Eintrag angeknüpft, in dem es darum ging, dass Oscars Gast Y. eigentlich bei uns nächtigen wollte/sollte, dieses Vorhaben aber aufgrund eines spontanen Stimmungswandels zu später Stunde abgebrochen werden musste.
Ein bisschen deprimiert müssen wir nun folgendes konstatieren: Am Mittwoch sollte Ellas Freund R. hier übernachten - alles lief prima, Ella verlor vor lauter Aufregung sogar einen Zahn.

Später lagen sie dann im Bett: Ella, Freundin R. und der Zahn unterm Kopfkissen. Diesen sollte sich die Zahnfee des Nachts schnappen und gegen eine Überraschung eintauschen.
Die Zahnfee guckte hin und wieder ins Zimmer der Mädels. Ella schlief, aber R. war wach und guckte der Zahnfee mitten ins Gesicht. So konnte die Zahnfee nicht arbeiten und verschwand zunächst wieder.

Später verkündete R., dass das alles nicht so gut sei hier. Man sei ja umgezogen und wohne nun viel weiter von R.s Wohnung weg als noch im vorigen Jahr. Die Argumentation hatte Hand und Fuß und Tränen. R. wurde abgeholt. Für die Zahnfee war nun die Bahn frei.

Am nächsten Morgen war Ella irritiert. Die Zahnfee nahm nicht nur den Zahn, sondern allem Anschein nach auch R. mit in ihr sagenumwobenes Reich. "Wo ist R.?" stotterte Ella. Wir erklärten.
Keine drei Tage später verlor Ella einen weiteren Zahn.

Der Zahnfee gingen mittlerweile die Geschenke aus, zudem war Sonntag. Und so latschte die Zahnfee zur Tanke und kaufte dort ein kleines Hello-Kitty-Etui. Den Tankstellen dürfte wohl kaum bewusst sein, dass ein kleiner Teil ihres Umsatzes nach Ladenschluss sicherlich auf ehemalige Wackelzähne unter Kopfkissen zurückzuführen ist.
Es ist darüberhinaus fast überflüssig zu erwähnen, dass in Ellas Mund derzeit einige Lücken klaffen. Wie zufällig sind ein paar Zähne in ihrem Mund verteilt. Demnächst wird es hier hin und wieder Suppe geben müssen, damit Ella nicht am Ende noch verhungert.

Werfen wir nun einen genaueren Blick auf dieses seltsame Foto, auf welchem grün gekleidete Kinder durch den Park rennen. Man sieht es an der gesamten Atmosphäre: Das hier ist kein Spaß - das ist der Bambini-Lauf. Und wer ist da in seiner Altersklasse ganz vorne? Richtig, Lausebengel Oscar, sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Kollegin H. liefernd.

Zoomt man ein bisschen näher heran, wird man vor allem an Oscars Armhaltung und der Beinstellung H.s erkennen, dass Oscar sich hier auch mit einem gezielten Griff zur Seite die Sicherheit verschafft, nicht überholt zu werden. H. hielt sich dran. Mit einer Rotznasenlänge Vorsprung sicherte sich Oscar den Sieg. Für Oscar, dem Wettbewerbe und im Speziellen das Gewinnen dieser Wettbewerbe sehr wichtig sind, eine sehr zufriedenstellende Tatsache.





Dienstag, 21. Mai 2013

Besuch von Y

Die letzte Woche begann so:
Die Mutter ging abends nett zu Freunden. Zuvor organisierte sie dem Vater ein drittes Kind. Dieses Kind, nennen wir es Y., ist Oscars Kita-Freundin. Ys Eltern wollten an jenem Abend mal weggehen und da war es für Ellas und Oscars Mutter natürlich eine Herzensangelegenheit, dass wir hier Y. beaufsichtigen - nur leider war sie selber ja nicht da.
Blieben als Babysitter (Y. hatte noch nie bei Freunden geschlafen) ja noch Papa, Ella und Oscar. Papa hatte Angst. "Ella, du musst nachher ganz viel helfen. Du bist heute Abend hier die Zweitgrößte." Ella schwoll an, als sie dies hörte.

Am Abend kam schließlich Y. Dann gingen ihre Eltern, dann ging Mama. Papa hatte alles im Griff.Er ließ die Kinder ein bisserl Kika gucken, danach schnappte er sich ein Buch und las drei Kindern daraus vor - Ella schmollte jedoch zunächst. Ihre Rolle als Zweitgrößte für kurze Momente vergessend beziehungsweise über Bord werfend, jammerte sie, dass das Buch nicht recht sei - ein anderes wäre schöner. Papa zischte.

Nach dem Lesen - immer noch alles im Lot - ließ Papa nacheinander drei Kinder auf ihm reiten. Alle Mann in Oscars Zimmer. Oscar ins Bett, Y. ins Bett, Ella auf eine Matratze daneben. Papa holte schnell noch etwa, Y. weinte.
Warum weint Y.? Das war die große Frage. Hatte sie sich gestoßen? Hatte Oscar ihr eine geklebt? Nein. Y. wollte jetzt zu ihrer Mama.

Das war der Moment, wo alles kippte.
Papa versuchte, Y. noch einmal ins Bett zu bringen, versprach ihr danach - als Ella und Oscar nicht zuhörten -, dass sie heute gar nicht mehr schlafen müsse. Vielmehr würde Papa irgendwann spätabends Ys Eltern anrufen und sie bitten sie abzuholen. Vor zehn Uhr ging das aber nicht. Y war zufrieden und fest entschlossen, in dieser furchtbaren Wohnung definitiv niemals, auf gar keinen Fall, einzuschlafen.

Hinter Ellas und Oscars Rücken las Papa Y nun wieder ein bisschen was vor. Er griff nach einem herumliegenden Buch. Dort ging es um eine Birne und einen stellvertretenden Bürgermeister. Das Buch war sehr sehr dick. Und es war eigentlich auch schon recht spät, aber Y war sehr sehr wach. Also. Papa las das Buch - es dauerte rund 60 Minuten und wurde zunehmend absurder. Y war begeistert, obwohl sie das Buch sogar schon kannte.

Ella schlich auf Toilette, stoppte, guckte ins Wohnzimmer, und stürmte auf Papa und Y zu. Ein Kapitel (Kapitel 5) durfte sie zuhören, dann wurde sie unter Protesten wieder weggejagt. Bei Kapitel 9 wurde Oscar bewusst, dass Y noch eine Lesung erhielt. Er schlich sich dazu, reagierte auf Papas Restriktionen ("Nur ein Kapitel, Oscar") geschickterweise überhaupt nicht, sondern blieb einfach liegen. Papa hatte sich den Abend durchaus anders vorgestellt. Irgendwann kamen Ys Eltern und holten das wache Kind ab. Papa glitt danach ins Bett. Dann kam Mama nach Hause.

Das Wochenende war durch zwei Dinge geprägt: Am Samstag war der Eurovision Song Contest, an welchem Mama und Papa immer ausfliegen. Oma Münster wurde daher eingeflogen und verbrachte mit den Kindern einen angenehmen Samstag.
Am Sonntag war hier der Karneval der Kulturen. Trommler, Drachen und Tänzer waberten durch Kreuzberg. Die Straßen säumten u.a. Ella und Oscar.
Auf dem Rückweg war alles doof. Die gesamte Familie war mit Fahrrädern unterwegs. Dummerweise waren die Straßen aber voll mit einer Million Menschen. Es gab wenig bis kein Durchkommen. Absurde Umwege wurden in Kauf genommen, schließlich kam man aber doch noch irgendwie nach Hause.

Dort dann ein großes Lob für die Kinder: "Ihr seid richtig toll gefahren." Oscar antwortete nüchtern: "Wir haben nur einen einzigen Menschen umgefahren." - Ja? Das haben die Eltern gar nicht gemerkt. Wird schon stimmen...







Dienstag, 14. Mai 2013

Muttertagsgeschenke aus Filz und Wasser

Nachdem nun Ella zunächst auf Klassenreise und dann ja noch für zwei Tage im Krankenhaus war, durfte Oscar auch mal verreisen. Und am Mittwoch dieser Woche erhielten wir ihn zurück.

Ein Taxi und ein Kleinbus fuhren majestätisch vor den Kinderladen. Aufgeregte Eltern umringten die Fahrzeuge, als vermuteten Sie furchtbar angesagte Popstars.
Die Tür des Taxis ging auf. Drinnen saßen Kinder und starrten apathisch in die feiernde Elternschar. Ein Kind kotzte spontan einen lieben Abschiedsgruß ins Auto. Oscar jedoch war nicht zugegen.

Dann öffnete sich die Tür des Kleinbusses. Ein müder Oscar guckte raus. "Hallo Oscar!!!" Schön, dass du da bist." Oscar lächelte müde und mild. Er war zerkratzt. Eine tiefe Furche zog sich vom Kinn hoch bis zum Auge - ganz fürchterlich muss er sich wehgetan haben auf seiner Kinderladenreise nach Ollendorf. Fragt man ihn aber, was ihm denn da so Schlimmes widerfahren sei, so schweigt der Herr auf verdächtige Art. Heute war es ihm zu blöd. Er erzählte uns einfach, dass er ganz banal hingefallen sei. Nach einem drei Tage anhaltenden Mysterium um seine Narbe glauben wir ihm natürlich kein Wort. Wesentlich Unglaublicheres  muss vorgefallen sein.
Schön aber, dass wir ihn wiederhaben, dass wir jetzt wieder zu viert sind und bis zu Papas Klassenreise auch bleiben.

Das lange Wochenende, das sowohl Mutter- als auch Vatertag beinhaltete, wurde zum Großteil natürlich wieder im Garten verbracht. Hier sieht es für den Rasen in diesem Jahr ganz finster aus, denn Oscar spielt pausenlos Fußball auf den zarten Halmen. Oscars Fußballfeld sieht jetzt schon aus, als sei später September, was aber auch absolut kein Wunder ist, da Oscar sich in die Bälle mittlerweile regelrecht hineinwirft. Ein Elfmeterschießen gegen seinen Vater verlor Oscar nur denkbar knapp.

Dass der Vater überhaupt gewann, sollte ohnehin betont werden, denn vermutlich ist es das letzte Jahr, in welchem er seinem überaus talentierten Sohnemann noch irgendwie Contra geben kann. Im Bereich des Denksports ist der Vater ebenfalls gerade dabei den familieninternen Rang Zwei abzutreten.

Das schachähnliche Spiel Shogun wurde im Garten hervorgekramt, abgepustet und aufgebaut. Ella wurden die Spielregeln erkannt. Dann trotze sie ihrem Vater direkt ein Remis ab. Wir werden halt alle älter und in dem Tempo, in dem sich die Kinder der körperlichen Topverfassung nähern, entfernen sich die Eltern davon in Richtung Siechtum und Verwesung.

Am gestrigen Muttertag hatten die Kinder Geschenke im Gepäck: Ella reichte ihrer Mutter eine selbst gebastelte Kuschelmaus aus Filz und Oscar zeigte seine Mutterliebe, indem er in der Wanne sitzend das Badewasser per Müslischale in großen Schwallen nach draußen warf. Schlimmer sah es nie aus im Bad als gestern. Mutter schrubbte, wrang und schimpfte zugleich. Die Drohung, Oscar dürfe tatsächlich einmal ohne fernzusehen ins Bett gehen, wurde zur Überraschung aller tatsächlich wahrgemacht und eingehalten. Die Konsequenz gefiel uns allen mit Ausnahme von Oscar gut. Ella schaltete blitzschnell in den Modus "Liebes Kind" und deckte sogar den Abendbrottisch. Später hörte Papa ganz genau, wie Ella ihrem brüllenden Bruder ins Ohr flüsterte: "Schrei lauter!" - jaja, Ellas Methoden sind perfide.







Montag, 6. Mai 2013

Kunstrasen

Bis zum Samstagabend gegen 20:00 war es eine recht normale Woche. Scrollt man durch die Bilder des heutigen Eintrages, so findet man wenig Anlass, vor Aufregung vom Stuhl zu fallen, sieht man einmal davon ab, dass Oscar auf dem letzten Bild in einer silbernen Kapsel zu befinden scheint. Wohin wird ihn diese Kapsel wohl geschossen haben? Nun, da muss sich der Leser noch ein paar Absätze lang gedulden. Aber diese Absätze - soviel sei zart angedeutet - haben es heute in sich.

Zunächst aber noch der Blick auf die wenig erstaunlichen Fotos. Ja, es ist Gartensaison. Man isst Cornflakes mitten auf der schönen Wiese, man spielt Brettspiele ungeahnter Qualität, man spielt mit Autos im Pavillon, in welchem seit kurzen Kunstrasen liegt (man merke sich dies, denn wir werden auf jenen Kunstrasen noch in dramatisch zugespitzter Art zurückkommen) und dazwischen - dies wollen auch die Fotos nicht verschweigen - liegt man frisch gebadet und total fertig auch mal in Kreuzberg auf dem Sofa und guckt Kinderkanal. Wicky hat Abenteuer zu bestehen.

Nun aber nähern wir uns langsam dem unrühmlichen Ende der Gartenwochenend-Idylle. Wir spulen mal ein wenig zurück und lassen die Mutter in den Baumarkt fahren. Dort ersteht sie 16 m² Kunstrasen. Diese - wir spulen vor - werden am Samstagvormittag von ihr und ihrem Gatten semi-professionell im Pavillon verlegt. Intakter Kunstrasen ist nicht schöner, aber praktischer als morsche und kaputte Holzlatten. Und er ist noch so schön sauber, der Kunstrasen, der soeben frisch verlegt wurde.

Am Abend kommt Besuch. Man grillt gemeinsam. Der Besuch hat auch zwei Kinder dabei. Die Erwachsenen sitzen im Pavillon auf dem immer noch schön sauberen Kunstrasen, während sich Oscar, Ella und Gastkind Maria im Wettrennen messen. Von der Terrasse geht es bis zur Hecke und wieder zurück. Immer verliert Oscar. Und dann kommt die Sekunde, in der das idyllische Wochenende endet: Ella stolpert über die Terrassenstufe und taucht völlig losgelöst von jeder Bodenhaftung mit dem Kopf voran in die Holzbank hinein und schlägt kurz darauf mit dem eben schon arg gebeutelten Kopf auf den Holzlatten der Terrasse auf. Ella schreit.

Mama und Papa trösteten und umsorgten Ella routiniert, mussten aber schließlich feststellen, dass Ella sich nicht so recht wiederherstellen ließ. Wir ließen Ella entscheiden, ob Handlungsbedarf besteht. Das Spiel hieß: Wenn Ella bricht, geht's rubbeldiekatz ins Krankenhaus.

Ein paar Minuten später, und hier kommt der Kunstrasen ins Spiel, erbrach Ella eindrucksvoll auf den Kunstrasen. Fette Flatschen verkündeten: "Ab ins Krankenhaus" - Später sollte sich Ella an ihren Bruch gar nicht mehr erinnern.

Der Taxifahrer reichte eine Decke. Die könne vollgekotzt werden, sie sei sehr billig gewesen. Ella tat wie ihr befohlen. Papa zahlte dem wackeren Taxifahrer sensationelle 25% Trinkgeld.
Im Krankenhaus checkten Ella und Papa dann ein und buchten zwei Tage all-inclusive.

Nun lassen wir das detailverliebte Geschwafel und drücken aufs Tempo: Ella durchlebte die typischen Phasen des Krankenhausaufenthaltes vom ersten Weinen und "Ich will hier nicht bleiben"-Winseln über das Akzeptieren bis hin zur bedingungslosen Liebe zu den Krankenschwestern. Besonders Schwester Maria hatte es schnell in Ellas Herz geschafft, fragte sie doch am Morgen, wie Ella denn zu frühstücken gedenke. Ella musste nur nicken oder den Kopf schütteln - am Schluss hatte sie ein fürstliches Frühstück mit Wiener Wurst, Ei, Obst und anderen Großartigkeiten auf dem Tisch.

Der Wendepunkt zum Guten war übrigens exakt die Sekunde, als Schwester Maria fragte, ob denn Leberwurst ein akzeptabler Belag wäre. Ellas Augen wurden groß. Sie staunte. Leberwurst? Der weltbeste Brotbelag hier im Krankenhaus?
Am Schluss wollte Ella nicht mehr nach Hause (-> Stockholm-Syndrom), musste aber, denn ihre Gehirnerschütterung war im Nachhinein betrachtet zum Gähnen unspektakulär, sodass wir uns für einen Absatz noch dem Bruder Oscar in seiner sonderbaren silbernen Kapsel widmen können.

Am heutigen Montag nämlich fuhr ein Kleinbus vor und lud einen Haufen Kita-Kinder ein. Ziel Ollendorf, der gute alte Bauernhof, den Ella früher immer besuchte. Nun ist Oscar dran. Koffer gepackt. Rein in den Bus. Erste Reihe, direkt neben den größten Knallköpfen der ganzen Gruppe. Gute Fahrt, Oscar.