Sonntag, 31. Oktober 2010

Üble Überraschungen

Der heutige Abschluss des Oktobers hatte üble Überraschungen im Gepäck: Da wäre die Zeitumstellung zu nennen, über die sich dieser Blog alle 6 Monate wieder beschwert. Hat man im Familienministerium überhaupt schon einmal über die Sommerzeit diskutiert oder tut man dies immer nur in weltfremden Ministerien?

Wirklich leiden tun nämlich die Familien. Hier werden im Oktober immer dieselben Fehler elterlicherseits begangen: "Oh, die Nacht dauert eine Stunde länger. Das ist super. Organisieren wir uns einen Babysitter und lassen es krachen.", denken sie und gehen in ihrer elterlichen Dummheit davon aus, dass die Kinder (vier und eineinhalb) statt bis 6:30 alter Zeit nun also bis 6:30 neuer Zeit schlafen würden, eine Stunde länger also.

Auf dem Wecker prangte am Sonntagmorgen dann die üble Zahlenfolge 05:00 (Sommerzeit!), als Mama von ihrem Sohn in gewohnt zärtlicher Manier ("rawäääääh") geweckt wurde.
Der Babysitter (Oma) schlief mit Ella im Gästezimmer, doch konnte die Familie das numerische Übergewicht der Erwachsenen gegenüber der Kinder nicht zu einer friedlichen Morgenstunde ausnutzen. Aus dem Gästezimmer hörte man gegen 6:00 Sommerzeit Ella und Oma schon eifrig palavern; währenddessen latschte Oscar (man kann es nicht anders sagen) quer durch das Bett seiner Eltern und stapfte dabei unbeeindruckt über die Gesichter seiner Erzeuger. Hätte man die Uhren gestern Abend schon umgestellt, man hätte auf dem Wecker Zahlen nie geahnter Tiefe entdeckt, als diese Nacht endete.

Eltern und Babysitter sind die Verlierer eines Wochenendes, an welchem alle anderen gewinnen. Und so war der Grunewald morgens um 9:30 Uhr bereits gut gefüllt mit Eltern, die mit ihren Augenringen und Kindern "dann mal einen Ausflug" machten.

Ella zeigte uns die Kiesgrube, in die sie jeden Donnerstag mit der Kita fährt. Es handelt sich um einen Ort, der derart außergewöhnlich ist, dass Papa es nicht glauben konnte, dass er in den zwölf Jahren, in welchen er in Westberlin eingemauert war, nicht ein einziges Mal dorthin geführt worden ist.

Staunend lief er auf die riesige Grube zu, stolperte über eine Wurzel und fiel fast kopfüber den Sandhügel hinunter. Die Kindsmutter und Ehefrau lachte nicht unerheblich darüber und verwies auf den Sohn, welcher sich nun ebenfalls der Grube näherte. "Oscar kann besser laufen als Du", feixte sie, als Oscar die Chance zum Slapstick gekommen sah: Er stolperte über dieselbe Wurzel wie sein Vater und rettete so dessen innerfamiliäres Ansehen.

Die zweite üble Überraschung des Tages war, dass in den USA Halloween war und sich der Verdacht zu bestätigen scheint, dass dieses Fest hierzulande immer mehr Kinder dahingehend beeinflusst, dass sie sich kostümieren und an Türen klingeln.

Wir saßen beim Abendbrot, als es zweimal klingelte. Beim ersten Mal forderten 6 türkische Jungs mit teils täuschend unecht aussehenden echten Zähnen "Süßes oder Saures", beim zweiten Mal standen etwa 10 namentliche bekannte Kinder aus der Nachbarschaft in der Tür und hatten dasselbe Anliegen.
Ella und Oscar staunten nicht schlecht über ihre Mutter, die den dreisten Kindern bereitwillig Süßigkeiten schenkte. Um die Verwunderung unserer Kinder zu vervollständigen, erhielten diese ebenfalls eine Kaubonbonstange und liefen irritiert daran kauend in die Küche zurück, wo das Abendbrot als solches keine Chance mehr hatte, aufgegessen zu werden.

In der Kita wurde das Halloween-Fest vorgezogen. Ella umriss den Plan, den sie gemeinsam mit Mama ausheckte, folgendermaßen: "Ich gehe im Kürbiskostüm und Oscar malen wir bunt an."

Oscar wurde mal wieder nicht gefragt. Das "Bunt Anmalen" war aber keineswegs flächendeckend gemeint, sondern bestand nur darin, dass sich seine Eltern darin übten, ihm gruselige Narben auf die Backen zu malen (Papa mit ungenügendem, Mama mit befriedigendem Erfolg). Oscar ließ es über sich ergehen, griff dann aber selber noch einmal zum Schminkstift und ging somit als das Kind mit roten Strichen im Gesicht in die Kita. Das Kürbiskostüm war allerdings der Bringer und wird dann am 31.10.2012 wohl von Oscar in die Kita getragen.

Sonntag, 24. Oktober 2010

Am Mittwoch

Da Oscar nun seit drei Wochen in der Kita ist und Mama deshalb seit einer Woche wieder ins Berufsleben hineinschnuppert und Papa morgen nach zwei Wochen Herbstferien wieder arbeiten gehen wird und da Ella ohnehin schon seit drei Jahren Kita-Kind ist, gibt es morgen eine Premiere: Erstmals gehen vier Familienmitglieder morgens aus dem Haus und ihrer geregelten "Arbeit" nach.

Schon in der vergangenen Woche musste sich die Familie auf "arbeitende Mutter" umstellen, was allerdings nur am Mittwoch spürbar war, weil Mama mittwochs jetzt immer spät arbeitet; also erst nach Hause kommt, wenn Oscar schon das Abendbrot im Mund hat, während Ella zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich nichts im Mund hat, da sie beim Essen viel lieber erzählt oder durch die Küche flitzt.

Am Mittwoch also musste Papa sich das Nachmittagsprogramm für die Kinder ganz alleine überlegen und so stellte er der Tochter und dem Sohn jeweils einen Tuschkasten vor die Nase, legte Zeitung auf den Tisch und Malblätter darüber und schloss die Augen um das nun vorprogrammierte Chaos zu verdrängen.

Ella und Oscar tuschten sich in Trance. Alle 10 Minuten hatte Papa die beiden Tuschwasserbecher zu wechseln und sonst einen wunderbaren Nachmittag. Hier und da musste er Ella beim Tuschen dreier Bundesliga-Wappen helfen und Oscar erläutern, dass es beim Tuschen nicht unbedingt nur darum geht, den Pinsel mit Farbe zu tränken um ihn dann wieder ins Wasser zu halten, welches sich - zugebener Weise - dann auf aufregende Art verfärbte, sondern dass es auch durchaus einen Versuch wert wäre, den Pinsel einmal über das Blatt gleiten zu lassen.
Am Schluss sahen Ella und Oscar aus wie zwei Teller bunte Knete und wurden deshalb ohne vorherige Anhörung in die Badewanne gesetzt.
Als Mama dann kam, war sie spürbar beeindruckt von den sauberen, nach Himbeer-Shampoo riechenden Kindern. Und dann war da auch noch der Bobtail in Oscar verschwunden.

Oscar teilte nämlich bis Mittwoch mit dem Bobtail die niedliche Eigenschaft, dass er durch einen Vorhang aus Haaren gucken muss. Diesen Vorhang schnitt Papa am Mittwoch dann einfach mal ab.
Dass dies gleichzeitig einen großen Triumph über die Mama darstellte, lässt sich erklären. Mama nämlich schnitt letztens beiden Kindern die Haare.
Ella ließ sich die Prozedur und die folgenden zwei Korrekturhaarschnitte gefallen, Oscar aber wütete. Mama versuchte den Kopf zu fixieren, doch nichts half. Und da sich Oscar den ersten Schnitt probeweise noch gefallen ließ und sich erst im Anschluss ungünstig verhielt, war Oscar leider nur linksseitig vom Bobtail-Pony befreit und lief einige Tage äußerst trendbewusst, nämlich mit einer asymmetrischen Frisur, durch Kreuzberg.

Papa hatte dann am Mittwoch, als er seinen nassen asymmetrischen Sohn so ansah, das große Bedürfnis, Oscars rechte Frisurenhälfte nun der linken anzupassen. Trend hin oder her. Der Junge soll sehen, wo er hinläuft. Auch rechts.

Papa griff entschlossen zur Schere und schnitt erfolgreich den rechten Pony ab. Des Rätsels Lösung ist banal.
Papa fixierte nicht Oscars Kopf, sondern Oscars Haare. Er schnitt also - Menschenrechtler mögen dies bitte überlesen - seelenruhig über den sich unter Schmerzen windenden Kopf des Sprosses die fest in der Faust geballten Haare ab und war mit dem Ergebnis zufrieden.
Der Kunde zahlte mit einem bösen Blick (das kann Oscar in letzter Zeit richtig gut) und zog von dannen.

Doch zurück zum Thema Bildende Kunst. Neben den wunderbaren Werken "Schalke", "Bochum" und "Leverkusen", die Ella am Mittwoch tuschte, fertigt sie nun auch immer besser werdende Filz- und Buntstift-Zeichnungen an. Schon letzte Woche berichteten wir von den bald schon stilprägenden Bauchnabel-Figuren, die Ella so gerne malt.

Nun wagt sie sich auch an die graphische Darstellung der Familienmitglieder ran. Mama und Papa sind deutlich zu erkennen. Papa hat einen adretten Kurzhaarschnitt, einen Bauchnabel, Kniescheiben und Ellenbogengelenke. Mama ist kleiner, hat lange Haare und sonst auch Nabel und Gelenke.
Doch noch etwas unterscheidet Mama von Papa - und da wurde die Künstlerin sympathisch selbstkritisch beim Betrachten ihres Werkes: "Guck mal, Mama wachsen die Arme aus den Beinen." Dass das nicht richtig sein kann, ist Ella bewusst. Sie ergänzte: "Eigentlich wachsen die Arme ja aus dem Bauch!" - bei Papa war das zeichnerisch schon besser gelöst. Vielleicht lag's am größeren Bauch.

Zu Besuch waren heute Flora und Linus aus dem Graefekiez. Papa wollte die beiden Mädels mit Bügelperlen ruhigstellen und ermöglichte so erst das wahre Bügelperlenchaos, das sich schließlich in unserer Wohnung epidemieartig ausbreitete. Die Mädels hatten ihren Spaß beim Verteilen der fiesen Perlen. Als Flora dann aber weg war, stürzte Beschäftigungs-Genie Ella in eine tiefe Krise: "Ich will spielen und niemand hilft mir dabei", jaulte sie.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Tief im Innern des Kita-Maskottchens rumort es

Seit zwei Wochen ist Oscar ja nun Kita-Kind. Als mit Abstand kleinstes Mitglied der Kinderschar spielt Oscar dort deutlich spürbar eine absolute Sonderrolle.

Alle Kinder kannten ihn ja ohnehin schon, weil er mit Mama immer Ella brachte oder abholte. Und deshalb haben sich alle dort gefreut, dass Oscar nun so richtig einer von ihnen ist.
Oscar ist dort gleichzeitig Publikumsliebling und Maskottchen.

Man muss sich das so vorstellen: Oscar betritt die Kita. Irgendein Kita-Kind kommt dann angestürmt, schreit "Oscar!" und schnappt sich den Kleinen und trägt ihn irgendwo hin. Der Weg ist das Ziel.

Tief im Innern des Kita-Maskottchens rumort es allerdings. Eine Wesensveränderung nie gekannten Ausmaßes diagnostizierten die Eltern mit geschultem Blick: Oscar haut Ella, wenn sie ihn ärgert. Manchmal führt er sogar regelrechte Angriffskriege gegen seine Schwester.
Monatelang hatte die ihn traktiert nach Belieben. Nun hat Oscar in der Kita gesehen, wie mit Unrecht umgegangen werden kann. Verdreschen heißt die Devise. Und wenn mal kein Grund vorliegt, dann erinnert er sich an früher erlittenes Unrecht und haut zu. Das ganze mit eisiger Miene übrigens.

Neben dem Hauen hat Oscar aber auch noch andere Dinge gelernt. Er kann nun "Ella" sagen und verformt beim Doppel-L auf sehr interessante Weise seine Zunge. Woher wir das wissen? Rissen wir dem Kind den Schlund auf, als es endlich zu reden begann?
Nein. Dass L in Ella spricht Oscar nicht im Mund, sondern außerhalb. "Eeeeeeeeee", beginnt das Spektakel, dann schießt die Zunger hervor und beginnt sich schraubenähnlich um sich selbst zu drehen, "llllllllllll" macht es dann, bevor Oscar zum großen Finale ansetzt "aaaaaaaa". Nicht selten dauert das Wort dann auch so zwei Sekunden, was bei vier Buchstaben nicht schlecht ist.

Außerdem kann er nun das Wort "Hallo". "Hallo Ella. Hallo Mama. Hallo Papa." Dies könnte er nun theoretisch jeden Morgen sagen. Er tut es aber nicht, er macht lieber das C.

Ja, Oscar kann den mittleren Buchstaben seines Vornamens schon pantomimisch darstellen. Dazu muss er allerdings rasend vor Wut sein, was in dieser Woche (-> Wesensveränderung) sehr häufig der Fall war.
Wenn Oscar so richtig sauer ist, so sauer, dass ein bloßer Schrei der Wut nicht im Ansatz gerecht werden würde, dann biegt er sich zu einem C. Er schiebt den Bauch dann so weit nach vorne, dass hinten ein beachtliches Hohlkreuz entsteht und man sich fasziniert fragt, wie ein Mensch so stehen kann, ohne entweder hinzufallen oder durchzubrechen.

Sehr treffend kann Ella die Gebärden ihres Bruders kommentieren. "Guck mal, Ella. Oscar macht schon wieder das C", mobben die Eltern. Ella betrachtet, wie Oscar nun doch auf die Knie sinkt, sich nach vorne streckt und ins Laminat schreit. "Nein. Jetzt macht er ein I", stellte Ella durchaus richtig fest.

Ach ja. Da Oscar ja nun alle Familienmitglieder benennen kann, wird er auch des Öfteren gefragt, wo denn Oscar sei. Die typische Frage zur Feststellung des Selbstbewusstseins von Kleinkindern.
Oscar überlegt dann immer ein wenig und zeigt dann dorthin, wo in seinen Augen Oscar ist - in seinen Mund nämlich. Oscar ist erstmal der Mund, alles drumherum nur unwichtiger Rahmen. Oscar definiert sich halt übers Essen. Nur nebenbei sei sein gestriges Abendbrot erwähnt: 3 Bananen, 2 Brötchen, 2 Schalen Joghurt. Ungelogen.

Ella definiert sich nicht über ihren Mund. Für Ella ist eine andere Stelle des Körpers von vergleichbar zentraler Bedeutung. Der Bauchnabel.
Schaut man sich an, was Ella so malt - und sie malt mittlerweile richtig gut, dann entdeckt man Menschen und Pferde mit Bauchnabeln.

Ellas Woche war im Übrigen deutlich besser als die Wut-Woche ihres Bruders. Ella bekam zweimal eine absolute Sonderbehandlung. Am Donnerstag übernachtete sie mit Papa im Gartenhäuschen und am Samstag ging sie mit Mama ins Kino. Das Sandmännchen rettete die Welt und ob Ella vor dem bösen Habumar nun nachhaltig Angst haben wird, steht noch nicht ganz fest.
In der ersten Nacht nach dem Film wurde um 2.00 panisch geschrieen, aber das ist eigentlich immer so.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Der Neinsager und das Einmaleins der 4

Für Oscar war die Woche weltbewegend. Seit Montag nämlich ist Oscar offizielles Kita-Kind, was für ihn zum Beispiel bedeutet, dass er an den Frühstückstisch der Kita gesetzt wird und mitessen darf, während er bislang immer zu seinem Entsetzen die Kita verlassen musste, bevor es dort mit Brot oder Müsli so richtig zur Sache ging.

Oscar also speist jetzt mit, weshalb die Kalkulation der Kita neu überdacht werden muss. Oscars Einstand waren drei beeindruckende Teller Reis mit irgendetwas anderem. Er ist schließlich nicht zum Spaß da - und bezahlt ist das Essen ja auch schon. Dass Mama nur zu Anfang noch bei ihm war und ihn dann jeden Tag etwas länger allein gelassen hat, das fand Oscar zwar nicht so toll, aber akzeptiert hat er es dann doch. Seine große Schwester war ja schließlich auch noch bei ihm. Für die nächste Woche ist geplant, dass Oscar dann endgültig von 9:00 bis 15:45 in der Kita ist. Hätte der Fratz nicht am Donnerstag fieberbedingt den ersten Fehltag seines Lebens gehabt, dann wären wir vielleicht schon diese Woche so weit gekommen.

Dass Ella in der Kita nun also die große Schwester ist, findet diese natürlich ganz angenehm. Und so gibt sie alles um vorbildhaft zu sein. Beispielsweise schafft es unsere lauffaule Tochter jetzt, mit der Grunewald-Gruppe mitzulaufen. 15 Minuten Fußweg von der Bushaltestelle bis zur vielen Menschen sehr bekannten "Kiesgrube" des Grunewalds und zurück schafft sie - meckernd und protestierend zwar, aber immerhin in einer Art und Weise, die den gesamten Tross nicht sonderlich aufhält.

Auch im sprachlichen Bereich geht es mal wieder voran: Oscar legt so langsam los. Er kann jetzt überdeutlich "Nein!" sagen und machte von diesem negativsten aller Begriffe auch ordentlich Gebrauch, weil vieles in dieser Woche für Oscar einfach irgendwann zu viel war und er nur noch laut "Nein" fluchen konnte und dabei wild den Kopf schüttelte. Ob er vorhin beim Frühstück tatsächlich "Aufmachen" sagte, als er die geschlossene Toastbrotpackung in der Hand hielt, ist dagegen nicht ganz sicher.
Ella dagegen verwendet mittlerweile Wörter, die sie eigentlich nicht von ihren Eltern haben kann, weil diese sie in den letzten viereinhalb Jahren nicht verwendet haben. Wir reden hier übrigens nicht über irgendwelche Flüche oder Fäkalwörter, sondern über das so wunderbare Adjektiv "unmerklich", das Ella gestern gebrauchte. Wer bitte sagt "unmerklich"? Woher hat Ella das?

Erstaunliches tat sich auch beim Frühstück am Freitag. Mama verkündete das Ereignis des Tages: Die Erzieherin Maria habe Geburtstag, süße 20 Jahre werde Maria alt.
Papa wollte Ella dann schonungslos die Grenzen aufzeigen und fragte: "Wie viel Jahre älter als Du ist Maria?"
Ella begann zu rechnen: "Vier und vier und vier und vier und vier...."

Gut - Mama und Papa drehten sich weg. Wer so anfängt, der rechnet nur großen Müll zusammen. Nach einer Minute und unzähligen Rechenoperationen, in denen immer nur die 4 vorkam, verkündete Ella "16", woraufhin Mama, Papa und Oscar jeweils das Frühstück aus der Hand fiel.

Den Wochenabschluss bildete Besuch aus Hamburg. Dominik, Ellas Kita-Liebe reiste nebst Brüderchen Lennart an. Lennart und Oscar teilen beide die Leidenschaft für Bälle, was für lautstarke Konflikte sorgte.
Auch zwischen Ella und Dominik war nicht immer eitel Sonnenschein, trotzdem flossen viele Tränen der Sehnsucht die Backen der Vierjährigen hinab, als Dominik gen Hamburg zurückfuhr.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Kleingärtner

Sehr häufig war an dieser Stelle von Einschlafproblemen und deren -lösungen die Rede. Wir wollen diese beliebte Serie nun um eine weitere Episode ergänzen:
Das Einschlafproblem: Oscar. Er schläft nur sehr zögerlich ein, wenn Mama ihn ins Bett bringt und wühlt zudem noch in Mamas Mund herum als sei er dort auf der Suche nach Gold.
Die Einschlaflösung: Papa. Papa nämlich ist als Ins-Bett-Bringer so dermaßen ungeeignet, eine solche Zumutung für Oscar, dass Oscar, liegt Papa neben ihm, nicht in dessen Mund herumwühlt, sondern schlicht und ergreifend schreit und weint und jammert.

Als Papa in der letzten Woche der einzige Erziehungsberechtigte zur Zubettgehzeit war, da gab es aber keine Alternative für das unglückliche Gespann. Papa wollte drohen und sagte dem schreienden Kind: "Okay Oscar, wenn du jetzt nicht aufhörst zu schreien, dann gehe ich." Oscar hörte sich dies kurz an und schrie dann weiter. Papa, seit er an einer Gesamtschule unterrichtet ein Meister der Konsequenz, tat wie angekündigt und ging. Oscar verstummte. Kurze Zeit später schlief er.

Als Papa das selbe Schauspiel am Folgetag gleich wieder gelang, da war klar: Oscar findet es doof, ins Bett gebracht zu werden. Noch doofer ist nur, von Papa ins Bett gebracht zu werden. Wenn Papa dann weg ist, ist für Oscar alles in Ordnung und er schläft.

In der Nacht zu Samstag, da lief es aber ein bisschen anders. Oscar wollte, als er alleine gelassen wurde, mehrfach türmen. Und so verließ Papa nur zum Schein den Raum. In wirklichkeit stand er hinter der einen Spalt breit geöffneten Kinderzimmertür und beobachtete das Kinderbett.
Alle drei bis vier Minuten streckte Oscar ein Beinchen aus dem Bett. Papa sagte streng: "Oscar!", woraufhin das Bein wieder verschwand.
Später sah Papa am oberen Bettrand erst eine linke Hand, zehn Sekunden später eine rechte Hand und schließlich dazwischen einen Kopf. Dieser guckte in Papas strenges Gesicht und tauchte wieder ab.
Ein paar Minuten ging das so, bis Oscar dann schlief. Ungefähr so verläuft es auch immer auf Klassenfahrt, wenn Papa gegen 23 Uhr auf dem Gang der Jugendherberge vor dem Zimmer der bösen Jungs steht und nur darauf wartet, dass sich die Tür öffnet, um den Flüchtling sogleich in die Schranken zu verweisen.

Neues aus Oscar Sprachzentrum: Oscar spricht nun ein paar Worte. Erst erschien Oscar mit einer Babypuppe in der Hand und sprach das für Jungs doch sehr uncoole Wort "Baby" und dann stand er wild fuchtelnd vor dem Ofen und schrie "Heiß Heiß Heiß". So hatte er es schon oft von Mama und Papa gehört. Er muss davon ausgehen, dass das Ding nicht "Ofen", sondern "Heiß Heiß Heiß" heißt und als Wort nur vollständig ist, wenn der Sprechende dazu wild mit der Hand wedelt.

Und dann ist wirklich Weltbewegendes passiert - zumindest, was unsere kleine Welt betrifft.
Familie Hoffmann erwarb einen Schrebergarten, woraufhin es drei Tage und drei Nächte zu regnen begann.
Als der Regen vorbei war, trauten wir uns hin. So langsam aber sicher haben Kinder und Eltern begriffen, dass das Ding uns gehört und so ganz nebenbei eine völlige Neustrukturierung unserer Wochenenden bedeutet.
Ella und Oscar sind ganz ausgezeichnete Kleingärtner. Oscar kann auf Himbeeren zeigen und diese dann vehement ablehnen, nachdem man sie gepflückt und ihm hingehalten hat. Dann zeigt der Kleingärtner auf einen anderen Mund, in welchen die Himbeere gelegt werden soll. Er ist da noch etwas misstrauisch. Außerdem kann er schon toll Kieselsteine in Gießkannen werfen und gelockerte Beete festtreten. Das tollste ist aber, dass er auf dem riesigen Rasen seine Schusstechnik mit dem Fußball laut lachend und grunzend verbessern kann.

Ella dagegen hilft schon richtig mit. Laub sammeln, kompostieren, Würmer finden und Teiche auspumpen standen auf dem Programm.
Besuch war auch gleich mal da. Die Hartmänner aus Dresden kamen vorbei. Die Papas besiegten nach 4 Stunden eine Eibe und die Kinder schliefen am Abend in Kreuzberg fast Arm in Arm ein.

Und wo sich die Dinge schon mal so gewaltig ändern, schicken wir Oscar morgen in die Kita. Keine falsche Bescheidenheit: Ein neuer Abschnitt in Oscars Leben beginnt. Und in dem seiner Eltern natürlich auch.