Samstag, 20. Juli 2013

Schluss!

Dass dieser Blog irgendwann einmal zu einem Ende finden muss, war eigentlich klar. Denn ein Vater, der das Leben seiner, sagen wir, 20jährigen Tochter und ihrem 18jährigen Bruder wöchentlich der Weltöffentlichkeit preisgibt und von dubiosen Liebeleien oder Trinkspielen seiner Kinder berichtet, wäre wohl ein Fall für den Richter und die Bild-Zeitung. Nur: Wann macht man Schluss?

Vielleicht wenn die Tochter 7 wird und demnächst ihr zweites Schuljahr antritt? Vielleicht ist das, was als Berichterstattung über Windeln, Stillen und Schnuller mal begann, spätestens dann nicht mehr angemessen.

Schluss muss gemacht werden. Dies wurde uns letztens wieder bewusst, als eine Freundin im Internet das Wort "Schnullerfee" googelte und bei der Bildersuche plötzlich ein Foto von Ella und Oscar fand. Das funktioniert leider auch bei anderen Suchbegriffen und so richtig toll finden wir das nicht.

Ella und Oscar werden nun entlassen in ihr undokumentiertes Leben.
Die Bilder des letzten Blogeintrages zeigen Ellas Geburtstag und den anschließenden Urlaub in Hamburg und an der Nordsee.
Großartig war es dort, aber die Details bleiben unser Familiengeheimnis.

"Dallas" und "Die Schwarzwaldklinik" hörten auch irgendwann einfach auf. Und sogar der "Zauberberg" hat eine letzte Seite. Dies hier ist unsere:











Montag, 1. Juli 2013

Klaus, das Gespenst

Es ist immer sehr erfrischend, wenn Oscar uns Einblick in seine Gehirnwindungen gewährt. Dort geht es manchmal nämlich recht lustig zu. "Ich kenne zwei Klaus'", sprach Oscar, während einer dieser Kläuse gerade in Ellas Zimmer handwerklichen Diensten nachging. Klaus sägte und bohrte und hörte demzufolge leider nicht, was Oscar über den anderen Klaus erzählte. 
Aus Gründen der Dramaturgie nehmen wir aber bereits jetzt vorweg: Der Klaus, der in Ellas Zimmer gerade bohrt und sägt ist vollkommen identisch mit dem anderen Klaus, von welchem Oscar nun Pizza mampfend erzählt:
"Der andere Klaus ist das Kita-Gespenst. Der ist zu den Kindern unserer Kita lieb und zu den Kindern der anderen Kitas böse. Aber wir können ihn nicht sehen." 
Ungefähr so sprach Oscar und es ist nicht ganz einfach zu recherchieren, was es exakt mit dem Kita-Gespenst Klaus auf sich hat, denn es handelt sich um eine insgesamt doch recht komplizierte Geschichte. Eine Erzieherin im Kinderladen erzählte wohl ins Blaue hinein vom Kita-Gespenst Klaus. Dummerweise wurde in engem zeitlichen Zusammenhang der reale Handwerker Klaus in der Kita für eine Reparaturarbeit bestellt. 
Die Kinder der Kita, so muss es gewesen sein, waren in voller Aufregung, als sie erfuhren, dass Klaus in der Kita war. Handwerker Klaus und Gespenst Klaus verschmolzen in den Köpfen der Kinder in diesen Momenten zu einem seltsamen Wesen.

Nun also war dieses metaphysische Hybrid-Wesen Klaus in unserer Wohnung und Oscar tat ganz ausdrücklich nicht das, was in der Kita Klausens Problem ist: Oscar trennte den Handwerker vom Gespenst. Es gibt, so Oscar, halt zwei Kläuse in seinem Leben. Eigentlich eine gute Nachricht für Klaus, den Handwerker. 
Was aber tat Klaus sägend und bohrend bei uns?
Nun. Klaus errichtet eine Hochebene für unsere Tochter, denn diese wird am Donnerstag sieben und wer mit sieben nicht auf einer Hochebene pennt, der hat es hier im Kiez einfach nicht gepackt.

Aus diesem Grunde ist Ellas Zimmer derzeit gesperrt. Asylsuchend schläft sie die heutige Nacht bei Oscar, der sich als Gastgeber noch nicht in Top-Form präsentiert, da er entweder weint oder brüllt oder tobt oder Ella apathisch hinterherlatscht. In den nächsten Nächten wird Ellas Asyl wohl im Wohnzimmer und im Garten gesucht werden. Und dann ist Geburtstag und Ellas Zimmertür wird geöffnet. 
Bleiben wir bei den Feierlichkeiten. Einmal im Jahr feiert sich nämlich auch die Bergmannstraße - am Wochenende war es soweit. 
Mutter und Vater hatten ganz bewusst sehr wenig Geld in den Taschen, denn auf so Straßenfesten droht alle 6 Meter ein ernst zu nehmender Konsumwunsch. 
Ella schaltete genau aus diesem Grund sehr schnell auf "gieriges Kind" und wollte alles essen, kaufen und fahren, was sich ihr in den Weg stellte. Das Kind war kaum noch zu beruhigen.

Wenn Oscar dagegen jammert, dann muss man schon genauer hinhören, denn Oscars Wünsche sind meist weniger maßlos und konkreter. So auch diesmal: Oscar wollte unbedingt Enten angeln. Ella schloss sich dem Wunsch schnell an. Vater und Mutter entfernten sich scheinbar konsequent rund 20 Meter vom Enten-Angeln-Stand und hörten innerhalb dieser 20 Meter rund 50x die Frage "Können wir Enten angeln?" von den wahlweise wild hüpfenden oder todtraurigen Kindern.
Die Mutter, seit Monatsbeginn auffallend milde gestimmt, war es, die nachgab, umdrehte und der Enten-Frau einen Geldschein zusteckte.

An dieser Stelle ein wichtiger Bruch in der Chronologie: Wir spulen 30 Minuten zurück. Oscar läuft an des Vaters Hand und sagt "Ich wünsche mir eine Wasserpistole zum Geburtstag - eine soooo große".

Schnell zurück in die Haupthandlung: 
Unsere Kinder angeln gerade Enten und aufmerksame Leser werden wissen, was nun passiert. 
Oscar spielt ja immer, darüber haben wir schon einmal berichtet, sehr unorthodox und dennoch recht erfolgreich. Die Enten vor ihm standen im Stau, das Spiel machte so natürlich gar keinen Spaß. Oscar aber dachte sich: "Hey, jetzt schnell zuschlagen" und fischte seine 6 Enten aus dem Wasser. 
Ella angelte die Enten auf ehrlichere Art. 
Dann ging es zur Auszählung: Ella hatte 6x einen Punkt. Schlechter geht es nicht. Bei Oscar dagegen waren zwei Mittelgewinne und ein Hauptgewinn dabei. Oscar latschte fortan stolz mit einer riesigen Wasserpistole über das Bergmannstraßenfest und konnte mit seinen übrig gebliebenen Punkten noch ein Kuscheltier für Ella finanzieren. 
"Ich kann die Blumen im Garten jetzt nicht mehr gießen, aber abschießen", sprach Oscar anschließend begeistert in des Mutters Gesicht.





Dienstag, 25. Juni 2013

Angst. Wut. Abwesenheit.

Die Situation, hier live aus unserer Wohnung, ist heikel.
Es ist nach acht und der Plan, dass beide Kinder lieb im Bett liegen und zu schlummern beginnen, muss der blanken Realität weichen. In dieser Realität humpelt Ella durch die Wohnung und hat Angst. Oscar dagegen weint laut die Worte "Ich will Playstation-Fußball spielen" durch die Wohnung. An vielen dieser Umstände trägt der Vater mindestens eine Teilschuld.

Fangen wir aber mit Ellas Humpeln an. Hieran dürfte der Vater schuldlos sein. Oscar stieg seiner Schwester auf den Fuß - die Gründe für dieses Unterfangen sind allen Beteiligten schleierhaft. Ella jedenfalls humpelt. Sie hat aber auch Angst und das könnte angesichts der beginnenden Nacht noch weitaus komplizierter ein als ein beschädigter Mittelfuß.

Warum hat Ella Angst?
Nun, der Vater verbrachte sein Wochenende auf einem Festival im Matsch. In diesem Matsch stand eine Bühne und auf der musizierten unter anderem auch die gruseligen Jungs von Rammstein. Papa zeigte seinen Kindern das Video. Ella, auf Papas linken Schenkel sitzend, zuckte ein paar Mal zusammen als der Gruselmann ins Mikrofon grunzte oder der Keyboarder sein Musikinstrument in Flammen setzte. Oscar auf dem rechten Schenkel dagegen war schlechthin begeistert von den pyromanen Ostdeutschen. Kinder sind verschieden.

Ein Video gab nun das andere und irgendwann fanden sich Ella, Oscar und der Vater bei "E.T.", dem Außerirdischen wieder. Lustige Szenen wurden geguckt. E.T. verkleidet als Frau, E.T. beim Biertrinken. E.T. fliegt auf dem Fahrrad. Ella und Oscar waren sofort verliebt in den kleinen Strolch. Es war ja schließlich auch Tag.

Nun dämmert es und Ella versucht mit aller Gewalt mit Hilfe von Kinderbüchern und Donald-Comics gegen ihr Kopfkino anzukämpfen. Dort hüpft E.T. herum und glaubt man Ella, so ist er jetzt gar nicht mehr so süß strolchig, sondern nur noch "dieses Ding aus dem Internet". Papas schlechtes Gewissen schwillt an, momentan ist aber Ruhe, denn Ella liegt im Bett der Eltern und Oscar wurde schreiend entfernt.

Papa hat es übrigens gestoppt: Oscars regelmäßiger Ausruf "Ich will Playstation-Fußball spielen" dauert exakt 20 Sekunden, was daran liegt, dass Oscar nach jeder Silbe eine klagende Pause macht und jeden Vokal elegisch dehnt. Man darf hoffen, dass er sich auf diese Weise in Trance singt und irgendwann einfach einschläft.

Papa ist auch an diesem Umstand ein wenig Schuld.
Im Regen holte er Oscar von der Kita ab. Noch im Flur der Wohnung tropfend formulierte Oscar messerscharf seinen Wunsch nach einem Playstation-Match.
Papa ließ hier Fünfe nicht grade sein, sondern zeigte erstaunliche Härte. "Nein, nicht jetzt." - Wäre es beim ersten Wort geblieben, beim "Nein", dann wäre vermutlich recht schnell Ruhe im Karton gewesen. Das "Nicht jetzt" dagegen öffnete für Oscar eine Tür, die der Vater am Abend nur mühevoll wieder schließen konnte. "Wann denn? Abends?", fragte Oscar und klimperte mit seinen meterlangen Wimpern. Papa beging sodann einen weiteren Fehler und sagte "Ja" in der Annahme, Oscar sei zu irgendeiner Form von Zeitmanagement in der Lage.

Oscar ließ den Abend genüsslich kommen. Dass er hin und wieder nach der Uhrzeit fragte, ordnete Papa völlig falsch ein. "Hier freut sich jemand auf seine Ravioli", dachte er. Doch Oscar hatte anderes im Sinn als Dosenfraß vom Festival.
Der Abend kam. Papa kochte Ravioli. Dann lief im Kinderkanal "Peter Pan" und dann war aus, der Tag für Oscar vorbei. Und dann begann Oscar zu klagen. Mittlerweile ist dieses Klagen jedoch verstummt. Vor der Playstation sitzt der Bengel nicht - es ist davon auszugehen, dass er nun schläft. Mit eingravierter Zornesmiene.

Bleiben wir beim Thema. Oscar ist ein extrem cleverer Playstationspieler. Er hat ein paar Spiele versucht und relativ schnell begriffen, dass die Teams, die er steuert, am Schluss immer recht deutlich verlieren. Mit zitternder Unterlippe wimmerte Oscar dann den Spielbericht, der meistens in einem Weinen endete.
Dann aber hatte er eine Super-Idee.

Oscar spielt nun immer mit dem Team, das seiner Meinung nach nicht gewinnen soll. Wenn dieses Team schließlich vom virtuellen VfL Bochum oder den Bayern überrollt wird, ist Oscar glücklich. Nur einmal war es seltsam. Da hat er wohl aus Versehen gewonnen. Oscar war irritiert, die Mama war irritiert, der Vater steckte im Schlamm des Festivals. Niemand kann so recht sagen, was vorgefallen ist. Dass Oscar mit seinen Knubbelfingern tatsächlich - wie es die Erzählung sagt - den Computergegner mit 3:1 besiegte, wird immer Legende bleiben.

Wir sprachen bereits davon: Papa war größtenteils abwesend diese Woche. Mama hatte allerdings kaum Probleme als vollzeitberufstätige Alleinerziehende. Nur einmal geriet sie in Panik.
Es war in der Nacht zum Samstag, als sie routinemäßig die Kinder zählte. Ella: 1. Wo war Kind 2?
Im Oscarzimmer lag es nicht. Im Schlafzimmer lag es nicht. In Ellas Zimmer lag: Ella. Nur Ella.
Alles klar, weitersuchen, hilft ja nix. Im Arbeitszimmer lag es nicht.

Vermutlich ging die mittlerweile arg schwitzende Kindsmutter auch in die Badezimmer und durch den Flur, womit alle Zimmer durchsucht wären, denn die Küche ist hier sowieso irgendwie überall.

Wir sehen die Mutter nun die Wohnungstür ängstlich überprüfen. Oscar muss abgehauen sein. Doch die Wohnungstür ist tiptop verschlossen. Ein weiteres Mal wird jeder einzelne Raum der Wohnung durchsucht. Mama will gerade das Schlafzimmer verlassen, da hört sie ein knarzendes Schlafgeräusch. Es war ihr Sohn, der süß grunzte.
Das ist schonmal gut, dachte sich die Mutter an dieser Stelle sicherlich. Grunzen heißt 1) jemand, vermutlich Oscar, ist anwesend und 2) es geht diesem Jemand recht gut.

Nur gefunden werden musste er noch. Weitere Minuten vergingen, ehe die Mutter ihren Sohn zwischen Bett und Bettkasten fand. Er schlief. Mama war kaum in der Lage, Oscar aus dieser Position, tief unter dem Bett, verkeilt mit dem Bettkasten, herauszulösen, aber irgendwie gelang es ihr und so geht dieser Blog-Eintrag umfassend gut aus.
Ella liegt mittlerweile recht zufrieden bei den Eltern im Bett und denkt hoffentlich nicht mehr an den glitschigen E.T., Oscars Wut ist übergegangen in einen süßen Traum, in welchem er glücklich auf der Playstation gegen einen sympathischen Verein verliert und Mama konnte ihrem Gatten, als dieser aus dem Schlamm in die Zivilisation zurückkehrte, die frohe Kunde überbringen: Beide Kinder sind noch da.





Montag, 17. Juni 2013

Nudeln ohne Soße am Dreieckstisch

Eine liebe Woche lang pausierte dieser Blog, denn der Vater war auf Klassenfahrt in Oscars Heimat. Zuhause hatte die Mama laut eigener Aussage alles im Griff, wenngleich Oscar von Mittwoch an kränkelte und deshalb die Oma eingeflogen werden musste. 
Oscar fand das nicht schlecht und sprach aus, was keinem Schulschwänzer ohne zu Erröten über die Lippen geht, wenn ein kleines Flämmchen Restmoral in ihm glimmt: "Kommst du immer, wenn ich krank bin?" Oma nickte. "Dann bin ich jetzt immer krank.", sprach Oscar und ließ sich weiter verwöhnen.
Was alles so geht, wenn Oma da ist, ist auch wirklich beeindruckend. Oscar verlangt ja von seinen Eltern auch hier und da mal Absurdes. Dieses setzen die Eltern allerdings nicht um, Oma ist da anders. Oma macht in der Regel das, was Oscar sagt, wenn der Junge krank ist und wenn seine Wünsche keine körperlichen Schäden zur Folge hätten. Und so machte Oma einfach das, was man ihr sagte. 
Schön eigentlich, dass mal jemand Oscar einfach so machen lässt. Man erhält dann einen Einblick in das Leben, welches Oscar vorschwebt. Am Donnerstag sah dieses Leben so aus:
Oscar wollte seine Nudeln unbedingt von einem dreieckigen Tisch essen. Dieser Tisch allerdings befindet sich exakt neben dem relativ neuen Sofa des Elternpaares. 
Oma sah Gefahr in Verzug. Oscar würde das Sofa mit Tomatensoße beschmutzen und über die Babysittertätigkeit würde ein Schatten herniederprasseln wie Mehltau. Oma musste Oscar seinen Wunsch im Prinzip ablehnen, doch man einigte sich schnell auf einen Kompromiss. 
Oscar aß vom Dreieckstisch die Nudeln ohne Soße. Er beugte sich hierbei über die Lehne des Sofas wie ein Seekranker über die Reling. Alle paar Bissen hatte Oscar aber Lust auf Nudeln mit Soße. 
Wie gut, dass Oma am Wohnzimmertisch für diesen Fall noch einen weiteren Teller mit Nudeln bereithielt. Diese Nudeln waren von Soße benetzt und so stapfte unser kranker Sohn je nach Soßenlaune durch das Wohnzimmer. Manche Dinge kapieren Eltern einfach nicht. Gut, dass es Omas gibt und Dreieckstische und Nudeln und Soße. 

Am Rande sei noch erwähnt, warum Ella und Oscar eigentlich kein Haustier haben.
Nun: Schauen wir uns mal die Ersatzlieblinge unserer Kinder an. Da wäre zum Beispiel das Kuscheltier-Schaf, mit dem Ella immer im Garten kuschelt.
Dieses Schaf, wir nehmen es vorweg und beantworten somit auch gleich die Frage nach dem fehlenden Haustier, verlor gestern Abend seine Beine. Beide.

Was war geschehen: Ella und Oscar waren beide todmüde (mildernde Umstände). Ella sagte Oscar, er könne ihr Schaf nehmen, erklärte später aber den Eltern, dass es sich hierbei selbstredend um einen Scherz gehandelt hat. Oscar dechiffrierte Ellas Aussage jedoch nicht als Scherz, was sich unter anderem darin zeigte, dass Oscar keineswegs kicherte, sondern einfach das Schaf an sich nahm.
Ella raste nun und wollte ihr Schaf haben. Oscar hielt fest. Ella auch. Ella zog, Oscar auch. Und dann machte es zweimal Plopp und das Schaf war entbeint.
Ella weinte sehr. Möglich ist, dass das Schaf demnächst per Post nach Bergkamen geht und dort operiert werden muss.



Sonntag, 9. Juni 2013

Montag, 3. Juni 2013

Die zwei Fulltime-Jobs der liebenden Mutter

In zweierlei Hinsicht verändert sich der Alltag der sympathischen Kreuzberger Familie nun.
Zum Einen wird die Mutter des Hauses ab sofort für sechs Monate einen Fulltime-Job haben. Nun mag man einwenden, dass eine Frau, die zunächst eine Ella gebiert und später dann noch einen Oscar und sich mit diesen beiden Personen und ihren abwechslungsreichen alterstypischen Bedürfnissen seitdem tagein tagaus auseinanderzusetzen hat, ohnehin schon seit knapp 7 Jahren einen Fulltime-Job hat, doch nun kommt im arbeitsrechtlichen Sinne noch ein echter, also in Wahrheit wesentlich harmloserer Fulltime-Job hinzu.

Was heißt das?
Das heißt, dass die Frau des Hauses heute erst um 18:45 wieder bei Ella, Oscar und Gatten war. Alle drei, nein: alle vier, befanden sich in erstaunlich gutem Zustand. Doch wie lange wird dies so sein? Des Vaters Job ist phasenweise anstrengender als derzeit, wo in allen Schulgebäuden dieser Republik nur noch die DVD-Player rein und rausgeschoben werden. Momentan geht das alles. Papa war mit Oscar und Ella beim Turnen und bestätigte - was eigentlich wunderbar ist - sich selbst alte Erinnerungen. Die nämlich, dass Kinderturnen und überhaupt dieser ganze Bereich, den Oma Münster liebevoll "Inszenierte Kindheit" nennt, nicht sein Fall ist.

Das Kind turnt ohnehin die ganze Zeit. Selten steht Oscar still, selten wird sein Puls nicht bis zum Anschlag hochgefahren. Warum also muss dieser Junge dann noch offiziell turnen? Warum sich mit anderen Menschen in einen Raum begeben und mit diesen - zum Teil hochgebildete und studierte Personen, Ärzte, Anwälte, Direktoren - und ihren mehr oder weniger sympathischen Kindern im Kreis laufen und unsinniges Zeug singen? Das alles ist nicht die Welt des Vaters, die zwar auch nicht unbedingt aus spannenden Undercover-Ermittlungen oder Hochseil-Akrobatik, aber eben auch nicht aus von hochqualifizierten Erwachsenen gesungenen Kinderliedern bestehen soll.

Wir sehen mal weiter. Und wer mag, der scrollt diesen Blog einfach mal zwei Wochen weiter und liest sich das ultimative Drama durch:
Papa ist dann nämlich auf Klassenfahrt. Weg. 5 Tage. Mama, wir erinnern uns, hat einen Fulltime-Job. In dieser Woche sind es dann endgültig deren zwei und so wollen wir auch nachsichtig sein, wenn gleich von zwei Zitaten der Mutter die Rede sein wird, die nicht unbedingt die positive Grundeinstellung der Mutter zu ihrer derzeitigen Situation ausdrücken.

Der Vater sprach über die Woche seiner Abwesenheit. Die Mutter hätte ja dieses noch zu erledigen oder auch jenes. Hier intervenierte die vorausblickende Frau. Sie sagte: "In der Woche, in der du weg bist, bringe ich die Kinder weg, gehe arbeiten, hole die Kinder ab, bringe sie ins Bett und trinke danach Alkohol. Mehr mache ich nicht." Ich denke, diese fünf Vorhaben sollten der Termine auch tatsächlich genug sein.

Das zweite Zitat soll vermischt werden mit der zweiten Veränderung unseres Alltags: Irgendwo in Oranienburg steht derzeit ein Auto, welches sich in diesen Tagen in unseren Besitz begibt. Neben Ella, Oscar, der Wohnung nun der vierte dicke Brocken, der die unendlich tiefe Liebe zwischen Papa und Mama kittet und der im Falle einer Trennung irgendwie zugeteilt werden müsste. Papa jedenfalls betrat wenig grazil den Bereich der schlimmsten Unromantik, als er darüber sinnierte, wie das alles jemals auseinanderdividiert werden könnte, wenn der Fall der Fälle einträte.

Mamas Antwort, und dies ist ihr zweites Zitat, übertraf die Unromantik des Vaters allerdings um ungeahnte Längen. Sie sagte zum Thema Gütertrennung: "Ich vier Räder. Du vier Beine." - Geht es grausamer? Nein. Ernsthaft wird sie es auch nicht gemeint haben, dazu sind Ella und Oscar einfach zu schnuckelig, wenn sie beide schreiend durch die Wohnung rennen und sich dabei häufig selber oder gegenseitig wehtun.

Gestern zum Beispiel warf Oscar - ob es mutwillig war, konnte nicht abschließend geklärt werden - Ellas Kuscheltier, einen blauen Elefanten, aus dem Fenster. Der Elefant flog vier Stockwerke tief und landete glücklicherweise auf dem weichen, nassen Rasen hinterm Haus.
Der Plan von Mama und Papa, einen ganzen grauen Sonntag lang, in ranzigen Klamotten zu bleiben, zersplitterte: Papa musste sich festes Schuhwerk anziehen und den Elefanten retten.

Ella wird übrigens immer stärker im Schach. Neulich setzte sie ihren Vater matt. Das war hart. Nicht viel einfacher war es für den Vater, in das lachende Antlitz seines Sohnes zu gucken, der die eroberte Dame des Vaters in der Hand hielt. Vielleicht ist Ella auch gar nicht so außergewöhnlich stark im Schachspiel, sondern der Vater einfach so außergewöhnlich schlecht.
Für Ella spricht allerdings, mit welcher Genialität sie innerhalb kürzester Zeit Mamas und Papas tagelanges Grübeln über eine gute Zahl auf dem neuen Autokennzeichen beendete. Ella fand die perfekte Zahl, die in sich selbst verwoben die derzeitigen Lebensalter aller Familienmitglieder darstellt. Im Nachhinein ist es die einzig denkbare Zahl für unser Nummernschild. 48 Stunden lang hatten Mama und Papa zuvor überlegt.

Gegen Ella darf man also auch mal im Schach verlieren. Und der Bruder hat immerhin noch so viel Restgenialität, dass er dem Vater eine Dame mopst, ehe er kläglich mattgesetzt wird.



 





Sonntag, 26. Mai 2013

Kinderraubende Zahnfee?

Kurz sei an den vergangenen Blog-Eintrag angeknüpft, in dem es darum ging, dass Oscars Gast Y. eigentlich bei uns nächtigen wollte/sollte, dieses Vorhaben aber aufgrund eines spontanen Stimmungswandels zu später Stunde abgebrochen werden musste.
Ein bisschen deprimiert müssen wir nun folgendes konstatieren: Am Mittwoch sollte Ellas Freund R. hier übernachten - alles lief prima, Ella verlor vor lauter Aufregung sogar einen Zahn.

Später lagen sie dann im Bett: Ella, Freundin R. und der Zahn unterm Kopfkissen. Diesen sollte sich die Zahnfee des Nachts schnappen und gegen eine Überraschung eintauschen.
Die Zahnfee guckte hin und wieder ins Zimmer der Mädels. Ella schlief, aber R. war wach und guckte der Zahnfee mitten ins Gesicht. So konnte die Zahnfee nicht arbeiten und verschwand zunächst wieder.

Später verkündete R., dass das alles nicht so gut sei hier. Man sei ja umgezogen und wohne nun viel weiter von R.s Wohnung weg als noch im vorigen Jahr. Die Argumentation hatte Hand und Fuß und Tränen. R. wurde abgeholt. Für die Zahnfee war nun die Bahn frei.

Am nächsten Morgen war Ella irritiert. Die Zahnfee nahm nicht nur den Zahn, sondern allem Anschein nach auch R. mit in ihr sagenumwobenes Reich. "Wo ist R.?" stotterte Ella. Wir erklärten.
Keine drei Tage später verlor Ella einen weiteren Zahn.

Der Zahnfee gingen mittlerweile die Geschenke aus, zudem war Sonntag. Und so latschte die Zahnfee zur Tanke und kaufte dort ein kleines Hello-Kitty-Etui. Den Tankstellen dürfte wohl kaum bewusst sein, dass ein kleiner Teil ihres Umsatzes nach Ladenschluss sicherlich auf ehemalige Wackelzähne unter Kopfkissen zurückzuführen ist.
Es ist darüberhinaus fast überflüssig zu erwähnen, dass in Ellas Mund derzeit einige Lücken klaffen. Wie zufällig sind ein paar Zähne in ihrem Mund verteilt. Demnächst wird es hier hin und wieder Suppe geben müssen, damit Ella nicht am Ende noch verhungert.

Werfen wir nun einen genaueren Blick auf dieses seltsame Foto, auf welchem grün gekleidete Kinder durch den Park rennen. Man sieht es an der gesamten Atmosphäre: Das hier ist kein Spaß - das ist der Bambini-Lauf. Und wer ist da in seiner Altersklasse ganz vorne? Richtig, Lausebengel Oscar, sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Kollegin H. liefernd.

Zoomt man ein bisschen näher heran, wird man vor allem an Oscars Armhaltung und der Beinstellung H.s erkennen, dass Oscar sich hier auch mit einem gezielten Griff zur Seite die Sicherheit verschafft, nicht überholt zu werden. H. hielt sich dran. Mit einer Rotznasenlänge Vorsprung sicherte sich Oscar den Sieg. Für Oscar, dem Wettbewerbe und im Speziellen das Gewinnen dieser Wettbewerbe sehr wichtig sind, eine sehr zufriedenstellende Tatsache.





Dienstag, 21. Mai 2013

Besuch von Y

Die letzte Woche begann so:
Die Mutter ging abends nett zu Freunden. Zuvor organisierte sie dem Vater ein drittes Kind. Dieses Kind, nennen wir es Y., ist Oscars Kita-Freundin. Ys Eltern wollten an jenem Abend mal weggehen und da war es für Ellas und Oscars Mutter natürlich eine Herzensangelegenheit, dass wir hier Y. beaufsichtigen - nur leider war sie selber ja nicht da.
Blieben als Babysitter (Y. hatte noch nie bei Freunden geschlafen) ja noch Papa, Ella und Oscar. Papa hatte Angst. "Ella, du musst nachher ganz viel helfen. Du bist heute Abend hier die Zweitgrößte." Ella schwoll an, als sie dies hörte.

Am Abend kam schließlich Y. Dann gingen ihre Eltern, dann ging Mama. Papa hatte alles im Griff.Er ließ die Kinder ein bisserl Kika gucken, danach schnappte er sich ein Buch und las drei Kindern daraus vor - Ella schmollte jedoch zunächst. Ihre Rolle als Zweitgrößte für kurze Momente vergessend beziehungsweise über Bord werfend, jammerte sie, dass das Buch nicht recht sei - ein anderes wäre schöner. Papa zischte.

Nach dem Lesen - immer noch alles im Lot - ließ Papa nacheinander drei Kinder auf ihm reiten. Alle Mann in Oscars Zimmer. Oscar ins Bett, Y. ins Bett, Ella auf eine Matratze daneben. Papa holte schnell noch etwa, Y. weinte.
Warum weint Y.? Das war die große Frage. Hatte sie sich gestoßen? Hatte Oscar ihr eine geklebt? Nein. Y. wollte jetzt zu ihrer Mama.

Das war der Moment, wo alles kippte.
Papa versuchte, Y. noch einmal ins Bett zu bringen, versprach ihr danach - als Ella und Oscar nicht zuhörten -, dass sie heute gar nicht mehr schlafen müsse. Vielmehr würde Papa irgendwann spätabends Ys Eltern anrufen und sie bitten sie abzuholen. Vor zehn Uhr ging das aber nicht. Y war zufrieden und fest entschlossen, in dieser furchtbaren Wohnung definitiv niemals, auf gar keinen Fall, einzuschlafen.

Hinter Ellas und Oscars Rücken las Papa Y nun wieder ein bisschen was vor. Er griff nach einem herumliegenden Buch. Dort ging es um eine Birne und einen stellvertretenden Bürgermeister. Das Buch war sehr sehr dick. Und es war eigentlich auch schon recht spät, aber Y war sehr sehr wach. Also. Papa las das Buch - es dauerte rund 60 Minuten und wurde zunehmend absurder. Y war begeistert, obwohl sie das Buch sogar schon kannte.

Ella schlich auf Toilette, stoppte, guckte ins Wohnzimmer, und stürmte auf Papa und Y zu. Ein Kapitel (Kapitel 5) durfte sie zuhören, dann wurde sie unter Protesten wieder weggejagt. Bei Kapitel 9 wurde Oscar bewusst, dass Y noch eine Lesung erhielt. Er schlich sich dazu, reagierte auf Papas Restriktionen ("Nur ein Kapitel, Oscar") geschickterweise überhaupt nicht, sondern blieb einfach liegen. Papa hatte sich den Abend durchaus anders vorgestellt. Irgendwann kamen Ys Eltern und holten das wache Kind ab. Papa glitt danach ins Bett. Dann kam Mama nach Hause.

Das Wochenende war durch zwei Dinge geprägt: Am Samstag war der Eurovision Song Contest, an welchem Mama und Papa immer ausfliegen. Oma Münster wurde daher eingeflogen und verbrachte mit den Kindern einen angenehmen Samstag.
Am Sonntag war hier der Karneval der Kulturen. Trommler, Drachen und Tänzer waberten durch Kreuzberg. Die Straßen säumten u.a. Ella und Oscar.
Auf dem Rückweg war alles doof. Die gesamte Familie war mit Fahrrädern unterwegs. Dummerweise waren die Straßen aber voll mit einer Million Menschen. Es gab wenig bis kein Durchkommen. Absurde Umwege wurden in Kauf genommen, schließlich kam man aber doch noch irgendwie nach Hause.

Dort dann ein großes Lob für die Kinder: "Ihr seid richtig toll gefahren." Oscar antwortete nüchtern: "Wir haben nur einen einzigen Menschen umgefahren." - Ja? Das haben die Eltern gar nicht gemerkt. Wird schon stimmen...







Dienstag, 14. Mai 2013

Muttertagsgeschenke aus Filz und Wasser

Nachdem nun Ella zunächst auf Klassenreise und dann ja noch für zwei Tage im Krankenhaus war, durfte Oscar auch mal verreisen. Und am Mittwoch dieser Woche erhielten wir ihn zurück.

Ein Taxi und ein Kleinbus fuhren majestätisch vor den Kinderladen. Aufgeregte Eltern umringten die Fahrzeuge, als vermuteten Sie furchtbar angesagte Popstars.
Die Tür des Taxis ging auf. Drinnen saßen Kinder und starrten apathisch in die feiernde Elternschar. Ein Kind kotzte spontan einen lieben Abschiedsgruß ins Auto. Oscar jedoch war nicht zugegen.

Dann öffnete sich die Tür des Kleinbusses. Ein müder Oscar guckte raus. "Hallo Oscar!!!" Schön, dass du da bist." Oscar lächelte müde und mild. Er war zerkratzt. Eine tiefe Furche zog sich vom Kinn hoch bis zum Auge - ganz fürchterlich muss er sich wehgetan haben auf seiner Kinderladenreise nach Ollendorf. Fragt man ihn aber, was ihm denn da so Schlimmes widerfahren sei, so schweigt der Herr auf verdächtige Art. Heute war es ihm zu blöd. Er erzählte uns einfach, dass er ganz banal hingefallen sei. Nach einem drei Tage anhaltenden Mysterium um seine Narbe glauben wir ihm natürlich kein Wort. Wesentlich Unglaublicheres  muss vorgefallen sein.
Schön aber, dass wir ihn wiederhaben, dass wir jetzt wieder zu viert sind und bis zu Papas Klassenreise auch bleiben.

Das lange Wochenende, das sowohl Mutter- als auch Vatertag beinhaltete, wurde zum Großteil natürlich wieder im Garten verbracht. Hier sieht es für den Rasen in diesem Jahr ganz finster aus, denn Oscar spielt pausenlos Fußball auf den zarten Halmen. Oscars Fußballfeld sieht jetzt schon aus, als sei später September, was aber auch absolut kein Wunder ist, da Oscar sich in die Bälle mittlerweile regelrecht hineinwirft. Ein Elfmeterschießen gegen seinen Vater verlor Oscar nur denkbar knapp.

Dass der Vater überhaupt gewann, sollte ohnehin betont werden, denn vermutlich ist es das letzte Jahr, in welchem er seinem überaus talentierten Sohnemann noch irgendwie Contra geben kann. Im Bereich des Denksports ist der Vater ebenfalls gerade dabei den familieninternen Rang Zwei abzutreten.

Das schachähnliche Spiel Shogun wurde im Garten hervorgekramt, abgepustet und aufgebaut. Ella wurden die Spielregeln erkannt. Dann trotze sie ihrem Vater direkt ein Remis ab. Wir werden halt alle älter und in dem Tempo, in dem sich die Kinder der körperlichen Topverfassung nähern, entfernen sich die Eltern davon in Richtung Siechtum und Verwesung.

Am gestrigen Muttertag hatten die Kinder Geschenke im Gepäck: Ella reichte ihrer Mutter eine selbst gebastelte Kuschelmaus aus Filz und Oscar zeigte seine Mutterliebe, indem er in der Wanne sitzend das Badewasser per Müslischale in großen Schwallen nach draußen warf. Schlimmer sah es nie aus im Bad als gestern. Mutter schrubbte, wrang und schimpfte zugleich. Die Drohung, Oscar dürfe tatsächlich einmal ohne fernzusehen ins Bett gehen, wurde zur Überraschung aller tatsächlich wahrgemacht und eingehalten. Die Konsequenz gefiel uns allen mit Ausnahme von Oscar gut. Ella schaltete blitzschnell in den Modus "Liebes Kind" und deckte sogar den Abendbrottisch. Später hörte Papa ganz genau, wie Ella ihrem brüllenden Bruder ins Ohr flüsterte: "Schrei lauter!" - jaja, Ellas Methoden sind perfide.