Montag, 25. März 2013

Schwachstelle im Schluckauf-Spiel

Zunächst einmal sind Ferien. Desweiteren ist in Berlin seltsamerweise immer noch tiefster Winter, so richtig mit Schnee und Eis. Für unsere Familie heißt dies: Gefahr ist im Verzug. Sehr schnell nämlich geht an den Tagen, die in unserer Wohnung so dahinplätschern, irgendwann jeder auf jeden los und insgesamt alle irgendwann mal an die Decke.

Mama zückte deshalb schon Freitagnachmittag einen Zettel und notierte sie alle - die vielen freien Tage. Große Vorhaben wie Schwimmbad, Zoo und IKEA wurden wahllos dahinter notiert. Voila - fertig ist unser Anti-Stress-Programm. Beginn: Morgen im Zoo.

Damit uns im Übrigen auch des Nachts niemals langweilig werden kann, laufen seit gestern unsere großen Schlafplatz-Festspiele. Hierzu wurde das Sofa im Wohnzimmer ausgezogen. Zur Festival-Eröffnung schliefen gestern Nacht Papa und die Kinder im Wohnzimmer - Mama im Schlafzimmer. Heute werden die Kinder im Elternbett und die Eltern im Wohnzimmer schlafen. Weitere seltsame Schlafkombinationen sind in Planung.

Interessant wird zu beobachten sein, ob die Kinder auch in der nun anstehenden Nach irgendwann zu den Eltern latschen. Immerhin liegen sie ja im sonst so ersehnten Elternbett. Wenn nun aber die Eltern nebenan liegen, gehen dann die Kinder auch dorthin? Wir werden es sehen.
Oscar übrigens hat anscheinend manchmal wirkliche Gründe, nachts zu uns zu kommen: Am späten Abend war es, als man DJ Oscar seinen CD-Player bedienen um nicht zu sagen traktieren hörte. Knöpfe wurden gedrückt, Schalter umgelegt. Es war nach 22:00 Uhr - der Herr wollte sich noch eine "Benjamin Blümchen"-Folge gönnen, doch das Gerät fing unter Oscars planlosen Handgriffen immer mehr zu schmollen an.
Schließlich rauschte es nur noch. Vermutlich war es die Kombination "Radio" und Sendersuchregler ganz außen. Rauschen. Oscar hätte sich nun heldenhaft oder wenigstens vernünftig verhalten können:
Als Held wäre er zurück in sein Bett gekrochen und hätte dort trotz lautstarkem Rauschen aus seinem Player heroisch die Nacht verbracht. Als Mensch der Vernunft hätte er immerhin ein technisch versiertes Elternteil rufen und die Tonstörung so beheben können. Nichts von dem tat Oscar. Er rannte einfach davon. Raus aus dem Zimmer, rein ins Elternbett - ohne einen Ton zu sagen. Dort lag dann ein kleiner Feigling. Nebenan rauschte es leise vor sich hin...

Neben dieser wenig großen Aktion hat Oscar dagegen eventuell die Lyrics für die neue Punkrock-Hymne getextet: "Deutschland, du bist mein Freund", sang der Knabe da noch scheinbar patriotisch, nur um diesen Chant nach zwei, drei Wiederholungen ironisch zu brechen: "Rotze, du bist mein Freund" - Oscars Humor ist tiefgründig, seine staatsfeindliche Haltung subtil.

Seine große Schwester dagegen liebt die direkte Aussprache. Über Mamas Laptop gebeugt, sagte sie beispielsweise nüchtern: "Kannst du mir den geben, wenn du dafür zu alt bist? Ich kann den gut gebrauchen." Mal ganz davon abgesehen, dass Ella mit Computern tatsächlich unfassbar gut umgeht und diese wohl tatsächlich gut gebrauchen könnte, muss man damit rechnen, dass Mamas Laptop wesentlich rasanter altern wird als seine Besitzerin. Ellas Frage war also nicht nur nüchtern, nicht nur sehr dreist, sondern auch noch falsch gestellt.

Später erzählte Ella ihrem Vater, dass sie jüngst ein Spiel erfunden habe. Das Spiel - dies stellte der Vater schnell fest - war sehr speziell und dürfte kein kommerzieller Erfolg werden, denn man kann es nur spielen, wenn jemand Schluckauf hat.
Es geht so. Ella erklärt: "Immer wenn man beim Schluckauf schluckt, dann muss man auf seiner Lieblingsfarbe stehen." Sie war begeistert. "Welche Farbe das ist, ist aber eigentlich egal."

Nun muss man Spiele ausprobieren, um eventuelle Schwachstellen ausfindig zu machen. Wie das Schicksal es wollte, sollte Ella am heutigen Abend Schluckauf bekommen. Papa fiel das Spiel ein.
"Ella, bei jedem Schluckauf bitte auf Rot stehen" - Ella guckte sich hektisch um. Sie sprang auf den Teppich. Vor dem nächsten Schluck musste sie also wieder auf Rot stehen. Kurzes Überlegen. Dann war eine Schwachstelle des Schluckauf-Spiels gefunden: "Ich kann ja eigentlich gleich hier stehen bleiben." - "Stimmt", sagte Papa. Ella schluckte. Dann wurde das Spiel verändert. Jeder Schluck eine andere Farbe. Ella hüpfte durchs Zimmer. Bei der vierten Farbe war der Schluckauf weg. Vielleicht ist das Spiel doch gar nicht so schlecht...


Am Dienstagmorgen war es, als dieser Oscar seine Mutter fertig und seinen Vater fröhlich machte.
Papa ging zur Arbeit - Oscar schäumte aus irgendwelchen Gründen vor Wut. Papa stand im ruhigen Lehrerzimmer, Mama stand zu Hause im Gebrüll. Papa klingelte mal durch. "Na, wie isses bei Euch?" Mama reichte den Hörer weiter an Oscar. Schnaufen. "Oscar?". Schnaufen. "Alles klar bei dir?" - und dann der Satz, der Papa so fröhlich machte: "Mama guck mal. Mein Peeeeenis?!" - danach endete das Telefonat.

 Das letzte Foto ist von großer Bedeutung: Oscar hat an die Tafel im Hintergrund seinen Namen geschrieben - in Spiegelschrift, wie es alle Exzentriker zu tun pflegen.




Montag, 18. März 2013

Die Ufer sind Vernunft und Trieb

Ella ist die Vernunft, Oscar ist der Trieb.
Jeden Abend sitzen Vernunft und Trieb auf dem Sofa und gucken willenlos den Kinderkanal. Es kehrt dann Ruhe und Frieden ein in diese Wohnung, in der in den 10 Minuten zuvor hektisch versucht wurde, nach dem Diktat des Kinderkanals schnell die noch ausstehenden Handlungen Abendbrot essen, Zähne putzen, waschen, umziehen in Rekordzeit zu bewerkstelligen. Wie kam man nur wieder in diese Zeitnot? Schon um kurz nach 6 saß man doch am Tisch und sah vor sich Teller und Tasse stehen.

Ella und Oscar verbringen die offizielle Abendbrot-Zeit, in der ihre Eltern Unfassbares tun, nämlich essen, mit irgendwelchen Dingen, die dazu führen, dass immer erst kurz vor ultimo noch schnell ein Brot in den Mund gestopft wird. Danach wie gesagt noch Zähneputzen und Waschen, dann ist Ruhe. Der Kinderkanal übernimmt.

Mama und Papa finden sich zu dieser Zeit immer im Arbeitszimmer zusammen und starren beide auf ihren jeweiligen Bildschirm. Vier Familienmitglieder, drei Bildschirme. Wer meint, es gehe auch anders, hat keine Ahnung vom Leben.

Aber: Wir sprachen ja von der Vernunft und vom Trieb. Noch - es wird jetzt philosophisch - noch entspricht das vernünftige dem triebgesteuerten Verhalten. Noch läuft die 19:00-Serie, momentan "Wicki", in der auch Oscars personifizierte Angst, nämlich der "Freckliche Fven" eine tragende Rolle spielt.

Mama und Papa starren derweil auf ihre Monitore, hin und wieder hört man aus dem Wohnzimmer ein kurzes Lachen oder ein zitterndes Wimmern, wenn nämlich der "freckliche Fven" (Oscar) mit "seinem dicken Hintern" (Oscar) wieder irgendwelche unguten Dinge tut.

Jedes Mal aber trennt sich gegen 19:28 die Vernunft vom Trieb.
Die Vernunft nämlich weiß, dass es sinnvoll sein kann, den Fernseher irgendwann auszuschalten, damit man ins Bett gehen und schlafen kann. Am nächsten Morgen könnte man unter Umständen gut ausgeschlafen sein. Der Trieb sieht das alles anders. Der Trieb findet es jedes Mal aufs Neue entsetzlich, wenn die Vernunft auf den roten Knopf drückt und der Fernseher! daraufhin! aus! geht! Der Trieb muss fernsehen. Die gesamte Nacht.

Mama und Papa hören deshalb jeden Abend gegen 19:28 einen üblen Ton. Der Trieb schreit, denn der Fernseher ist aus. Mama und Papa eilen herbei, lassen ihre jeweiligen Monitore sträflich alleine.

Oscar sieht das oberste Schiedsgericht anrücken und versucht jeden Tag aufs Neue, das Triebverhalten gegen die Vernunft zu verteidigen: "Ella hat einfach den Fernseher ausgemacht!"
Oscar guckt entsetzt zum Fernseher, sieht ihm nach mit nassen Blick.

Manchmal zeigt er - wie zum Beweis - noch auf den pechschwarzen Bildschirm. Das Schiedsgericht, dies ist in der Mimik des natürlich auch vollkommen übermüdeten Oscar erkennbar, wird schon auf seiner Seite sein. Es kann hier keine zwei Meinungen geben. Ella hat schließlich den Fernseher ausgemacht! Das geht nicht.

Zu Oscars allabendlicher Irritation wird Ella, die brave Vernunft, an dieser Stelle von ihren Eltern immer knapp gelobt. Es ist ein Haushalt der Vernunft, Oscar hat es schwer bei solchen Leuten. Ella wächst im Anschluss vollkommen zurecht ein Heiligenschein, während Oscars Aufheulen schnell durch das Vorlesen diverser Lektüren abgemildert werden kann.

Überhaupt das Lesen. Bildungsbürger wollen nicht nur geboren, sondern auch gebildet werden. Und so kaufte Papa, der selber keine Ahnung von griechischer Mythologie hat, zu genau diesem Thema ein Kinderbuch, damit er im Deutschunterricht wenigstens im Ansatz soviel weiß wie all die Streberkinder aus den bildungsnahen Familien.

Ella und Oscar hörten begeistert zu, wie Papa sich selbst das Kinderbuch vorlas. Holla. Da ging es hoch her im alten Griechenland: Ella und Oscar wissen jetzt, dass Thanatos, der Tod, ein drei Meter großes Gerippe ist und sich die Menschen holt. Zur Verdeutlichung rennt Oscar nun gerne mal durch die Wohnung. Er rennt am Sofa los, schreit "Der Tod ist doch so groß, ne?", rennt in sein Zimmer, bleibt an einer sehr bestimmten Stelle stehen und dreht dann um. Es ist die Stelle des Todes. Oscar selbst erbleicht bei diesem Grusel-Rennen.

Auch andere furchtbare Dinge ereigneten sich in Griechenland. Oscar findet es ernsthaft super. Ella testet beim Hören der Geschichten ihre relativ niedrige Toleranz bezüglich des drei Meter großen Gerippes oder auch dem furchtbaren Minotaurus, der jedes Jahr rund 10 Menschen verspeist.

Zur Erweiterung der frühkindlichen Kulturbildung wurden Ella und Oscar auch mal wieder mit Balladen konfrontiert. Papa gab den "Erlkönig".
Die Stimme des Kindes war ängstlich, die des Erlkönigs debil-zärtlich. Der Vater überspielte nur schlecht seine Angst.
Papa rezitierte. "Mein Vater! Mein Vater! Jetzt fasst er mich an!" Papas Stimme überschlug sich. Ella bohrte sich verzweifelt ins Kopfkissen. Oscars Mund stand sperrangelweit offen, er taumelte zurück. Es war eine Ballade wie ein Peitschenhieb.
Ähnliche Effekte stellten sich auch beim "Ribbeck im Havelland" und bei "John Maynard" ein.
Schnell wurde das Playmobil-Schiff geholt.

Die eben vernommenen Informationen bezüglich des Schiffsunglücks, bei dem John Maynard starb, wurden mit den anderen beiden wichtigen grausamen Schifffahrten, nämlich der der Titanic und der der Arche Noah, verwoben und zu Oscars kindlichem Spiel. Oscar steht auf sowas. Triebhaftes Verhalten halt.









Montag, 11. März 2013

Sommer und Winter


Die größte Sensation dieser Woche kann man dann nachvollziehen, wenn man sich die Bilder zwei und drei ansieht. Nur zwei Tage liegen zwischen beiden Aufnahmen - wir hatten in dieser Woche erst Sommer und dann plötzlich Winter.

Als Sommer war, lagen wir im Park. Erstmals in diesem Jahr. Oscar, der den ganzen Winter lang genau diesen Moment herbeigesehnt hatte, jagte dem Ball hinterher. Papa jagte mit und so fügten sich Oscar und Papa in das allgemeine Treiben des Parks, in welchem an diesem Sommertage überall Väter Gummi- und Lederbälle kickten und dabei ihre kleinen Söhne in den Wahnsinn liefen lassen.

Oscars Spielweise ist in diesem Jahr nun auch deutlich zu erkennen. Es ist die eher eklige Variante des Fußballsports.
Die, bei der man sich nach jedem Zweikampf fallen lässt und dann so tut, als sei man gefoult worden. "Italienisch spielen" nennt man das.
Oscar flog also stets zu Boden, während mit seinem Vater Ball spielte. Ella glitt derweil auf Inlinern durch den Park. Es war wunderbar im Sommer.

Dann kam der Winter.
Im Winter saß Oscar friedlich in seinem Bett. Draußen schneite es, der Herr bereitete sich auf die Nacht vor. In der Hand hielt er sein "Formen"-Buch.
Oscar, der immer sehr emotional liest, skandierte lautstark "Kreis!", "Viereck", "Bremenform". Jaja, die gute alte Bremenform. Man hätte sie auch Gladbachform nennen können, aber Bremenform trifft es auch. Die Mathematiker unter uns wissen darüber hinaus: Die Bremenform ist auch ein Viereck. Die Fußballfans wissen indes: Die Form der Bremer ist momentan gar nicht gut.
Den vollkommen Unwissenden (-> Oma) sei gesagt: Oscar redet natürlich von der Raute, der Form des Werder-Bremen-Wappens.

Im Winter hatte Ella große Lust zu kochen. Sie setzte sich an den Computer, bat ihren Vater um das Ansurfen einer Rezepte-Seite, tippte dann "Nudeln" ins Suchfenster, scrollte durch die Ergebnisse und fand das Rezept "Nudeln - Spinnen". Volltreffer. In vielerlei Hinsicht.

Papa hatte daraufhin einen relativ ruhigen Nachmittag, denn Ella musste zur Umsetzung des Rezepts Spaghetti durch Wiener Würstchen stechen.
Beide, Kind und Vater, waren überglücklich, denn die Zubereitung dieses Essens dauert absurd lange und ist an Stumpfheit schlecht zu überbieten. Darüber hinaus steht sie in keinem Verhältnis zum ernüchternden Geschmackserlebnis. Dennoch - die Kinder brüllten vor Begeisterung, als die Spinnen eklig auf dem Teller zappelten und Mama die beiden Toppings ("Spinnenblut" = Ketchup; "Vogelspinnenblut" = Tomatensoße") präsentierte.

Erwähnenswert ist dann noch, dass unser Nachbar im Hof tanzte.
Was war passiert?
Mama fragte ihn, ob Ella und Oscar, die über ihm hausenden Kinder, noch immer so laut sind, dass sich unser Nachbar um seine studentische Ruhe betrogen fühle.
Nein, antwortete der Nachbar, es sei viel besser geworden. Es sei da nur noch diese eine Sache.
Wenn Oscar so richtig wütend sei, so sprach unser Nachbar, dann - und bereits hier fing unser Nachbar an zu tanzen - mache er doch immer so. Unser Nachbar hüpfte nun in Tippelschritten stampfend auf der Stelle. Brüllte er dabei auch? Wir wissen es nicht mehr so genau.
Beeindruckend finden wir an der Sache vor allem, dass unser Nachbar diese oscischen Wutanfälle ja immer nur hört, nie aber sieht. Unser Nachbar hat anscheinend die große Gabe, einem Geräusch realistische Bilder zuordnen zu können. Im Falle des wütend stampfenden Oscars jedenfalls ist es ihm sehr gut gelungen.

Und Ella? Die latscht altklug durch den Hort und sagt um 15:48 Uhr zum Erzieher: "In 12 Minuten werde ich abgeholt, denn meine Eltern haben nur bis 16:00 bezahlt."









Montag, 4. März 2013

Die Frequenz des Weinens

Es wird nicht leicht sein, diesen Blog mit Text zu füllen, denn auch nach intensivem Nachdenken fallen uns heute kaum Dinge ein, von denen berichtet werden könnte. Das spektakulärste Ereignis dieser Woche war wohl zum Beispiel, dass Ella ihrer alten Zahnpasta abgeschworen hat. Sie putzt sich nun mit Erwachsenen-Pasta die Zähne und stellte beim kurzen Rückfall in die Kinderzahnpasta-Zeit fest, was alle Erwachsenen wissen: Kinderzahnpasta schmeckt nicht.

Doch halt. So nach und nach fallen uns immer mehr Sensationen dieser Woche ein. Am Donnerstag beispielsweise ging Mama arbeiten - und verabschiedete sich damit offiziell vom Status "schlimm krank". So richtig gut hören kann sie aber immer noch nicht.

Dies hat beispielsweise zur Folge, dass sie am Wochenende einfach so das Badezimmer, in welchem sich ihr weinendes Töchterchen befand, verließ.
Die Mutter ging zum wesentlich ruhigeren Vater und begründete ihr pädagogisches Fehlverhalten medizinisch geschickt: "Tut mir leid, aber ich kann da nicht drin bleiben. Ella heult auf einer Frequenz, die ich momentan nicht vertrage. Geh du dahin!"

Gerne, dachte Papa. Ich liebe diese Frequenz nämlich, denn mein Ohr ist gesund. Er ging zu Ella und versuchte in das feinfrequentierte Gewimmer irgendwelche tröstende Worte zu sprechen. Warum Ella weinte, ist indes nicht überliefert. Vermutlich hatte es mit ihrem Bruder zu tun, der momentan recht häufig körperliche Gewalt anwendet. Auch gegen seine Schwester.

In die breite Auswahl an kindgerechten DVDs streute Papa am Wochenende eine DVD, die er noch in vor-elterlicher Zeit erhielt. Es handelt sich um das Machwerk "Ups- Die Pannenshow" und reiht hüpfende Hunde, zerplatzende Planschbecken und verunfallende Fahrradfahrer auf sehr erheiternde Weise aneinander.
Es war ein Gefühl des echten familiären Zusammenhalts auf dem Sofa. Papa in der Mitte, Ella links, Oscar rechts, Mama mit ihrer unerklärlichen Abneigung Homevideos gegenüber im Nachbarzimmer.

Ella, Oscar und Papa johlten vor Vergnügen.
Beim anschließenden Abendessen wurde der Mutter dann aufgeregt berichtet, was sie da alles verpasst hat. Papa sprach von einer dämlichen Katze auf einem Aquarium, Oscar von einem lustigen Känguru und Ella von einem Hund mit einem Gartenschlauch. Alle redeten wild durcheinander. Mama aber war glücklich. Sie hörte nämlich kaum etwas.

Ihr Ohr ist zu krank für weinende Kinder und durcheinanderquatschende Familienmitglieder. Es ist nicht schlecht, wenn man es sich mit einer im Abbau befindlichen Mittelohrentzündung erst einmal eingerichtet hat. Mama jedenfalls lächelte milde, während ihre Umgebung prustend und grölend ein Pannenvideo nach dem nächsten durchdiskutierte.

Insbesondere Oscar zeigte übrigens während dieser DVD sein überaus großes Humorverständnis. Papa jedenfalls ist durchaus stolz, dass Oscar an den richtigen Stellen lacht und hierbei zu derben Scherzen neigt: Im Fernsehen fiel ein Fahrradfahrer um. Oscar lachte gallig und sagte dann "Der is jetzt tot, ne?".

Bleiben wir beim Thema: Das Osterfest wirft seinen Schatten voraus. Papa sah sich mal wieder in einer schwierigen Situation, als er Ella vom Karfreitag erzählen sollte. Er tat dies allem Anschein nach in einer recht anschaulichen Art und Weise, denn nachdem der er geendigt hatte, wurde er seiner blassen Tochter gewahr. "Erzähl mir nie wieder vom Karfreitrag. Da krieg ich Angst", sprach Ella zitternd.

Es ist ohnehin die Aufgabe der Religionslehrerin, derartiges Wissen zu vermitteln. Ellas Eltern stoßen hier nämlich allzu schnell schnell an Grenzen.
"Ist Jesus auch Gott?", fragte Ella bei Tisch.
Mama antwortete hastig: "Nein".

Papa aber sprach wirr vor sich hin. Am Schluss waren alle sehr irritiert. Jesus wäre demnach so eine Art Gott-Klon. Der Sohn ist gleich dem Vater und so weiter. Und wer ist dann eigentlich Josef? Es war sehr, sehr unwissenschaftlich.

Man einigte sich auf folgende Vorgehensweise: Ella möge ihre Religionslehrerin fragen, ob Jesus auch Gott sei. Wenn die Lehrerin lachend die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und "Nein" rufen würde, so würde Mama fortan für theologische Fragen der Familienchef sein. Wenn die Lehrerin sich aber in einen minutenlangen Vortrag versteigt, an dessen Ende nur Ratlosigkeit bleibt, dann solle der Papa hier zum Fachmann ernannt werden.
Und was sagte die Religionslehrerin? Jeder soll glauben, was er will.
Toll.