Dienstag, 16. April 2013

Köpfe in Truhen und Schüsseln

Es sind halt Geschwister. Die Ella und der Oscar. Wie gleich unsere beiden manchmal ticken, offenbarte sich an einem Nachmittag der vergangenen Woche.
Ella und Mama waren Einkaufen, Papa und Oscar hielten zu Hause die Stellung.

Und wohl in der gleichen Minute, in welcher Ella sich derart tief in die Kühltruhe des Supermarktes beugte, dass ihre Begleiterin befürchten musste, dass Ella im nächsten Augenblicke in die Truhe zwischen all die Pizzen und Torten gleiten würde, in genau jenem Augenblicke also fand auch Oscar Gefallen darin, seinen Kopf ganz tief zu versenken. Beide Kinder taten also - das finden wir niedlich - zur gleichen Zeit im Prinzip das Gleiche, allerdings mit dem feinen Unterschied, dass Ellas Kopf inmitten von hoffentlich hygienischen Artikeln baumelte, Oscars aber im Klo.

Der Vater begriff die Zusammenhänge erst relativ spät. Denn als der Vater im Wohnzimmer auf dem Sofa saß, da wusste er im Prinzip, dass Oscar einen Klogang antritt. Der Vater ließ Oscar machen. Der Junge ist alt genug.
Dann fing Oscar an, seltsame Dinge zu brüllen. Dies ist aber keineswegs außergewöhnlich, denn unsere Kinder, vor allem eigentlich Ella, beginnen auf dem Klo stets zu skandieren oder zu erzählen. Oscar sprach übrigens irgendwas von "Blubberbläschen" - sein Stimme klang dumpf und hallend. Als wäre sein Kopf... Hier zuckte der Vater zusammen. Er stürzte ins Badezimmer und entfernte Oscar, der gerade seinen gesamten Kopf in die Kloschüssel hielt und dort drinnen die Blubberbläschen des Spülwasser lobpreiste.

Mama und Ella kamen vom Einkaufen zurück. Mama beschwerte sich über Ella. Sie habe mit dem Kopf in der Kühltruhe gehangen. Papa und Oscar hörten sich dies geduldig an und stachen mit der Klo-Geschichte Mama anschließend komplett aus.

Ein paar Tage später feierte man des Vaters Geburtstag. Ella beschenkte ihren Papa mit einem Bleistiftanspitzer-Hund und einigen Kunstwerken. Unter anderem arbeitete Ella bereits seit Februar an Einladungskarten, die ihr Papa nur noch ausfüllen muss. Das muss eine Höllenarbeit gewesen sein.
Oscars Planungen waren dagegen eher auf Kurzfristigkeit angelegt.

Oscar suchte am Vorabend in seinem Zimmer nach Dingen, die er seinem Vater schenken könnte. Seine Wahl fiel auf ein paar Pixis. Dass es sich in der Tat nur um "ein paar Pixis" handelte, ist der umsichtigen Mutter zu verdanken, die gerade noch rechtzeitig erkannte, dass Oscar nahezu sein gesamtes Bücherregal zum Verschenken freigegeben hatte. Wäre es nach Oscar gegangen, dann hätte sein Vater zum Geburtstag etwa 350 Bücher erhalten. Werke wie "Die Jahreszeiten" oder auch "Phillip und der Rauchengel" hätten den Besitzer gewechselt, aber Mutter intervenierte.

Einen Tag vor dem Geburtstag machte man einen Ausflug. Ziel war das überaus empfehlenswerte Schwimmbad in Lübbenau, in welchem man unter anderem neben echten Pinguinen schwimmen kann.
Hier hatten wir Spaß.

Ella und Papa probierten die Rutsche aus.
Rutschen-Ampel rot. Dann grün. Ella rutscht. Rutschen-Ampel natürlich wieder rot. Dann grün. Papa rutscht. Jippiiiee. Das fetzt! Hinter einer Kurve taucht Ella auf. Papa rutscht rein. "Was machst du denn hier?" - "Ich bin stehen geblieben".
Ella und Papa rutschten also den zweiten Teil der Rutsche ineinander verkeilt hinunter und sprachen noch währenddessen von Schulterblättern und Windschnittigkeit. Danach wusste Ella bescheid und rutschte fortan wie der Blitz.

Und Oscar? Der hatte 4 Schwimmbad-Stunden lang ein seliges Lächeln auf den Lippen und trieb - gehalten von zwei Cars-Schwimmflügeln - glücklich durch das Wasser. Am Ende log er. "Hat es dir gefallen?" - "Nein". Eiskalt.

Der Rückweg aus Lübbenau war ein Farce. Streckensperrung, mitten in Brandenburg. Letztendlich waren wir knapp 4 Stunden mit Taxi, Bahn, S-Bahn und Bus unterwegs.
Ella las in dieser Zeit fast ein komplettes Buch aus und Oscar zeigte wieder einmal tiefes Verständnis von dieser Welt:
Er erkannte das Problem ("Oh mein Gott, der Zug fährt nicht. Hier fährt ja gar kein Zug mehr... Und wir befinden uns im Nichts des Landes Brandenburg") und beschloss in tiefen Schlaf zu fallen. Es half.
Als Oscar wach wurde, saß er bereits in der Berliner S-Bahn.






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