Montag, 27. Februar 2012

Vom Body versiegelt

Richtig viel Zeit ist seit dem letzten Blogeintrag nicht vergangen und trotzdem werden sich ein paar Dinge finden, die wir zu berichten haben, denn beispielsweise war die gesamte Familie übers Wochenende in Hamburg. Dort nächtigte man bei Jette (zweieinhalb) und ihrem Bruder Tom, der so frisch ist, dass wir ihn jetzt erst kennen lernten.

Unsere Kinder waren also mal wieder die Großen und so präsentierten sie sich auch. Oscar beispielsweise wurde für die zweite Nacht aufgrund eines Vorfalls aus der ersten Nacht ein Body unter den Schlafanzug gezogen. Selber reiste der Herr ohne Bodys im Gepäck an, sodass Gastgeberin Jette freundlich aushelfen musste und Oscar einen ihrer schicken rosa Bodys auslieh. Da es Oscar augenscheinlich egal ist, ob er sich klamottentechnisch gerade auf dem auf- oder absteigenden Ast der Menschheit befindet, ließ er alles über sich ergehen. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen?

Es ist nicht ganz einfach, dies zu berichten, ohne die Würde des Sohnes komplett aufs Spiel zu setzen. Fakt ist, dass Oscar sich mitten in der ersten Nacht in Hamburg die Windel vom Leib gerissen haben muss. Irgendwann zur Unzeit passierten dann weitere Dinge und dann brüllte Oscar nicht ewa "Pipi!" und holte seine Eltern herbei - nein, Oscar schrie "Kaka" und holte seine Eltern herbei. Es war sehr unschön. Am nächsten Tag wurde Oscar deshalb in Jettes rosa Body gestopft und von diesem gut versiegelt.

In Hamburg machte die dynamische Familie gemeinsam mit der Gastgeberfamilie einen absurden Ausflug, der unter einem unglaublichen Missverhältnis zwischen An- und Abreise und Zielaufenthalt litt. Man fuhr mit einem Bus, einer S-Bahn und einem Schiff zum Elbstrand.

Dort angekommen wurden die Kinder in Matsch-Hosen gestülpt, was man sich hätte sparen können, wenn man gewusst hätte, dass es das größte und vernünftigste Kind von allen zielstrebig Richtung Küstenlinie zog.
Ellas Mutter, gerade noch ins Gespräch vertieft, beendete die Konversation jedenfalls laut "Ella!" schreiend und rannte mit rudernden Armen dem Kinde hinterher. Ella stand, kurz bevor ihre Arme rudernde Mutter bei ihr eintraf, allerdings schon so weit in der Elbe, dass die Gummistiefel, die Ella trug, eher die Eigenschaft ausspielten, das Elbwasser nicht mehr herauszulassen als die Füße vor Feuchtigkeit zu schützen.

In Ellas Gummistiefel fand sich jedenfalls eine ansehnliche Wasserprobe mit allerlei Plankton und Chemie. Die Lufttemperatur von vielleicht 3° Celsius ließ dann die Erwachsenen zur Rückfahrt blasen. Man wählte zwei Schiffe und einen Bus. Keine 90 Minuten später war man wieder zu Hause.

Am Nachmittag ging es dann noch Enten füttern. Oscar und Ella verteilten ihr Toastbrot gerecht unter den hungrigen Enten auf. Jette stand daneben und aß ihres selber.  

Mehr ist nicht passiert. Der nächste Blog ist erst wieder in einer Woche zu lesen. Bis dahin dürften sich Ella und Oscar genug seltsame Dinge überlegt haben, die hier notiert werden können. Für's erste wünscht die dynamische Familie allen Lesern einen frohen metereologischen Frühlingsbeginn.
   





Mittwoch, 22. Februar 2012

Hormonelle Revierkämpfe

Es war teilweise recht bejammerungswürdig, was sich in unserer Wohnung in den letzten Tagen abgespielt hat.
Erst war Oscar krank. Er schlief einen ganzen Dienstag lang auf dem Schoß seiner Mutter, die unter Oscars Kopf unbeweglich sitzend einen ganzen Dienstag lang auf ein Bücherregal im Wohnzimmer guckte und während dieser Stunden eigenen Angaben zufolge sehr viele gute Ideen zur Optimierung der Raumschönheit hatte. Am Mittwoch ging Mama dann mit diesem bunten Strauß an Einrichtungsideen schweigend zur Abreit, während Papa den kranken Oscar in puncto Aufsicht übernahm.
Papa setzte sich aufs Sofa und guckte auf das Bücherregal. Doch nach 10 Sekunden war es vorbei mit der Ruhe, denn Oscar war nach 36 Stunden Schlaf nicht mehr müde. Vielmehr versuchte er, vor seinen Krankheitserregern hakenschlagend wegzulaufen. Papa übernahm dagegen die Rolle des Müden, denn bei ihm war ebenfalls eine Krankheit im Landeanflug.

Da waren sie dann auf sich gestellt: Der wenig gut aufgestellte Vater und sein engergischer Sohn, der derzeit keine gerade Beschäftigung kennt. Oscar spielt nicht mehr, sondern rennt nur noch wild und ohne erkennbares Ziel in der Wohnung umher. Unterbrochen wird dieses Rennen nur dann, wenn Oscar meint, es sei Zeit, auf Möbelstücke zu klettern, damit man von ihnen hinunterspringen kann. RUMS macht es bei uns. Ungefähr alle vier Minuten. Mick, der unter uns wohnt, ist zur Zeit in Portugal, heißt es.

Gerne klettert Oscar aber auch auf Menschen drauf. Ob diese Menschen das wollen oder nicht, interessiert ihn dabei sympathischer Weise überhaupt nicht. Belehrungen oder gar Verbote prallen an unserem Zwerg ohnehin ab. Oscar ist in der Trotzphase und gilt momentan objektiv als schwierig.

Am Freitagabend sprach dann Papa: "Ich werd jetzt krank" und ließ dem Taten folgen. Geschlagene 108 Stunden später stand Papa wieder auf und sagte "Jetzt geht's wieder". In der Zeit dazwischen versuchte Ella, ihrem Vater Gutes zu tun, indem sie zum Beispiel Tee brachte und Oscar, seinen Vater zu nerven, indem er wie blöd durch die Wohnung rannte, von Möbeln sprang und auf den Vater kletterte. Gerüchten zufolge wäre Papa ohne seinen Sohn nach 24 Stunden wieder topfit gewesen...

Wir wollen aber nicht zu viel meckern, denn Ella kompensiert einiges. In der Kita gilt sie, spätestens seit sie ein Kind namens Ylvi angezogen hat, als heimliche Erzieherin und auch hier ist sie ein so wunderbar unkompliziertes Kind, dass der Blog aufgrund von Themenarmut nur noch halbjährlich erscheinen könnte, wenn da nicht Oscar wäre, der für eine Kontinuität des Ergrauens seiner Eltern sorgt. Er führt als großartiger Nervzwerg das fort, was Ella ihm irgendwann einmal überlassen hat.  

Die Mutter deutet alles ganz anders und bedient sich dabei offensichtlicher Lügen, indem sie beispielsweise behauptet, Oscar sei in ihrer Gegenwart immer sehr umgänglich. Erst wenn der Vater hinzukommt, drehe Oscar durch. Gut, dass man sich die Kosten für das diesbezüglich fällige psychologische Gutachten sparen kann, wenn die Mutter nicht nur feststellen, sondern auch noch erklären kann:
Was Oscar und sein Vater da abfackeln, so die Mutter, sei nichts anderes als männliches Gehabe. Es sei so eine Art testosteron-gesteuerter Revierkampf. So ganz abwegig muss diese Deutung nicht sein. Papa sah in den 108 Stunden seiner Krankheit etwa 50 Stunden fern. Davon waren rund 30 Stunden Tierfilme. Und die Affenjungen, die erinnerten schon stark an Oscar. Bei den Vätern waren die Unterschiede deutlicher.

Im Übrigen - das knallte der eingeschnappte Vater der analysierenden Mutter gleich vor den Bug - verhält es sich bei den Weibchen unserer Familie auch so, dass die Luft knistert, wenn sie in einem Raum sind. Östrogen-gesteuerte Revierkämpfe sozusagen. Halten wir einfach fest, dass es hier derzeit manche Verbindungen gibt, die entspannt sind und manche, die hochexplosiv sind.

Zu guter Letzt war dann auch noch Karneval. "Das Motto heißt in diesem Jahr Dschungel", sagten die Erzieher eine Woche vorher. Am Faschingsdienstag standen dann entsprechend dieses Mottos nahezu ausschließlich Prinzessinen (Ella und die meisten anderen Mädchen) und Piraten (Oscar und die meisten anderen Jungs) im Raum. Da kam Dschungelspaß auf! Illusionskünstler Oscar ließ die Grenze zwischen Verkleidung und Realität gekonnt verschwimmen, indem er sich exakt an der Stelle fürchterlich weh tat, an welche ihm die Mutter eine fette Narbe aufgeklebt hatte. Ein Meister seines Faches.

Montag, 20. Februar 2012

Der Blogger ist krank

Der Blog erscheint wohl erst am Dienstag oder Mittwoch...

Sonntag, 12. Februar 2012

Das Comeback des Lazy Sunday

Natürlich wollen wir nicht  übertreiben, aber es fühlt sich ein wenig so an, als hätte eine neue Epoche des Familienlebens begonnen.

Denn während an Sonntagen der letzten fünfdreiviertel Jahre stets der bangen Frage hinterhergehechelt wurde, was man denn um Gottes Willen unternehmen könne, damit die Kinder ausreichend bespaßt würden, so stellte man heute zu viert fest, dass sich die Vorstellungen bezüglich eines freien Tages seitens der Kinder und seitens der Eltern so langsam annähern. 

Als nämlich Oma heute früh ging, nachdem sie die Nacht im Kinderzimmer zwischen Ella und Oscar verbracht hatte, denn die Eltern waren gestern Abend auswärts, da sprach Papa ins leere Wohnzimmer "Ich will jetzt Sportstudio gucken" und ließ sich ins Sofa fallen. Noch ehe die aufgezeichnete Sendung gestartet werden konnte, bemerkte Papa die Anwesenheit von zwei weiteren Personen, welche nun feststellten, dass im Fernsehen Bob lief - und zwar nicht in der "Bob der Baumeister"-Version, sondern live aus Calgary. 
Papa erklärte die Grundzüge des Wintersports, in dem es ja im Prinzip immer darum geht, als erster irgendwie nach unten zu kommen. Eine Uhrzeit lief unten rechts mit, blieb an nicht nachvollziehbaren Stellen stehen und war mal grün und mal rot. Grün war gut und rot war schlecht. Mehr musste man nicht wissen und so entfachten Ella und Oscar innerhalb von kürzester Zeit eine große Leidenschaft für den Bobsport.

Papa lag derweil immer noch auf dem Sofa und dachte zwei Dinge, die sich keineswegs ausschlossen: Gedanke 1: "Wintersport ist langweilig". Gedanke 2: "Genauso müssen Sonntage sein. So waren sie früher auch immer".

Ella und Oscar freuten sich währenddessen, dass der schnellste Bobfahrer an diesem Tage lange Zeit ein Herr mit dem Vornamen Oscar war und dass am Schluss die Deutschen gewannen. Aufgeregt rannten sie zu Mama und brüllten, was ganz Wintersport-Deutschland an diesem Tage brüllte: "Deutschland war am schnellsten." 
Nachdem also erst Bob und dann das Sportstudio im Fernsehen lief, drohte die Familie allerdings in alte Mechanismen zurückzufallen. Der alte Fehler: Man plante den Sonntag. 
Man könnte zum Puppentheater gehen, so die halbherzig planende Familie, man könnte aber auch ins Museum gehen. Schließlich entschied man sich, ins Schwimmbad zu gehen.

Kurze Zeit später stellte man aber fest, dass die "Mehrheit der Kinder" (O-Ton Mama) keine Lust aufs Schwimmen habe, woraufhin Papa kurz nachdachte und dann erreichte, was vor ihm noch kein Mensch erreichte: Er schaffte es, dass sich Ella einen ganzen Tag lang selbst beschäftigen konnte. 

Dazu verknüpfte er seinen Laptop mit dem Fernseher und ließ Ella mit einem Malprogramm und den beiden verknoteten Geräten alleine. Große Werke der digitalen Kunst sind dabei entstanden. Die Künstlerin selbst ist technisch auch schon derart kompetent, dass sie diese unter eigenen Namen abspeichern kann, weshalb derzeit Dateien namens "ELLAS UNTAWASSAWELT" oder "SCHMETTALEN" (Schmetterlinge) auf Papas Laptop exisitieren. Oscar saß staunend neben seiner digital malenden Schwester.

Mama und Papa konnten an diesem Tage also weiter wie ein Archäologe in früheren Zeiten buddeln. Sie fanden wahnsinnig inspirierende und fast vergessene Möglichkeiten der sonntäglichen Beschäftigung: Mama starrte mehrere Stunden lang in ihr Netbook und Papa hielt einen Mittagsschlaf. Es war nicht weniger als das große Come-Back des Lazy Sunday. Bobfahrern und Malprogramm sei gedankt. 

Hinzu kommt noch die Tatsache, dass Ella das Duschen für sich entdeckt hat und heute erstmals komplett alleine eine gesamte Selbst-Duschung vorgenommen hat. Bei der richtigen Wassertemperatur ist das ja auch sehr schön, und so war Ella für eine weitere halbe Stunde außerhalb der elterlichen Betreuung gut beschäftigt. Oscar dagegen ist noch nicht so weit: "Oscar, möchtest du heute baden oder duschen?", wurde er vorhin gefragt. Seine Antwort war knallhart: "Ich möchte gar nichts mit Wasser machen." Soso, jetzt wissen wir auch, wen Mama mit der "Mehrheit der Kinder" meinte, die nicht ins Schwimmbad will.

Dass wir während des Lazy Sunday aber nicht vollkommen verkalken, stellte der Spross unter Beweis, als er ungefragt einen ganz großen Aphorismus sprach: "Die Bianca heißt Mama und der Vater heißt Papa." - was für ein wundervoller Einblick in die Gedankenwelt unseres Lümmels. 

Vielleicht ist es aber auch einfach so, dass Oscar doch von der Eierlikör-Torte genascht hat, die Papa gebacken hatte. Den Kindern wurde diese Torte natürlich strengstens verboten. Ella verstand. Oscar legte dagegen den Kopf schief und nörgelte "Ich mag aber Alkohol".
Neben dieser für einen Dreijährigen recht bedenklichen Aussage bereitet uns nach wie vor Ellas Furcht vor absurden Dingen große Kopfschmerzen: Während wir am letzten Wochenende gerade zu Protokoll gaben, dass sich Ella vor einer Seite in Oscars Buch "Große Fahrzeuge" fürchtet, hörte Ella eine für sie neue Benjamin-Blümchen-Folge. Diese wanderte kurz darauf in den Giftschrank und darf dort erst wieder heraus, wenn Ella das Alter (18) erreicht hat, bei welchem man diese Folge hören kann, ohne vor Angst zu weinen, zu zittern und zu wimmern.
Ella stand am Sonntagabend jedenfalls vollkommen aufgelöst im Wohnzimmer und berichtete unter Tränen, dass Benjamin ins Gefängnis gesteckt wurde. Ella war psychisch vollkommen am Ende. 
Ähnlich lief es dann am Freitag. Jurij, Ellas linksradikaler Kumpel aus Hamburg war zu Gast. Die Erwachsenen unterhielten sich über Linksextremismus, die Kinder spielten. Jurij war irgendwann der Wolf. Ella und Oscar rannten zunächst lachend vor Jurij weg, ehe sich dieser in den Köpfen unserer Kinder zunehmend in einen realen großen bösen Wolf verwandelte. Ella und Oscar waren außer sich vor Panik.

Sonntag, 5. Februar 2012

Qualitäts-Check

Es ist die Zeit der großen Qualitätsüberprüfungen bei unseren Kindern. Ella zum Beispiel war in der vorigen Woche beim Schularzt. Sie bestand mit Bravour, was auch nicht verwundert, wenn man bedenkt, dass Ella Wörter wie "Mikrowellenherd" oder "Augsburg" lesen kann und sich ihr Wortschatz als Folge intensiven Hörens von Benjamin-Blümchen-Hörspielen in eine seltsame Richtung entwickelt hat. Ella sagt zum Beispiel gerne mal "Adieu, meine Herren". Klar, dass der Schularzt nicht unbeeindruckt war. Ella zeigte ihm ihr gesamtes Können, patzte nur beim Abmalen eines Baumes, dem Ella einen Ast zuviel verpasste, was aber durchaus typisch für Mädchen bei der schulärztlichen Untersuchung sei, weil der Baum mit vier statt drei Ästen weitaus schöner aussehe, so der Schularzt, und viele Mädchen hier also ästhetisch korrigierend in die Abbildung des kümmerlichen dreiastigen Gehölzes eingriffen. Punktabzug gab es dafür trotzdem. "Adieu, meine Herren", sagte Ella daraufhin und verließ die Praxis. Vielleicht. Papa war nicht dabei und hat sich diesen großartigen Abgang seiner Tochter leider nur ausgedacht.

Oscar war dann - und Papa war dabei - bei einer Untersuchung namens U7a. Zunächst wurde Oscar von einer Arzthelferin in Bezug auf seine Sehkraft in die Mangel genommen. Papa versuchte die gesamte Zeit über hochkonzentriert, die Würde und Kompetenz dieser Arzthelferin nicht zu hinterfragen, während diese in einem Pidgin-German mit unserem Sohn redete, das man aus Kreuzberg 61 nicht gewohnt ist: "Du siehst doch hier sechs Tiere, waaaa? Welsches is denn faschwommmnn?" Oscar versuchte das Rätsel zu knacken und starrte verzweifelt auf die sechs Tiere, von denen der Hase verschwommen abgebildet war. "Ick teste jetze die 3D-Sehstärke", erläuterte die Arzthelferin dem Vater derweil.

Oscar konnte aber mit dem Wort "faschwommmmmnnn" nichts anfangen. Selten hatte er es bislang mit Dingen zu tun, die verschwommen abgebildet waren und so fehlte ihm diese Vokabel. Da die Ärztin aber a) vom Fach war, und b) unbedingt ermitteln wollte, ob Oscar in 3D gucken kann, formulierte sie gekonnt um und sprach in die fassungslosen Gesichter von Vater und Sohn: "Osca. Wo isssn der Hase?". Oscar zeigte auf das Tier, das verschwommen war. Die Arzthelferin war zufrieden und verschwand.

Dann kam eine richtige Ärztin mit der Oscar sehr schnell (und dazu ist die U7a in Wahrheit da) Freundschaft schloss. Denn statt mit Spritzen und bitteren Medikamenten erschien Frau Doktor mit einem Ball und einem Bilderbuch. Oscar begann vor Vorfreude auf das bervorstehende Fußballspiel wild zu hüpfen, was die U7a deutlich verkürzte, da Frau Doktor bereits nach 20 Sekunden zu folgendem Ergebnis kam: "Also motorisch ist Oscar absolut in Ordnung". Der hier benannte hüpfte derweil laut gackernd durch das Arztzimmer und schoss im Anschluss der Frau Doktor brettharte Bälle vor die Füße.

Danach musste Oscar ins Bilderbuch gucken. Auf einer Seite waren Fahrzeuge. "Boaaaah", machte der Sohn um dann zu zeigen, dass er einerseits einen großen Wortschatz hat, der bis zum Fachbegriff "ICE" reicht, dass er aber auch noch großes Mitleid erzeugt, wenn er "Uiigzeu" sagt, wenn er Flugzeug meint. Übrigens kann Oscar das SCH in "Schaf", aber nicht in "Jein" (Schwein). Das nur am Rande.

Schnell übergeleitet zu Ella. Denn auch diese blickte in dieser Woche in ein Fahrzeugbuch. Es handelte sich um ein Buch, das Oscar in der Kita zum Geburtstag erhielt. Von der ersten bis zur letzten Seite erfüllt dieses Buch alle Erwartungen, die ein Buch mit dem Titel "Fahrzeuge" erfüllen muss. Oscar, der rechtmäßige Besitzer des Buches schlief aber bereits, als Ella - geplagt von massiven Einschlafstörungen - sich dieses Buch zur Brust nahm.
Eine Minute später brach sie in Tränen aus, lief zu ihrem Papa und ließ sich trösten. Was denn los wäre, wollte Papa wissen. "Ich hab Angst", gurgelte Ella und zeigte zitternd auf das Buch.
So ganz normal ist das nicht.

Ein weiterer Qualitäts-Check fand heute Abend beim Abendessen statt. Geprüft wurden: Oscars Frustrationstoleranz und Oscars Mundhöhlengröße.
Die Frustrationstoleranz ist leider nicht hoch, denn als Oscar erfahren musste, dass seine heißgeliebten Fahrzeug-Nudeln in einem ordinären Nudelauflauf verschwanden und für Oscar demzufolge völlig ungenießbar wurden, zeigte er sich unterm Strich recht wenig gefasst. Während der Rest der Familie speiste, wimmerte Oscar unterm Tisch und sprach in endlosem Vokalbrei "Ichwillmeinefaaaaazeugnuuuudeln".
Beim Dessert, der aus Mohnkuchen bestand, konnte aber erstmals Oscars Mundhöhle vermessen werden. Ein Stück Mohnkuchen der Größe 5x3x2 Zentimeter verschwand nämlich auf einmal in Oscars Mund, ohne dass der Junge dabei auch nur ein Molekül Mohnkuchen nach außen dringen ließ.
"Oscars Mundmuskulatur", dozierte die Mutter, "ist ungeheuer stark". Oscar blickte sie kauend an, sprang dann auf und rannte mit 30 Kubikzentimeter Mohnkuchen im Mund quer durch die Wohnung.