Sonntag, 30. Mai 2010

Blog verspätet sich

Aus podologischen Gründen kann heute leider nicht gebloggt werden. Wir holen alles schnellstmöglich nach. Vielleicht schon morgen.

Montag, 24. Mai 2010

Ätna und Vesuv

Wir schrieben an früherer Stelle schon von Ellas Freundin Romy, oder?

Ella und Romy haben sich gesucht und gefunden, denn in einigen Eigenschaften gleichen sich die beiden Mädels aufs Haar.
Ein paar ganz besonders süße dieser Eigenschaften erbrachten den beiden den Spitznamen "Die 2 Vulkane".

Und so müssen Geologen klären, wer von beiden der Ätna und wer der Vesuv ist. Sprudeln, explodieren und eine Schneise der Verwüstung anrichten, das können jedenfalls beide sehr gut.

Im Prinzip läuft alles immer super, wenn die beiden sich sehen, was in der letzten Woche häufiger auch am Nachmittag mal vorkam. Weitaus verheerender sieht unser Kinderzimmer nämlich nach Besuchen von Nachbarkind Raffa aus, der für die 30 qm Kinderzimmer keine 4 Minuten braucht um es in eine Schutthalde zu verwandeln.

Nein, hier sind unsere beiden Vulkane gar nicht explosiv. Hier wird gespielt ohne sonderlich viel Unrat zu hinterlassen. Über den Daumen gepeilt bedeutet ein Nachmittag mit Romy 10 Minuten Aufräumen. Bei Raffa - wie gesagt - ist es ungefähr andersherum.

Wenn dann Romy abgeholt wird, geht es aber so richtig los. Dann liegt sie schreiend im Flur, wird ihrem Vater gereicht, auf welchen sie dann mit beiden Fäusten kräftig einprügelt. Unter übelster Randale wird das eben noch so liebe Kind entfernt. Ella steht dann stolz im Flur, weil alle wissen: Ella hat sich eben nicht daneben benommen.

Sie kann aber mit ebenso großer Vehemenz ihr Recht verteidigen. Dies weiß, wer regelmäßig den Blog liest. Ella und Romy sind aus dem selben Holz geschnitzt.
Und die Kleinkindheit überwunden - wie wir letzte Woche frohlockten - hat sie auch noch nicht:

Ein Beispiel, das keine 3 Stunden alt ist. Es wird der Tisch gedeckt. Ella hat einen Becher Milch geordert und bekommen. Niemals wird sie ihn trinken, das wissen alle Beteiligten aus Erfahrung. Einer macht das einzig Vernünftige: Oscar latscht auf den Becher zu, setzt an. Zunächst läuft einiges auf den Tisch, dann noch etwas in seinen Mund. "Bah. Milch. Weiberzeug!", denkt Oscar und stellt den Becher wieder ab.

Ella kommt zurück, sieht die Milchpfütze neben einem halbvollen Becher Milch. "Ich will", Ella zeigt würgend auf die Linie, die laut Bechertrübung zuletzt noch den Milchpegel markierte, "dass das bis daaaaa geht." - Gut. Wunsch erfüllt, aber Ella hat jetzt den "Nörgel-Modus" eingeschaltet und findet den Aus-Knopf nicht.

"Ich will auch einen orangefarbenen Teller. So wie Oscar!" Mama reicht - nach kurzer sinnloser Diskussion einen orangefarbenen Teller, der einem jüngeren IKEA-Einkauf entstammt und von daher noch etwas kräftiger im Fabrton ist. Ella wütet: "Der soll auch soooo sein, wähäää".

Inzwischen weint auch Oscar und da Papas Fuß heute den ganzen Tag auf rätselhafte Weise unfassbar schmerzt und Mama daher den ganzen Tag die Kinder alleine bespaßen durfte, könnten in dieser Sekunde alle 4 Familienmitglieder heulen.

Für Oscar sind in dieser Woche zwei weltbewegende Dinge passiert: Erstens betrat Oscar die heiligen Hallen des Fast-Food. Er wurde am Mittwoch in einem McDonald's-Restaurant entdeckt, wie er dort einen Cheseburger interessiert betrachtete. Mama und Papa erklärten ihm, dass es seiner sei.
Oscar tat dann das, was Papa als Kleinkind auch immer tat: Er konzentrierte sich auf die Bulette und ignorierte den Rest. Oscar ist - das muss der stolze Papa sowieso mal betonen - in vielen Dingen dem Vater ähnlich: Neben der Sache bei Mc Donald's wären da seine Vorlieben für Tiere, Autos und Bälle. Außerdem hat Oscar stets einen ungeuren Durst. Wie Papa.

Zweitens hat Oscar nun seine erste Nacht ohne Mama und Papa hinter sich. Gemeinsam mit Ella nächtigte er in Lichtenrade bei Oma und Opa. Dort weinte er kurz, als seine Eltern überaschender Weise das Anwesen verließen. Dann jedoch machte Opa lustige Kopfbälle, sodass die Stimmung bis zum nächsten Morgen top war. Generalprobe bestanden. Nächsten Samstag geben wir die Kinder wieder ab.

Am gestrigen Pfingstsonntag zog es die Familie dann, wie es sich in Kreuzberg so gehört, zum Karneval der Kulturen. Für alle wurde etwas geboten. Oscar zum Beispiel fand das ganze Brimborium nicht so schrecklich wichtig. Viel toller war, dass die einzelnen Gruppen meist mit einem LKW an einem Kind mit riesigen Augen vorbei fuhren.
Als der TeBe-Wagen kam, da schloss sich die dynamische Familie dem sympathischen Tross einfach mal an. Ella saß illegaler Weise sogar kurz mal auf der Ladefläche des Lasters und hatte sonst - gemeinsam mit Flora - viel Spaß beim Schwenken der lila weißen Fahne.

Und fast hätte es noch zu einem denkwürdigen Auftritt in der Berliner Presse gereicht, aber Ella und Oscar verließen den Umzug, bevor der TeBe-Tross von Andersdenkenden attackiert wurde.
Glück gehabt.

Sonntag, 16. Mai 2010

Minute 43

Da Ella erst drei Tage weg war, weil sie mit ihrem Kinderladen in die mecklenburgische Metropole Ollendorf reiste, und dann vier Tage komplett an unseren Beinen hing, weil der Kinderladen langes Wochenende hatte, war die Woche durchaus wechselhaft, was Elternbelastung angeht.

Die intensiven vier Tage, die hinter uns liegen, haben wir aber eigentlich besser als sonst gemeistert. Es gab wenig Tränen, wenig Schreie, wenig Tritte. Kein Kind musste vor Ärger brechen. So langsam werden wir in diesem Punkt besser, was aber vor allem daran liegt, dass zum einen Oscar nicht mehr zahnt und zum anderen Ella kein Kleinkind, sondern ein Mittelkind, oder kurz: Kind, ist.

Ella verabschiedete sich von dem Kleinkind-Dasein am Freitagabend, gegen 18:50 Uhr. Im Fernsehen lief parallel zur KiKa-Serie "Huhu Uhu", die man im Übrigen nicht aussprechen kann, ohne den Unterkiefer auf groteske Weise viermal binnen kürzester Zeit nach vorne zu schieben, ein Fußballspiel.
Papas Unterkiefer begann sein Werk: "Willst du "Huhu Uhu" gucken oder Fußball." Erleichtert, die sieben U's hinter sich gebracht zu haben, lauschte er Ellas Antwort: "Fußball", sprach das Kleinkind.

Dann war Halbzeit. Wir schalteten um auf KiKa. Es lief "Huhu Uhu". Aber nur ein paar Sekunden, dann kam der Abspann und Ella brach in Tränen aus: "Ich wollte viel mehr 'Huhu Uhu' sehen", schluchzte das Kind.
Nachdem der folgenden "Sandmann" so einiges wieder gutmachen konnte, wollte sich Ella nicht umziehen. Es lief im Fernsehen übrigens wieder Fußball, die 42.Minute des Spiels Nürnberg gegen Augsburg.

"Ella", so Motivationskünstler und Psychologe Papa. "schaffst du es, dich umzuziehen, bis da oben im Fernsehen eine 43 steht?" - In Ellas Augen sah man, dass die Wette galt.
Während die Sekunden verrannen, verhedderte sich Ella in ihrem Unterhemd und hatte anschließend auch noch große Probleme mit dem Schlafanzugoberteil.
Das Bayern-Derby steuerte derweil auf die in Berlin-Kreuzberg äußerst bedeutsame Spielzeit von 43:00 Minuten zu.

Ella scheiterte kläglich. Mama pulte das Töchterchen aus den Klamotten heraus. Ella blickte auf die Zeit im Fernseher. Da prangte überdeutlich eine große Dreiundvierzig.
"Neinnnnnn", schrie Ella. "Da soll keine 43 stehen!"

Auch nach knapp vier Jahren gibt es sie noch: Die Situationen purer Hilflosigkeit. Mama und Papa waren so verzweifelt wie das Töchterchen. Bonjour unlösbares Problem.

Später wurden neue Wetten mit neuen Minutenzahlen abgeschlossen. Ellas Kampfgeist und Optimismus war wieder da. Sollte der Tag ein gutes Ende nehmen? Sollte Ella als Siegerin ins Bett gehen?
Jawohl. Bevor die Minute 45 anbrach, war Ella im Schlafanzug.

Seitdem ist Ella nicht mehr unlogisch gewesen. Sie wachte am Samstag auf und war seitdem ein ernstzunehmender Gesprächspartner und handelte weitestgehend rational. Sie ist - lassen wir eine knappe Formulierung einfach mal wirken - über Nacht groß geworden.

Leider wissen wir über die Kinderladenfahrt dennoch nicht viel. Kinder in Ellas Alter sind nämlich in der Lage, hochkomplexe Dinge wie eine dreitägige Fahrt auf einen Reiterhof nach Ollendorf mit einem Wort zusammenzufassen: "Gut". Gut war's. Und sie ist vom Pferd gefallen. Mehr wissen wir nicht über diese drei Tage. Ein weißer Fleck in Ellas Biographie.

Und Oscar? Der hat die Ella-freie Zeit genossen und seine Schwester gleichermaßen vermisst. Im Übrigen lernt er so langsam, sich gegen die menschenunwürdigen Attacken seiner Schwester zu wehren.
Es ist nicht lang her, da sprang er plötzlich auf, rannte schreiend auf Ella zu und warf sie um. Die derzeit geltende Hackordnung wird von Oscar mehr und mehr hinterfragt.

Dass im Leben von Oscar alles seine Ordnung haben muss, darüber schrieben wir schon letzte Woche. Immer noch aber sind wir fasziniert von dieser Eigenschaft, die er von seinem Onkel Fredde haben muss, denn sonst fällt uns niemand in der Familie ein, der derart akkurat durchs Leben geht. Zumindest war das beim Onkel wohl früher so...

Wenn Oscar beispielsweise gegen seinen Willen ins Bett gelegt wird, dann tut er das, was Menschen in seinem Alter dann tun: Schreien.

Oscar aber hält noch im Ärger Ordnung:
Er wird ins Bett gelegt. Er fühlt Ungerechtigkeit und weiß, dass er schreien müssen wird. Da ist aber noch der Schnuller im Mund. Hmmmm.... Okay. Er greift sich seinen Schnuller, legt ihn fein säuberlich neben sich. Der Mund ist nun bereit zum Schrei. Und dann erst geht's rund. Ordnung muss sein...

Montag, 10. Mai 2010

Der schlechtgelaunte Achtzahn ist verschwunden

Man kann die vergangene Woche recht gut strukturieren, indem man sie teilt in die Zeit, die wir mit dem achtzahnigen Kleinkind verbringen durften und in die Zeit, in welcher wir mit einem neunzahnigen Kleinkind zusammen waren.

Mama fuhr mit Ella und dem Achtzahn nach NRW zu Oma Münster, die nun eigentlich Oma Bergkamen heißen müsste, weil sie der Fahrradstadt Münster den Rücken kehrte um in der Autostadt Bergkamen, in welcher Fußgänger bestaunte Exoten sind, ein schönes Häuschen mit Garten zu bewohnen.

Papa konnte arbeitsbedingt erst später nachreisen, hörte sich aber via Telefon an, dass der Achtzahn üble Laune hat. Ein wahrer Schreihals fiel da in die Kfz-Idylle Bergkamens ein. Hier und da übertönte er sogar die nahegelegene A1, beziehungsweise die auch sehr nahe gelegene A2 und auch hin und wieder die A40.

Ella fand daher genug Raum um "tolles Kind" zu spielen. Ella läuft in puncto Ruhe und Zufriedenheit immer dann zu Höchstformen auf, wenn sich in ihrer Nähe ein Kind daneben benimmt.

Am Samstagmorgen dann aber geschah es: Oscar gebar einen Zahn und genießt seither neunzähnig das Leben. Was kann man plötzlich alles machen mit neu(e)n Zähnen: Essen macht wieder Spaß, man kann wieder lachen, man kann wieder spielen. Und wenn die ganze Familie den Pizzaservice anruft und den Neunzahn vor einer großen Portion Nudeln platziert, dann kann man die Soße auf eine ganz fantastische Art im Gesicht verteilen.
Oscar sah nach dem Essen aus, als hätten wir ihm einen ordentlichen Hieb an die Schläfe versetzt. Bei näherem Hinsehen rann ihm aber nur Tomatensoße aus den Haaren. Hollywood macht das vermutlich auch so, wenn Schwerverletzte in Nahaufnahme präsentiert werden sollen.

Dabei ist der kleine Wicht ein so ordentlicher Mensch: Oscar hat heute beispielsweise ein Stück Apfel gereicht bekommen. Er steckte es sich in den Mund. Anschließend musste er feststellen, dass der Apfel weder nach Wurst, noch nach Keks, noch nach Schokolade, noch nach Möhre, noch nach Banane schmeckte und von daher wieder aus dem Mund hinaus muss.

Oscar griff sich in den Mund und holte das blöde Obst wieder heraus. So weit, so normal.
Dann aber geschah etwas, dass Oscar von 99% aller Eineinhalbjährigen unterscheidet: Er watschelte mit dem Apfelstück zum Mülleimer, öffnete diesen und entsorgte den Brocken. Mama griff zum Hörer, rief Papa an und sagte: "Normal ist das nicht." Woraufhin Papa auch etwas mit "nicht" sagte, nämlich: "Von mir hat er das nicht."

"Gut. Das eine Kind von Euch, dieser Oscar da, der ist schon sehr weit.", nörgeln da die Blog-Leser. "Was aber ist mit dem anderen Kind? Das ist doch bestimmt noch ganz furchtbar klein im Wesen."
Wir müssen antworten: "Wissen wir nicht. Unsere dreijährige Tochter ist nämlich gerade verreist."

Ja. Ella ist heute früh mit ihrer Kita auf einen Reiterhof in irgendeine national befreite Zone Mecklenburgs gefahren. Papa sagte wieder: "Von mir hat sie das nicht", als er hörte, dass Ella ohne einen Hauch von Wehmut - ohne sich überhaupt noch mal nach Mama und Oscar umzudrehen - auf Reisen ging. Am Mittwoch kommt sie wieder und Mama und Papa können gar nicht glauben, dass sich das Töchterchen gerade in einem anderen Bundesland aufhält.

Ansonsten kann Ella nun wieder etwas mehr, nämlich subtrahieren und Rainer sagen, wie schnell er fahren darf.
Spielt man nämlich mit Ella ein Spiel, bei welchem sie 6 gleiche Kärtchen braucht, so sagt sie Sachen wie "Oh, ich hab schon 4, dann brauch ich nur noch 2". Und fährt Rainer mit ihr durch Bergkamen, weil alle Leute in Bergkamen immer nur fahren, dann sagt Ella "Fünfzig!", wenn Rainer in eine Tempo-50-Zone einbiegt. Und Ella sagt dann bei Bedarf auch "Siebzig" oder "Dreißig". Für die nächste Bergkamen-Tour muss sie dann noch "A1", "A2", "A40" und "Drive In " lernen...

Ja. Ella war Rainers Beifahrerin und gleichzeitig DJ des Autoradios. Von daher lief in Rainers Auto "Der Mondbär". Die Fahrt ging aber so schnell zu Ende, dass Rainer nun gar nicht erfahren hat, wie der Mondbär das schwierige Problem gelöst hat... Dass der Mond da vom Himmel gefallen ist...

Sonntag, 9. Mai 2010

Arbeitsstress

Den Blog gibt es daher erst morgen...

Sonntag, 2. Mai 2010

Das neue Gefährt

Ein neues Gefährt ist in unser Familienleben getreten. Wir wollen nicht so vermessen sein, vom fünften Familienmitglied zu sprechen, aber dennoch wird die Veränderung hoffentlich sehr bedeutend sein:

Denn in unserem neuen Fahrradanhänger finden beide Kinder Platz und beide akzeptieren es dort drin sogar, angeschnallt zu werden. Scheinbar ist beiden Kindern, ebenso wie den Eltern, durchaus klar, dass große Dinge geschehen können - Ausflüge zum Beispiel.

So wurde der Anhänger dann am wärmsten Tag der Woche zünftig eingeweiht. Die Hasenheide war das Ziel. Papa lernte, dass das Areal so groß ist, dass die Familienecke meilenweit von der Heroin-Austauschzone entfernt ist, während die lieben Kinder erstmal das taten, was sie beide unglaublich gut können: Essen.

Ohne Essen geht bei uns gar nichts mehr. Schlimm war, dass der Samstag ein Feiertag war. Es galt, die Flesichwurstbesände gut zu rationalisieren. "Es gibt nur Wurst für die Hand. Nicht aufs Brot", sprach Mama feierlich. Damit mussten Ella und Oscar auf das liebgewonnene Ritual verzichten, neben den vier Scheiben Fleischwurst, die sie auf ihrem Frühstückstoast mit der Akribie eines Statikers verteilen, auch noch ein fettes Stück Wurst für in die Hand gedrückt zu bekommen.

Ella hilft dann immer beim Rechnen: "Ich brauch 5 Stück Fleischwurst", aber all das war dieses Wochendende mal verboten, denn sonst wär die Wurst einfach irgendwann alle gewesen und zumindest für Oscar der Weltuntergang sehr nah gewesen.

In der Hasenheide gab es Obst. Oscar rammte sich eine Banane in den Mund, Ella schmatzte eine Melone und beschimpfte dabei die Kerne, was Mama dazu brachte, über kernlose Melonen zu sinnieren.
Mit ihrer neuen Mitgliedschaft im hiesigen Bio-Laden, der - soviel Zeit muss sein - die Menschen in 2 Klassen teilt, nämlich zahlende Mitglieder und tüchtig draufzahlende Nichtmitglieder, was den Bioladen - so die kluge Meinung des Vaters - in die Nähe des Faschismus rückt, wird das nicht zu machen sein.
Aber es ist so: Obst, das perfekt auf die Kinderansprüche zugeschnitten ist, kann nur genmaipuliert sein und zwar ordentlich. Melone ohne Kerne, Apfel ohne Schale, Mandarine ohne diese weißen Fussel... Gentechnik, übernehmen Sie!

Und dann bekamen unsere Kinder mal so richtig Auslauf. Die Wiese war rund 200 Meter in alle Richtungen gut zu überblicken, so ließen wir die beiden einfach mal losrennen. Ein Ball sollte die Richtung vorgeben. Oscar tat, was Männer und Hunde nun mal tun, wenn sie einen Ball sehen, und rannte der Kugel ordentlich hinterher.
Ella rennt zur Zeit eher ihrem Bruder hinterher, um ihn dann irgendwie zu überwältigen. Entweder will sie ihn tragen oder sie wirft ihn um. In jedem Fall läuft das zur Zeit nicht so richtig rund mit den beiden.

Wir wissen nicht so genau, was es ist. Aber zur Zeit kriegt Ella wirklich unfassbar viel Ärger von ihren Eltern, weil sie Oscar etwa im 10-Minuten-Takt umwirft oder sich sogar auf ihn draufsetzt. Lauter böse Sachen... Ellas Reaktion auf Schimpfe ist immer die Gleiche: Sie wartet darauf, dass man ihre Hand greift oder sie sonstwie berührt um dann tränenreich zu verkünden, dass sie soeben selbst zum Opfer häuslicher Gewalt wurde. Ein Dialog, den wir in dieser Woche vielleicht 50mal hörten, geht zum Beispiel so:
Elternteil: "Schimpf Schimpf Schimpf!!!"
Ella: "Aaaaaaaaaaaaaaah, du hast mir wehgetan..."

Vor der Wohnungstür steht indes das Jugendamt und überlegt, ob es einfach mal klingeln soll. Sie fänden hieb- und stichfeste Beweise: Zwei Kinder, die von blauen Flecken übersät sind und beide derzeit definitiv in einer emotionalen Stresssituation.

Die blauen Flecke stammen glücklicherweise aber vor allem vom Spielplatz. Dort gibt es seit neuestem einen neuen Profi-Rutscher. Er heißt Oscar und kann nun schon die Leiter ins höhere Niveau mit mütterlicher Hilfe erklimmen, sich dort mittels Powackeln in die richtige Position bringen und dann saust das Kleinkind hinunter. Alles ist wunderbar, nur irgendwann kommt dann Ella und hebt ihn hoch. Oder sie wirft ihn um. Oder sie setzt sich auf ihn drauf...

"Irgendwann", sagte Papa dann zu Ella, "Irgendwann ist Oscar größer als du." Ella starrte den wenig furchteinflößend aussehenden Bruder an und konnte es nicht glauben. Aber irgendwann ist es soweit, und dann wird Oscars Persönlichkeit entscheiden, ob die Rache nur zart angedeutet oder fürchterlich sein wird.

Auf dem Rückweg von der Hasenheide geschah dann derart Außergewöhnliches, dass Mama einen panischen Schrei ausstieß, was den Vater, der mit Anhänger vorneweg fuhr, sehr verwunderte, denn Mama hat im Gegensatz zu Papa niemals Panik.
Was war geschehen? Papa fuhr den Radweg entlang ohne sich der Ausmaße des Anhängers so 100 prozentig bewusst zu sein. Er passierte einen Baum, der von Steinplatten umgeben war.
"Hui, das wird knapp", dachte Papa zuversichtlich. Er hörte ein leichtes Schaben, aber an sich schien ja alles geklappt zu haben. Dann der schon angesprochene Schrei von Mama. Auch aus dem Anhänger hörte man ein Glucksen.

Der Erzählung nach hob das linke Rad des Anhängers etwa einen halben Meter ab. Sinniger Weise auf Höhe des Flughafens Tempelhof. Zum Glück hat Papa das nicht gesehen. Er wäre gestorben vor Angst.