Sonntag, 30. August 2009

Die endlose Frage nach dem Warum

Es gibt in Familien, in denen Babys vorhanden sind, je nach Alter der Frucht unterschiedliche Phasen der Verunreinigung der häuslichen Umgebung.
Zunächst dominieren dünnflüssig gespiene Muttermilchflecken; Monate später liegt jeder Haushaltsgegenstand versteckt unter einem schmierigen Leberwurstfilm.

Beides mag rein optisch nicht angenehm sein, doch wird beides vor allem in puncto Hartnäckigkeit übertroffen von der Verunreinigungsphase, in der sich Babys in Oscars Alter befinden. Es handelt sich um angespeichelte Reiswaffeln.

Zunächst einmal eröffnete die Reiswaffel, die Oscar in dieser Woche gereicht bekam, eine völlig neue Dimension des Speisens. Denn erstmals kann Oscar nun selbst Nahrung an seinen Mund führen und damit sozusagen selbstbestimmt essen. Oscar begutachtete das rätselhafte Objekt lange. Toll, dachten die Eltern, alles rammt sich unser Sohn unverzüglich in den Mund, nur die Reiswaffel wird von allen Seiten beguckt.

Schließlich tat Oscar aber das, was er als Baby zu tun hat: Er führte die orale Begegnung mit dem Gegenstand herbei, stellte fest, dass die Reiswaffel besser schmeckt als beispielsweise Matchbox-Autos und begann dann genüsslich zu knabbern und zu staunen.

So weit, so gut. Nur ist Oscar nicht in der Lage, die Waffeln vollständig zu verspeisen. Vollständigkeit erreicht er nur beim Bespeicheln der Waffel. Diese beginnt also unverzüglich zu kleben wie Kleister aus dem Baumarkt. Oscars zwei Zähne in einem motiviert kämpfenden Schlund reißen die Waffel schließlich in unzählige Teile, die nun in der Wohnung, in den Klamotten, in den Haaren, einfach überall sind.

Das Elternpaar weiß: Es geht vorüber. Reinigen lohnt fast nicht. In einem halben Jahr ist diese Reiswaffelkleberei vorbei. Dann heißt der Gegner Leberwurst.

Die Woche stand im Zeichen des Hamburger Schulstarts.
Einem Kuckucksuhrpendel gleich pendelte Papa täglich zwischen Berlin und Hamburg, erntete dafür anerkennende Blicke der Kollegen und weiß, dass die zwei Stunden Ruhe auf der Schiene schlicht Gold wert sind.

Zuhause wartet nämlich neben dem Reis-Speichler auch noch das dreijährige Kind, dass die schlichte Frage nach dem Warum momentan als besonders wichtig erachtet und sie entsprechend häufig aufwirft.
Mama und Papa verzweifeln.

Zwei Beispiele:

Ella: Da kommt ein Mann.
Papa: Stimmt.
Ella: Warum kommt da ein Mann?

Ella: Du musst Oscar füttern, denn du sitzt näher als Mama.
Papa: Ja.
Ella: Warum sitzt du näher?

Die Fragen sind - wie eben gezeigt - von einer unfassbaren Banalität und daher so unglaublich schwierig zu beantworten. "Warum sitzt du näher?" - Man mache sich den Spaß, in eine U-Bahn zu steigen, sich zu setzen und seinen Nachbarn zu fragen: "Warum sitzen Sie näher an mir als die Dame dort hinten?" - Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Philosophen sind gefragt, wie meistens, wenn es um das schlichte "Warum" geht.

Vermutlich kam auch Oma Münster in Westfalen häufig in den Genuss der Kausalerklärung, reiste doch die um den Vater reduzierte, doch um den Onkel bereicherte Familie per Pkw nach Münster. Ella erfreute also mal wieder ihre Westverwandten und wird in 15 Jahren hoffentlich mit dem Vater einer Meinung sein, dass Motorräder großer Unfug sind.

Oma Münster hat jedenfalls das Gebot, Ella bitte nicht allzusehr mit diesem Themenbereich bekannt zu machen, sichtlich unterwandert. Wahrscheinlich sagte sie: "Motorräder sind toll." und Ella antwortete diesmal nicht unklug mit einem entwaffnenden "Warum sind Motorräder toll?".

Das unten folgende Video ist wieder besonders sehenswert. Neben Oscars Mutter gibt es wohl nur noch Oscar selbst, der derart emotionsgeladen Videotext gucken kann. Gut, Hertha steuerte auf eine Heimniederlage zu, was in diesem Haushalt immer sehr wohlwollend registriert wird. Hertha schoss noch ein Tor. Oscars Laune hielt aber an...

Sonntag, 23. August 2009

Gute Laune am Vormittag

Wenn Papa sich heute Mittag aufmacht um im Süden der Stadt Konsolenspiele zu zocken, dann ist er bis auf Weiteres raus aus dem Familienleben, das nun seit sechs Wochen in einer teilweise schon recht unbekömmlichen Intensität verläuft.

Für Mama bricht eine Woche an, die gut geplant sein will: Papa arbeitet in einer anderen Stadt, kommt abends und nachts kurz vorbei und überlässt das weite Feld der Kinderbespaßung der Mama.
So konnte man Mama in den letzten Tagen häufig bei Terminabsprachen mit allen möglichen Kinderanimateuren der Stadt beobachten. Herausgekommen ist eine Wochenplanung, die Übernachtungen in drei verschiedenen Bundesländern und jede Menge Kindsbespaßung vorsieht, ehe wir alle eine deutlich spürbare Ziellinie erreichen, die da 1.September heißt.

Am 1.September ist dieses Jahr Weinhnachten. Die Kita beginnt und Ella hat wieder ihren vernünftigen Tagesablauf. Sektkorken werden aller Orten knallen. Auch andere Kreuzberger Mütter klagen sich ihr Leid und sehnen den Kita-Start nach der menschenunwürdigen Sommerpause herbei.
Wer beim Lesen dieser Zeilen an das Wort "herzlos" denken muss, setze bitte selber ein Kind in die Welt. Er warte, bis es drei ist und verbringe sechs Wochen rund um die Uhr mit dem Dreijährigen...

Ella, um beim großen Kind zu bleiben, ist im Übrigen ein furchtbar liebes und unkompliziertes Kind. Leider pro Tag immer nur von 6.00 bis 10:00 Uhr.
Um sechs, manchmal auch später, startet Ella äußerst seltsam in den Tag: Sie steht stumm neben dem Elternbett und starrt auf die schlafenden Erzeuger. Wie lange sie das tut, wissen wir nicht. Wir stellen dies ja immer erst beim Aufwachen fest. Theoretisch ist es möglich, dass sie sich schon um 3:00 neben unser Bett stell und starrt. Wir wollen es nicht hoffen.

Es folgt das Frühstück, das stets von guter Laune geprägt ist und dann das traditionelle (aber bald nicht mehr mögliche) Morgens-Spielen mit dem Papa.
Häufig geht es danach raus auf Kreuzbergs Straßen und das Kind ist immer noch gut gelaunt.

Dann jedoch wird es irgendwann unweigerlich 10:00 und die Stimmung kippt. Ella ist plötzlich hochgradig sensibel, liegt gerne brüllend und tretend auf der Straße und fühlt sich chronisch missverstanden und misshandelt. Aber alles halb so wild: Nach 9 Stunden ist ja wieder Schlafenszeit und am nächsten Morgen steht Ella wieder gut gelaunt neben unserem Bett und starrt hinein.

Vielleicht ist auch unter diesem Gesichtspunkt die Ortswahl Berlin nicht die schlechteste, ist die Stadt doch für ihre sonderbaren Bewohner und ihre eher reduzierte Laune bekannt.
Wie gut das passt, zeigte sich jüngst im Biergarten.
Ella schlich gelangweilt zu anderen Biergartengästen, hing sich an deren Beine und quatschte sie an.
Irgendwann hörten Ellas Eltern dann das große Lob von den anderen Biergartengästen: "Die is aber anspruchslos. Wir gelten sonst eher als unsympathisch." Ja ja. Der Berliner. Der vielleicht einzige Typ Mensch, der auf Werte wie Unfreundlichkeit und Unsympathie durchaus stolz ist...

Kommen wir zu Oscar.
Oscar hat diese Woche wieder einige Dinge erlebt.
Zunächst wurde er von einer Wespe gestochen. Familie Hoffmann vermeldet, daher, dass in den letzten 14 Tagen sämtliche männlichen Mitglieder einen Wespenstich erhielten. Papa an der Schläfe, Oscar neben der Nase.
Oscar weinte, Papa ertrug es wie ein Mann.
Die Gesamtzahl der Wespenstiche in unserer Familie liest sich übrigens seltsam unausgewogen: Ella (0), Oscar (1), Mama (1), Papa (geschätzte 10).

Doch es gab auch gute Dinge, die in Oscars Leben traten: Oscars Kinderwagen durchlebte eine Metamorphose. Die Babyschale ist weg, der Sportsitz da. Oscar kann nun ungehindert in die weite Welt gucken. Er muss seitdem auch gar nicht mehr weinen, wenn er in den Kinderwagen gelegt (eher: gesetzt) wird.

Außerdem bekommt Oscar seit gestern zwei Mahlzeiten, die nicht aus Mamas Brust kommen. Zum Gläschen am Mittag gesellte sich nämlich das Breichen am Abend.
Oscar war begeistert und beschlabbert.
Mama und Papa freuten sich und diskutierten lebhaft darüber, weshalb der Brei ständig seine Konsistenz wechselt.
Begann die Fütterung mit bissfesten Mus, endete sie mit flüssigem Saft. Wie macht der Brei das nur?

Hinweis zum letzten Foto und zum Video: Ella kann Fahrrad fahren. Seit Mittwoch kann sie auch bremsen und absteigen. Mama und Papa schwitzen beim Zusehen und Hinterherrennen zwar, aber brauchen diesen Thrill auch irgendwie. Außerdem zählt Ella schon bis 16.
Mit diesen beiden Eigenschaften dürfte sie in Berlin auch unter Grundschülern zu den fitteren gehören...

Montag, 17. August 2009

Die Schnullerfee im Herbst, die Hexe jede Nacht

Oma Münster war danach, den Tag vor ihrem Geburtstag im Berliner Vorort Werder zu verbringen. So trommelte sie die Familie zusammen und sorgte dafür, dass die wenigen Vorteile Hamburgs wieder ein wenig relativiert wurden. Zum Beispiel die Sache mit dem Wasser.

Ella verstand nämlich, dass es sich auf der Havel auch sehr gut Schiff fahren lässt und Oscar genoss die Dampferfahrt auch. Auf Deck widersetzten sich drei Reisende den Anweisungen der ladenden Oma Münster dann dezent und bestellten Bier. Ella ist in diesem Zusammenhang kaum noch zu bremsen. Zu gerne will sie Bier trinken und vor allem die lustig aussehende Berliner Weiße hat es dem minderjährigem Frollein angetan.

Dass Mama gerne davon berichtet, dass sie selbst ja bereits mit drei Jahren Berliner Weiße getrunken habe, ist hierbei unter pädagogischen Gesichtspunkten durchaus zu bemängeln. Ella jedenfalls würde für einen Schluck Berliner Weiße einiges tun.
Vielleicht ist sie mit der Mama und einer Weißen ja mal alleine.

In Werder jedenfalls wurde zunächst über die deutschlandweit gefeierte Gastlichkeit der Brandenburger gestaunt.
Obwohl in der Speisekarte des Cafes rund 15 Kuchen und Torten aufgelistet waren, lachte uns eine lediglich mit drei Torten bestückte Vitrine an.
"Ick habe die Beobachtung jemacht", ertönte es plötzlich hinter uns, "dass meene Gäste mit mehr wie drei Torten überfordat sind."

Die Wirtin selbst erklärte uns dieses Geschäftsmodell und wir waren im Anschluss sehr dankbar darüber, wie wenig überfordert wir unsere Bestellung aufgeben konnten.

Nur am Rande soll hier davon die Rede sein, dass Ella und Papa am Folgetag noch einmal ins Brandenburgische fuhren, weil sich im Werderaner Bahnhof Papas Fotoapparat aufgefunden hatte, welchen ein Familienmitglied, das hier anonym bleiben will, dort hat liegen lassen. Wir wahren diese Anonymität natürlich gerne und möchten betonen, dass Ellas Mama sonst wirklich eher wenig Missgeschicke passieren.

Wechseln wir das Thema und sprechen von Feen und Hexen, ehe wir gegen Ende dieses Eintrages wieder bodenständig werden und über Blumenkohl zu sprechen haben.

Also zum Thema Feen.
Zu Ella sollte die Schnullerfee kommen. Ella hat über diese sonderbare Fee durch investigative Fragetechnik bereits erfahren, dass sie eher so rosa gekleidet ist, fliegen kann und Schnullis gegen Geschenke tauscht. Auch weiß Ella, dass es dann ein für allemal vorbei ist mit dem Schnulli und dass die Schnullerfee leider so klug ist, dass sie es sofort sehen würde, wenn Ella beispielsweise bei der Oma schnullert.
Die Spielregeln waren also bekannt, der Wunsch (eine tolle Trinkflasche Marke "Dominik") formuliert und der Schnuller aufs Fensterbrett gelegt.
Zuvor lief eine Probenacht ohne den Schnulli auch sehr erfolgreich.

Dann jedoch, um etwa 23 Uhr ein Gewimmer und Gejammer aus dem Kinderzimmer. Es steigerte sich und irgendwann heulte Ella wie ein Schlosshund. Kein Wort brachte sie hervor, ehe sie sich nach Minuten zu einem überdeutlichen und fast animalischen Ausruf durchringen konnte: "ICH WILL MEINEN SCHNULLI" brüllte die Süchtige und durfte nachsehen, ob die Schnullerfee ihn schon mitgenommen hatte. Hatte sie nicht. Schwein gehabt.
"Die Schnullerfee kommt erst, wenn Herbst ist", sagt Ella nun.

Von der Fee nun zur Hexe.
Wir befinden uns in der "Hänsel und Gretel"-Mühle. Das Märchen vom Aussetzen und versuchten Mordes an Kleinkindern hat es unserer Tochter sehr angetan. Sie kennt es in vier verschieden langen Ausführungen und wählt jeden Abend konsequent die längste Version aus, die bittesehr vorgelesen werden darf. Ohne Unterbrechungen dauert dies etwa 10-12 Minuten.
Ella muss aber an den immer gleichen Stellen die immer gleichen Fragen stellen: "Wo ist die Axt?", "Warum sagt die Hexe 'Dumme Gans!'?" und dann weint Oscar zwischendurch auch gerne mal, sodass das Vorlesen mitunter 30 Minuten dauert. Aus dieser Mühle kommen wir derzeit nicht so recht heraus.
Nur als Ella gestern pünktlich zum 100m-Finale der Leichtathletik-WM ins Bett pinkelte und daraufhin natürlich weinte und - nicht mehr natürlich - erneut "Hänsel und Gretel" hören wollte, da schaffte es Mama tatsächlich, ihr die kürzeste Version des Märchens überhaupt vorzulesen. Mama war fast schneller als Usain Bolt.

Nun zum Blumenkohl.
Interessiert nimmt Oscar zur Kenntnis, dass jede Woche ein neuer Geschmack in sein Leben tritt. Auf die Pastinake folgten Kartoffeln und Rind. Nun war der Blumenkohl dran.
Mama holte gleich sechs Gläschen mit fein püriertem Kohl.
Oscar verstand beim Füttern die Welt nicht mehr. Auf die erste Irritation folgten schnell Abscheu und Ekel. Beim dritten Löffel übergab sich der kleine Wicht.
Schnell erlösten wir ihn und reichten die gute alte Pastinake.
Oscar war wieder irritiert, verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen und bejubelte fortan jeden Pastinakenbissen.
Um die Blumenkohlgläschen wird sich dann Ella kümmern...

Sonntag, 9. August 2009

Unrealistische Frisuren und autistisch Laufen

Machen wir uns nichts vor. Menschen in Oscars Alter ähneln sich mehr als dass sie sich unterscheiden. Meist gibt es pro Baby maximal ein Alleinstellungsmerkmal. Bei Oscar ist es die Frisur.

Oscars Kopfbehaarung ist prinzipiell erstmal überaus homogen. Feine blonde Härchen, allesamt vielleicht 1 cm lang, sorgen für ein durchaus akzeptables Bild. Doch vorne wachsen Oscars Haare wie bescheuert.
Ähnlich dem westfälischen Swinger Götz Alsmann oder auch den finnischen Rockern der Leningrad Cowboys befinden sich direkt über Oscars Stirn einige Haare von vielleicht 6 oder 7 cm Länge.

Neben den oben genannten Vergleichen könnte man allerdings auch behaupten, Oscar habe eine echte Ossi-Frisur. Denn "hinten kurz und vorne lang" kennt man vor allem von den Enricos, Ronnys und Raikos, die in den dunklen Wäldern Brandenburgs oder Thüringens ihr tristes Dasein mit ihrer Vokuhila-Frisur aufmotzen.
Bedenkt man nun, dass Oscars Spitzname "Ossi" ist, dann erlebt man eine wunderbare Doppelung der Bedeutung "Ossi-Frisur". Gerne greift Papa in die Haarpracht seines Sohnes, zieht sie hoch und labt sich am Anblick der dann um 7 cm höher ragenden Brut.

An einem weiteren Alleinstellungsmerkmal arbeitet Oscar zur Irritation seiner Eltern seit etwa einer Woche. Sein vormals breiter Mund ist aufgrund einer seltsamen Mimik nun meistens mikroskopisch klein. Wir hoffen, dass sich sein Mund demnächst wieder entfaltet. Oscars Gesichtsausdruck ist derzeit nämlich nicht ganz bar jeder Arroganz. Man möchte meinen, er habe ein typisch hamburgisches Klein-Mund-Gesicht. Wo bleibt das Kreuzberger Großmaul?

Nun. Dieser Bereich wird derzeit von Oscars Schwester abgedeckt, die zwar immer noch behauptet, dass Berlin prinzipiell sehr doof und Hamburg sehr toll sei, den Holzweg, auf dem sie mit derlei geäußerten Unfug dabei wandelt, aber hoffentlich so langsam erkennt.

Die erste August-Hälfte ist traditionell von einer Ballung an Familienfesten geprägt. Opa und Oma und Oma und Tante und Onkel. Alle haben sie Geburtstag und Ella malt sich die Finger wund, damit sie auch für alle ein Geschenk abliefern kann.
Bis hierhin ist diese Anekdote furchtbar langweilig. Ein Kind, das zum Geburtstag Bilder malt. Wo bleibt der Kick?
Nun. Ella malt derzeit nur noch eines: Hundekacke.
Ella malt grüne Wiesen mit brauner Hundekacke. Das Verhältnis dieser beiden Farben war beim Bild für die Oma noch dezent. Es war ein Bild aus Ellas Hamburger Vergangenheit: Eine prächtige grüne Wiese mit einem kleinen braunen Fleckchen Fäkalie.

Ellas Opa, ein bekennender Hundeschreck, erhielt dagegen ein Abbild aus Ellas Gegenwart. Es muss eine Berliner Wiese gewesen sein, die sie da gemalt hat, denn der braune Anteil war unerträglich hoch.
Ella überreichte ihre Bilder und erläuterte.
"Hundekacke", sagte sie ernst, als sie gefragt wurde, was sie denn da Tolles gemalt habe. Besonders Opa freute sich sehr.

Zum Abschluss folgt eine Schilderung des Fußwegs Yorckstraße zwischen dem Mehringdamm und der Großbeerenstraße, nördliche Seite. Hier hat sich das Straßenbauamt dafür entschieden, zwei verschiedene Steinsorten zu nehmen und die eine in einem lustigen Streifen im Zickzack zu verteilen und die andere dazwischen.
Ella und Papa liefen hier entlang. Ella erkannte schnell, dass sie die kleinen Steine nicht betreten darf. Das Kind hüpfte also über die eine Steinsorte rüber. Alle 5 Meter.
Schließlich wurde dem Vater eröffnet, dass er die genau andere Steinsorte keinesfalls betreten dürfe.
Ellas Vater, für solch autistische Späße immer zu haben, latschte nun also im Zickzack über die Yorckstraße, während sein Kind zwar geradeaus lief, aber alle 5 Meter zu einem riesigen konzentrieten Sprung ansetzte.

In Kreuzberg gibt es die Worte "normal" und "unnormal" nicht, und so störte sich keiner an der "Family of silly Walks".



Sonntag, 2. August 2009

Bert hatte Recht

Recht schnell hat Oscar Gefallen an seinem täglichen Pastinaken-Gläschen gefunden. Der kleine Mann ist ein Freund des Speisens, weshalb - für Personen in Oscars Alter eher unüblich - nahezu alles im Mund und kaum etwas drumherum landet. Oscar findet Essen einfach zu lecker, als dass er es sich im Gesicht verschmiert.

Und wie war das noch mit dem kleinen Finger und der ganzen Hand? Oscar jedenfalls lässt, anstatt dankbar zu schweigen, kein essendes Familienmitglied in Ruhe. So viel gibt es noch zu entdecken. Die Welternährung kann schließlich nicht allein auf Pastinaken beruhen, denkt sich der Fratz und giert neidisch nach den anderen tollen Dingen.

So blickte Mama auf dem Spielplatz hinunter und fand einen Säugling in ihrem Apfel festgebissen. Oscar nutzte die Chance und rammte im unbeobachteten Moment nahezu seinen gesamten Kopf in die leckere Frucht aus dem Bio-Laden, der Papa aufgrund der dort vorherrschenden Missachtung der Menschenrechte zuvor die Zornesröte ins Gesicht trieb.

Die Äpfel aus dem unsympathischen Laden jedenfalls mundeten dem Zaungast des Spielplatzes und Mama und Papa fanden es da einfach mal egal, dass Äpfel eigentlich noch nicht auf dem Speiseplan eines Menschen stehen, der erst seit einer Woche "Beikost" erhält.

Mittlerweile hat Oscar allerdings offiziell das Kartoffel-Stadium erreicht. In der nächsten Woche wird "Rind" hinzustoßen. Prognosen zufolge werden sich Oscars Augen beim ersten Bissen in tierische Speisen noch einmal vergrößern...

Die dynamisch Familie wagt sich mittlerweile auch immer häufiger raus aus der riesigen Wohnung, in der nun fast alles fertig ist. Man war bereits am Flughafensee und bestaunte startende Airbusse, während man mit Schaufel im recht trüben Nass stand; man besuchte recht häufig den Viktoriapark, der sozusagen der Vorgarten unserer Wohnung ist.

Dort ist lobenswert, dass die Liegewiesen schön angeschrägt sind. Eltern haben so einen prima Überblick über hangabwärts spielende Kinder.
Ella, mit 2 Kumpels im Schlepptau, marschierte mit großen forschen Schritten durch "ihren" Park, so dass sie den Eindruck erweckte, dass hier eindeutig der Park-Chef unterwegs ist.

Doch der teilweise furchteinflößende Anblick täuscht.
Nach wie vor will Ella nämlich vor allem wissen, wie die lieben Kreuzberger denn so heißen.
Berti heißt der Mann, der bei NP nach einem Kasten Bier Ausschau hielt.
Und der Mann im Viktoriapark nuschelte ein wenig.
Ella sagte uns später, dass er "Pelle" hieße. Beim Blick auf den weißhaarigen Greis entschied der Familienrat allerdings: Wie ein "Pelle" sieht dieser Herr nicht aus.

Gestern besuchte die komplette Familie dann das Abendspiel im DFB-Pokal zwischen TeBe und dem KSC. Unterstützt wurde man von Ben, der im Übrigen zum ersten Mal beim Fußball war. Da musste selbst der in dieser Hinsicht deutlich erfahrenere Oscar müde lächeln...

Ella brüllte artig "Lila Weiße!!!" und freute sich auf den ihr vorher versprochenen Höhepunkt des Abends, das Leuchten des Flutlichts.
Später, als alles langweilig wurde, erkannte sie, wie sie die Umstehenden provozieren konnte und ersetzte in ihrem "Lila-Weiße"-Gerufe das "W" durch ein hässliches "SCH". Papa arbeitet daran, ihr diesen Teufel auszutreiben...

Ein letzter Wochenhöhepunkt endete desaströs.
Der Kinderkanal lud zu einem kostenlosen Fest am Ostbahnhof.
Die Kombination "kostenlos", "32° Celsius" und "Wochenende" führte zu einer Menschenansammlung, die zur Folge hatte, dass n iemand der Anwesenden das Fest genoss. Hinzu kam der Fehler, dass Papa zuvor im Internet gelesen hatte, dass Ernie und Bert in Form von Ganzkörperfiguren auf diesem Fest herumlatschen sollten.
Vielleicht lag es an der oben genannten Hitze, vielleicht kollabierten die Ernie- und Bert-Puppenspieler, jedenfalls waren sie nicht da.
Ella streunte über das Fest und murmelte apathisch in die 32° hinein "Wo sind Ernie und Bert?".
Als sie zum Trost eine Eisenbahnkelle erhielt, strahlte sie. Dann sagte sie: "Die muss ich gleich mal Ernie und Bert zeigen..."

Die Augen seiner Tochter, die immer trauriger wurden je mehr zur Gewissheit wurde, dass Ernie und Bert nicht da waren, wird Papa nie vergessen und er schwor sich, nie wieder Dinge zu versprechen, die nicht 100% sicher sind.
Mama rettete die Situation. Bert, so die Erläuterung, habe bei diesen Menschenmassen und dieser Hitze einfach keine Lust mehr gehabt. Papa konnte Bert sehr gut verstehen...