Dienstag, 21. Mai 2013

Besuch von Y

Die letzte Woche begann so:
Die Mutter ging abends nett zu Freunden. Zuvor organisierte sie dem Vater ein drittes Kind. Dieses Kind, nennen wir es Y., ist Oscars Kita-Freundin. Ys Eltern wollten an jenem Abend mal weggehen und da war es für Ellas und Oscars Mutter natürlich eine Herzensangelegenheit, dass wir hier Y. beaufsichtigen - nur leider war sie selber ja nicht da.
Blieben als Babysitter (Y. hatte noch nie bei Freunden geschlafen) ja noch Papa, Ella und Oscar. Papa hatte Angst. "Ella, du musst nachher ganz viel helfen. Du bist heute Abend hier die Zweitgrößte." Ella schwoll an, als sie dies hörte.

Am Abend kam schließlich Y. Dann gingen ihre Eltern, dann ging Mama. Papa hatte alles im Griff.Er ließ die Kinder ein bisserl Kika gucken, danach schnappte er sich ein Buch und las drei Kindern daraus vor - Ella schmollte jedoch zunächst. Ihre Rolle als Zweitgrößte für kurze Momente vergessend beziehungsweise über Bord werfend, jammerte sie, dass das Buch nicht recht sei - ein anderes wäre schöner. Papa zischte.

Nach dem Lesen - immer noch alles im Lot - ließ Papa nacheinander drei Kinder auf ihm reiten. Alle Mann in Oscars Zimmer. Oscar ins Bett, Y. ins Bett, Ella auf eine Matratze daneben. Papa holte schnell noch etwa, Y. weinte.
Warum weint Y.? Das war die große Frage. Hatte sie sich gestoßen? Hatte Oscar ihr eine geklebt? Nein. Y. wollte jetzt zu ihrer Mama.

Das war der Moment, wo alles kippte.
Papa versuchte, Y. noch einmal ins Bett zu bringen, versprach ihr danach - als Ella und Oscar nicht zuhörten -, dass sie heute gar nicht mehr schlafen müsse. Vielmehr würde Papa irgendwann spätabends Ys Eltern anrufen und sie bitten sie abzuholen. Vor zehn Uhr ging das aber nicht. Y war zufrieden und fest entschlossen, in dieser furchtbaren Wohnung definitiv niemals, auf gar keinen Fall, einzuschlafen.

Hinter Ellas und Oscars Rücken las Papa Y nun wieder ein bisschen was vor. Er griff nach einem herumliegenden Buch. Dort ging es um eine Birne und einen stellvertretenden Bürgermeister. Das Buch war sehr sehr dick. Und es war eigentlich auch schon recht spät, aber Y war sehr sehr wach. Also. Papa las das Buch - es dauerte rund 60 Minuten und wurde zunehmend absurder. Y war begeistert, obwohl sie das Buch sogar schon kannte.

Ella schlich auf Toilette, stoppte, guckte ins Wohnzimmer, und stürmte auf Papa und Y zu. Ein Kapitel (Kapitel 5) durfte sie zuhören, dann wurde sie unter Protesten wieder weggejagt. Bei Kapitel 9 wurde Oscar bewusst, dass Y noch eine Lesung erhielt. Er schlich sich dazu, reagierte auf Papas Restriktionen ("Nur ein Kapitel, Oscar") geschickterweise überhaupt nicht, sondern blieb einfach liegen. Papa hatte sich den Abend durchaus anders vorgestellt. Irgendwann kamen Ys Eltern und holten das wache Kind ab. Papa glitt danach ins Bett. Dann kam Mama nach Hause.

Das Wochenende war durch zwei Dinge geprägt: Am Samstag war der Eurovision Song Contest, an welchem Mama und Papa immer ausfliegen. Oma Münster wurde daher eingeflogen und verbrachte mit den Kindern einen angenehmen Samstag.
Am Sonntag war hier der Karneval der Kulturen. Trommler, Drachen und Tänzer waberten durch Kreuzberg. Die Straßen säumten u.a. Ella und Oscar.
Auf dem Rückweg war alles doof. Die gesamte Familie war mit Fahrrädern unterwegs. Dummerweise waren die Straßen aber voll mit einer Million Menschen. Es gab wenig bis kein Durchkommen. Absurde Umwege wurden in Kauf genommen, schließlich kam man aber doch noch irgendwie nach Hause.

Dort dann ein großes Lob für die Kinder: "Ihr seid richtig toll gefahren." Oscar antwortete nüchtern: "Wir haben nur einen einzigen Menschen umgefahren." - Ja? Das haben die Eltern gar nicht gemerkt. Wird schon stimmen...







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