Montag, 22. Oktober 2012

Vertretungsunterricht in Sachkunde

Was an Ellas Schule passiert, ist alles ganz interessant, wenn man genau aufpasst.

Also: Ellas Sachkundelehrerin, Frau C., sprach noch auf dem Elternabend im Sommer davon, dass sie mit den Kindern nach den Herbstferien das Thema "Sexualkunde" besprechen möchte. Mit allem Drum und Dran, also zumindest einem recht interessanten Informationshefter, der erstaunlich drastische Antworten auf alle möglichen die Sexualität betreffenden Fragen geben wollte.


Interessanterweise ist Frau C. nun aber schwanger, was schon mal ganz lustig ist, bedenkt man den geplanten unterrichtlichen Schwerpunkt.
Frau C. wurde also draller und draller und irgendwann, wahrscheinlich exakt nach den Herbstferien, war Frau C. dann nicht mehr da.
Ella berichtet nun jedenfalls, dass Frau C. erstmal nicht mehr Sachkunde unterrichten wird, vielmehr sei da jetzt eine Frau M., die in der nächsten Zeit den Sachkundeunterricht zu unternehmen gedenken. Frau M., sagte Ella dann weiter, habe aber ein eigenes Thema dabei. Sie werde nicht das machen, was Frau C. machen wollte. Frau M. will jetzt "Herbst" machen.

Papa freute sich, als er diese Erzählung hörte. Er sah Frau M. regelrecht vor sich, wie sie als Vertretungslehrerin auf den Lehrplan guckte, das Wort "Sexualerziehung" entdeckte und in einem Akt spießbürgerlicher Rebellion sich darüber hinwegsetzte und den ahnungslosen Kindern statt Penissen aus Hartplastik die Blätter des Kastanienbaumes zeigte.

Ella jedenfalls wird schon bald, der wackeren Frau M. sei's gedankt, die heimischen Bäume sehr gut unterscheiden können. Sie wird mit Papa im Grunewald nach deren Blättern suchen und wenn sie sagt: "Guck mal, eine Eichel", dann wird sie keinen roten Kopf bekommen, sondern sich an der Nussfrucht erfreuen, deren Wesen ihr Frau M. nahe gebracht hätte, wohingegen Frau C. da noch ganz andere Dinge zu diesem Begriff hätte erzählen können.

Sensationelles tat sich dann am Wochenende: Die Familie schlief noch, da klingelten unten zwei Herrschaften, die uns unter lautem Geächze ein riesiges Sofa in die Wohnung trugen.
Zuvor wurden die zwei Vorgängermodelle unserer Wohnung verscherbelt, sodass hier einen Tag lang eine Matratze das Sofa bildete, was die Kinder mit begeistertem Hüpfen quittierten. Hüpfen aber ist nun tabu. Ella zumindest hat es verstanden: "Oscar, das neue Sofa ist kein Trampolin!", mahnt sie gerne und sammelt damit ordentlich Punkte bei ihren Eltern. Im Übrigen ist das neue Sofa auch ohne Hüpferlaubnis ein ziemlicher Knaller. Mama und Papa jedenfalls sitzen sehr gerne darin und Ella und Oscar haben Mordsspaß mit dem König der Verpackungsmaterialien, der Luftpolsterfolie, deren eine Milliarde Luftpölsterchen Ella und OScar in den nächsten Wochen aufzuplatzen gedenken.

Oscar gilt dabei hier allerdings als der aktuelle Familien-Stinkstiefel. Äußerst unangenehm ist es zu beobachten, wie Oscar seine Befehle erteilt bei gleichzeitiger vollkommener Arbeits- und Kooperationsverweigerung. Der Herr spielt immer noch König, sieht sich aber einem zunehmend missgestimmten Hofstaat gegenüber. Die Laune des Vaters hielt sich jedenfalls in eng gesteckten Grenzen, nachdem er mit Oscar am ausgestreckten Arm hängend vom Bäcker zurück kam.

Geplant war, dass Papa mit Ella Brötchen holen geht. Oscar aber, der Ella dies nicht gönnte, wollte auch mit. Ein Wutausbruch drohte. Ein Vormittag war in Gefahr. Oscar begann sich nun umzuziehen, was nichts anderes heißt, als dass mehrere andere Menschen ihn umziehen müssen. Der Gang zum Bäcker verzögerte sich.

Im Bäckerladen musste Oscar dem Grauen ins Gesicht blicken. Sein Vater nämlich sagte auf Oscars Befehl hin, man möge für Oscar doch bitte ein Mohnhörnchen (1,35€) und eine Laugenstange (1,10€) zum Einkauf hinzufügen, ein unerwartetes Wort, nämlich "Nein".

Oscar brach noch im Laden zusammen und sein schlimmer Zustand stabilisierte sich auch auf dem Rückweg nicht. Papa schickte also die Tochter vor, trug selber eine Tüte mit 18 Brötchen in der einen und den schreienden Sohn in der anderen Hand nach Hause. In der Kita, so die Erzieher, benehme sich Oscar dagegen "unauffällig". Das freut uns.








1 Kommentar:

  1. Ich finde eine frühe Aufklärung gar nicht mal schlecht. Die Frage, die sich mir stellt, ist diese: Wie weit wäre Frau C. mit der Sexualaufklärung gegangen? Es sollte natürlich nur stückchenweise geschehen und nicht alles auf einmal. Falls du den Sexkoffer kennst: Das war eindeutig zu viel. Ich hoffe, dass du deine Kinder, wenn auch nicht sofort, noch frühzeitig aufklären wirst. Ich empfehle dir http://harri-wettstein.de, welche aber schon ein wenig auf größere Kinder zugeschnitten ist ;)

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