Montag, 29. Oktober 2012

Erfolgreiche Studenten

Für großes Vergnügen unter den Bewohnern Kreuzbergs sorgt derzeit Oscar mit einer überaus billigen, aber wirkungsvollen Slapstick-Nummer.
Es gibt da eine Jeans in seinem Kleiderschrank, die noch nicht bemerkt hat, dass Oscar keine Windel mehr trägt. Diese Jeans ist ein wenig zu groß für Oscars zarten Hintern.
Rennt Oscar nun durch Kreuzberg und das tut er oft, denn Fortbewegung zu Fuß ohne dabei zu rennen liegt Oscar fern, dann rutscht die Hose langsam herunter.

Passanten, die das große Glück haben, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, sehen Oscar dann auf sich zurasen, meist irgendetwas von Usain Bolt brüllend, dann sehen sie, wie Oscar seine Hose verliert, o-beinig stehenbleibt, seine nackten Beine anguckt und lacht. Der Passant, der dabei nicht fröhlich wird, ist uns bislang noch nicht begegnet. Eine sehr freundliche Dame hat sich nach Oscars Darbietung sogar beim Künstler und dessen Förderer bedankt. Man habe ihr soeben den Tag versüßt. Anspruchsloses Kreuzberg...

Schön ist, dass wir in unserer neuen Wohnung jetzt zwei Badezimmer haben. Schön ist das, weil Papa sich früher immer über klopfende und vor der Badezimmertür hüpfende Kinder geärgert hat. Heute sieht es aber leider nicht so richtig anders aus. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass insbesondere Oscar ein klares Lieblingsklo hat. Ist dieses besetzt, wird geklopft und gehüpft wie eh und je. Doch es besteht Hoffnung: Oscars grenzenlose Liebe zu dem einen Badezimmer resultiert nämlich nur aus der Tatsache, dass an dessen Tür ein Bochum-Wimpel baumelt.
Oscar jedenfalls nennt diesen Raum schlicht "Bochum-Klo" und würde es nie wagen, das Nicht-Bochum-Klo zu betreten. Die Lösung liegt selbstredend auf der Hand und wurde bereits sowohl in den Hirnwindungen der Mutter wie auch des Vaters unabhängig voneinander ausgebrütet.

Man müsse wohl nur eine noch größere Devotionalie des VfL Bochum in das andere Klo hängen. Es gäbe da beispielsweise eine Fahne. Vielleicht wäre dann die Toilettensituation wieder entspannter. Die Frage, wie Oscar dann die beiden Räume nennen wird, ist jedenfalls eine der ganz großen Fragen an die familiäre Zukunft.

Die letzten Bilder des heutigen Blog-Eintrages haben wir auf dem Tempelhofer Feld geknipst. Man wollte gemeinsam einen Drachen steigen lassen. Viele andere Berliner hatten diese Idee und so flogen, gelenkt von ehrgeizigen Männern, so an die 30 bunten Drachen über Tempelhof - es waren so richtig professionelle Teile, die großen Eindruck machten.

Unser Drachen kostete 2,90 Euro und stellte einen roten Hund dar. So weit, so toll. Erbärmlich aber waren alle Versuche, das Ding in die Luft zu bewegen. Mal rannte der Vater wie bescheuert über das Tempelhofer Feld, während sich im Schlepptau der rote Hund in das Stoppelfeld fräste, mal rannte Ella bis in die Haarspitzen motiviert. Der Drachen allerdings klebte wie Blei am Boden und zeigte selbst bei besten Windverhältnissen nur Flugphasen von maximal zwei Sekunden und vier Metern Höhe. Das war alles ein ziemlich großer Reinfall.

Oscar tat das einzig Richtige: Er setzte sich mitten auf das ehemalige Flugfeld und streikte. Sein Bein... Au weia... Das könne er ja nun so gar nicht mehr bewegen.
Der Vater, der soeben seinen letzten Sprint quer über den Flughafen beendet und den Drachen verflucht hatte, durfte den Sohn nun also nach Hause tragen.
Nicht einen Schritt machte Oscar mehr. Erst in der Wohnung konnte er wieder rennen.

Überhaupt das Rennen: Oscar und Ella rennen und poltern hier durch die Wohnung, dass man schon sehr starke Nerven braucht. Irgendwann klingelte es.
"Das ist bestimmt die WG unter uns. Die beschweren sich jetzt über Euch", sagte die Mama noch halb im Spaß, öffnete die Tür und sah sich einem Bewohner der WG gegenüber. Er beschwerte sich.
Mama sprach zu dem verdutzten Studenten: "Sehr gut. Sag das bitte noch mal meinen Kindern" und dabei deutete sie auf die entsetzten Gesichter einen Meter unter ihr.

Der Student ging in die Knie und erzählte Ella und Oscar etwas davon, dass er und seine Freunde jeden Tag von ihnen geweckt werden. Der Student guckte ganz traurig. Ella und Oscar wollten, dass diese Situation ganz schnell verschwindet und weg ist.

Die Mutter berichtete am Abend dem Vater davon. Dieser ging zu den Kindern. Er fragte Ella, ob sie will, dass der Mann noch einmal kommt. Kopfschütteln. Schlucken.
Papa ging zu Oscar. Hier auch. Kopfschütteln. Schlucken.
Und siehe: Der studentische Besuch war ein voller Erfolg. Erst seit gestern rennen und toben unsere Kinder wieder durch die Wohnung.








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