Oscar hüllt sich dann in Trikot und Schal und ist heiß auf den Stadionbesuch. Das ist ja auch alles gar nicht so abseits der Norm bei kleinen Jungs.
Kleine Mädchen, auch mittlere Mädchen, verhalten sich auf dem Weg zum Stadion so:
[Mama holt eine Spielzeugente aus der Jacke heraus]
Alle (durcheinander): Na sowas...
Mama (unklug): Na siehste, Oscar. Jetzt hast du ein Spielzeug dabei."
Ella: Ich will auch ein Spielzeug dabei haben *schluchz*
[Alle schweigen betreten]
Ella: Wenn ich kein Spielzeug dabei habe, will ich nicht mit.
Mama: Du willst wegen einer Spielzeugente nicht zu TeBe?
Ella: Ja.
Interessant ist übrigens, dass Oscar normalerweise recht gelassen mit Niederlagen umgeht. Zumindest ist es so, wenn TeBe verliert - sonst erlebt Oscar nicht viele Niederlagen.
Denkt man genauer darüber nach, so scheint in Oscar dieses seltsame "Winner-Gen" zu schlummern, welches ihm zu großartigen Brettspiel-Erfolgen trotz unbeschreiblich dämlicher Spieltaktik verhilft.
Das Spiel, dies muss man wissen, ist absolut unberechenbar, da der Führende mittels eines Würfelwurfs unverzüglich ans Ende des Teilnehmerfeldes gesetzt werden darf.
Oscars Känguru, so die Erzählung, denn Papa eilte erst herbei, als sein Sohn bereits um sich schlagend in den Teppich brüllte, war wohl kurz vor der Ziellinie ganz vorne und wurde dann nach hinten versetzt.
Dem Sieg so nah, konnte Oscar diese Niederlage nicht wegstecken. Fenster mussten geschlossen werden, Menschen und Gegenstände aus seinem Umkreis entfernt werden. Nur unter großen Bemühungen aller Familienmitglieder fand das Spiel eine Revanche.
Oscar war nun - gibt es ein solches Wort? - hochemotionalisiert. Mit stechendem Blick verfolgte er das Schicksal seines Kängurus um wahlweise in hysterisches Gackern zu verfallen, wenn sein Känguru vorne mitmischte oder eben Tobsuchtsanfälle zu bekommen, wenn dem Känguru Böses widerfuhr.
Viele andere Dinge sind in dieser Woche sicherlich auch noch passiert, zum Beispiel schlief Oscar bei seiner Oma, aber berichten wollen wir nur noch von der vergangenen Nacht. Es war eine außerordentlich schlechte Nacht.
Dies vorneweg.
Um 19:45 beendet Papa das Vorlesen aus Oscars Lieblingsbuch "Oskar gibt Gas". Oscar, noch im Oma-Verwöhn-Modus, weint, stampft, tritt, flucht. Er wird entfernt, flucht, tritt, stampft, weint in seinem Bett weiter. Laut.
Ella liest derweil Mama vor und ist das gut funktionierende Kind. Ella geht ins Bett.
Mama und Papa gucken einen spannenden "Tatort", der bis zum zweiten Mord von Oscars Wutgeschrei begleitet wird. Oscar wird geholt. Aufs Sofa gesetzt. Tatort. Oscar. Ruhe.
Dann Ella. Neid. Ungerechtigkeit.
Tatort. Oscar. Ella.
Danach gehen alle irgendwie ins Bett.
Ella liegt am Fußende. Friert. Holt sich eine Decke. Kommt wieder. Mama wird wach. Sagt: "Nein".
Ella bricht in Schluchzen aus. Liegt im eigenen Bett. Dann ist Oscar wach. Es ist nun etwa 3:30. Auch Oscar weint jetzt. Ella ruft seltsamerweise immer seinen Namen. Es beginnt absurd zu werden. Mama ist auch wach. Wir sind alle wach. Vielleicht die einzigen 4 Menschen der Stadt, die jetzt wach sind.
Um 4:00 beginnen wir uns neu zu sortieren. Mama steigt zu Ella ins Bett. Diese kichert. Um 4:00 kichert Ella! Oscar lässt sich vorher zum Vater ins Bett tragen und grunzt zufrieden. Um 4:02 können wir alle zufrieden schlafen. Um 6:00 klingelte dann der Wecker.
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