Sonntag, 29. November 2009

Roboter, frühere Generation

Eigentlich alles hatte diese Woche mit dem Beginn der Weihnachtszeit zu tun, sogar die Sache mit dem Friedhof.

Der Friedhof nämlich wird passiert, wenn man von der Kita aus zum Halleschen Tor laufen will, um dort einen leuchtenden Weihnachtsstern zu kaufen.

Um es vorweg zu nehmen: Der Stern wurde für satte 2 Euro erstanden und hängt nun am Kinderzimmerfenster um dort wacker auf die Großbeerenstraße zu leuchten.
Vorher jedoch ging es am Friedhof vorbei.

"Auweia, Tabu-Thema 'Tod'", dachten die Eltern gerade, als Ella auf den Gottesacker deutete und fragte "Was ist das?".
Mama begann nun eine sehr offene Erklärung dessen, was dort hinter der gruseligen Mauer so ist. Irgendwann war sie dann beim Thema "Grabstein" angelangt und sprach: "Auf dem Grabstein steht drauf, wer darunter liegt" - im Übrigen eine wirklich schöne, weil knackig-kurze Erklärung.
Wirklich entwaffnend war dann aber, was Ella darauf zu ergänzen wusste: "Ja. Ameisen und Spinnen zum Beispiel."

Schön. Das ist die Adventszeit. Der Totensonntag ist vorbei. Zeit, wieder locker zu werden und sich eine Welt auszumalen, in der auf Grabsteinen geschrieben steht "Hier buddeln Schnecken, Würmer, Spinnen und Ameisen in Frieden". Wie schön ist die Welt der Dreijährigen.

In dieser ersten Adventswoche schmückte die Frau des Hauses die Wohnung derart weihnachtlich, dass sogar auf unseren 130qm eine recht hohe Dichte an Weihnachts-Klimbim zu finden ist. Und natürlich wurde auch gebacken. Ella stach Plätzchen aus und bestäubte dabei etwa die Hälfte der eben genannten Wohnfläche mit Mehl.
Währenddessen stellte Papa den kleinen Oscar einfach mal vor den "Lauflern-Wagen".

Und siehe: Oscar lief wirklich los. Natürlich begleitet von einem lauten Hecheln, das immer von Begeisterung kündet. Mit diesem Lauflern-Wagen kann Oscar im Prinzip tatsächlich alleine laufen. Stürze sind nicht zu erwarten.
Doch einen Nachteil hat diese Art der Fortbewegung: Oscar kann leider nur geradeaus laufen. Wie am Lineal gezogen. Papa musste also immer relativ genau justieren und den Wagen dann so hinstellen, dass Oscar mit ihm an den nächst gelegenen Hindernissen vorbei kommt. Ein wenig erinnerte dieses Schauspiel an eine ganz frühe Roboter-Generation. "Ja. Sie können sich alleine fortbewegen", hieß es damals vermutlich stolz. "Aber immer nur nach vorne. Kommt da irgendwann mal eine Wand, so laufen sie unbeirrt davor."
Ebenso ergeht es unserem Oscar. Doch anders als doofe Roboter hechelt er dabei vor Extase. Bis es dann rummst und er fragend vor einem Schrank oder Stuhl steht.

Den krönenden Wochenabschluss bildete der advents-sonntägliche Ausflug auf einen der nettesten Weihnachtsmärkte der Stadt. Doch leider hatten unfassbar viele andere Menschen den gleichen Gedanken und so bewegte man sich Milimeter um Milimeter durch die Besinnlichkeit des Prenzlauer Bergs.
Kinderwagen verhakten sich ineinander, vor dem Kinderkarussel gab es tumultartige Szenen, als das Gefährt stoppte und etwa 50 Erwachsene mit jeweils gestresstem Kind auf dem Arm die Plattform stürmten um den Nachwuchs zu platzieren.

Ella schaffte es in diesem Gewusel immerhin dreimal unverletzt auf das Karussel, aber vor dem Zuckerwattestand mussten wir im Angesicht einer etwa 30 Meter langen Schlange kapitulieren.
Gerade war also alles ein bisschen doof auf dem Weihnachtsmarkt, da kam dann doch noch die Rettung.
Ella sah den Weihnachtsmann.

Der Weihnachtsmann hatte eine erstaunlich helle Stimme, doch konnte er sich einer beeindruckten Zuhörerschaft sicher sein. Er forderte einen Song. Und wer nicht mitsinge, so der Weihnachtsmann, für den gibt es nichts.
Ella verstand.

Das Volk stimmte "Schneeflöckchen, Weißröckchen" an und der Weihnachtsmann blickte sich um, ob alle mitsingen.
Ella beobachtete dies und als der kritische Blick in Richtung Ella ging, da hörte man sie ganz laut singen "...Weg ist so weit...". Für diese vier Worte gab es dann tatsächlich ein tolles Geschenk. Gummibärchen.

"Und Oscar?", fragt der wütende Mob.
Der schlief, verkörpert aber den Abschluss des heutigen Eintrages. Oscar liebt das Essen. Während Ellas Verhältnis zum Essen geprägt von den beiden Omas und auch der Tante und somit eher nüchterner Natur ist, rastet Oscar aus, wenn jemand etwas isst, das nicht für ihn, Oscar, gedacht ist. Futterneid und trotzdem gertenschlank. Wie macht dieser Mensch das nur?

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