Sonntag, 30. August 2009

Die endlose Frage nach dem Warum

Es gibt in Familien, in denen Babys vorhanden sind, je nach Alter der Frucht unterschiedliche Phasen der Verunreinigung der häuslichen Umgebung.
Zunächst dominieren dünnflüssig gespiene Muttermilchflecken; Monate später liegt jeder Haushaltsgegenstand versteckt unter einem schmierigen Leberwurstfilm.

Beides mag rein optisch nicht angenehm sein, doch wird beides vor allem in puncto Hartnäckigkeit übertroffen von der Verunreinigungsphase, in der sich Babys in Oscars Alter befinden. Es handelt sich um angespeichelte Reiswaffeln.

Zunächst einmal eröffnete die Reiswaffel, die Oscar in dieser Woche gereicht bekam, eine völlig neue Dimension des Speisens. Denn erstmals kann Oscar nun selbst Nahrung an seinen Mund führen und damit sozusagen selbstbestimmt essen. Oscar begutachtete das rätselhafte Objekt lange. Toll, dachten die Eltern, alles rammt sich unser Sohn unverzüglich in den Mund, nur die Reiswaffel wird von allen Seiten beguckt.

Schließlich tat Oscar aber das, was er als Baby zu tun hat: Er führte die orale Begegnung mit dem Gegenstand herbei, stellte fest, dass die Reiswaffel besser schmeckt als beispielsweise Matchbox-Autos und begann dann genüsslich zu knabbern und zu staunen.

So weit, so gut. Nur ist Oscar nicht in der Lage, die Waffeln vollständig zu verspeisen. Vollständigkeit erreicht er nur beim Bespeicheln der Waffel. Diese beginnt also unverzüglich zu kleben wie Kleister aus dem Baumarkt. Oscars zwei Zähne in einem motiviert kämpfenden Schlund reißen die Waffel schließlich in unzählige Teile, die nun in der Wohnung, in den Klamotten, in den Haaren, einfach überall sind.

Das Elternpaar weiß: Es geht vorüber. Reinigen lohnt fast nicht. In einem halben Jahr ist diese Reiswaffelkleberei vorbei. Dann heißt der Gegner Leberwurst.

Die Woche stand im Zeichen des Hamburger Schulstarts.
Einem Kuckucksuhrpendel gleich pendelte Papa täglich zwischen Berlin und Hamburg, erntete dafür anerkennende Blicke der Kollegen und weiß, dass die zwei Stunden Ruhe auf der Schiene schlicht Gold wert sind.

Zuhause wartet nämlich neben dem Reis-Speichler auch noch das dreijährige Kind, dass die schlichte Frage nach dem Warum momentan als besonders wichtig erachtet und sie entsprechend häufig aufwirft.
Mama und Papa verzweifeln.

Zwei Beispiele:

Ella: Da kommt ein Mann.
Papa: Stimmt.
Ella: Warum kommt da ein Mann?

Ella: Du musst Oscar füttern, denn du sitzt näher als Mama.
Papa: Ja.
Ella: Warum sitzt du näher?

Die Fragen sind - wie eben gezeigt - von einer unfassbaren Banalität und daher so unglaublich schwierig zu beantworten. "Warum sitzt du näher?" - Man mache sich den Spaß, in eine U-Bahn zu steigen, sich zu setzen und seinen Nachbarn zu fragen: "Warum sitzen Sie näher an mir als die Dame dort hinten?" - Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Philosophen sind gefragt, wie meistens, wenn es um das schlichte "Warum" geht.

Vermutlich kam auch Oma Münster in Westfalen häufig in den Genuss der Kausalerklärung, reiste doch die um den Vater reduzierte, doch um den Onkel bereicherte Familie per Pkw nach Münster. Ella erfreute also mal wieder ihre Westverwandten und wird in 15 Jahren hoffentlich mit dem Vater einer Meinung sein, dass Motorräder großer Unfug sind.

Oma Münster hat jedenfalls das Gebot, Ella bitte nicht allzusehr mit diesem Themenbereich bekannt zu machen, sichtlich unterwandert. Wahrscheinlich sagte sie: "Motorräder sind toll." und Ella antwortete diesmal nicht unklug mit einem entwaffnenden "Warum sind Motorräder toll?".

Das unten folgende Video ist wieder besonders sehenswert. Neben Oscars Mutter gibt es wohl nur noch Oscar selbst, der derart emotionsgeladen Videotext gucken kann. Gut, Hertha steuerte auf eine Heimniederlage zu, was in diesem Haushalt immer sehr wohlwollend registriert wird. Hertha schoss noch ein Tor. Oscars Laune hielt aber an...

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