Sonntag, 2. August 2009

Bert hatte Recht

Recht schnell hat Oscar Gefallen an seinem täglichen Pastinaken-Gläschen gefunden. Der kleine Mann ist ein Freund des Speisens, weshalb - für Personen in Oscars Alter eher unüblich - nahezu alles im Mund und kaum etwas drumherum landet. Oscar findet Essen einfach zu lecker, als dass er es sich im Gesicht verschmiert.

Und wie war das noch mit dem kleinen Finger und der ganzen Hand? Oscar jedenfalls lässt, anstatt dankbar zu schweigen, kein essendes Familienmitglied in Ruhe. So viel gibt es noch zu entdecken. Die Welternährung kann schließlich nicht allein auf Pastinaken beruhen, denkt sich der Fratz und giert neidisch nach den anderen tollen Dingen.

So blickte Mama auf dem Spielplatz hinunter und fand einen Säugling in ihrem Apfel festgebissen. Oscar nutzte die Chance und rammte im unbeobachteten Moment nahezu seinen gesamten Kopf in die leckere Frucht aus dem Bio-Laden, der Papa aufgrund der dort vorherrschenden Missachtung der Menschenrechte zuvor die Zornesröte ins Gesicht trieb.

Die Äpfel aus dem unsympathischen Laden jedenfalls mundeten dem Zaungast des Spielplatzes und Mama und Papa fanden es da einfach mal egal, dass Äpfel eigentlich noch nicht auf dem Speiseplan eines Menschen stehen, der erst seit einer Woche "Beikost" erhält.

Mittlerweile hat Oscar allerdings offiziell das Kartoffel-Stadium erreicht. In der nächsten Woche wird "Rind" hinzustoßen. Prognosen zufolge werden sich Oscars Augen beim ersten Bissen in tierische Speisen noch einmal vergrößern...

Die dynamisch Familie wagt sich mittlerweile auch immer häufiger raus aus der riesigen Wohnung, in der nun fast alles fertig ist. Man war bereits am Flughafensee und bestaunte startende Airbusse, während man mit Schaufel im recht trüben Nass stand; man besuchte recht häufig den Viktoriapark, der sozusagen der Vorgarten unserer Wohnung ist.

Dort ist lobenswert, dass die Liegewiesen schön angeschrägt sind. Eltern haben so einen prima Überblick über hangabwärts spielende Kinder.
Ella, mit 2 Kumpels im Schlepptau, marschierte mit großen forschen Schritten durch "ihren" Park, so dass sie den Eindruck erweckte, dass hier eindeutig der Park-Chef unterwegs ist.

Doch der teilweise furchteinflößende Anblick täuscht.
Nach wie vor will Ella nämlich vor allem wissen, wie die lieben Kreuzberger denn so heißen.
Berti heißt der Mann, der bei NP nach einem Kasten Bier Ausschau hielt.
Und der Mann im Viktoriapark nuschelte ein wenig.
Ella sagte uns später, dass er "Pelle" hieße. Beim Blick auf den weißhaarigen Greis entschied der Familienrat allerdings: Wie ein "Pelle" sieht dieser Herr nicht aus.

Gestern besuchte die komplette Familie dann das Abendspiel im DFB-Pokal zwischen TeBe und dem KSC. Unterstützt wurde man von Ben, der im Übrigen zum ersten Mal beim Fußball war. Da musste selbst der in dieser Hinsicht deutlich erfahrenere Oscar müde lächeln...

Ella brüllte artig "Lila Weiße!!!" und freute sich auf den ihr vorher versprochenen Höhepunkt des Abends, das Leuchten des Flutlichts.
Später, als alles langweilig wurde, erkannte sie, wie sie die Umstehenden provozieren konnte und ersetzte in ihrem "Lila-Weiße"-Gerufe das "W" durch ein hässliches "SCH". Papa arbeitet daran, ihr diesen Teufel auszutreiben...

Ein letzter Wochenhöhepunkt endete desaströs.
Der Kinderkanal lud zu einem kostenlosen Fest am Ostbahnhof.
Die Kombination "kostenlos", "32° Celsius" und "Wochenende" führte zu einer Menschenansammlung, die zur Folge hatte, dass n iemand der Anwesenden das Fest genoss. Hinzu kam der Fehler, dass Papa zuvor im Internet gelesen hatte, dass Ernie und Bert in Form von Ganzkörperfiguren auf diesem Fest herumlatschen sollten.
Vielleicht lag es an der oben genannten Hitze, vielleicht kollabierten die Ernie- und Bert-Puppenspieler, jedenfalls waren sie nicht da.
Ella streunte über das Fest und murmelte apathisch in die 32° hinein "Wo sind Ernie und Bert?".
Als sie zum Trost eine Eisenbahnkelle erhielt, strahlte sie. Dann sagte sie: "Die muss ich gleich mal Ernie und Bert zeigen..."

Die Augen seiner Tochter, die immer trauriger wurden je mehr zur Gewissheit wurde, dass Ernie und Bert nicht da waren, wird Papa nie vergessen und er schwor sich, nie wieder Dinge zu versprechen, die nicht 100% sicher sind.
Mama rettete die Situation. Bert, so die Erläuterung, habe bei diesen Menschenmassen und dieser Hitze einfach keine Lust mehr gehabt. Papa konnte Bert sehr gut verstehen...

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