Sonntag, 9. August 2009

Unrealistische Frisuren und autistisch Laufen

Machen wir uns nichts vor. Menschen in Oscars Alter ähneln sich mehr als dass sie sich unterscheiden. Meist gibt es pro Baby maximal ein Alleinstellungsmerkmal. Bei Oscar ist es die Frisur.

Oscars Kopfbehaarung ist prinzipiell erstmal überaus homogen. Feine blonde Härchen, allesamt vielleicht 1 cm lang, sorgen für ein durchaus akzeptables Bild. Doch vorne wachsen Oscars Haare wie bescheuert.
Ähnlich dem westfälischen Swinger Götz Alsmann oder auch den finnischen Rockern der Leningrad Cowboys befinden sich direkt über Oscars Stirn einige Haare von vielleicht 6 oder 7 cm Länge.

Neben den oben genannten Vergleichen könnte man allerdings auch behaupten, Oscar habe eine echte Ossi-Frisur. Denn "hinten kurz und vorne lang" kennt man vor allem von den Enricos, Ronnys und Raikos, die in den dunklen Wäldern Brandenburgs oder Thüringens ihr tristes Dasein mit ihrer Vokuhila-Frisur aufmotzen.
Bedenkt man nun, dass Oscars Spitzname "Ossi" ist, dann erlebt man eine wunderbare Doppelung der Bedeutung "Ossi-Frisur". Gerne greift Papa in die Haarpracht seines Sohnes, zieht sie hoch und labt sich am Anblick der dann um 7 cm höher ragenden Brut.

An einem weiteren Alleinstellungsmerkmal arbeitet Oscar zur Irritation seiner Eltern seit etwa einer Woche. Sein vormals breiter Mund ist aufgrund einer seltsamen Mimik nun meistens mikroskopisch klein. Wir hoffen, dass sich sein Mund demnächst wieder entfaltet. Oscars Gesichtsausdruck ist derzeit nämlich nicht ganz bar jeder Arroganz. Man möchte meinen, er habe ein typisch hamburgisches Klein-Mund-Gesicht. Wo bleibt das Kreuzberger Großmaul?

Nun. Dieser Bereich wird derzeit von Oscars Schwester abgedeckt, die zwar immer noch behauptet, dass Berlin prinzipiell sehr doof und Hamburg sehr toll sei, den Holzweg, auf dem sie mit derlei geäußerten Unfug dabei wandelt, aber hoffentlich so langsam erkennt.

Die erste August-Hälfte ist traditionell von einer Ballung an Familienfesten geprägt. Opa und Oma und Oma und Tante und Onkel. Alle haben sie Geburtstag und Ella malt sich die Finger wund, damit sie auch für alle ein Geschenk abliefern kann.
Bis hierhin ist diese Anekdote furchtbar langweilig. Ein Kind, das zum Geburtstag Bilder malt. Wo bleibt der Kick?
Nun. Ella malt derzeit nur noch eines: Hundekacke.
Ella malt grüne Wiesen mit brauner Hundekacke. Das Verhältnis dieser beiden Farben war beim Bild für die Oma noch dezent. Es war ein Bild aus Ellas Hamburger Vergangenheit: Eine prächtige grüne Wiese mit einem kleinen braunen Fleckchen Fäkalie.

Ellas Opa, ein bekennender Hundeschreck, erhielt dagegen ein Abbild aus Ellas Gegenwart. Es muss eine Berliner Wiese gewesen sein, die sie da gemalt hat, denn der braune Anteil war unerträglich hoch.
Ella überreichte ihre Bilder und erläuterte.
"Hundekacke", sagte sie ernst, als sie gefragt wurde, was sie denn da Tolles gemalt habe. Besonders Opa freute sich sehr.

Zum Abschluss folgt eine Schilderung des Fußwegs Yorckstraße zwischen dem Mehringdamm und der Großbeerenstraße, nördliche Seite. Hier hat sich das Straßenbauamt dafür entschieden, zwei verschiedene Steinsorten zu nehmen und die eine in einem lustigen Streifen im Zickzack zu verteilen und die andere dazwischen.
Ella und Papa liefen hier entlang. Ella erkannte schnell, dass sie die kleinen Steine nicht betreten darf. Das Kind hüpfte also über die eine Steinsorte rüber. Alle 5 Meter.
Schließlich wurde dem Vater eröffnet, dass er die genau andere Steinsorte keinesfalls betreten dürfe.
Ellas Vater, für solch autistische Späße immer zu haben, latschte nun also im Zickzack über die Yorckstraße, während sein Kind zwar geradeaus lief, aber alle 5 Meter zu einem riesigen konzentrieten Sprung ansetzte.

In Kreuzberg gibt es die Worte "normal" und "unnormal" nicht, und so störte sich keiner an der "Family of silly Walks".



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