Sonntag, 23. August 2009

Gute Laune am Vormittag

Wenn Papa sich heute Mittag aufmacht um im Süden der Stadt Konsolenspiele zu zocken, dann ist er bis auf Weiteres raus aus dem Familienleben, das nun seit sechs Wochen in einer teilweise schon recht unbekömmlichen Intensität verläuft.

Für Mama bricht eine Woche an, die gut geplant sein will: Papa arbeitet in einer anderen Stadt, kommt abends und nachts kurz vorbei und überlässt das weite Feld der Kinderbespaßung der Mama.
So konnte man Mama in den letzten Tagen häufig bei Terminabsprachen mit allen möglichen Kinderanimateuren der Stadt beobachten. Herausgekommen ist eine Wochenplanung, die Übernachtungen in drei verschiedenen Bundesländern und jede Menge Kindsbespaßung vorsieht, ehe wir alle eine deutlich spürbare Ziellinie erreichen, die da 1.September heißt.

Am 1.September ist dieses Jahr Weinhnachten. Die Kita beginnt und Ella hat wieder ihren vernünftigen Tagesablauf. Sektkorken werden aller Orten knallen. Auch andere Kreuzberger Mütter klagen sich ihr Leid und sehnen den Kita-Start nach der menschenunwürdigen Sommerpause herbei.
Wer beim Lesen dieser Zeilen an das Wort "herzlos" denken muss, setze bitte selber ein Kind in die Welt. Er warte, bis es drei ist und verbringe sechs Wochen rund um die Uhr mit dem Dreijährigen...

Ella, um beim großen Kind zu bleiben, ist im Übrigen ein furchtbar liebes und unkompliziertes Kind. Leider pro Tag immer nur von 6.00 bis 10:00 Uhr.
Um sechs, manchmal auch später, startet Ella äußerst seltsam in den Tag: Sie steht stumm neben dem Elternbett und starrt auf die schlafenden Erzeuger. Wie lange sie das tut, wissen wir nicht. Wir stellen dies ja immer erst beim Aufwachen fest. Theoretisch ist es möglich, dass sie sich schon um 3:00 neben unser Bett stell und starrt. Wir wollen es nicht hoffen.

Es folgt das Frühstück, das stets von guter Laune geprägt ist und dann das traditionelle (aber bald nicht mehr mögliche) Morgens-Spielen mit dem Papa.
Häufig geht es danach raus auf Kreuzbergs Straßen und das Kind ist immer noch gut gelaunt.

Dann jedoch wird es irgendwann unweigerlich 10:00 und die Stimmung kippt. Ella ist plötzlich hochgradig sensibel, liegt gerne brüllend und tretend auf der Straße und fühlt sich chronisch missverstanden und misshandelt. Aber alles halb so wild: Nach 9 Stunden ist ja wieder Schlafenszeit und am nächsten Morgen steht Ella wieder gut gelaunt neben unserem Bett und starrt hinein.

Vielleicht ist auch unter diesem Gesichtspunkt die Ortswahl Berlin nicht die schlechteste, ist die Stadt doch für ihre sonderbaren Bewohner und ihre eher reduzierte Laune bekannt.
Wie gut das passt, zeigte sich jüngst im Biergarten.
Ella schlich gelangweilt zu anderen Biergartengästen, hing sich an deren Beine und quatschte sie an.
Irgendwann hörten Ellas Eltern dann das große Lob von den anderen Biergartengästen: "Die is aber anspruchslos. Wir gelten sonst eher als unsympathisch." Ja ja. Der Berliner. Der vielleicht einzige Typ Mensch, der auf Werte wie Unfreundlichkeit und Unsympathie durchaus stolz ist...

Kommen wir zu Oscar.
Oscar hat diese Woche wieder einige Dinge erlebt.
Zunächst wurde er von einer Wespe gestochen. Familie Hoffmann vermeldet, daher, dass in den letzten 14 Tagen sämtliche männlichen Mitglieder einen Wespenstich erhielten. Papa an der Schläfe, Oscar neben der Nase.
Oscar weinte, Papa ertrug es wie ein Mann.
Die Gesamtzahl der Wespenstiche in unserer Familie liest sich übrigens seltsam unausgewogen: Ella (0), Oscar (1), Mama (1), Papa (geschätzte 10).

Doch es gab auch gute Dinge, die in Oscars Leben traten: Oscars Kinderwagen durchlebte eine Metamorphose. Die Babyschale ist weg, der Sportsitz da. Oscar kann nun ungehindert in die weite Welt gucken. Er muss seitdem auch gar nicht mehr weinen, wenn er in den Kinderwagen gelegt (eher: gesetzt) wird.

Außerdem bekommt Oscar seit gestern zwei Mahlzeiten, die nicht aus Mamas Brust kommen. Zum Gläschen am Mittag gesellte sich nämlich das Breichen am Abend.
Oscar war begeistert und beschlabbert.
Mama und Papa freuten sich und diskutierten lebhaft darüber, weshalb der Brei ständig seine Konsistenz wechselt.
Begann die Fütterung mit bissfesten Mus, endete sie mit flüssigem Saft. Wie macht der Brei das nur?

Hinweis zum letzten Foto und zum Video: Ella kann Fahrrad fahren. Seit Mittwoch kann sie auch bremsen und absteigen. Mama und Papa schwitzen beim Zusehen und Hinterherrennen zwar, aber brauchen diesen Thrill auch irgendwie. Außerdem zählt Ella schon bis 16.
Mit diesen beiden Eigenschaften dürfte sie in Berlin auch unter Grundschülern zu den fitteren gehören...

1 Kommentar: