Montag, 3. September 2012

Keine Ritter im Hühnerstall - soweit stimmt alles

Als die Mutter der Kinder am Samstagabend den Vater der Kinder aufgeregt vom Flohmarkt anrief, da brüllte sie "Ich habe total billig eine Play..." in den Hörer und der Vater dachte, was alle Väter bei diesem Satzanfang denken: "Super. Wir bekommen endlich die Playstation3".
Dann jedoch beendete die Mutter der Kinder den Satz wie folgt: "mobil-Ritterburg gekauft."

Auch gut. Zumindest für Oscar geht so nämlich ein langgehegter Traum in Erfüllung. Die Schnullerfee weigerte sich ja unlängst noch, eine Ritterburg in den vierten Stock zu tragen. Bereits war der Weihnachtsmann kontaktiert.

Doch dann fiel die Mutter auf dem Flohmarkt in einen Bananenkarton voll mit Ritterburg. Seither steht das Ding in unserem Wohnzimmer und erfreut sich größter Beliebtheit. Ella baut Pferde- und Hühnerställe in die Ritterburg hinein und spricht dabei den Hühnern mehr Raum zu als den Rittern, die ja theoretisch auch noch irgendwo hausen müssen.
Oscar aber beschwerte sich. "Das ist keine Ritterburg, denn da sind keine Ritter drin." Richtig. Wir blicken in das Gemäuer und sehen nur Pferde und Hühner. Ella hat architektonisch also gar nicht schlecht gearbeitet: Wo keine Ritter sind, bekommen die Hühner mehr Platz.
Papa kauft morgen Ritter.

Für den folgenden Sonntag war Großes geplant: Ella und Mama wollten zum ISTAF ins Olympiastadion, während Papa und Oscar ein fünfzehn Nummern kleineres Stadion in Staaken ansteuern wollten um dort TeBe zu sehen. Papa aber lag darnieder. Sein rechtes Auge war bis zur Unkenntlichkeit geschwollen und konnte nicht mehr aufgeklappt werden. Oscar begriff erst spät, dass der im Bett aus dem Auge suppende Vater gleichbedeutend mit dem Totalausfall des TeBe-Ausflugs war.
Mama plante um, war nun psychisch und physisch bereit, beide Kinder mit ins Olympiastadion zu nehmen.

Oscar war aber immer noch bitterenttäuscht und erkundigte sich schüchtern nach Details des Mama-Ausfluges: Ein Stadion wäre das auch, hmmm, Stabhochsprung, Rennen... so so... "Gibt es da auch ein Fußballspiel", fragte der Junge. "Nein.", sagte Mama. Oscar weinte. Papa lag suppend im Bett und fand Oscars Reaktion durchaus großartig.

Der Knilch konnte dann aber mit den Vokabeln "groß" und "riesig" dann doch noch zum Jubeln gebracht werden und so marschierten die drei vitalen Familienmitglieder ins riesige Olympiastadion, wo nach Angaben der Mutter Oscar die gesamte Zeit über schrie und Ella nach etwa 20 Minuten das Interesse verlor und sich fortan damit beschäftigte, vom Schalensitz zu gleiten, unter selbigen zu kriechen, dann wieder hoch zu krabbeln und das ganze Spielchen von vorne zu beginnen.

Interessanter Weise begann die Woche ja schon mit einer seltsamen Veranstaltung: Am Montagabend spielte Maike Rosa Vogel im Park nebenan ein Konzert. Mama und Papa schnappten sich die Kinder und setzten sie spätabends auf eine Wiese im Park. Man picknickte und rannte wild umher. Es wurde dunkel und Frau Vogel begann zu singen.
Nun muss man wissen, dass es auf Konzerten von Maike Rosa Vogel nicht ganz so wild zugeht wie bei den Rolling Stones in den 60ern. Ella und Oscar jedenfalls durften alleine in die Menge rennen und kamen tatsächlich unbeschadet aus selbiger herausgerannt. Stolz sind sie auf den ersten Konzertbesuch.

Ella lebt sich in der Schule nun immer besser ein.
"Mama", sagte sie vorhin vorwurfsvoll, "kannst du dich bitte daran gewöhnen, nicht mehr 'Mitteilungsmappe' zu sagen, sondern 'Postmappe'?"
Mama versprach Besserung, während Papa Ellas Befehl erfüllte, neben den Zahnputzbecher eine Notiz mit der Aufschrift "Haargummi" zu legen. Ella möchte morgen gut sortiert in die Schule gehen - da geht es ja gar nicht, dass das Haar wild weht oder die Rede von 'Mitteilungsmappen' ist.

Die Frage zum letzten Bild: Warum sitzt der kleine Junge vorne im Wagen?
Antwort: Das Auto war absurd mit Kartons beladen und nirgendwo sonst war Platz. Hinter dem Jungen sitzen: Papa und auf dessen Schoß Ella. Diese weint. Warum? Weil der Junge vorne sitzt. Es lebe der Teufelskreis.





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