Montag, 17. September 2012

Ein interessanter Vitrinen-Schaden und viele weitere Informationen

Leider ist Oscar ja immer, wenn es spannend wird, sehr verschwiegen. Es fällt uns deshalb schwer, detaillierte Informationen zu seinem Ausflug zur Feuerwehr zu ergattern. "Gut" sei es gewesen, das ist ja schon mal... gut.
Während Oscar also das Wort "gut" in die gespannte Runde sprach, wartete Mama mit wahren Insider-Informationen bezüglich des Ausfluges auf, die derart spektakulär waren, dass es wahlweise grenzenlose Ignoranz oder aber grenzenlose Diskretion Oscars gewesen sein musste, die ihn davon abhielt, selber von dieser Ungeheuerlichkeit zu berichten.

Mama streute nämlich das Gerücht, dass ein Vater während des Ausflugs von Kitakind B. in die Glasvitrine gestoßen wurde, woraufhin diese zerbrach. Dies hätte Mama von der Erzieherin R. erfahren. Oscar dementierte dies aber, als Mama das leidliche Thema ansprach. Es sei vielmehr Kitakind J. gwesen, das für das Unglück mit der Glasvitrine zuständig gewesen sei. Erzieherin R. hätte Oscar das so erzählt.

Hier fing es an, auch für den Vater interessant zu werden. Wenn, so der Vater, Erzieherin R. vor der Mama Kitakind B. beschuldigt und die selbe Erzieherin vor unserem Sohn das Kitakind J. beschuldigt, dann, so der Vater, hat Erzieherin R. wohl selbst die Vitrine zerbrochen und sich im Anschluss in einem Lügengerüst verstrickt, so man sich denn in Gerüsten verstricken kann. Fall gelöst dank jahrelangen Tatort-Guckens. Der Vater war zufrieden. Oscar auch.

Oscar nämlich wurde im Korb vom Feuerwehrwagen in luftige Höhen gehoben und auf einem unscharfen Bild ist unser Sohn sogar am Steuer des Löschfahrzeuges zu sehen. "Gut" war es halt. Alles ist gesagt. Die Vitrine zahlt dann sicher die Versicherung von B., J. oder R. Oder Vater Staat.

Am Wochenende waren wir umzingelt von diversen Flohmärkten. Und das ist etwas Wunderbares, wenn die Erkenntnis so richtig schön ausgereift ist, dass die Firma Playmobil ihr Warenangebot zu Fantasiepreisen feilbietet, die bar jeder Vernunft sind. Dies ist nun bei uns der Fall.

Die Szenen, die sich dann auf dem Flohmarkt abspielten, dürften die Firma Playmobil zur Weißglut gebracht haben. Oscar und Ella jedenfalls sind jetzt stolze Besitzer der religiös aufgeladenen Arche samt einigen Tierpaaren und Noah, dem allerdings ein Fuß fehlt. Wir werden das in den nächsten Tagen prüfen. Vielleicht ist die fußamputierte Playmobil-Figur ja das Ergebnis einer historisch fundierten Bibel-Erzählung... Egal, hier geht jetzt Playmobil-technisch sowieso alles durcheinander. Die Schnittmenge zwischen Ritterburg, Piraten-Ruderboot (auch Flohmarkt), zwei Prinzessinnen und der Arche-Noah führt zu eher avantgardistischen Handlungssträngen.

Am Sonntag splittete sich die Familie dann auf: Oscar und Papa gingen ins Mommsenstadion. Zeitgleich spielte Hertha drei Kilometer weiter. Papa erklärte Oscar, dass es auf dem Rückweg ein paar ganz besonders blöde Hertha-Fans zu sehen geben wird, und siehe: Die S-Bahn rollte ein und Oscar guckte sich angewidert die blau-weißen Fahrgäste an. Zuvor schon sprach er wie die Einsatzleitung der Polizei:
"Wenn Ruduuu (Rudow) und TeBe spielen, muss gannnnnnz viel Polizei kommen, denn Ruduuu mag Hertha. Aber wenn Ruduuu gegen Hertha spielt, dann muss da keine Polizei sein." - Derzeit wackelt der Stuhl des Berliner Innensenators. Ein Nachfolger scheint in Sicht zu sein...

Zu Ella ist lediglich zu sagen, dass sie nun definitiv kein kleines Kind mehr ist. Ella beherrscht alle Lebensdisziplinen, so wie sie schon im Lerntagebuch der Kita in grauer Vorzeit zitiert wurde ("Ella, was kannst du schon gut?" - Dokumentierte Antwort Ellas, irgendwann vor zwei Jahren: "Ich kann alles".)
Und das ist nicht übertrieben.

Wird sie beispielsweise von ihrem Vater abgeholt und ist als gemeinsames Ausflugsziel der Park am Gleisdreieck genannt, zeigt Ella Größe und Stil, wenn der schusselige Vater in die falsche Richtung läuft. Ella sagt dann nicht "Papa, das ist falsch", weil sie ihren Papa nicht bloßstellen will. Sie sagt dann unglaublicherweise "Ich vergesse immer, wo der Park am Gleisdreieck ist", woraufhin ihr Vater dann bremst und die richtige Richtung einschlägt.

Als der Vater - immer noch schusselig - wieder einen leichten Umweg zu gehen drohte, da sprach Ella: "Puh, das ist aber echt weit in den Park", woraufhin Papa den Fehler korrigierte. Ella wendet nichts geringeres als die Sokratische Gesprächsführung an. Nicht schlecht für eine Sechsjährige.

In die gleiche Kategorie fällt der Brief, den Ella ihren Eltern schrieb. Da ist davon die Rede, dass diese ja manchmal viel arbeiten müssen, aber dass Ella das schon verstehe und dass sie es mit Mama und Papa (irgendwo war auch von Oscar die Rede) immer sehr schön findet.

Unsere Tochter kann zwar nicht auf einer Bank sitzen ohne hinunterzugleiten oder -fallen, aber sie kann reden wie Sokrates und schreiben wie Rilke. Ach so: Auf dem Video singt Oscar ein schönes Lied. Bitte anklicken.


1 Kommentar:

  1. Liebe Eltern von Ella und Oscar - da ich hier keine Email-Adresse finde, schreibe ich es eben als Kommentar: ganz, ganz großes Kinderkino hier. Ihr schreibt vorzüglich vergnüglich! Ich bin hier gelandet, als ich jüngst suchte, ob es nicht schon ein "Pärchen" Ella und Oskar gibt im Internet - denn unsere beiden heißen auch so. Sonst aber ist vieles anders, nicht nur das K: wir wohnen in Franken, und Ella ist erst drei, dafür Oskar keine acht Monate. Ach, egal. Jedenfalls lese ich hier gerne, auch wenn es wohl mehr für die Großeltern geschrieben wird. Dafür wollte ich mal danke sagen.

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