Montag, 7. Mai 2012

Ente. Fuchs. Zebra.

Prost. Wie auf den ersten Bildern unschwer zu erkennen ist, heben Ella und Oscar das Glas. Man war am Freitagabend schick essen. Der Grieche brachte dann irgendwann "Kinder-Ouzo aufs Haus" und den kippten sich Ella und Oscar ordentlich hinter die Binde.

Kurz zuvor wurde ihnen von den Eltern allerdings eröffnet, dass sie nie nie nie wieder in ein Restaurant gehen dürfen, ehe sie das Alter verlassen haben, in welchem sie beispielsweise an riesigen Holzfässern spielen und an den dort angebrachten Hähnen drehen müssen.

Mama entdeckte ihren Sohn nämlich genau bei jenem Unterfangen. Sie schritt gekonnt ein, ehe auch nur ein Tropfen Wein das Fass, das in etwa dreimal so groß wie Oscar war, verlassen konnte. Das Restaurant blieb daher unbeschädigt und konnte uns allen den Gratis-Ouzo servieren. Worauf aber stoßen Ella und Oscar denn da überhaupt an?

Nun. Sie besiegeln hier quasi ihre Trennung. In wenigen Wochen nämlich werden Ella und Oscar in getrennten Kinderzimmern wohnen. Eine unüberwindbare Rigips-Wand wird sie fortan voneinander trennen, denn die gesamte Familie zieht um. In eine Wohnung mit zwei Kinderzimmern. Und dies wurde gefeiert.

Unsere Kinder aber sind ja nun mal die Spezialisten der Unlogik. Und deshalb schmiegen sich Ella und Oscar seit sie wissen, dass sie demnächst gtrennt werden, immer ganz eng aneinander, wenn es ans Schlafen geht. Oscar tappst seitdem nicht mehr ins Elternbett, sondern zu Ella ins Bett. Dort liegen sie dann ein Weilchen, ehe Ella ihr Bett Richtung Elternbett verlässt. Morgens wird Oscar dann in Ellas Bett wach. Alleine.

Jubel bricht dann dennoch aus, denn die Eltern sind bescheiden geworden. Seit ein paar Tagen hängt diesbezüglich eine Anzeigetafel im Wohnzimmer. Dort wird gezählt, wer wie viele Nächte einigermaßen durchschläft. Insbesondere wildes Schreien (Oscar) und grundloses Weinen (Ella) sind verboten. Nach etwa sieben Tagen steht es nun bereits 4:1 für Oscar. Wer zuerst "5" erreicht, geht zur Belohnung ins Kino. Alles deutet daraufhin, dass Oscar bereits morgen die Kinotickets sicher hat.

Auch beim allwöchentlichen Turnen ist Oscar derzeit in Hochform. So berichtet die Mama von einem äußerst komplexen Spiel, bei welchem man im Kreis zu rennen hat und bei jedem im Kreis Sitzenden, den man dabei umrundet laut "Ente" schreien muss. "Ente Ente Ente Ente Ente", heißt es dann rennend. Bis der Ente-Schreihals irgendwann "Fuchs" sagt. Der mit "Fuchs" Bezeichnete muss dann emporschnellen und dem Spieler, der eben noch "Ente Ente Ente" sagte, hinterherrennen und diesen fangen. Ein tolles Spiel.

Oscar rannte um die im Kreis Sitzenden und benannte jeden einzelnen als "Ente". Dann näherte er sich einem Kleinkind namens Henriette. Oscar wurde langsamer. Er stand nun hinter Henriette und sprach das große Wort: "Fuchs". Nun aber zeigte sich Oscar als Gentleman, denn er rannte nicht etwa davon, sondern wartete neben Henriette, bis sich diese mühsam erhob. Als Henriette dann schließlich neben Oscar stand, rannten beide weg. In die tiefen Niederungen der Sporthalle. Nebeneinander. Wie Ente und Fuchs halt.

Zum Abschluss nun zwei furchtbare Meldungen Ella betreffend:
Erstens: Ella malt die furchtbarsten Bilder, die man sich denken kann. Sie möge doch ein schönes Bild für die alte Oma malen, denn die kann ein bisschen Aufmunterung gut gebrauchen. Ella malte ein Zebra, das an Unförmigkeit schwer zu überbieten sein dürfte. Die Beine des bejammernswürdigen Tieres waren spindeldürr und sahen mit den Querstreifen aus wie Leitern. Der Rumpf des armen Tieres war lang und dünn. Es war die Zeichnung einer Dreijährigen.

Darunter standen allerdings sehr liebe Worte. Ella kann halt wunderbar schreiben - malen kann sie dagegen überhaupt nicht. Es fehlt sowohl an Talent als auch an Motivation. "Ella, das Bild ist irgendwie so dunkel, Mal doch noch ein paar Blumen dazu", sprach Mama beim Anblick des deprimierenden Zebras.
Ella griff sich den dunkelblauen Filzstift, mit dem sie bereits das Zebra malte, und ergänzte wilde Linien, die eventuell Gras darstellen sollen und eine Holocaust-Mahnmal-ähnelnde Struktur, die möglicher Weise eine Hecke darstellt. Eine zweite Farbe gönnte Ella dem Bild nicht.Die Künstlerin beendete das Werk an dieser Stelle.
Einen Tag später erreichte sie Gottes Zorn in Form einer Verrenkung des Halses. Ella, die mit Schmerz überhaupt nicht umgehen kann, jammerte und wimmerte. Wärmekissen und Halskrausen wurden gereicht. Weinend schlief sie ein - gewillt, dennoch das 2 : 4 zu erschlafen und somit eine Restchance auf den Kinobesuch zu wahren. 

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