Oscar, der die Einnahme des Medikamentes ja zunächst komplett verabscheute (wir berichteten), hatte nur kurz ein neutrales Verhältnis zum rosa Gesöff, denn seine Abneigung schlug fast innerhalb von Sekunden in Begeisterung um. Als die Flasche des Antibiotikums immer leerer wurde, da war Oscar schon so weit, dass er aufgeregt durch die Wohnung rannte und freudig "Me Di Zin" schrie, wenn Mama nach der Flasche griff. Kurz darauf war er dann wieder müde und gereizt und wir sagen als Fazit: "Daumen rauf, Geschmacksveredler des Medikamentes!" und "Daumen rauf, Schreiberling des Beipackzettels" - Ihr beide leistet gute Arbeit.
Auch für eine Facette des seltsamen Verhaltens unserer Tochter, das ja auch sehr facettenreich ist, fanden wir in diesen Tagen eine Erklärung. Ella nämlich, die mit ihren fünfeinhalb Jahren noch immer jede Nacht zu den Eltern kriecht, wurde einfach mal in Oscars Bett gelegt, da der Herr ja mittlerweile schon gar nicht mehr weiß, dass er auch ein Bett besitzt.
Ella fühlte sich sofort pudelwohl in diesem Bett, das früher ja mal ihr gehört hat. Die nächsten Nächte schlief sie immer durch und als es darum ging, sich als Belohnung eine Nacht mit Papa im Arbeitszimmer abzuholen, da sagte Ella, dass sie lieber doch noch eine Nacht im Kinderzimmer schlafen möchte.
Nebenbei ist ja jetzt auch Weihnachtszeit. Oscar nennt Weihnachtsmänner konsequent "Weinzermann" und beide Kinder spielen gerne mit der Holzkrippe, die sie irgendwann einmal vom Patenonkel geschenkt bekamen. Fragen werden gestellt von unseren wissbegierigen Kindern. Fragen, die die atheistischen Eltern nicht immer beantworten können.
Oscar löste die Frage dann aber auf seine Weise. Er griff sich das Jesuskind aus der Krippe, drehte es um und drosch es mit dem Gesicht voran auf den Küchentisch. "Guck mal, das Jesuskind ist jetzt tot", brüllte er wie seinerzeit Nietzsche. Vorweihnachtliche Stimmung sieht in anderen Wohnungen sicher anders aus. Ins Bild passt dann aber durchaus, dass Ella und Oscar derzeit recht häufig die Kassette "Benjamin Blümchen und das Osterfest" hören. Naja, es bleiben uns noch knapp drei Wochen, die besinnliche Stimmung herzustellen.
Weihnachtsmärkte werden uns dabei nicht mehr behilflich sein, denn der heutige Ausflug zu Bauer Lehmanns Weihnachtsmarkt in Marienfelde war unerfreulich. Ella hatte schlechte Laune und Durst und musste pinkeln und kippte den Kakao um und konnte nichts sehen und fand alles doof. Oscar rannte in jede Pfütze und konnte sonst auch nichts sehen. Mama und Papa konnten das alles sehr gut sehen. Lust auf Weihnachtsmärkte haben wir dann wieder in 12 Monaten.
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