Sonntag, 4. Dezember 2011

Medizinische, psychologische und religiöse Fragen finden ihre Antworten

Die Antworten auf manche Fragen finden sich dann irgendwann doch noch. Ein schöner Satz.
Und wahr ist er auch, denn als sich Mama den Beipackzettel des milchigen Medikamentes durchlas, welches Oscar bis in diese Woche hinein täglich verabreicht bekam, da stand dort schwarz auf weiß geschrieben, wie unser Sohn sich gerade verhält: Übermüdet und gereizt, so der Beipackzettel, könne Oscar schon werden im Zuge der Behandlung.

Oscar, der die Einnahme des Medikamentes ja zunächst komplett verabscheute (wir berichteten), hatte nur kurz ein neutrales Verhältnis zum rosa Gesöff, denn seine Abneigung schlug fast innerhalb von Sekunden in Begeisterung um. Als die Flasche des Antibiotikums immer leerer wurde, da war Oscar schon so weit, dass er aufgeregt durch die Wohnung rannte und freudig "Me Di Zin" schrie, wenn Mama nach der Flasche griff. Kurz darauf war er dann wieder müde und gereizt und wir sagen als Fazit: "Daumen rauf, Geschmacksveredler des Medikamentes!" und "Daumen rauf, Schreiberling des Beipackzettels" - Ihr beide leistet gute Arbeit.

Auch für eine Facette des seltsamen Verhaltens unserer Tochter, das ja auch sehr facettenreich ist, fanden wir in diesen Tagen eine Erklärung. Ella nämlich, die mit ihren fünfeinhalb Jahren noch immer jede Nacht zu den Eltern kriecht, wurde einfach mal in Oscars Bett gelegt, da der Herr ja mittlerweile schon gar nicht mehr weiß, dass er auch ein Bett besitzt.
Ella fühlte sich sofort pudelwohl in diesem Bett, das früher ja mal ihr gehört hat. Die nächsten Nächte schlief sie immer durch und als es darum ging, sich als Belohnung eine Nacht mit Papa im Arbeitszimmer abzuholen, da sagte Ella, dass sie lieber doch noch eine Nacht im Kinderzimmer schlafen möchte.

Dipl.Psychologin Mama erklärte das Beobachtete am Frühstückstisch dem staunenden Vater: Ella habe damals beim Umzug nach Berlin ihr Bett eintauschen müssen (Anmerkung: Gegen ein absolutes Top-Hochbett) und sie habe ihre Freunde verloren. Das alte Bett habe sie in Wahrheit nie hergeben wollen. Papa nickte kauend und nun liegt Ella wieder im Kleinkindbett Marke "Elefant". Eng und geborgen hat sie es da und sie schläft tatsächlich fast jede Nacht komplett durch. Oscar auch - zwischen Mama und Papa, da, wo Superhelden nun mal schlafen.

Großartiges spielte sich dann am Freitagmorgen ab. Mama kleidete sich an, Ella beobachtete das Schauspiel. Mama griff nach einer schwarz-weiß gestreiften Unterhose. Dann griff sie nach einer grauen Strumpfhose und zog diese darüber, wobei die Unterhose lustig durch die Strumpfhose schimmerte. Ella stutzte. Dachte kurz nach. Rannte ins Kinderzimmer und kam zurück mit einem Buch, in welchem sehr viele Tiere abgebildet sind. Sie deutete auf ein Tier und sagte zu ihrer Mutter: "Du siehst aus wie das Tier da". Mama musste zugeben, dass dieses antilopenähnliche Tier tatsächlich exakt so gefärbt war wie sie selbst. Man guckte nach, um welches Tier es sich handelte. Und wer die letzten Blog-Einträge aufmerksam gelesen hat, der wird verstehen, dass sich Ella und Mama vor Lachen in den Armen lagen, als sie erfuhren, dass es sich beim der Mama täuschend ähnelnden Tier um ein Okapi handelte.

Nebenbei ist ja jetzt auch Weihnachtszeit. Oscar nennt Weihnachtsmänner konsequent "Weinzermann" und beide Kinder spielen gerne mit der Holzkrippe, die sie irgendwann einmal vom Patenonkel geschenkt bekamen. Fragen werden gestellt von unseren wissbegierigen Kindern. Fragen, die die atheistischen Eltern nicht immer beantworten können.
Ella wollte wisse, ob das Jesuskind tot sei. Papa antworte vorschnell "Ja", fügte dann aber schnell noch die Sache mit der Auferstehung hinzu. Ella war interessiert. Papa und Mama redeten sich dann aber um Kopf und Kragen und brachten alles durcheinander. Karfreitag. Ostersonntag. Christi Himmelfahrt. Wir waren alle sehr verwirrt. "Wir brauchen Ahmet", sagte Papa. Aber Ahmet geht leider schon in die erste Klasse. Das Vakuum, welches er in religions-pädagogischer Sicht hinterlassen hat, vermögen wir hier nicht zu füllen.

Oscar löste die Frage dann aber auf seine Weise. Er griff sich das Jesuskind aus der Krippe, drehte es um und drosch es mit dem Gesicht voran auf den Küchentisch. "Guck mal, das Jesuskind ist jetzt tot", brüllte er wie seinerzeit Nietzsche. Vorweihnachtliche Stimmung sieht in anderen Wohnungen sicher anders aus. Ins Bild passt dann aber durchaus, dass Ella und Oscar derzeit recht häufig die Kassette "Benjamin Blümchen und das Osterfest" hören. Naja, es bleiben uns noch knapp drei Wochen, die besinnliche Stimmung herzustellen.

Weihnachtsmärkte werden uns dabei nicht mehr behilflich sein, denn der heutige Ausflug zu Bauer Lehmanns Weihnachtsmarkt in Marienfelde war unerfreulich. Ella hatte schlechte Laune und Durst und musste pinkeln und kippte den Kakao um und konnte nichts sehen und fand alles doof. Oscar rannte in jede Pfütze und konnte sonst auch nichts sehen. Mama und Papa konnten das alles sehr gut sehen. Lust auf Weihnachtsmärkte haben wir dann wieder in 12 Monaten.

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