Sonntag, 23. Oktober 2011

Keine Texte über Zähne

Nein. In dieser Woche lassen sich die Hauptdarsteller dieses Blogs nicht die Butter vom Brot nehmen. Diesmal geht es nur um sie und nicht um die Zähne der Mutter, auch wenn sich selbige noch einmal versuchten in den Vordergrund der aktuellen Berichterstattung zu drängen, als sie mitten auf dem Potsdamer Platz, also in telegener Position einfach - Pardauz - auf den Boden des Sony Centers fielen. Sporadische Leser, die nun an Skorbut oder ähnliche Krankheiten denken, seien auf den Blogeintrag der letzten Woche verwiesen. Im Übrigen fielen der Mutter Provisorien aus dem Mund. Wir sehen darüber hinweg und schlagen den Bogen zu den Kindern. Dies machen wir wie folgt:

Als der Vater mit dem Sohne im besagten Sony-Center eine riesige Videowand entdeckte, auf welcher gerade belanglose atmosphärische Bilder die hier unter sich weilenden Berlin-Touristen einlullen wollten, rannte Ella auf sie zu und fragte Erstaunliches: "Warum spricht Mama nicht mehr mit mir?". Papa wollte dieses Verhalten psychologisch deuten und sprach von gestressten Müttern, die einfach keine Lust auf triviale Kinderfragen hätten, doch weit gefehlt. Die Mutter saß zu diesem Zeitpunkt bereits mehr oder weniger zahnlos in der S-Bahn und war auf dem Weg zum Zahnarzt. Ella war irritiert, am Ende war aber alles halb so schlimm.

Und da wir in dieser Woche also fest entschlossen sind, den Fokus wieder weg von der Mutter und hin zu den Kindern zu lenken, müssen wir der Vollständigkeit halber zwei Dinge der letzten Woche nachreichen, die für Ella und Oscar von recht großer Bedeutung waren.

Oscar war nämlich das erste Mal in seinem Leben im Kino. Da er aber nur als Begleitung eines lang geplanten Kinobesuches von Ella fungierte, muss sich Oscar nun sein Leben lang erzählen lassen, dass sein erster Kinofilm eher weiblich angehaucht war. Es handelte sich um das Epos "Prinzessin Lilifee und irgendetwas Rosafarbenes". Den Titel haben wir nicht so genau recherchiert, aber passen würde er. Ella guckte gebannt und Oscar - obwohl leicht fiebernd - tat es ihr gleich. Sein Fazit fiel wie folgt aus: "Im Kino ist es ganz duuuuunkel. Und heeeeell." Die Eltern finden, dass damit alles gesagt ist. Die Leinwand konnte man jedenfalls mit Fug und Recht als "hell" bezeichnen. Selten war derart viel Rosa zu sehen.

Zwei Tage später ging es für Ella und Oscar zum Zahnarzt. Kinderzahnärzte verfolgen in den ersten Behandlungen ihrer Patienten nur ein Ziel, nämlich das der Heuchelei. In perfidester Art gaukeln sie den völlig zu Unrecht begeisterten Kindern vor, wie lustig es beim Zahnarzt ist. Die Ärztin von Ella und Oscar war eine Meisterin dieses Faches. Oscar jedenfalls hat in seinem Gehirn die Worte Zahnarzt ganz eng mit einem lustigen Gedicht über Busfahrer, einer tollen Taschenlampe für den Mund und einem Geschenk in Form eines Plastiktieres verknüpft. Nach und nach wird die Ärztin in den nächsten Jahren ihre wahren Absichten in Form von Arbeiten am offenen Zahnnerv in dieses verlogene Schauspiel einflechten. Es ist das Vorgehen eines Demagogen. Und dennoch oder vielleicht deshalb verließ die Familie den Zahnarzt als hätte man gerade einen gelungenen Zirkusbesuch hinter sich.

Dies musste nachgereicht werden. Nun zur aktuellen Woche:
Diese war geprägt von einem Besuch aus Brüssel. David und Dalia, beide ein Jahr jünger als unsere Zusammenstellung, husteten sich durch Berlin und mindestens Ellas und Oscars Papa hat diese belgischen Keime gierig aufgenommen. Fast sicher scheint, dass in der nächsten Woche einige Familienmitglieder folgen werden. Euphemistisch könnte man von "gelebter europäischer Idee" sprechen. Mit den Belgiern ging es ins Technikmuseum, wo Lokomotiven bestaunt und Knöpfe gedrückt werden können. Dann gab es Sight-Seeing im Herzen der Stadt. Ella und Oscar nahmen erstmals in ihrem Leben Kontakt mit dem dunkelsten Kapitel ihrer Heimat auf, indem sie laut lachend und jubelnd durchs Holocaust-Mahnmal rannten. Schließlich - auf dem Potsdamer Platz - fielen Mama die Zähne aus dem Mund.

Abschließend zwei schöne O-Töne der Kinder:
1) Am Frühstückstisch. Ella übt wie in jeder Lebenslage auch hier das autodidaktische Lesen. Sie versucht, die Informationen der Milchpackung zu erschließen. Oscar simuliert das Gleiche. Ella: "Du kannst nicht lesen". Oscar: "Doch." Ella (die Milchpackung reichend): "Gut. Dann lies das!", Oscar (improvisierend): "Bruda Jakob!". Könnte ja stimmen...

2) Papa (lehrreich): "Bienen sind die einzigen Tiere, die Honig machen können."
Ella: "Und Schweine sind die einzigen Tiere, die Schweinefleisch machen können."

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