Sonntag, 4. September 2011

Das Töpfchen, der Park und Joghurt

Wie düster die Zukunft hier in unserer zwar riesigen, aber leider nur mit einer Toilette bestückten Wohnung werden wird, ist noch nicht allen Familienmitgliedern klar.
Papa mahnte ja schon des Öfteren, dass Oscar, wenn dieser erst einmal seine Windeln ablegt, für den ein oder anderen Stau vor der Badezimmertür sorgen wird, weil wir dann eben vier Leute sind, die von diesem einen Ort unserer Wohnung abhängig sind.

Nun war zu den Zeiten, als Papa so mahnte, aber keinem bewusst, wie Oscar über die Art und Weise des Toilettenganges denkt. Nun wissen wir es, und wir nehmen vorweg: Die Situation vor der Toilettentür wird heikel werden...

Noch ist es nicht ganz soweit, denn Oscar ist derzeit noch mobil, wenn es um die Verdauung geht. Anders gesagt: Oscar befindet sich gerade in der - manchmal ja recht kurz andauernden und vom Vater als besonders unappetitlich empfundenen - Töpfchenphase. Das Klo gehört also noch uns, doch wissen wir bereits beim Anblick des auf dem Töpfchen sitzenden Oscar, dass das, was wir bislang drittelten in Zukunft nicht etwa geviertelt werden wird. Nein. Oscar ist da anders als wir.

Oscar nämlich sitzt meist mit einem großen Bilderbuch auf dem Töpfchen. Nun sollten Besitzer von Wohnungen mit nur einem Badezimmer immer darauf bedacht sein, den Nachwuchs dahingehend zu erziehen, dass der Toilettengang kein literarisches Ereignis und zunächst einmal ohne begleitende Lektüre zu vollziehen ist.

Den Zeitpunkt dieser Erziehungsmaßnahme haben wir leider verpasst, und es ist wohl auch sinnlos. Denn das Tempo, in welchem Menschen ihrem Vorhaben auf dem Toilettensitz nachgehen, ist vermutlich ohnehin vorbestimmt. Und Oscar gehört leider zu der Gruppe Menschen, die auf dem Klo lesen wollen. Und das dauert.

Oscar sitzt dann glücklich hinter manchmal überdimensionalen Büchern und erntet später riesigen Beifall für die Losung, die ratlos im Töpfchen liegt.
Wir halten also fest. Problem 1: Oscar braucht Ruhe, Zeit und Muße auf dem Klo. Problem 2 ist da in Verbindung mit Problem 1 ein Grund, über einen Wohnungswechsel nachzudenken. Oscar nämlich muss so ungefähr fünf bis acht mal pro Tag verdauen. So manches Mal sind wir nicht sicher, ob am Ende des Tages mehr unten raus als oben reingekommen ist, aber das wird schon alles so stimmen mit unserem Sohn. In jedem Fall, und damit endet die entwürdigende Berichterstattung eines Kindes, das langsam aus den Windeln raus möchte, muss Oscar häufig und dann dauert es auch mal ganz gerne. Demnächst hängen wir in Kreuzberg Zettel auf, auf denen steht, dass wir eine Wohnung suchen. Den Grund muss man ja nicht angeben auf solchen Zetteln.

Überhaupt: Die neue Wohnung darf nicht weit entfernt sein, denn Kreuzberg ist mit diesem Wochenende noch viel toller geworden, als es ohnehin schon ist, denn vor unserer Haustür eröffnete ein neuer Park.

Wir wollen nicht vorschnell urteilen. Das Potenzial dieses Parks muss erst in der Langzeitwirkung untersucht werden, aber die Gleisanlagen, die Spielplätze und die Liegewiesen lassen uns vermuten, dass wir demnächst häufiger dort zu finden sind. Zumal man dort ja auch sicher mit Kreide malen darf.

In dieser Woche hat hier nämlich so richtig die Kreidezeit begonnen. Papa und Ella kauften für 5 Euro einen riesigen Eimer Kreide mit der Folge, dass wir - hätten wir es drauf angelegt - heute ausschließlich Fotos hätten präsentieren können, auf denen Kinder mit Kreide malen. Der Kita-Spielplatz, die Steine im Garten, fast der komplette Flughafen Tempelhof wurden bunt angemalt.

Den Abschlusssatz darf Ella sprechen, denn Ella konnte sich thementechnisch in dieser Woche nicht gegen den stets auf dem Töpfchen sitzenden Oscar durchsetzen. Ella aber sprach über die Natur und sie sagte: "Papa, es gibt drei Arten von Natur." Leider haben wir den mittleren Teil der nun folgenden Definition des Naturbegriffs vergessen. Es handelt sich aber unserer Erinnerung nach um eine eher unspektakuläre Definition. Der erste Teil und der letzte Teil von Ellas Natur-Definition sind aber wirklich schön: "Einmal das Gegenteil von Normal. [...] Und dann noch Naturjoghurt."
Schön ist es, wenn Kinder so richtig zu Stadtmenschen erzogen werden. Wenn sie sagen, Natur sei das Gegenteil von normal und im selben Satz auch noch das Thema "Joghurt" anschneiden.

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