Sonntag, 22. Mai 2011

Allein neben Romy

Eine kleine Premiere gab es in der Nacht zum Dienstag dahingehend, dass eine Kita-Freundin unserer Tochter bei uns übernachtete.
Romy, an anderer Stelle schon einmal als "Vulkan" bezeichnet, sollte die Nacht hier verbringen, was gut funktionierte, sieht man mal davon ab, dass die Damen lange nicht zur Ruhe fanden und im Kinderzimmer wild herumsprangen.

Oscar spielt bei den Einschlafzeremonien, die immer nach dem "Sandmann", also gegen 19:00 im Kinderzimmer beginnen, ohnehin nicht mehr mit. Oscar lässt sich zwar noch - meist mit Ella auf dem Teppich liegend - ein Märchen vorlesen, welches er jeden zweiten Tag selber aussuchen darf, was wiederum zur Folge hat, dass wir hier jeden zweiten Tag das Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein hören dürfen, doch wenn das Buch zugeklappt wurde, der Wolf abermals im Brunnen auf grausame Weise ums Leben kam, während die Geißlein dazu einen makaberen Tanz veranstalten, wenn das Vorlesen also beendet ist, dann ist für Oscar die Sache mit dem Kinderzimmer auch durch. Dann steht er auf, latscht ins Elternschlafzimmer, legt sich dort in die Mitte des riesigen Bettes und schläft innerhalb von 15 Sekunden ein.

Hier muss der aufmerksame Leser stutzen, denn schon oft berichteten wir von deutlich mehr als 15 Sekunden, die Oscar dann so benötigt, um sein Bewusstsein zu verlieren. Noch lebhaft ist uns der im Kinderzimmer laut "Tatü Tataaaa" schreiende Kerl in Erinnerung. Doch seit dieser Woche schläft Oscar in der Kita nun wirklich so gar nicht mehr. Zum Beweis wurde den Eltern sein Schlafzeug mit nach Hause gegeben. Oscar macht jetzt also durch in der Kita und dankt uns dies mit einem rapiden Leistungsabfall, der täglich so gegen 17:30 beginnt. Da wird Oscar dann ein wenig quengelig, bis er dann, eine halbe Stunde später, sein Abendbrot nur noch heulend zu sich nehmen kann, weil er so furchtbar müde ist und ihm das Aufrechthalten seines schlaftrunkenen Kopfes wahnsinnige Probleme bereitet.
Oscars Eltern empfinden hier manchmal Mitleid, trösten sich aber damit, dass es wirklich nur die Zeit zwischen 17:30 und 19:00 ist, in der Oscar an furchtbarster Müdigkeit leidet. Und wenn dann, 15 Sekunden nachdem Oscar sich ins Elternbett gelegt hat, der Herr schon schläft, dann ist sowieso vorbei mit Mitleid. Dann freuen sich hier alle.

Alle? Nun ja, Ella findet es natürlich doof, dass Oscar im Elternbett liegt. Beschwerden werden dann laut. Aber da Oscars Schlaf momentan vermutlich auch kleinere operative Eingriffe gestatten würde, kann man den Bruder auch recht bald wieder zurück ins Kinderzimmer legen. Dann sind wirklich alle zufrieden.

Nachts, und das ist ja auch in Ordnung, kommen die Kinder dann allerdings trotzdem noch immer ins Elternbett, sodass wir hier morgens immer zu viert aufwachen.
Aber in der Nacht zum Dienstag, da war da ja auch noch Romy.

Romy schlief durch. Wie ein Weltmeister und zur Überraschung ihrer Eltern. Kein Mucks mehr von Romy, nachdem die Kinderzimmer-Randale irgendwann gegen 22.00 Uhr beendet war. Ella aber latschte in gewohnter Manier mitten in der Nacht zu den Eltern rüber.
Dramatische Szenen spielten sich ab.

Ella musste erklärt werden, dass sie diesmal nicht ins Elternbett darf. Schließlich hat sie Besuch und der - so der Plan des Vaters - möge bitte nicht auch noch ins Elternbett krabbeln. Ella war zerrissen. Sie verstand das durchaus, war aber wahnsinnig traurig. Glücklicherweise entschied sie sich in diesen Sekunden nicht für lautstarkes Brüllen, sondern eher für einen besonders üblen Gesichtsausdruck, der dem Vater ein ordentlich schlechtes Gewissen machen sollte. Ella guckte, als stünde ein Abschied für Monate an. Als müsse sie nun für ein halbes Jahr in ein finsteres Internat und der Zug rollt schon los. Papa wurde von seiner still weinenden Tochter - es war wohl so 2:30 - innig umarmt. Heiße Abschiedsküsse wurden ausgetauscht. Papa spürte Ellas Wangen Tränen überströmt. Dann ging Papa und ließ seine Tochter alleine im dunklen Kinderzimmer zurück. Neben Romy.

Am nächsten Tag waren alle sehr stolz auf Ella und ihr heroisches Handeln um halb drei.

Oscar ist auf seine Weise auch heldenhaft. Mama und Papa sind nämlich der Ansicht, dass Oscars Charakter ihm durchaus die Möglichkeit auf einen Job im Geheimdienst oder bei einer Terrororganisation in Aussicht stellen könnte, denn Oscar ist nicht folterbar.

Momentan befindet sich Oscar nämlich in Folter. Sein Verbrechen: Liebesverweigerung gegenüber des Vaters.
Diese Liebesverweigerung gibt Oscar mit einer Lässigkeit zu, die seinen Vater zurecht auf die Palme bringt. Seit Mitte der Woche führen Oscar und sein Vater deshalb ernste Gespräche. Diese gehen ungefähr so:
"Oscar, hast du Papa lieb?"
"Nein. Mama und Ella lieb. Papa nisch."

Es ist zum Verzweifeln. Oscar liebt diese beiden Menschen. Mama und Ella. Papa nisch. Und Kinder in Oscars Alter sind ehrlich.
Papa wollte nun ein bisschen nachhelfen mit der Liebe und schnappte sich den Sohn. Die einzige Frage, die Oscar immer wieder zu beantworten hatte, lautete "Hast du Papa lieb?". Nach jeder Antwort, die den Vater nicht zufrieden stellte, wurde Oscar aufs Übelste gekitzelt. Oscar schrie. Er wandt sich. Litt. Kreischte. Dann die Wiederholung der Frage mit Belehrung, dass das Kitzeln im Falle einer spontanen Liebesempfindung gegenüber dem Vater enden würde. Nichts. Oscar wurde den ganzen Nachmittag gekitzelt und der Vater musste den ganzen Nachmittag mitanhören, dass Oscar ihn nisch liebt.

Mama, der geliebten Mama, fiel dann nur noch der Vergleich mit dem Geheimdienst ein, den der Vater hier lediglich um den Vergleich zu Terrororganisationen ergänzt hat.

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