Sonntag, 30. Januar 2011

Zweijährig ungut frühstücken

Es gibt sie noch, die großen Männer-Themen: zum Beispiel Friseur-Besuche.

Oscars Mama scheiterte jedenfalls kläglich beim jüngsten gemischtgeschlechtlichen Friseurbesuch. Oscar wandt sich energisch und gebrauchte ungefähr ein Fünfzehntel seines Wortschatzes, indem er "Neeeiiiin" schreiend allen Beteiligten verdeutlichte, dass er den Frisiersalon mit exakt dem unförmigen Schopf verlassen würde, mit dem er ihn betreten hat.

Ein paar Tage später verkündete der Vater: "Ich hol jetzt Oscar aus der Kita und dann geht er zum Friseur." Mama grinste ihren Mann an, wie man die Leute angrinst, die sagen: "Ich gehe jetzt Lotto spielen und gewinne eine Million".

Papa griff sich den haarigen Sohn aus der bunten Kinderschar und sprach entschlossen: "Oscar, Haare schneiden, ne?". Oscar nickte beeindruckt. Papa imitierte dann noch mit zwei schnappenden Fingern das Friseurhandwerk. Oscar verstand. Schnipp Schnapp. Und: Er war einverstanden.

Forschen Schrittes gingen die Männer in den Salon. "Oscar wird morgen zwei und soll dann bitte irgendwie vernünftig aussehen". Die Friseurin machte sich ans Werk, schimpfte Papa, der Oscars Pony jüngst vorsichtig anglich, heftig aus, bildhauerte schlussendlich aber tatsächlich einen richtigen Jungen aus dem haarigen Rohmaterial.

"Es ist ein Junge!", riefen Papa und die Friseurin entzückt. Im Folgendem bekam Oscar viel Lob für seine neue Frisur. Nur Mama - wir scrollen nach oben, die beim Friseurbesuch leider scheiterte - jammert aus psychologisch nachvollziehbaren Gründen. Oscar, so die Mama, habe so eine tolle Frisur gehabt. Fakt aber ist, dass an diesem Satz nicht ein Wort stimmt. Vor allem nicht das Wort "Frisur".

Einen Tag später wurde der frisierte Knirps zwei. Sprachlos - sagen wir bei Oscar lieber: tonlos - betrat der Jubilar das Festzimmer. Kerzen auspusten. Geschenke auspacken. Alles kein Problem. Wer im Winter Geburtstag hat, der weiß aus der Weihnachtszeit noch sehr gut, wie das alles funktioniert.

Ella fand den Tag trotz eigener Neben-Bescherung doof. Dies war im letzten Jahr so, und dies wird immer so sein. Geschwister-Geburtstage sind die Hölle.
Ella war negativ gestimmt. Sie erhielt als "Geschwisterkind des Jubelkindes" ein Bandolino namens "Das kann ich mit 5". Bandolinos stellen unzählige Fragen, auf die das Bandolino spielende Kind mit Wollfaden zu antworten hat. Ella schimpfte irgendwann: "Das ist furchtbar leicht!" - Ein Satz, den sie sich für die ersten Schuljahre merken sollte. Laut und deutlich in Stillarbeitsphasen artikuliert, bringt er minder intelligente Mitschüler und überforderte Referendare zur Weißglut.

Am Wochenende feierte fast die komplette lebende Ahnentafel des Zweijährigen den Geburtstag nach. Noch unglaublichere Geschenke drückte man dem Spross in die Hand und sogar Oma und Opa aus Bergkamen wurden eingeflogen.
Am folgenden Sonntag frühstückte man nobel im Oma-und-Opa-Hotel.

Im Frühstückssaal des Hauses herrschte knuspernde Stille. Dort raschelte eine Tageszeitung, hier biss jemand in ein Knäckebrot. Hotel-Frühstück eben.

Dann öffnete sich die Tür. Ella und Oscar sprangen in den Raum und artikulierten lautstark ihre Sinneseindrücke vom Frühstücksbuffet.
Ella spielte fortan Kellnerin und Oscar schaffte es leider nicht, so richtig zu frühstücken, denn auf dem Buffet stand - man hätte den Hotel-Chef backpfeifen mögen - eine riesige Schale Süßigkeiten.
Oscars Frühstück bestand am heutigen Tag somit aus drei besonders festen Karamelbonbons, einem Keks, einer Packung Maoam und einem fotografisch dokumentierten Biss in ein Croissant.

Vielleicht darf man den Hotel-Chef auch nicht voreilig backpfeifen. Eventuell steckt Kalkül hinter seiner Süßigkeiten-Schale. Als Oscars Mund nämlich unter größter Anstrengung die besonders klebrigen Karamelbonbons bearbeitete, da war ein Unruheherd des vormals so friedlichen Hotel-Frühstücks zum Schweigen gebracht. In diesem Moment wirbelte lediglich Ella durch den Raum, um sich im Minutentakt ein Stück Honigmelone zu holen und dieses auf der Stelle zu verschlingen und auch Cousin Rufus hatte für einen dreimonatigen Menschen schon erstaunlich schlechte Laune, die er laut in den Saal trompetete. Aber Oscar war ruhig. Für die Dauer eines Bonbons.

2 Kommentare:

  1. Hallo ihr da in Berlin,
    vor ca einem Jahr bin ich durch Zufall auf euren blog gestoßen und ich muss sagen, dass ich seitdem fast täglich bei euch vorbei schaue, in der Hoffnung, dass es was Neues von Oscar und Ella gibt.
    Ich finde, jetzt war es mal an der Zeit, mich als Leserin zu outen.
    Bitte macht weiter mit diesen herrlichen Geschichten. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich sehe, dass wieder ein neuer Eintrag erstellt wurde und ich muss zugeben, dass ich ein absoluter Oscar-Fan bin ;-)
    Liebe Grüße aus Braunschweig.

    Janine

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  2. Alles Gute nachträglich lieber Oscar. Mensch wie de Tiet vergeiht...
    Und ich finde den Blog auch wie schon immer ausgezeichnet, auch wenn ich zugeben muss, dass ich nicht immer zum aktuellen Lesen komme:)Weiter so... Peggy

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