Sonntag, 23. Januar 2011

Johnny Mathieu will "Ma Tee"

Als am vergangenen Sonntag der Blog schon längst getippt und der "Tatort" gesehen war, da hörte man es aus dem elterlichen Schlafzimmer genüsslich knuspern.
Mama schlich aus dem Wohnzimmer ins Arbeitszimmer, in welchem der Papa durchs Internet glitt und sprach, auf das Knuspern im Schlafzimmer deutend: "Sieh dir das an!"

Es war 23:30. Oscar saß Lebkuchen kauend auf dem Bett und war hoch zufrieden mit dieser Situation. Mama und Papa ließen ihn gewähren, warteten also noch ein paar Minuten, bis der Herr zu Ende gespeist hatte und legten sich dann mit Oscar ins Bett. Die Lebkuchen müssen jetzt sowieso irgendwann mal weg. Oscar hat vollkommen Recht.

So wie wir am Sonntag dann also zunächst zu dritt und später in der Nacht dann zu viert im Bett schliefen, läuft es ja meistens. Und doch ist mal wieder die leise Hoffnung auf Besserung in Sicht, denn erneute strukturelle Reformen zeigen erste gute Schlaf-Ergebnisse.

Ella und Oscar schlafen derzeit mal wieder zu zweit in der Höhle, also unter Ellas Bett, ein. Das, was vor Monaten noch kläglich scheiterte, funktioniert jetzt ganz gut. Vereinzelte Beschwerden in Form eines verzweifelt neben der Matratze sitzenden Oscars kommen nur, wenn Ella mal wieder derart kompliziert im Bette liegt, dass sie 85-90 % der Matratze für sich in Anspruch nimmt. Lösbar ist das aber auch, indem man die stets so tief wie ein Narkose-Patient schlafende Ella einfach mit beherzten Handgriffen in eine ökonomischere Haltung knetet und Oscar dann die klaffende Lücke auf der Matratze anbietet.

Auch beim Frühstück gab es ähnliche Veränderungen: Nachdem kein einziges Frühstück der letzten 14 Tage ohne von hampelnden Kindern umgeschmissene Saftbecher oder angeforderte und dann nicht verspeiste Brot-Arrangements ablief, wollten die Eltern mit der Art und Weise, in der ihre Kinder frühstücken, nichts mehr zu tun haben.
Mama und Papa saßen am Samstag daher am Wohnzimmertisch und lasen Zeitung, während Ella und Oscar am eigens eingerichteten Kindertisch ihr Frühstück in vorgefertigten Häppchen zu sich nahmen. Alle vier Familienmitglieder waren damit hochzufrieden. Ella erzählt nun bei jeder Mahlzeit vom neuen "Häppchen"-Stil, kann sich aber bislang das entscheinde Wort nicht merken. "Mama, gibt es dann wieder Mäpfchen?" Auch von Mämpfchen wurde schon gesprochen... Eigentlich ein sehr passender Begriff.

Nur unterbrochen von den in erstaunlich kurzen Abständen zu hörenden "Ma Teee" - Rufen Oscars, die Ella lautlich übernimmt und deshalb auch in Oscars seltsamer Sprache "Ma Tee" einfordert, waren die Frühstücke des Samstags und des Sonntags vielleicht die besten seit Ella Geburt.

"Ma Tee" heißt übrigens "Mehr Saft." Da Oscars Becher aber immer nur zu einem Drittel mit "Tee" (= Saft) gefüllt werden darf, weil Oscar Becher, die mehr Inhalt haben, vor Schreck umschmeißt und zwar immer, muss dem dürstenden Sohn dann aber wirklich recht häufig nachgeschenkt werden. Wir wollen nicht übertreiben, aber pro Mahlzeit gibt es etwa 12 - 15 Eingießungen. Wenn Ella erkennt, dass die Eltern das ewige Nachgießen doof finden, dann legt auch sie - die Getränke nur wiederwillig zu sich nimmt - los und simuliert Durst. Die Folge ist, dass das Elternteil, das unglücklicher Weise die "Ma Tee"-Kanne in Händen hält, diese so schnell nicht mehr los wird, weil alle 10 Sekunden eines der Kinder "Ma Tee" schreit und gierig mit dem staubtrockenen Becher wedelt.

Am Samstag ging die Familie in den Zoo. Und weil Papa, ein großer Freund von Rundum-Sorglos-Paketen, gleich ein Jahresticket für die Familie kaufte, nachdem er feststellte, dass die dazugehörige Zornesfalte der Mutter nicht lange schwoll, weil die Familie nun also nach Lust und Laune in den Zoo gehen kann, gingen Papa und Ella am Sonntag gleich nochmal um ein paar zoologische Bonmots (Nilpferde, Zebras, Wölfe) nachzuholen, die man tags zuvor ausließ.

Tags zuvor war auch Oscar dabei und Oscar ist leidenschaftlicher Elefanten-Fan ("Kreua"). Tierführer Oscar berichtete also schließlich der Familie kenntnisreich aus der Welt der Elefanten. "Kreua! Kreua" Kreua!", sagte er, fuchtelte mit den Armen und deutete aufgeregt auf die hinter ihm stehenden Dickhäuter.

Zuvor allerdings musste Oscar zwecks Erstellen seiner persönlichen Zoo-Jahreskarte fotografiert werden. Man zog ihm die Mütze vom Kopf, und stellte erst beim Anblick des Fotos fest, dass Oscars Frisur einen neuerlichen Tiefpunkt erreicht hat. Papa will Oscar daher morgen zum Friseur schleppen - schließlich wird der Junge am Dienstag 2 und soll zum Jubelfeste nicht aussehen wie Mireille Mathieu.

"Johnny Depp", sagte dagegen Mama. "Oscar sieht aus wie Johnny Depp in diesem 'Schokoladenfabrik-Film'". Johnny Depp, so der Vater, sehe in nämlichen Film aber nun mal leider aus wie Mireille Mathieu, der Spatz von Avignon. Der Friseur, so der elterliche Kompromiss, solle aus unserem Johnny Mathieu einen Brad Pitt machen. Wir sind gespannt, ob Johnny Mathieu dies zulassen wird.

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