Sonntag, 3. Oktober 2010

Kleingärtner

Sehr häufig war an dieser Stelle von Einschlafproblemen und deren -lösungen die Rede. Wir wollen diese beliebte Serie nun um eine weitere Episode ergänzen:
Das Einschlafproblem: Oscar. Er schläft nur sehr zögerlich ein, wenn Mama ihn ins Bett bringt und wühlt zudem noch in Mamas Mund herum als sei er dort auf der Suche nach Gold.
Die Einschlaflösung: Papa. Papa nämlich ist als Ins-Bett-Bringer so dermaßen ungeeignet, eine solche Zumutung für Oscar, dass Oscar, liegt Papa neben ihm, nicht in dessen Mund herumwühlt, sondern schlicht und ergreifend schreit und weint und jammert.

Als Papa in der letzten Woche der einzige Erziehungsberechtigte zur Zubettgehzeit war, da gab es aber keine Alternative für das unglückliche Gespann. Papa wollte drohen und sagte dem schreienden Kind: "Okay Oscar, wenn du jetzt nicht aufhörst zu schreien, dann gehe ich." Oscar hörte sich dies kurz an und schrie dann weiter. Papa, seit er an einer Gesamtschule unterrichtet ein Meister der Konsequenz, tat wie angekündigt und ging. Oscar verstummte. Kurze Zeit später schlief er.

Als Papa das selbe Schauspiel am Folgetag gleich wieder gelang, da war klar: Oscar findet es doof, ins Bett gebracht zu werden. Noch doofer ist nur, von Papa ins Bett gebracht zu werden. Wenn Papa dann weg ist, ist für Oscar alles in Ordnung und er schläft.

In der Nacht zu Samstag, da lief es aber ein bisschen anders. Oscar wollte, als er alleine gelassen wurde, mehrfach türmen. Und so verließ Papa nur zum Schein den Raum. In wirklichkeit stand er hinter der einen Spalt breit geöffneten Kinderzimmertür und beobachtete das Kinderbett.
Alle drei bis vier Minuten streckte Oscar ein Beinchen aus dem Bett. Papa sagte streng: "Oscar!", woraufhin das Bein wieder verschwand.
Später sah Papa am oberen Bettrand erst eine linke Hand, zehn Sekunden später eine rechte Hand und schließlich dazwischen einen Kopf. Dieser guckte in Papas strenges Gesicht und tauchte wieder ab.
Ein paar Minuten ging das so, bis Oscar dann schlief. Ungefähr so verläuft es auch immer auf Klassenfahrt, wenn Papa gegen 23 Uhr auf dem Gang der Jugendherberge vor dem Zimmer der bösen Jungs steht und nur darauf wartet, dass sich die Tür öffnet, um den Flüchtling sogleich in die Schranken zu verweisen.

Neues aus Oscar Sprachzentrum: Oscar spricht nun ein paar Worte. Erst erschien Oscar mit einer Babypuppe in der Hand und sprach das für Jungs doch sehr uncoole Wort "Baby" und dann stand er wild fuchtelnd vor dem Ofen und schrie "Heiß Heiß Heiß". So hatte er es schon oft von Mama und Papa gehört. Er muss davon ausgehen, dass das Ding nicht "Ofen", sondern "Heiß Heiß Heiß" heißt und als Wort nur vollständig ist, wenn der Sprechende dazu wild mit der Hand wedelt.

Und dann ist wirklich Weltbewegendes passiert - zumindest, was unsere kleine Welt betrifft.
Familie Hoffmann erwarb einen Schrebergarten, woraufhin es drei Tage und drei Nächte zu regnen begann.
Als der Regen vorbei war, trauten wir uns hin. So langsam aber sicher haben Kinder und Eltern begriffen, dass das Ding uns gehört und so ganz nebenbei eine völlige Neustrukturierung unserer Wochenenden bedeutet.
Ella und Oscar sind ganz ausgezeichnete Kleingärtner. Oscar kann auf Himbeeren zeigen und diese dann vehement ablehnen, nachdem man sie gepflückt und ihm hingehalten hat. Dann zeigt der Kleingärtner auf einen anderen Mund, in welchen die Himbeere gelegt werden soll. Er ist da noch etwas misstrauisch. Außerdem kann er schon toll Kieselsteine in Gießkannen werfen und gelockerte Beete festtreten. Das tollste ist aber, dass er auf dem riesigen Rasen seine Schusstechnik mit dem Fußball laut lachend und grunzend verbessern kann.

Ella dagegen hilft schon richtig mit. Laub sammeln, kompostieren, Würmer finden und Teiche auspumpen standen auf dem Programm.
Besuch war auch gleich mal da. Die Hartmänner aus Dresden kamen vorbei. Die Papas besiegten nach 4 Stunden eine Eibe und die Kinder schliefen am Abend in Kreuzberg fast Arm in Arm ein.

Und wo sich die Dinge schon mal so gewaltig ändern, schicken wir Oscar morgen in die Kita. Keine falsche Bescheidenheit: Ein neuer Abschnitt in Oscars Leben beginnt. Und in dem seiner Eltern natürlich auch.

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