Sonntag, 26. September 2010

Von "ten" bis "one" - und babababpilp

So langsam aber sicher nähert sich Oscar der großen Herausforderung des Sprechens an.
Kannte sein Wortschatz bislang nur einen Vokal, nämlich das A, so ist er seit ein paar Tagen auch zu folgendem Ausspruch in der Lage: "Babababa Pilp".

Genaue Beobachter merken hier sofort. Das I schleicht sich in Oscars Artikulation - theoretisch könnte unser Fratz also schon einen Kiba bestellen. Überhaupt trinkt er ja sehr gerne.
Bemerkbar macht sich der durstige Herr dann aber immer mit einer Mischung aus einer Zeige-Geste Richtung Becher oder Schrank, in welchem sich Becher befinden und einem Schrei, der meistens ungefähr mit "äääääääääääh" zu beschreiben wäre.

Am Samstagabend war aber alles ganz anders. Dreimal jährlich treffen sich Mama und Papa mit seltsamen Menschen und verbringen einen Koch- und Musikwettstreit. Ella, das war schnell klar, würde mit ihrem abendlichen Charme schnell die Veranstaltung sprengen, sodass wir sie zu Oma ausquartierten, wo sie Arzt spielte und zum Forschungsobjekt großmütterlicher Schreibdidaktik wurde. Oma nämlich ist in Besitz einer Lektüre, in welcher behauptet wird, dass Säuglinge im Alter von 9 Monaten solch ideale Voraussetzungen zum Erlernen einer Fremdsprache mitbringen wie nie wieder in ihrem Leben. An anderer Stelle wird erläutert, wie man Kleinkindern möglichst geschickt das Lesen beibringt.

Und so sah sich Ella mit 3 Pappschildern konfrontiert, auf welchen die Worte "Teddy" "Auto" und noch irgendwas standen. Ella sollte dann Schilder und Gegenstände zuordnen und machte - nachdem man ihr alles erläutert hatte - natürlich keinen Fehler.
Zuhause üben Mama und Papa mit der sonst vollkommen unterforderten und dann schlecht gelaunten Möhre Fremdsprachen.

"Me llamo Ella", heißt es dann schon mal beim Frühstück. Bis 5 kann sie in guten Momenten auch zählen. Auf Spanisch wohlgemerkt. Auf Englisch zählt sie sogar schon von "ten" bis "one" rückwärts. Aber nun wollen wir nicht weiter angeben und widmen uns wieder Oscar zu, der noch recht weit von fremdsprachigem Rückwärtszählen ist.

Oscar - es ist Samstagabend - sitzt nämlich im Wohnzimmer und beobachtet das Treiben. Die Erwachsenen legen 16 Songs aus 16 Bundesländern auf und servieren sich dazu entsprechende regionale Kostbarkeiten. Oscars Interesse ist geweckt und schnell weiß der Besuch, dass ein weiterer Esser eingeplant werden muss. Bis Bundesland 6 hält Oscar durch und frisst sich wie die Raupe Nimmersatt durch Salate, Kuchen und Hackfleischarrangements. Dann ist er satt.

Und da stillender und autofahrender Besuch erwartet wurde, war natürlich auch alkoholfreier Sekt im Kühlschrank. Oscar fand auch daran Gefallen.
Am nächsten Morgen räumten Mama und Papa schnell die richtigen Sektreste weg, damit unser Kleiner nicht auf dumme Ideen kommt. Neben dem alkoholfreien Bier (Fußball WM) hat Oscar nun also auch seine Liebe zum alkoholfreien Sekt entdeckt. Vorsichtig formuliert: Wir sollten ihn im Auge behalten, wenn die Pubertät anfängt zu wüten.

Ein weiteres Erfolgserlebnis für Oscar war diese Woche, dass er laut Mama das erste Mal ein Brot selber geschmiert hat. Sanft drückte er die Leberwurst auf die Stulle und war am Schluss stolz und sogar ein bisschen satt.

Und in einer Woche passiert dann wahrhaft Sensationelles: Oscar wird ein Kita-Kind. Mama und Papa freuen sich schon auf das Ploppen der Sektflasche, die geöffnet wird, wenn hier vormittags Ruhe und Selbstbestimmung einkehrt.

Zum Schluss noch der Foto-Bezug. Im strömenden Regen genossen Ella und Oscar den Berlin-Marathon. Ella bejubelte die Läufer und Oscar die S-Bahn, die alle 10 Minuten über die Trockenheit spendenden Brücke fuhr.

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