Sonntag, 17. Oktober 2010

Tief im Innern des Kita-Maskottchens rumort es

Seit zwei Wochen ist Oscar ja nun Kita-Kind. Als mit Abstand kleinstes Mitglied der Kinderschar spielt Oscar dort deutlich spürbar eine absolute Sonderrolle.

Alle Kinder kannten ihn ja ohnehin schon, weil er mit Mama immer Ella brachte oder abholte. Und deshalb haben sich alle dort gefreut, dass Oscar nun so richtig einer von ihnen ist.
Oscar ist dort gleichzeitig Publikumsliebling und Maskottchen.

Man muss sich das so vorstellen: Oscar betritt die Kita. Irgendein Kita-Kind kommt dann angestürmt, schreit "Oscar!" und schnappt sich den Kleinen und trägt ihn irgendwo hin. Der Weg ist das Ziel.

Tief im Innern des Kita-Maskottchens rumort es allerdings. Eine Wesensveränderung nie gekannten Ausmaßes diagnostizierten die Eltern mit geschultem Blick: Oscar haut Ella, wenn sie ihn ärgert. Manchmal führt er sogar regelrechte Angriffskriege gegen seine Schwester.
Monatelang hatte die ihn traktiert nach Belieben. Nun hat Oscar in der Kita gesehen, wie mit Unrecht umgegangen werden kann. Verdreschen heißt die Devise. Und wenn mal kein Grund vorliegt, dann erinnert er sich an früher erlittenes Unrecht und haut zu. Das ganze mit eisiger Miene übrigens.

Neben dem Hauen hat Oscar aber auch noch andere Dinge gelernt. Er kann nun "Ella" sagen und verformt beim Doppel-L auf sehr interessante Weise seine Zunge. Woher wir das wissen? Rissen wir dem Kind den Schlund auf, als es endlich zu reden begann?
Nein. Dass L in Ella spricht Oscar nicht im Mund, sondern außerhalb. "Eeeeeeeeee", beginnt das Spektakel, dann schießt die Zunger hervor und beginnt sich schraubenähnlich um sich selbst zu drehen, "llllllllllll" macht es dann, bevor Oscar zum großen Finale ansetzt "aaaaaaaa". Nicht selten dauert das Wort dann auch so zwei Sekunden, was bei vier Buchstaben nicht schlecht ist.

Außerdem kann er nun das Wort "Hallo". "Hallo Ella. Hallo Mama. Hallo Papa." Dies könnte er nun theoretisch jeden Morgen sagen. Er tut es aber nicht, er macht lieber das C.

Ja, Oscar kann den mittleren Buchstaben seines Vornamens schon pantomimisch darstellen. Dazu muss er allerdings rasend vor Wut sein, was in dieser Woche (-> Wesensveränderung) sehr häufig der Fall war.
Wenn Oscar so richtig sauer ist, so sauer, dass ein bloßer Schrei der Wut nicht im Ansatz gerecht werden würde, dann biegt er sich zu einem C. Er schiebt den Bauch dann so weit nach vorne, dass hinten ein beachtliches Hohlkreuz entsteht und man sich fasziniert fragt, wie ein Mensch so stehen kann, ohne entweder hinzufallen oder durchzubrechen.

Sehr treffend kann Ella die Gebärden ihres Bruders kommentieren. "Guck mal, Ella. Oscar macht schon wieder das C", mobben die Eltern. Ella betrachtet, wie Oscar nun doch auf die Knie sinkt, sich nach vorne streckt und ins Laminat schreit. "Nein. Jetzt macht er ein I", stellte Ella durchaus richtig fest.

Ach ja. Da Oscar ja nun alle Familienmitglieder benennen kann, wird er auch des Öfteren gefragt, wo denn Oscar sei. Die typische Frage zur Feststellung des Selbstbewusstseins von Kleinkindern.
Oscar überlegt dann immer ein wenig und zeigt dann dorthin, wo in seinen Augen Oscar ist - in seinen Mund nämlich. Oscar ist erstmal der Mund, alles drumherum nur unwichtiger Rahmen. Oscar definiert sich halt übers Essen. Nur nebenbei sei sein gestriges Abendbrot erwähnt: 3 Bananen, 2 Brötchen, 2 Schalen Joghurt. Ungelogen.

Ella definiert sich nicht über ihren Mund. Für Ella ist eine andere Stelle des Körpers von vergleichbar zentraler Bedeutung. Der Bauchnabel.
Schaut man sich an, was Ella so malt - und sie malt mittlerweile richtig gut, dann entdeckt man Menschen und Pferde mit Bauchnabeln.

Ellas Woche war im Übrigen deutlich besser als die Wut-Woche ihres Bruders. Ella bekam zweimal eine absolute Sonderbehandlung. Am Donnerstag übernachtete sie mit Papa im Gartenhäuschen und am Samstag ging sie mit Mama ins Kino. Das Sandmännchen rettete die Welt und ob Ella vor dem bösen Habumar nun nachhaltig Angst haben wird, steht noch nicht ganz fest.
In der ersten Nacht nach dem Film wurde um 2.00 panisch geschrieen, aber das ist eigentlich immer so.

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