Sonntag, 12. September 2010

Disneyland Möckernbrücke

Noch immer spielen wir des Nachts hier das Spiel "Bäumchen, wechsel dich". An manchem Morgen liegt niemand von uns in dem Bett, in welchem er am Abend einschlief.
Auslöser dieser nächtlichen Kettenreaktionen ist im Prinzip Ella, wobei ja Oscar auch immer noch jede Nacht "rüber" macht.
Ein Kind, noch dazu so ein kleines wie Oscar es ist, können wir jedoch im Bett noch unterbringen; zwei Kinder, die zudem auch gerne mal diagonal im Bett liegen und im Falle Ellas auch Haare haben, deren Länge ein ständiges Benetzen des väterlichen Gesichts erlauben, gehen einfach nicht.

Ella gelobt Besserung und vielleicht ist die seit Wochen andauernde Phase, in welcher wir hier nachts umherirren wie die Nomaden, auch wirklich jetzt vorbei. Die letzte Nacht schlief die Möhre jedenfalls wieder im Hochbett, nachdem Papa eine herzzerreißende Geschichte davon erzählt hat, wie traurig das Hochbett ist, dass Ella nicht mehr in ihm schläft. Das Hochbett, so Papa, geht davon aus, dass Ella es nicht mehr mag. Fast kamen dem Vater selbst die Tränen. Ella jedenfalls wird nun ohne Proteste gegen 22:00 ins nicht mehr traurige Hochbett umgelagert.

Nie wieder jedoch befolgen wir den Tipp einer Freundin, man möge Ella doch gegen 23:00 noch einmal auf die Toillette setzen, damit sie nachts besser durchhält.
Am ersten Tag haben wir mit Ella darüber gesprochen: "Ella. Du pinkelst heute um 23:00 noch einmal in die Toilette." Ella war einverstanden und konnte sich, als sie um 23:00 geweckt wurde, wohl auch noch daran erinnern. Müde hing sie dann auf dem Klo. Mama und Papa hielten sie, damit sie uns nicht in die Kanalisation rutscht. Ohne zu pinkeln wurde sie wieder ins Bett gelegt.

Am nächsten Tag sprachen wir mit Ella nicht darüber. Und so war Ella um 23:00 nicht einverstanden, als sie sich auf dem Klo wiederfand. Ein Mordsgeschrei bahnte sich seinen Weg aus dem Badezimmer durch die Wohnung. Oscar wurde wach und schrie mit. Mama und Papa - die Spezialisten, wenn es um Stresssituationen geht - meisterten auch diesen nächtlichen Schreidialog glänzend und beschlossen, dass Ella in naher Zukunft nicht mehr um 23:00 auf die Toillette gesetzt wird.

Bevor wir uns nun Oscar und seinen Leidenschaften widmen, sei hier eine herzzereißende Geschichte dieser Woche erwähnt.
Ella schnappt sich einen Stift und - Gummistiefel. Mama muss feststellen, dass die Vierjährige gerade wieder Blödsinn vorhat, denn Ella kritzelt tatsächlich im Gummistiefel herum, und das auch noch in Oscars.
Dann, Mama wollte gerade ansetzen zum Schimpfen, dann aber sah Mama, was Ella da tat. Im Gummistiefel, der früher der Möhre gehörte, steht Ellas Name. Und nun steht da in wackligen Buchstaben "OSCAR" daneben. Ist das nicht süß?

Dass Papas Arbeitsweg seit Sommer nicht mehr allzu lang ist, ändert nichts daran, dass die optimale Strecke derzeit gesperrt ist, weil am U-Bahnhof Möckernbrücke Gleise und Brücken erneuert werden.
Die Folge ist, dass der Bereich zwischen Gleisdreieck und Möckernbrücke eine Art Disneyland für kleine Jungs ist. Kräne von unfassbarem Ausmaß heben dieses und jenes von hier nach dort. Manchmal rollt ein Schwertransporter herbei und verfeinert die Szenerie.

Neben ein paar merkwürdigen Baustellen-Fanatikern, die mit riesigen VHS-Kameras Kranaktivitäten filmten, fanden sich auch Papa und Oscar dort ein. Kurz gesagt: Oscar hatte Spaß. Über das Krachen, das die Bauarbeiter verursachten, als sie schweres Gerät fallen ließen, musste der kleine Fan so doll lachen, dass einige Bauarbeiter ernsthaft verunsichert waren und lange nach dem Frechdachs, der da immer lacht, Ausschau hielten.

Das Wochenende wurde so begangen, wie man es mit den wohl letzten warmen Tagen dieses Sommers machen muss. Man besuchte Kleingärtnerin Lucy (aus Ellas Kita) und machte sich selber so seine Kleingarten-Gedanken.
Am Sonntag fuhr man dann ins Strandbad Wannsee und anschließend mit der BVG-Fähre nach Kladow. In Kladow blieben wir eine Stunde, um dann mit der nächsten BVG-Fähre wieder zurückzufahren.
Und genau dort, in Kladow nämlich, wo man so gar nicht mit vollgekotzten Sachen herumstehen möchte, da steckte sich Oscar auf Papas Arm den Finger so tief in den Hals, dass er alles besudelte. Wen's interessiert: Ein Brei aus Apfelschorle und Russisch Brot war es, den Papa und Oscar in den Klamotten und am Arm hatten. Rund eineinhalb Stunden später waren wir zu Hause und konnten raus aus den Klamotten.

Zum Dank winkte Oscar noch ganz lieb, bevor er ins Bett ging. Allerdings nur dem Fernseher.

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