Sonntag, 28. Juni 2009

Weshalb Oscar so viel trinken musste

An drei Tagen in der Woche singt Cher morgens um 6:00 "Walking in Memphis" um uns zu wecken. Das muss sie theoretisch nicht, denn: An sieben Tagen in der Woche rülpst Oscar morgens um 6:00.

Erstaunlich ist es mit der inneren Uhr des Menschen. Oscar also, völlig ahnungslos, dass es so etwas wie Uhrzeiten gibt, liegt allmorgendlich so in seinem Bettchen, wird ab 5:30 spürbar unruhig und um 6:00 wird er dann von seiner Mama kurz auf den Arm genommen, worauf ihm aufgrund des leichten Drucks auf sein Zwerchfell ein erstaunlicher Rülps entfährt.

Diesen Rülps hat man sich vorzustellen wie einen Pfropfen auf einer Flasche, denn es sprudelt im Anschluss aus ihm heraus - allerdings nur im übertragenen Sinne. Oscar fängt im Anschluss an seinen Rülps nämlich an, von seinen nächtlichen Erlebnissen zu berichten. In vielen Aaaääääs und Ööööööäääääs schildert er uns detailliert seine Träume. Gut. Wir müssen ja an drei Tagen ohnehin um 6:00 aufstehen, an den anderen vier könnten wir allerdings noch ein wenig liegen bleiben. Dann lauschen wir unserem palavernden Sohn andächtig. Sein Monolog endet meist gegen 7:00 Uhr.

Es gibt selbstverständlich auch am Abend noch eine Stunde, in der Oscar pausenlos erzählt. Ziemlich genau um 22:00 will Oscar nämlich aus dem Kinderzimmer raus. Dann wird er zu Mama und Papa gelegt und dann beginnt die "Oscar Late Night" - eine Stunde feinster Beobachtungen und bissiger Politsatire, vorgetragen von unserem Oscar in ununterbrochener wunderschöner Vokalfolge.

Doch wollen wir Pauschalisierungen und Verallgemeinerungen nun sein lassen - werfen wir stattdessen einen konkreten Blick in die drei Nächte dieser Woche, die näher betrachtet werden sollten: In der Hauptrolle: Oscar, nur in Nebenrollen: Ella und Mama.

Montagnacht:
Riesenradau. Im Kinderzimmer herrscht Chaos statt Nachtruhe. Oscar wimmert, Ella jammert. Jeder hat so seine Gründe. Die Eltern vermuten den Synergieeffekt. Oscars Jammern macht Ella wimmern. Und Ellas Wimmern lässt Oscar jammern. Kurze Besprechung der Erwachsenen, dann Trennung der Kinder.
Dies war eine klassische Fehlentscheidung. Das Ergebnis der Trennung lautet nämlich: Ella brüllt. Oscar schreit. Schließlich dämmert es uns. Wir erkennen, dass unsere Kinder gemeinsam in einem Raum zwar manchmal nur holprig einschlafen, ohne einander aber gar nicht mehr. Durchaus gerührt geben wir dem Druck des Volkes nach und schieben Oscar wieder zu Ella. Beide Kinder schlafen sofort ein. Papa denkt an ein vereinigtes Korea, als er Ella und Oscar so friedlich nebeneinander liegen sieht.

Mittwochnacht war doof: Oscar, sonst der Frieden in Person, brüllte von 1:10 Uhr bis 5:15 Uhr durch. Keine Pause. Mama schläft in dieser Zeit gar nicht, Papa ein bisschen, Ella komplett. Entsprechend unterschiedlich fit geht die Familie in den Donnerstag, an welchem abends Michael Jackson verstirbt.

Freitagnacht: Mama hatte am Freitag pausenlos Michael Jacksons Songs gehört und die N24-Berichterstattung in Endlosschleife mitverfolgt. Resultat: Ein seltsamer Traum.
Mama träumte, je mehr Milch Oscar trinkt, desto mehr Familienmitgliedern des Jackson-Clans kann die Todesnachricht übermittelt werden. Ein für Oscar folgenschwerer Traum, denn ohne zu wissen, wie ihm geschieht, wurde er in dieser Nacht nahezu pausenlos angelegt.
Die Mutter träumte wüst und Oscar trank alles weg, was ihm in den Mund floss.
48 Stunden nach dieser Nacht ist Oscars Durst immer noch recht verhalten.

Die Abschlussanekdote gehört aber Ella:
Mama hatte mal wieder einen besonders üblen Käse gekauft. Als sie ihn aufs Brot legte, sprach Ella sehr Richtiges: "Mama, der Käse riecht so wie der Windeleimer."

Übrigens hat Ella seit einer Woche eine Freundin: Lala.
Lala ist überall. Lala ist in der Kita, Lala steht am Wegesrand, Lala zieht auch nach Berlin, Lala tut dies, Lala tut jenes. Und nun hinhören, Herr Hitchcock: Lala gibt es nicht. Lala ist imaginär.

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