Montag, 21. Januar 2013

Stolzes Seepferdchen und anspruchsvoller Schreihals

Fast sah es so aus, als würde Oscar, nachdem er über Weihnachten darnieder lag, nun auch seinen Geburtstag krank verbringen müssen.
Am Freitag, gegen 16:00 erkrankte Oscar nämlich spontan.
Aber er spurtete diesmal wie sein großes Idol Usain Bolt durch die Viren, lag ab 16:30 wild fiebernd auf dem Sofa und war am nächsten Morgen wieder gesund. Der Geburtstag darf kommen, auch wenn Oscar immer mal wieder durchblicken lässt, dass er noch nicht so hundertprozentig auf der Höhe ist. So gab es beispielsweise folgenden unterhaltsamen Auftritt unseres Sohnes:

Oscar verspürte in der Magengegend ein leichtes Hungergefühl und machte uns mit einem übel launigen "Ich will Brooot" zart darauf aufmerksam. Mama sprach daraufhin mit unserem Sohn über die Uhrzeit und darüber, dass es bald Abendbrot geben würde.
Oscar wurde daraufhin sehr ungehalten und wiederholte seinen großen Wunsch nach Brot. Dieses Mal lauter, schroffer und mit besonderer Betonung der Dringlichkeit seines Anliegens.
Mama gab nach (glaubte sie), als sie schließlich sagte: "Okay, dann essen wir eben jetzt Abendbrot."
Wer nun wie Mama glaubt, das Duell sei beendet und Oscar zufrieden, irrt. Oscar tobte jetzt nämlich richtig, lag bereits auf den Dielen und tropfte aus Mund und Augen. Er schrie: "Ich will mein Brot vor dem Abendbrot". Die Mutter tat dann das, was man als souveräne Mutter zu tun hat. Sie servierte Oscar ein Brot und wagte es nicht, den Abendbrottisch zu decken, ehe ihr nun friedlicher Sohn fertig gespeist hatte.

Bevor wir uns gegen Ende dieses Textes mit Ella und ihrem überdurchschnittlich gelungenen Wochenende befassen, muss eine zweite Oscar-Anekdote her, denn wir glauben, dass manche unserer Leser noch immer nicht begriffen haben, wie anspruchsvoll unser Junge derzeit ist.
Sein festes Vorhaben für heute war es, ein Rennauto mit in die Kita zu nehmen. Dieses Rennauto, so erfährt man von Oscar, ist das schnellste "Ras-Auto" der Welt. Im Dezember war es in Oscars Adventskalender und da es sich ja um das schnellste Auto der Welt handelt, war Oscar auch sehr erschüttert, als ihm heute Morgen erst vor der Kita-Tür wieder einfiel, dass das teuflische Gefährt noch irgendwo in seinem Kinderzimmer herumliegt.
Mama ahnte in diesem Moment durchaus, dass es nur wenig realistische Chancen geben würde, aus dieser Nummer ansatzweise würdevoll herauszukommen.  

Mama kramte in ihren Manteltaschen und fand dort, was alle Mütter von Jungs dort finden: Ein Auto. Es handelte sich um ein grünes Auto und es war selbstverständlich nicht das schnellste Auto der Welt, denn das ist schwarz mit gelben Streifen.
Oscar ließ sich mit der langsamen grünen Krücke nicht abspeisen. Oscar wollte die volle Dröhnung Ras-Auto und begann nun selber langsam damit, die Motoren hoch zu fahren und zu rasen.


Mama händigte das wild schreiende Kind der Erzieherin aus, welche Oscar mit letzter Kraft in die Kita ziehen konnte, verabschiedete sich, ging raus in den Schnee, wollte zur Arbeit fahren, hörte sich dann aber doch lieber noch Oscars abnormes Geschrei an, ging nicht zur Arbeit, sondern  wieder nach Hause, griff das schnellste Auto der Welt, ging damit zurück zur Kita, in der Oscar mittlerweile apathisch mit dem Teppich spielte und gab ihm das Auto. Oscar freute sich kurz. Dann fielen ihm neue Ansprüche ein, sodass er wieder schimpfen konnte.

Doch nun Licht. Ella betritt die Bühne und lässt alles Grummeln aus diesem Text verschwinden, denn Ellas Wochenende war gülden.
Am Freitag bestand Ella beim Schwimmunterricht ihre Seepferdchen-Prüfung. Über beide Ohren grinsend und stark tropfend kam Ella aus dem Wasser und war überglücklich und mächtig stolz. Zur Stunde wird das kreisrunde Abzeichen an den aus diesem Anlass neu erworbenen Badeanzug genäht. Ella ist stolz.

Am Samstag war Ella dann bei einem Kindergeburtstag eingeladen, der Maßstäbe setzt: Ella gestaltete sich dort ein riesiges Kuscheltier und fraß sich danach in einem Restaurant durch. Mama und Papa haben überschlagen, dass dieser Kindergeburtstag ungefähr so viel wie ein Kleinwagen gekostet haben muss.
Ella hatte dann auch gleich einen prima Vorschlag: Man könne in Zukunft ihren Geburtstag ja auch so feiern. Der 41cm große Stoffhase in Ellas Arm grinste hochwertig.

Zu guter Letzt war heute auch noch Elternsprechtag. Ellas Klassenlehrerin lachte nicht schlecht, als Ellas Papa sich dezent erkundigte, ob sein hüpfendes und zappelndes Töchterlein vielleicht so ganz theoretisch an ADHS leiden könnte. Sie könne uns ja mal ein richtiges ADHS-Kind ausleihen, sprach da die Lehrerin, sie kenne genug. Wir gingen dann aber ohne dieses Leih-ADHS-Kind. Wir behalten dann doch lieber unser Seepferdchen-Mädchen und unseren Schreihals.









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