Montag, 14. Januar 2013

In Oscars Bett lag: Oscar.

Große Panik am Donnerstagmorgen: Ella ist weg! Wie konnte das geschehen? Lief sie schlafwandelnd aus der Wohnung heraus? Hinein in die kalte Nacht?
Doch von vorne.

Oscar kommt in etwa 70% der Nächte zu Mama und Papa ins Bett gekrochen. Er wird dafür sogar gelobt, weil wir ihm so dankbar sind, dass er nicht mehr abgeholt werden möchte und diesen Wunsch in die schlafende Wohnung brüllt.
In der Nacht zu Donnerstag tapste es wieder. Ein Kind schlüpfte ins Elternbett.
Das ist Oscar, da waren sich die Eltern sicher. Beide sollten später zu Protokoll geben, dass sie Stein auf Bein hätten schwören können, dass da ein kleiner Junge im Bett lag. Papa zum Beispiel schnappte sich dieses Kind am Morgen, drückte es an sich, wuschelte ihm durch die Haare und sprach irgendetwas in Richtung "Du bist ein lieber kleiner Junge." Das angesprochene Kind äußerte sich dazu nicht.

Die Eltern standen auf Geheiß des Weckers schließlich auf. Mama wuselte irgendwo herum, Papa machte Kaffee. Oscar ließen sie noch ein paar Minuten schlafen. Zeit aber Ella zu wecken, dachte sich der Vater, ging in Ellas Zimmer und fand dort: nichts. Ellas Bett war leer. Panik machte sich breit.

"Hast Du Ella gesehen?", fragte der Vater bleich die Mutter. "Ist sie nicht in ihrem Bett?", schnappatmete diese. Eine Sekunde später standen beide Eltern bleich vor Ellas verwahrlostem Bett und gruselten sich.

Eine Chance gibt es noch, dachte man sich. Vielleicht ist Ella in Oscars Bett gekrochen. Das ist ja leer. Man hetzte in Oscars Zimmer. Wieder ein Schock: In Oscars Bett lag: Oscar.
Wer also war das Kind, mit dem der Vater eben noch kuschelte?
Völlig fertig mit den Nerven rannte man nun zum Elternbett. Darin lag, guckte man ganz genau hin, nicht Oscar, sondern Ella. Das gab ein Hallo!
Wieder eine Nacht, in der kein Kind verschwand. Toll.

Nach diesem Schreck nun wieder etwas ruhigere Kost:
Oscar hat eine sehr spezielle Gesprächstechnik entwickelt. Wir können nur beten, dass sie sich gesamtgesellschaftlich niemals durchsetzen wird, denn sie funktioniert wie folgt:
Oscar möchte jemanden etwas sagen. Um die vollste Aufmerksamkeit seines Gegenübers zu erhalten, sagt er laut "Weißt du?" und greift gleichzeitig ins Gesicht des Angesprochenen. Dies ist wichtig, denn Oscar möchte das Gesicht seines Gesprächspartners ausrichten. Oscar schiebt und drückt deshalb also ein bisschen an Kinn und Wange herum. Klug ist, wer das Kind bereits beim ersten "Weißt du?" mit stechenden Augen fixiert und somit ausreichend Aufmerksamkeit signalisiert. In diesem Fall verzichtet Oscar manchmal auf den gefürchteten Griff ins Gesicht. Wie gesagt: Wir hoffen, dass sich diese Gesprächstechnik nicht durchsetzt.

Desweiteren beschäftigt Oscar sich derzeit wieder verstärkt mit allen möglichen Dimensionen der Schnelligkeit. Es ist dabei direkt tragisch, dass er das von ihm so bewunderte Adjektiv leider nicht so ganz aussprechen kann. Häufig nämlich ist hier von "slell" die Rede. Usain Bolt ist slell, Oscar selbst ist slell, Ras-Autos sind slell. Aber das Wort slell ist schlagbar. Es gibt etwas, das ist sleller als slell. Oscar belehrte uns über diese Paradoxie der Hypergeschwindigkeit. Der wissenschaftliche Fachbegriff für diesen absurden Zustand lautet ganz korrekt übrigens "vollkaracho" - Dinge, die vollkaracho sind, sind so slell, dass kein Wort der Beschreibung gerecht würde. Oscar begibt sich in solchen Momenten dann auch konsequent in die nonverbale Ebene und schüttelt hektisch den Kopf und macht dabei die Geräusche von Raketenmotoren. "Pcchhh", "Pcchhh" macht da der kleine Junge im Badezimmer mit seiner Zahnbürste in der Hand und definiert seinen Eltern die Geschwindigkeit "vollkaracho".









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