Montag, 12. November 2012

Möbelgeschichten

Da es im heutigen Blog-Eintrag auch um Möbel gehen wird, müssen wir erst einmal ein wenig ausholen. Erläutert werden muss zumindest, dass das Wort "Möbel" etymologisch mit dem Wort "mobil" verwandt ist und demnach die Eigenschaft vordergründig ist, dass Möbel bewegliche Gegenstände sind. Und nun kommen die heiß ersehnten Möbel-Episoden dieser Woche:

In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch wurde in den USA ein neuer, schließlich glücklicherweise aber der alte, Präsident gewählt. Dies war den Eltern von Ella und Oscar Grund genug, das neue Möbelstück "Schlafsofa" im Wohnzimmer zu testen. Der Plan sah vor, dass die gesamte Nacht über der Fernseher laufen solle. Man wollte in einer Mischung aus Schlaf, Halbschlaf und Wachzustand die Wahlen jenseits des Ozeans mitverfolgen. Ella und Oscar wurde dieses Vorhaben nur unvollständig erläutert.

Die Kinder sollten a) durchaus erfahren, dass Mama und Papa des Nachts nicht im Schlafzimmer anzutreffen sein werden um Paniken zu umgehen, aber sie sollten b) nicht erfahren, dass der Fernseher die gesamte Nacht über eine US-Karte in den Farben rot und blau zeigen werde. Zumindest Ella hätte mit diesem Wissen nicht umgehen können. Gegen 20:45 hätte sie Bauchschmerzen vorgetäuscht und um 21:15 tatsächlich welche bekommen. Sie hätte dringend ins Wohnzimmer zu Mama und Papa und zum Fernseher gemusst.

Ella und Oscar schliefen Dienstagabend also brav in ihren Betten ein. Von den folgenden Ereignissen, sind drei erwähnenswert:
1) Gegen 5:15 Uhr stand fest, wer die nächsten 4 Jahre die USA regieren wird. Für Ella hat sich das monotone "Barack Obama"-Aufsagen der letzten Tage also gelohnt. Es gibt Deutsche, die können das weniger gut, wie zum Beispiel die Dame im TV, die statt "Barack Obama" leider "Back Orama" und damit fast "Backaroma" sagte.

2) Der Plan, die gesamte Wahlnacht so richtig durchzumachen, ging zumindest für den Vater schief. Da die ersten Ergebnisse erst gegen 1:00 zu erwarten waren, gönnte er sich gegen 22:00 schon mal ein Schläfchen um dann richtig fit zu sein, wenn's spannend wird. Um 6:00 wachte der Vater wieder auf. Obama war wiedergewählt.

3) Oscar hatte Mitten in der Nacht dann doch die so wichtige Information vergessen, dass seine Eltern nicht im Schlafzimmer liegen. Ahnungslos tappste er - so die Erzählung der Mutter - von seinem Zimmer ins Schlafzimmer. Wie jede Nacht. Oscars Gesichtsausdruck beim Anblick des leeren Elternbettes ist leider nicht überliefert, fest steht aber, dass Oscar nun wieder zurück in sein Kinderzimmer tappst. Ein wenig durchdachtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass Oscar in seinem Zimmer auf der Stelle wieder umkehrt um abermals ins Schlafzimmer zu latschen. Vielleicht hat er gedacht, er könne die ganze Sache einfach nochmal versuchen. Diesmal mit Erfolg und einem Bett, randvoll gefüllt mit Eltern. Fehlanzeige.
Oscar wurde in diesem Moment klar, dass er verlassen wurde. Mama und Papa, dies war die einzige Erklärung, sind Mitten in der Nacht einfach weg gerannt und haben ihn zurückgelassen. Oscar legte sich auf den Teppich vor dem leeren Bett und weinte. Dann kam Mama. Und dann wurde alles unfassbar gut für Oscar, denn er lag nun im Wohnzimmer zwischen seinen Eltern und durfte sogar fernsehen. Irgendwann schlief er dann ein.

Die zweite Möbelanekdote ist diese: Mama werkelte in den Kinderzimmern herum, während Papa kränkelnd im Wohnzimmer jammerte. Irgendwann war Mama fertig und das Kinderzimmermobiliar komplett umgestellt. Die Betten stehen jetzt direkt am Fenster. Beide Räume, dies wurde im Anschluss mehrfach erwähnt, seien dadurch größer geworden.
Oscar hörte sich alles sehr interessiert an. Er freut sich über sein nun größeres Zimmer und spricht noch immer voll Ehrfurcht von der sonderbaren Wandlung. Auch der Teppich sei nun größer. Alles sei größer. Mamas können alles. Es gibt keinen Grund, kritisch zu hinterfragen, ob Oscars Mama tatsächlich die Quadratmeterzahl des Kinderzimmers mit Hilfe eines Schraubenziehers vergrößern kann. Es ist einfach so. Alles ist nun groß.

Die letzte große Anekdote der Woche hat nicht viel mit Möbeln zu tun. Ellas oberer Schneidezahn wackelte schon seit Tagen bedenklich und stand zuletzt in wahrer Horrorfilm-Manier nach vorne ab. Am Samstagabend war es dann soweit. Mitten beim unzulässig heftigen Toben hat Ella diesen Zahn dann verloren und danach geblutet und gejammert.
In der Nacht kam die Zahnfee und sie tat das, was Zahnfeen nun mal tun: Sie tauschte den Zahn gegen ein Präge- und Stanzset aus.
Seitdem prägt und stanzt die zahnlose Ella in unserer Wohnung auf Teufel komm raus.

Bedenkt man, dass beide Kinder, erstaunlicherweise also auch Oscar, seit Kurzem wieder bzw. erstmals im Bügelperlenfieber sind, muss man kein Prophet sein, um sich vorzustellen, wie unser Fußboden derzeit aussieht: Überall liegen Bügelperlen herum, meistens auch in allen Schuhen. Und seit der Zahnfee gesellen sich auch noch diverse Prägerückstände aus Papier dazu. Manche sehen auf dem ersten Blick noch dazu aus wie kleine Hakenkreuze.  





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