Alle paar Monate flattert uns eine Postwurfsendung ins Haus, in welcher wir lesen, was unsere Kinder rein theoretisch so alles können müssten. Über durchschnittliche Sechsjährige hieß es in der jüngsten Publikation, dass man diese ruhig einmal "kochen oder backen lassen" sollte - vollkommen selbstständig. Die Küche, nun ja, da solle man realistisch bleiben, die müsse man danach halt schon reinigen.
Klug war diese Entscheidung deshalb zu nennen, weil tags zuvor die Mutter einen Topf Milch überkochen ließ, was auf einem Kochfeld, welches mangels Arbeitsplatte derzeit wie von Geisterhand über offenen Küchenschränken schwebt, zu äußerst vielseitigen Folgen führt. An diesem Kochfeld sollte kein Kind kochen, ehe der wackere Holzmann unsere heiß ersehnte Arbeitsplatte geliefert hat. Somit ist die eingangs geäußerte Vermutung auch gleich schon widerlegt: Wo keine Küche ist, kann dennoch sehr viel Küche dreckig werden.
Dann schlug Ella erstaunlich geschickt Eier auf und schüttete immer mehr Zutaten in die Schüssel, mixte alles durch und präsentierte schließlich einen Super-Schokoladenkuchen. Ella kann also Brötchen kaufen und Kuchen backen und weitere eintausend Dinge. Langsam fängt die Sache mit den Kindern an, praktisch zu werden.
Mama saß am PC, den Sohnemann auf dem Schoß. Die Kicker-Seite wurde aufgerufen. In der zweiten Liga gab es einige Ergebnisse zu begutachten. Dann schält sich Oscar langsam Richtung Monitor. Er deutet auf eines der 18 winzigen, kaum mit dem menschlichen Auge zu erkennenden Wappen, es ist das Wappen von Erzgebirge Aue und Oscar spricht: "Da. Das ist doch Aue, oder?"
Verwunderung überall.
Aue und Paderborn. Wir befinden uns hiermit im Bereich des Spezialwissens und sind sehr stolz auf unsere Kinder.
Gruselig allerdings war es in der Nacht zum Sonntag. Denn wenn zwei Kinder, die in den letzten Wochen keinerlei übertriebene Angstzustände zeigten, innerhalb von zwei Stunden unabhängig voneinander von Spukerscheinungen berichten, dann kommen auch die Eltern ins Wanken. Spukt es?
Gegen 21:00 jedenfalls brach bei Oscar große Panik aus. Ein Löwe sei in seinem Zimmer. Oscar habe ihn rascheln hören.
Papa und Oscar suchten das Zimmer nun nach dem raschelnden Raubtier ab. Schubläden wurden geöffnet, hinter Vorhänge wurde gelinst. Oscars Blick voller Sorge. Kein Löwe. Kein Rascheln. Kein Löwe also mit einer Zeitung oder einer Tüte Kekse.
Gegen 23:00, Oscar schlummerte friedlich im vollkommen raubtierfreien Elternbett, ein gellender Schrei aus Ellas Zimmer. "D-d-d-d-das ist der G-g-g-geist", brüllte Ella in die Gesichter der Eltern und krallte sich in deren Arme - Es war wirklich gruselig, was die Kinder in dieser Nacht mit uns machten.
Ella wurde zuvor Opfer einer der spannendsten Stellen der Bibi-Blocksberg-Reihe. Ein Geist als Patient bei einem Zahnarzt. Und dieser Zahnarzt ist in Wirklichkeit dann auch irgendwie ein Geist... irgendwie so... oder auch anders - noch gruseliger. Das Kind jedenfalls bebte vor Angst, die Wohnung bebte vor Geschrei.
Ella wurde neben den schlafenden Oscar gelegt. Bevor die Eltern eine Stunde später ins Bett gingen, trugen sie eines der nun friedlich schlafenden Kinder wieder in dessen eigenes Bett. Welches? Natürlich das leichtere.