Montag, 6. August 2012

In die Normalität zurück

Lange hat der Blog nicht mehr live gepostet. Die Tagebücher aus Mallorca kamen letztlich aus der Konserve und mit der Zeitverzögerung einer spanischen Postkarte ins Netz. Außerdem ist beim verspäteten Posten auch noch ein ganzer Absatz verschütt gegangen.
Es war ein wunderschöner Absatz, klug formuliert und sprachlich raffiniert. Er hatte die Reiseübelkeit Oscars und Ellas zum Thema. Laut dachten wir in diesem verlorenen Absatz, der auf Mallorca getippt und in Berlin dann nicht veröffentlicht wurde, darüber nach, welches Kind wir im Auto auf schnellem Wege zum Flughafen fahren sollen und welches im Bus über Stock und Stein holpern sollte.

Oscar brauste - um dies nun aufzulösen - wie an der Schnur gezogen im Pkw zum Flughafen, während Ella bereits nach 10 Minuten Bus-Geschlängel ihrem neben ihr schwitzenden Vater verkündete, dass ihr bereits sehr übel sei.

Papa wusste über die bevorstehende Fahrt mehr als Ella. Er wusste zum Beispiel, dass wir zum Zeitpunkt der beginnenden Reisekrankheit noch nicht einen Meter näher am Flughafen waren als zum Abfahrtszeitpunkt, da der Bus zunächst einmal in die andere Richtung fuhr. Nach 40 Minuten war der Bus etwa 1000 Meter von unserem Häuschen entfernt. Ella jammerte, Papa war sauer.
Eine Tüte wurde gehalten, zwei Stunden lang. Ella brauchte sie aber nicht, denn Ella jammert ohne zu kotzen. Bei Oscar ist es andersrum und deshalb sind längere Fahrten mit Oscar auch spannender.

Wieder zurück in Berlin gab es - wie bei allen Umzügen - Probleme mit dem Telefonanschluss. Nun aber sind wir hier wieder total verdrahtet und auch sonst schon recht weit mit dem Einzug. Es fehlt eigentlich nur noch die Küche, dann ist hier alles erstmal fertig.

Und in diesen hektischen Umzugszeiten startete Ella ihre Karriere als Hort-Kind, ehe sie dann Ende dieser Woche eingeschult wird.
Mit Bauchschmerzen und Lampenfieber ging es in die Einrichtung, die Ella stets "Hocht" nennt. Ella aß nichtmal von der Frühstücksmelone, obwohl Melone Ellas Lieblingsobst ist.

Später aber - in Papas Abwesenheit - war es wohl super. Kurz bevor Ella abgeholt wurde, ist sie dann zwar einige Meter in die Tiefe gestürzt und war deshalb noch etwas derangiert, als Papa sie in Empfang nahm; dies jedoch ändert nichts daran, dass Ella den Hocht liebt und sich dort sehr groß fühlt.

Dem alten Kita-Kumpel Janek kann sie jedenfalls schon hervorragend die kalte Schulter zeigen und mit neuen Freundinnen, nach deren Namen man sich noch nicht getraut zu fragen, Brettspiele spielen.

Von Oscar gibt es dagegen nicht viel Neues. Wenn ihm etwas nicht passt, fliegen auch schon mal die Fäuste. Im Übrigen immer gegen Hocht-Kind Ella, die dann auch gerne mal zurückhaut, weshalb hier das Geschrei oft groß ist. Prügelei und Spiel sind nur vom Fachmann auseinanderzuhalten. Ella und Oscar schreien im Spiel und im Streit.

Nachdem die Fußball-EM vor einigen Wochen so gar nicht kindgerecht daherkam, sieht es bei den olympischen Spielen derzeit ganz anders aus. Ella und Oscar gucken Judo (legen sich anschließend unter Geschrei gegenseitig aufs Kreuz) und feuern alle möglichen Sportler aller möglichen Disziplinen an. "CHINA CHINA" hallt es dann schon mal von zwei Kinderkehlen durch die neue Wohnung, dann singt Ella beim Zähneputzen schonmal "Usain Bolt, Usain Bolt" und wenn man mit Papa durch die Möckernstraße läuft, dann fragt man diesen hochgradig untypische Kinderfragen, nämlich: "Kann Elisabeth Seitz gut turnen?" oder aber auch so gar nicht olympisch "Papa, wie lange lebst du eigentlich noch?"

Auf dem Tempelhofer Feld waren dann Kontraste angesagt. Eine 100m² große Leinwand zeigte Sport aus London. Oscar schlenderte ganz nach vorne. Papa, Mama und Ella erhoben sich, sahen in etwa 150 Meter Entfernung die riesigen Bilder vom Fechten und Radfahren und davor eine Stecknadel. Oscar saß im Gras und bildete mit Rücken und Kopf eine Fläche von vielleicht 0,2m². "Die großen Radfahrer fahren ssssso schnell", japste er aufgeregt, als Papa die Stecknadel einsammeln wollte.

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