Montag, 18. Juni 2012

Mein Kissen!!!

Es ist unter Kindern seltsamer Brauch, eine handfeste Magendarm-Verstimmung mit den Worten "Mein Kissen!!!" anzukündigen.
Geschehen war dies in der Nacht zum vergangenen Donnerstag. Gegen 4:30 Uhr brüllte Oscar aus dem Kinderzimmer entsetzt "Mein Kissen!!!" und auch um diese Uhrzeit brauchen die Eltern nicht mehr als zwei oder drei Sekunden um zu verstehen, dass es jetzt für ein paar Tage "Magendarm" heißt.

Oscars Kissen war jedenfalls wirklich eine laute Beschwerde wert und landete sogleich in der Waschmaschine. Der Kissenbesitzer wurde für den Rest der Nacht zu seinen Eltern verfrachtet. Oben, soviel sei an dieser Stelle verraten, blieb Oscar fortan dicht. Nicht aber unten.

Gerade als Papa am nächsten Morgen mit dem klassischen Magendarm-Essen "Salzstangen" aus dem Supermarkt kommend wieder die Wohnung betrat, schraubte sich Oscar erneut hochgradig irritiert in die Höhe. Die seltsame Masse, in der Oscar sich nahezu komplett befand, konnte vom Vater nicht so recht eingeordnet werden und so musste er den völlig besudelten Oscar fragen, aus welcher Richtung der Saft denn plötzlich gekommen sei. Oscars nachfolgende Wegbeschreibung ließ seinen Vater eindeutig Diarrhoe diagnostizieren.

Für Oscar brachen furchtbare Tage an, denn unser Sohn ist kein Freund der Diät. Den Salzstangen und Zwieback-Quatsch machte er jedenfalls nicht lange mit, weshalb sich die Heilung ein wenig verzögert und auch noch andauert. Er selbst behauptet allerdings, vollkommen gesund zu sein, was auch kein Wunder ist, denn Oscar weiß genau, was ihm blüht, wenn er noch einmal das Wort "Bauchschmerzen" in den Mund nimmt. Dann sieht er sich sofort wieder den Salzstangen und dem Zwieback gegenüber.

Krank schleppte Oscar sich am Freitag dann zum Schulfest von Ellas künftiger Grundschule. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass unser Sohn einen nicht allzu geringen Prozentsatz der Grundschüler mit seinem Magen-Darm-Keim bestäubte, während auf der Bühne eine musikalische Darbietung nach der anderen performt wurde. Kinder sangen, Kinder tanzten. Ella staunte. Oscar keimte. Alles war wunderbar. Später weinte Oscar und wurde vom Vater - der Schulfeste generelle eher unerfreulich findet - bereitwillig nach Hause getragen. Mama und Ella kamen spät.

Ella, so ihre Mama, habe sich beim Schulfest in einen Stand regelrecht verbissen und war dort nicht mehr wegzukriegen. Ella bastelte eine Kette und ein Armband aus etwa einer Million Perlen und war damit gefühlte zwei Stunden beschäftigt. Oscar brauchte am Folgetag dagegen nur wenige Sekunden, um die Kette wieder in ihre Einzelteile zurückzuführen.

Unterdessen hat Ella nun eine E-Mail-Adresse. Seitdem steht sie in regem Schriftverkehr mit ihrer Verwandtschaft. Ella hat seitdem äußerst viele Anfragen bekommen, was sie sich denn zum Geburtstag wünsche. Die beiden ersten Anfragen hat sie noch beantwortet, in großen quietschbunten Lettern. Eine Original Ella-Mail erkennt der Profi an der Farbgebung, der Buchstabengröße und dem mitunter speziellen Abstand zwischen zwei Worten. Mittlerweile sind Ella ihre Wünsche (Bibi Blocksberg DVD und ein Malbuch) aber auch schon wieder ausgegangen, weshalb sie es ab jetzt vorziehen wird, auf die Frage nach ihren Geburtstagswünschen eisern zu schweigen, damit sie sich am Jubeltage auch überraschen kann.

Bei alldem werden wir uns alle davon überraschen lassen, in welcher Umgebung Ella ihren Geburtstag feiern wird. Die neue Wohnung jedenfalls sieht täglich anders aus. Die neueste Attraktion ist die Kindertrennwand, die sowohl Ella als auch Oscar ein eigenes Reich ermöglichen wird.

Im Baumarkt durfte jedes Kind eine Farbe wählen, mit der eine Wand der Zimmer gefärbt wird.
Alle 20 Sekunden lang riefen unsere Kinder neue Farben in den langen Gang des Baumarktes. Schließlich wurde Oscar zu "Limette" und Ella zu irgendeinem Hellblau überredet. Die Tante erfährt vermutlich jetzt gerade aus dem Blog, dass sie es sein wird, die Ella auf diese blaue Wand weiße Wölkchen malen soll. "Warum malt ihr keine Wolken?", fragte Ella ihre Eltern. "Weil sie dann nicht aussehen wie Wolken", lautete die Antwort von zwei Erwachsenen, die ihre Grenzen kennen.





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