Dienstag, 12. Juni 2012

König Umzug

Jaja. Der Blog ist mal wieder spät dran. Es ist halt auch viel los momentan bei uns. Man betrachte diesbezüglich einfach nur das erste Bild und den nicht ganz grundlos behelmten Sohn. Im Hintergrund herrschen Zustände, wie man sie aus Regionen kennt, in die man zur Weihnachtszeit gerne ein bisschen Geld überweist um das schlechte Gewissen der Überflussgesellschaft mild zu stimmen. Hinter Oscar befindet sich allerdings weder Botswana noch der Mars. Nein. Es handelt sich um genau zu sein um einen Raum, der in exakt 16 Tagen gemütliches Elternschlafzimmer sein soll.

Bis dahin ist der Weg noch weit. So steht momentan beispielsweise ein gruseliges Gerüst vor der neuen Wohnung. Ein Flaschenzug ist daran angebracht und hebt mal einen Heizkörper und mal anderen Unrat aus der Wohnung hinaus und lässt ihn an einem seidenen Faden gen Erdboden sinken.
Die Gesichter unserer Kinder, als sie der schwebenden Heizung gewahr wurden, möge sich jeder selber ausmalen.
Eine eigene Baustelle zu haben jedenfalls, das wissen wir jetzt, fühlt sich mit drei bis sechs Jahren unglaublich cool und mit 35 Jahren etwas weniger cool an. Der Handwerker schlug vor, Oscars Zimmer einfach in dem jetzigen Schutthalden-Zustand zu belassen, auf dass der Kleine schön buddeln könne.

Oscar wäre dabei. Stattdessen setzen die doofen Handwerker jetzt Dielen da rein und ziehen die einzige schräge Wand der Wohnung ausgerechnet in Oscars Zimmer. "Ich will keine schräge Wand", nörgelt Oscar dann, weil er den Charme eines spitzen Winkels im Zimmer derzeit noch unterschätzt. Wir jedenfalls sehen Oscar schon stolz in eben diesen spitzen Winkel stehen.

Neben schwebenden Heizkörpern und schrägen Wänden existiert aber noch eine andere Welt - die Nicht-Baustellen-Welt. Dort gab es gleich zwei Ereignisse zu beklatschen.
Zunächst gab es den Bambini-Lauf. Im eigens dafür gemieteten Katzbachstadion traten beide unsere Kinder in wettbewerbsähnliche Zustände. Ella hatte 300 Meter zu rennen, Oscar 100.

Papa war zuvor der Mental-Coach seiner Tochter, der ihr zu erklären versuchte, wie lang 300 Meter sind. Ella verstand, tat dann aber doch, was verhindert werden sollte. Nach dem Start nämlich flitzte unsere Tochter los, als wären es nur 10 Schritte zum Ziel. Schnell ging Ella in Führung.

Sie wurde dann immer langsamer und lernte auf diesen 300 Metern mehr über Längenmaße als in der kurzen Einführung durch den Vater. Japsend rettete sie aber den Vorsprung über die Ziellinie und gilt nun offiziell als schnellstes Mädchen des Kinderladens.

Oscar dagegen zeigte große Reife. Als Regine nämlich in die wilde Meute hineinrief  "Jetzt müssen wir rennen", da tat Oscar das, was man in einer Demokratie immer tun muss, wenn das Modalverb "müssen" verwendet wurde. Er guckte Regine an und fragte sie "Warum?".
Es ist unwahrscheinlich, dass Oscar eine Antwort erhielt, die das Unterfangen, auf einer Tartanbahn zu rennen, in einen für ihn sinnstiftenden Zusammenhang gestellt hat. Entsprechend zerknirscht trat Oscar die 100 Meter an, die ja auch als olympische Königsdisziplin gelten, und rannte tapfer bis zum Ziel. Gewonnen hat jemand anderes. Aber wie es auch bei der Olympiade immer heißt: Dabei sein ist alles. Vor allem, wenn es danach ein grünes Eis gibt.

Das zweite Großereignis war das Sommerfest des Kinderladens. Oscar ließ sich als Löwe schminken und bastelte sich dann einen rosa Hut. Gut. Der Christopher Street Day kann dann kommen. Leider sind die Eltern zu diesem Zeitpunkt nicht in Berlin. Oma, die das jetzt liest, müsste mit der Enkel-Löwin dorthin gehen.

Oscar weiß im Übrigen, wie sehr er seine Oma in der Hand hat. Dem Vater verriet er sein Geheimnis: "Oma findet mich süß", sagte Oscar seinem Vater nicht ohne Vorwurf und ergänzte dann "Oma findet den ganzen Oscar süß". Notiz an Oma: Oscars Niedlichkeit nicht mehr loben. Selbstherrlichkeit ist im Anmarsch.

Ganz nebenbei wurde die Fußball Europameisterschaft eröffnet. Es regiert nun König Fußball. "Kinder, die EM hat begonnen", sagte daher der Vater in die kauenden Münder der Kinder. "Es regiert ab jetzt König..." Ella und Oscar guckten den Vater, der nun anscheinend etwas von ihnen hören wollte, ratlos an. "Es regiert nun König...?" wiederholte der Vater. Und dann tat Ella etwas, was in dieser Gnadenlosigkeit nur Frauen können. Sie schluckte ihren Toast hinunter und sagte in das erwartungsfrohe Gesicht des Vaters nur "Umzug".
Leider hat sie damit sogar recht. Es ist EM, aber es regiert König Umzug.

Gut an der EM ist aber, dass Papa eine riesige Deutschlandfahne gekauft hat. Man kann gefährliche Hiebwaffen in eine Aussparung der Fahne stecken und damit Menschen und andere wertvolle Dinge in große Gefahr bringen. No Risk, No Fun.  
 





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