Sonntag, 8. Januar 2012

Was "Wellness" heißt

Ein kurzer Blog-Eintrag droht. Und auch die Bilder, aus denen wir immer deren sechs für den Blog auswählen, waren von recht überschaubarer Anzahl, weshalb es in dieser Woche auch erstaunlich nichtssagende Bilder in die Top6 geschafft haben.

Warum gibt es kaum etwas zu erzählen? Warum wurde kaum fotografiert? Nun. Familie Hoffmann machte einen Wellness-Kurzurlaub. Diesen verbrachte man allerdings nicht zusammen, sondern man teilte sich auf, sodass diejenigen, die hier immer fotografiert werden von demjenigen, der immer fotografiert, weit entfernt waren.

"Wellness" hieß für Mama und Papa nämlich: Urlaub in einem hochwertigen Hotel mit großem Saunabereich. Am Abend dinnierte man, am Morgen frühstückte man in einer Art und Weise, die man längst verloren glaubte. Ausführlich nämlich und ohne Geschrei und Tränen. Dazwischen saß man in der Sauna, in welcher auch niemals getobt oder getreten wurde, hier und da ging man auch ins Schwimmbecken, wo kein Kind zu ertrinken drohte oder jeden einzelnen Wasserspritzer bekreischen musste. Kurzum: Es war wirklich Wellness.


"Wellness" hieß für Ella und Oscar an diesem Wochenende dagegen: Oma kommt!
Jubelnd wurde diese in Empfang genommen, und während sich Mama und Papa Richtung Brandenburg verabschiedeten, genossen Ella und Oscar ihr Rundumprogramm. Oma spielte, Oma fuhr mit den beiden nach Lichtenrade, wo Opa auf dem Sofa saß ("Ella, saß Opa wieder die ganze Zeit auf dem Sofa?", fragte Papa. "Nein", sagte Ella, "er hat nicht nur auf dem Sofa gesessen. Er hat auch mal Mittagsschlaf gemacht.") Oma wusste, wie man den KiKa anmacht, Oma konnte Holzschienen zusammenstecken, Oma bereitete wunderbares Essen zu. Ella und Oscar waren jedenfalls bestens versorgt.

Für Oma hieß "Wellness": etwa 36 Stunden die heißgeliebten Enkel für sich zu haben. Abends mit ihnen bei "Benjamin Blümchen als Bäcker" einzuschlafen und morgens neben ihnen wachzuwerden und gleich kuscheln zu dürfen/müssen. Dass so etwas aber nie so romantisch ist, wie es klingt, weiß Oma jetzt auch, denn während Ella eine morgendliche Massage (-> Wellness) verlangte, wollte Oscar in herkömmlicher Weise kuscheln, was für Oma, die entgegen jeder Erwartung auch nur mit zwei Armen ausgestattet ist, nicht einfach zu bewerstelligen war.

Zudem schoben sich die drei, von denen hier gerade die Rede ist, für die Nacht zwei Matratzen zu einer Liege- und Schlaflandschaft zusammen, weil kein Kind auf seine Matratze verzichten, aber beide neben Oma liegen wollten. Hierbei entstand ein spürbarer Höhenunterschied zwischen den beiden Matratzen, weshalb die am Morgen vollkommen überbuchte Oma (Massage links, Kuscheln rechts) bereits am Abend in extreme Schieflage geraten sein musste. Oma wäre aber nicht Oma, wenn sie nicht all dies ohne einen Funken des Selbstmitleids oder einer Beschwerde erzählen würde. Sie scheint diese Nacht wirklich genossen zu haben. Schief liegend.


Aber auch die Eltern, in mancher Hinsicht ja dann doch anders als Großeltern, erfüllen auch die krudesten Wünsche. Eine absolute Top-Szene spielte sich deshalb am Samstagmorgen beim Frühstück ab, kurz bevor Oma kam.
Seit Monaten ist es eine liebe Tradition bei uns, dass kurz vor dem Frühstück ein riesiges Durcheinander herrscht, weil vor allem Oscar auf bestimmte Farben seiner Frühstücksutensilien besteht. Momentan befindet sich der Herr in einer Orange-Phase. Andere Farben werden angeschrieen. Schnell werden dann natürlich der Teller, der Becher und das Messer ausgetauscht. Am Samstagmorgen ging dies aber nicht. "Oscar, das orangefarbene Messer ist schmutzig", erläuterte Mama ihrem fassungslosen Sohn. Dieser tobte. Er tobte rund zwei Minuten und gurgelte dabei immer wieder etwas vom Messer.

Mama ging - um das Frühstück zu retten - zur Geschirrspülmaschine, griff das schmutzige orangefarbene Messer, spülte es ab und reichte es Oscar. Oscar betrachtete das Messer kurz, schmiss dann seinen Kopf wütend zur Seite und brüllte: "Ich will das schmutzige orangefarbene Messer." Während Papa daraufhin erstarrte, griff Mama geistesgegenwärtig das saubere Messer, strich damit einmal kräftig durch Schmierkäse und reichte Oscar nun das erneut stark beschmutzte Messer. Oscar hörte sofort auf zu toben, griff befriedigt nach dem widerwärtigen Messer und schmierte sich damit ein Nutella-Brot. "Befehl von ganz unten", heißt diesbezüglich das neue Album von Deichkind.

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