Montag, 16. Januar 2012

Wenn der Strohrum alle ist, müssen die Kinder ins Bett

Als Ella am Samstagabend noch mal kurz aus dem Bette stieg - eine Eigenart, die sie an manchen Abenden bis in den zweistelligen Bereich ausführt: mal um zu pinkeln, mal um den Eltern ihre Liebe zu gestehen, mal um zu jammern - als sie also auch an diesem Samstagabend aus dem Bette stieg, fand sie neben ihren Eltern noch weitere drei Personen im Wohnzimmer vor. Die Erwachsenen waren um einen Tisch angeordnet, auf dessen Mitte ein großer Topf stand. Jemand goss eine Flüssigkeit hinein und eine Flamme schoss empor. Was man halt abends so macht...

"Das ist eine Feuerzangenbowle, Ella", lallte da jemand. Ella war beeindruckt. Ihren ursprünglichen Grund des abendlichen Aufstehens artikulierte sie nun gar nicht mehr. Mit offenem Mund setzte sie sich in großem Abstand zur Feuerquelle und ließ ihren Vater über die Brennbarkeit verschiedener Flüssigkeiten referieren.
Ella weiß jetzt, dass Strohrum brennt, dass Bier nicht brennt und dass Erwachsene manchmal am Samstag Strohrum über einen Zuckerkegel gießen und diesen dann unter nahezu meterhohen Flammen zu schmelzen gedenken auf dass ein Getränk dabei heraus kommt, dass auch nicht wesentlich anders als Glühwein aus der Mikrowelle schmeckt. Aber wer nun einmal in Besitz einer Feuerdecke und eines Feuerlöschers ist, der erhitzt seine Getränke nicht in der Mikrowelle. Ella weiß all dies nun. Gerade noch rechtzeitig vor der Einschulung. Nach etwa dreißig Minuten war das Spiel mit dem Feuer übrigens vorbei. Ella verstand: Der Strohrum ist alle. Ich geh ins Bett.

Dass die Eltern Besuch hatten, ist übrigens eine nicht zu verachtende Randinformation des bisherigen Blog-Eintrags. Oft nämlich diskutieren wir hier nämlich, wer von Ellas Eltern dem Töchterlein denn die Gastfreundschaft vererbt hat, die Ella häufig sehr gut hinter einer eisigen Miene zu verstecken versteht.

Eine Essenz dieser Gastunfreundlichkeit wurde zuletzt in Richtung Ela Maya aus Magdeburg versprüht. Diese kam nämlich für zwei Stunden zu Besuch. Und wie schon vor ein paar Tagen, als beide Mädels gemeinsam Silvester feierten, gierte Ela Maya nach sozialem Kontakt und gemeinsamen Spiel, während Ella all dies komplett ablehnte. Hektisch übersetzten die Eltern Ellas ekelhaftes Verhalten in die Elternsprache ("Sie braucht halt immer ein bisschen um warmzuwerden...").
Jedes Kind spielte dann für sich, bis Ella zeigte, dass sie innerfamiliär durchaus zu gemeinsamen Spielereien in der Lage ist und mit ihrem Bruder Pferd und Reiter spielte. Ella war dankenswerter Weise das Pferd und Oscar hoch zu Ross. In dieser Formation ritt man dann am alleine spielenden Besuch laut jubelnd vorbei.

Doch ist Ella nicht immer so ungastlich. Überhaupt ist sie hier so etwas wie "Die Tür", die man von Szene-Discos kennt. Wenn es klingelt, entscheidet Ella, ob die Tür geöffnet wird oder nicht. Draußen steht sowieso immer nur ein Kind. Oscar kommt noch nicht an die Klinke. Also entscheidet Ella über den Einlass. Abgestumpft und von tiefen Falten durchzogen ist es ihnen mittlerweile egal, wie viele Nachbarskinder durch die Wohnung jagen. Es ist eigentlich auch egal, ob die eigenen noch darunter sind. Dies wird für alle Erwachsenen hier im Haus immer erst zur Abendbrotzeit interessant. Da will man dann schon dem eigenen Kind die Wurst darreichen.

Am Donnerstag - der Vater war nicht zugegen - war es besonders kompliziert, die Kinder wieder den richtigen Wohnungen zuzuteilen:
In der eigenen Wohnung, nennen wir sie Wohnung A, befanden sich Kinder, aber nicht die eigenen (A), sondern die aus einer Nachbarwohnung (B). Mama ging also hinunter zum Nachbarn (B) und fragte nach Ella und Oscar. Es seien zwar durchaus Kinder (C) in der Wohnung, sagte dieser, doch handele es sich dabei weder um seine eigenen (B) noch um Ella oder Oscar (A). Geschehen war dies am Donnerstag, dem Tag, an dem kein Kind in der eigenen Wohnung spielte und dennoch in jeder Wohnung Kinder waren. Ella und Oscar waren demnach wohl in der Wohnung C, allerdings ohne die dort wohnenden Kinder anzutreffen, denn die waren ja gerade in Wohnung ähhhh... B.

In Oscars Welt ist auch so einiges passiert. Beispielsweise wird er derzeit morgens immer gleich auf die Toilette gesetzt. Erst schimpft er ("Ich will nichts machen..."), dann erhält er einen Playmobil-Prospekt und dann versinkt er in dieser feinen Lektüre. Der Rest der Familie frühstückt dann schon mal, ehe Oscar Vollzug vermeldet. Wir sind gespannt, wann wir die letzte Windel unseres Lebens schnüren müssen... Der Playmobilkatalog hilft jedenfalls schon ganz gut mit, dieses Ziel bald zu erreichen.

Am Sonntag fuhr die gesamte Familie ins Theater. Bevor Mama und Papa den Zuschauerraum betraten, übernahm eine theatereigene Kinderbetreuung Ella, Oscar und drei weitere Kinder. Und während auf der Bühne über einen zerbrochenen Krug gestritten wurde, ließen Ella und Oscar sich toll schminken. Ella war Prinzessin und Oscar so eine Art Eulengespenst. Zuvor, dies zeigt das letzte Bild, war er auch mal Zebra, seine Lieblingsrolle.




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