Sonntag, 14. August 2011

Prinzessin Oscar, schleimig

Gut, dass wir von Oscar nun endlich auch wissen, dass er später eine Prinzessin werden will. Dies berichtete er seinem Vater bei der gemeinsamen Lektüre eines Prinzessinen-Handbuchs. Mit dabei war natürlich auch Ella, denn des Vaters Vorstellung eines richtigen Jungen ist altmodisch genug, ihm keine Prinzessinen-Handbücher vorzulesen. Aber Ella verlangte nach eben jenem Buch und Papa las vor.

Oscar kam herbei und träumte sich in die rosafarbene Welt der Prinzessinen hinein. Als Ella dann sagte, dass sie später gerne Prinzessin werden würde, da ließ Oscar es heraus: "Ich auch." - Papa nahm seine beiden Prinzessinen in den Arm.

Vorher allerdings erfuhr man Knallhartes aus der Welt der Prinzessinen. Dass das kein Zuckerschlecken sein würde, vermochte das Handbuch den kleinen Mädchen und dem einen begeisterten Jungen der Leserschaft zu vermitteln: Vom richtigen Verhalten bei Tische war da die Rede und von einer gewissen Körperspannung, die zu halten sei.

Beides - Verhalten bei Tische und Körperspannung - sind nicht die großen Stärken unserer Kinder, das Handbuch für die Prinzessin hat also einen gewissen pädagogischen Wert in diesem Hause, den der Vater allerdings wieder zunichte machte, weil er, von vornehmen Prinzessinen dozierend, sein eigenes Handeln für ein paar Sekunden nicht beobachtete und sich im pädagogisch entscheidenden Moment leider rund 0,3 Liter Currysauce neben sein Grillfleisch goss.

Die Kinder mussten nun mit ansehen, wie ihr Vater etwa 0,25 Liter Currysauce mit einem Messer wieder zurück ins Saucenglas schaufelte. Eben noch sprach er von den Prinzessinen am Tische...

Zum Thema "Verhalten beim Essen" noch dies: Wie verhält man sich, wenn mit Essen beschmierte Personen Liebe und körperliche Nähe suchen?
Nun. Um diese komplexe Frage zu beamtworten blicken wir ins Badezimmer nach dem Abendessen: Ella putzt sich ordnungsgemäß die Zähne, denn nahezu den ganzen Tag über war Ella ausgezeichnet und vernünftig und lieb und groß. Neben ihr aber befindet sich Oscar, dem ein anstrengendes Wochenende noch tief in den Knochen steckt.

Oscar nahm fünf Minuten zuvor sein Abendbrot ein, welches aus einem Toast mit einer ungeahnt dicken Tartex-Schicht bestand. Große Teile des Brotaufstrichs hängen in Oscars Gesicht. Oscar ist nicht nur im Gesicht schleimig, nein - er hält auch noch eine Zahnbürste in der Hand, auf die Papa ordentlich dick "Putzi" geschmiert hat. In diesem Augenblick sucht Oscar Liebe.

Kurz zuvor hat er Ella grundlos geschubst. Der Vater hat dies beobachtet und seinen Sohn gerügt. "Oscar", sprach der Vater ohne dabei Oscars schleimiges Gesamtbild zu berücksichtigen, "Du entschuldigst dich jetzt bei Ella".

Es folgte ein absurdes Schauspiel, in dem Oscar mit seinem Tartex-Gesicht gewillt war, Ella zu küssen, und in dem Oscar zusätzlich gewillt war, Ella mit seiner dick beschmierten Zahnbürste zu umarmen. Aus Ellas Sicht konnte sich diese Art der Entschuldigung nur um eine wahre Ekel-Attacke halten und so ergriff sie schreiend die Flucht, während Oscar ihr in bester Ghostbusters-Manier hinterherschleimte.

Die Woche hatte aber auch noch andere Höhepunkte: Da Mama und Papa ihren Hochzeitstag feierten, wurde erstmals ein nicht-familiärer Babysitter engagiert. Die Wahl fiel auf Maria, die im Kinderladen ohnehin tagtäglich mit unseren Kindern zu tun hat.
Maria erschien und die Kinder wussten nicht wohin mit ihrer Aufregung. Sie entschieden sich dafür, sich zu winden und zu kreischen.

Als Mama und Papa österreichisch speisten, wollten ein paar hundert Meter weiter zwei Kinder, dass sie Maria beim Einschlafen sehen.
Maria bettete Ella deshalb im Hochbett und Oscar unmittelbar darunter. Sie selbst setzte sich auf das Sofa gegenüber. Ella und Oscar blickten Maria mit ihren großen Augen an und Maria guckte zurück. Lange Zeit ging das so. Babysitten kann auch ein Psychospiel sein. Am Ende blieb Maria aber wach, während vier andere Augen irgendwann zufielen.

In der Nacht zu Samstag schliefen Ella und Oscar bei Oma. Am Samstag absolvierten sie dann noch etwa 50 km im Fahrradanhänger und quasselten darin bis tief in die Nacht hinein.

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