Sonntag, 21. August 2011

Neues zur Kleinkindpädagogik

Ellas Schwimmunterricht wechselt ab sofort vom Dienstag auf den Montag. Was für ein Paukenschlag zu Beginn dieses Blogs.

Doch halt: Hinter dieser scheinbar faden Eröffnung verbirgt sich eine Geschichte, die aus den richtigen Zutaten geschnitzt ist.
Es war am letzten Dienstag, als Papa - die Schule ließ dieses genau ein einziges Mal zu - an einem Dienstagnachmittag die nötige Zeit hatte, sein Töchterchen gemeinsam mit dem Rest der Familie ins historische Baerwald-Bad zu begleiten, wo Ellas dritte von zehn Schwimmstunden anstand.

Vor dem Schwimmbad standen drei alte graue Frauen und rauchten. Dies, so wurde recht schnell deutlich, waren die Schwimmlehrerinnen.
In der Umkleidekabine begann Ella zu weinen. Papa hatte schon zu diesem Zeitpunkt vollstes Verständnis für sein Töchterchen, das nun in die ebenfalls graue Schwimmhalle trat, in welcher die grauen Schwimmlehrerinnen nun nicht mehr rauchten, sondern im bauchhohen Wasser standen.

Den Eltern wurde in der Schwimmlehrern eigenen Höflichkeit, die freundliche Bitte zugetragen, die Schwimmhalle nun zu verlassen und auch auf der oberen Empore nicht zu erscheinen ("Alle Eltaan raus jets. Auch nich nach oben gehen. Raus.")

Schüchtern schlichen die Eltern hinaus und unterhielten sich vor der schweren Tür zur Schwimmhalle über ihre jeweils schlechten Gewissen gegenüber ihren Kindern. Besonders schlimm sei das hier, sagte eine Mutter mit belegter Stimmer. Schwimmlehrer seien alle so, vermutete die nächste.

Drinnen fauchte ein Drachen. Ein Kind weinte. Es war Ella. Papa hätte fast in den grauen Vorraum des Bärwaldbades geheult. "Ruuisch jets!", brüllte die Schwimmlehrerin und Ella hörte aus unbegreiflichen Gründen auf zu weinen. Vermutlich hatte sie Angst, sofort von der aggressiven Alten verspeist zu werden. Draußen teilte ihr Vater diese Angst.

Nach 45 Minuten war der Horror vorbei. Eltern und Kinder durften sich wieder sehen, die Schwimmlehrer konnten wieder rauchen gehen. Ella log mit traurigen Augen, dass es "gut" gewesen wäre.

Papa aber beschloss in einem seltenen Moment großer Entschlusskraft und keine Widerworte duldend, dass er höchstselbst ab sofort die Schwimmerziehung seiner Tochter übernehmen wird. Seepferdchen hat er schließlich auch und dieses Wissen wartet ohnehin schon 25 Jahre darauf, endlich weitergeben zu werden.

Ab jetzt gehen Papa und Ella also montags schwimmen. Ella wurden die Spielregeln erklärt: "Wenn du dabei nicht ernsthaft übst, sondern nur planschst, dann geht es ab nächster Woche wieder ins Baerwaldbad." Ella verstand. Papa ist guter Hoffnung, dass er es auch schafft, innerhalb von sieben Schwimmstunden (, die Ella im Baerwaldbad noch erhalten hätte) seine Tochter zum Schwimmen zu bringen.

Wo wir schon beim Thema Üben sind, sei auf ein paar Bilder des heutigen Eintrages verwiesen. Ella übte heute nun das zweite Mal Inline-Skaten und ist immer noch fassungslos, wie schwer das ist. Mama sprach: "Ich kauf mir auch Inliner und bring ihr das bei" und erst jetzt beim Tippen fällt dem Vater auf, dass da eine große Parallele zu seinem morgigen Schwimmbadbesuch besteht. Das Töchterchen hat Probleme. Die Folge ist ein wöchentlich schwimmender Vater und eine inline-skatende Mutter.

Wenn wir die Idee der Oma befolgen, Ella nun auch noch die wunderbare Welt der Blockflöte zu eröffnen, so wäre es nur das logische nächste Glied in der Kette der Familienfreizeit, dass sich die Oma auch eine Blockflöte kauft um Ella das schlimme Üben abzunehmen. Wir hören das Hände-über-den-Kopf-zusammen-Schlagen der mitlesenden Familienpsychologen laut klatschen, scheren uns aber nicht darum. Ellas Tränen im Baerwaldbad und der fauchende Drache neben ihr haben nämlich nur Ellas Eltern miterleben müssen.

Oscar dagegen ist weiterhin Autodidakt. Als er auf dem Tempelhofer Feld mit unfassbarer Kondition auf seinem Bobbycar-Motorrad immer der rosa gepunkteten Markierung hinterherraste und damit ein ordentliches Stück vom Flughafen Tempelhof befuhr, da kreuzten auch einige Markierungen seinen Weg. "Da - eine Eiiiins", jubelte Oscar auf eine große "1" deutend.

So erfuhren wir, dass Oscar schon ein paar Zahlen kann. Genaugenommen zunächst einmal die Eins - woher er das auch immer hat.
Später im Garten hörte man ihn weitere Zahlen in der richtigen Reihenfolge sagen: "sechs sieben acht".
Wir unterschätzen ihn, weil er sonst nur Blödsinn im Kopf hat und sein Wissen allem Anschein nach lieber im Verborgenen hält, was sicherlich auch eine Taktik ist. Vielleicht kann er ja auch schon längst schwimmen oder Inline-skaten oder Flöte spielen. Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass Ella jetzt erst einmal in die familieninterne Schraubzwinge genommen wird. Morgen geht's los.

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