Sonntag, 31. Juli 2011

Mallorca

Blog-Einträge, die ganze Urlaube zusammenzufassen haben, misslingen zumeist. Dies soll als Entschuldigung vorneweg geschickt werden. Als Ausgleich winken heute ganz besonders viele tolle Bilder, nämlich deren 11.

Der Mallorca-Urlaub, den die dynamische Familie gemeinsam mit der nicht minder dynamischen Familie von Ellas altem Hamburg-Kumpel Dominik auf einer urigen Finca verbrachte, sollte nicht so ganz problemlos ablaufen - dies wurde uns bereits wenige Minuten nach dem Aussteigen aus dem Flugzeug klar, als Oscar ein endlos langes Laufband auf dem Flughafen betrat, um sich von eben jenem Laufband gemeinsam mit anderen Touristen transportieren zu lassen.

Man muss dazu sagen, dass sich Oscar für einen Koffer zuständig fühlte, der ihn in punkto Körpergröße locker übertaf. Oscar aber erkannte als einziger, dass dies sein Koffer war und so war Oscar selbstverständlich auch auf dem Laufband des Flughafens von Palma für eben jenen Koffer verantwortlich.
Das Band rollte.

Oscar drehte sich zu seinen Eltern um, die - da sie zuvor weniger Haken schlugen als ihr Sohn und deshalb rund 30 Meter hinter dem Sohn auf dem Laufband standen - zu seiner Verwunderung immer nur riefen "Umdrehen, Oscar!".
Oscar hielt seine Eltern in diesem Moment für sehr dumm, denn er hatte sich doch bereits umgedreht. Das Band rollte und in etwa 10 Metern sollte es am Ziel sein. Alle Menschen auf dem Laufband blickten in Fahrtrichtung. Nur Oscar nicht. Er blickte in die mittlerweile panischen Gesichter der Eltern.
Seine Mutter rannte nun herbei. Das Band erreichte sein Ende und was nun folgte, sorgte für großes Kino:
Oscar stürzte am Ende des Laufbandes zu Boden. Der nachfolgende Oscar-Koffer fiel nun auch um und hätte unseren Sohn unter sich begraben, wäre seine Mutter nicht im Stile eines Boris Becker irgendwie dazwischen gesprungen. Oscar weinte nun aus unterschiedlichen Gründen: weil er hingefallen war, weil sein Koffer auch irgendwie umgekippt war und weil seine Mama nun auch auf dem Flughafen von Palma herumlag. Bei der Rettungsaktion splitterte zudem ein Zähnchen der Mutter.

Als wir dann kurze Zeit später Dominik und seine Familie trafen und mit teils dicker Lippe begrüßten, da rannten Dominik und Ella auch schon um die Wette. Später sollte Dominiks Vater zu Protokoll geben, dass sein Sohn es liebt, während des Rennens seine eigenen Füße zu betrachten.
Dominik rannte also los. Ella hinterher. Dominik war schneller. Ella guckte nach vorne. Dominik nach unten. Füße gucken.
Ella bremste ab, denn eine Absperrung aus Glas stand im Weg. Ella bremste. Domninik rannte und guckte sich seine Füße an. Kurze Zeit später gab es einen ordentlichen Knall. Blut. Krankenhaus. Am nächsten Tag stieß Dominik dann zu uns. Genäht und verklebt.

Wir könnten nun weiter negativ bleiben, könnten davon schreiben, dass zahlreiche elektronische Geräte in den ersten 24 Stunden auf der Insel auf rätselhafte Weise ihren Geist aufgaben, dass Oscar in den ersten beiden Nächten einmal 30 und einmal 60 Minuten lang schreien musste. Wir könnten über das Wetter reden, dass uns in 10 Tagen immerhin 4 mehr oder weniger beeindruckende Niederschläge erteilte, aber wir könnten auch ganz anders an die Sache herangehen:
Es ist nämlich niemand ertrunken.

Die vier zu beaufsichtigen Kinder wurden wie von einem riesigen Magneten stets vom Pool angezogen. In anderen Situationen nicht fähig, ein Frühstück einzunehmen ohne vom Stuhl zu fallen, balancierten die Kinder am Beckenrand herum. Oscar wurde dabei allerdings von einer Schwimmweste gesichert und auch sonst wäre wohl immer irgendwie irgendjemand zur Stelle gewesen, wenn "es" passiert wäre.
"Es" passierte aber nicht. Zehn Tage lang fiel kein einziges Kind in den Pool. Wie gut die Schwimmweste und die Aufsicht der Erwachsenen nun also wirklich war, haben wir nie herausfinden dürfen. Böse Gedanken, Oscar zum Test der Schwimmweste einfach mal in den Pool zu schubsen, wurden schnell verworfen.

Neben dem Pool gab es - dies weiß jeder Mallorca-Kenner - ja auch noch das Meer. Oscar zog es neun Tage lang vor, an Land zu bleiben, ehe er dann am letzten Tag entdeckte, dass man vor Freude laut juchzen muss, wenn man sich bäuchlings in die Brandung legt. Überhaupt die Wellen. Dieses System der Brandung fand Oscar schon super. Wenn er mit Ella komplizierte Kanal- und Burgkomplexe fragwürdiger Statik baute und Ella mit dem Eimer Wassr holte, wollte unser praktisch veranlagter Sohn sie stets zurückhalten: "Nich Ella! Wasser kommt alleine!", rief er und deutete auf die Wellen.

Ella erkannte in den Wellen eher das pure Vergnügen. Wildfremde Menschen schenkten ihr vielleicht auch deshalb wie aus dem Nichts eine Luftmatratze. Es war Mama und Papa fortan unmöglich auch mal alleine ins Meer zu gehen. "Ich puller jetzt!", rief Oscar derweil und stellte sich seltsam gekrümmt an die Küste und zog sich die Badehose dabei nicht aus. Schnell war an der Reaktion der umligenden Badegäste erkennbar, wer der deutschen Sprache mächtig ist und wer nicht. Die Franzosen blieben nämlich alle ruhig liegen.

Zum Abschluss folgendes: In der Finca lagen ausgezeichnete Zeitschriften herum. In der PM stand geschrieben, dass Schweine sehr klug seien. Schweine, so die PM, sind in mancherlei Hinsicht klüger als dreijährige Menschenkinder. Schweine nämlich, so die PM weiter, erkennen sich im Spiegel.
Papa hatte glücklicherweise gerade ein zweieinhalbjähriges Objekt der Menschengattung auf dem Schoß und trat nun den stichhaltigen Gegenbeweis an. Er fragte: "Oscar, wenn du in einen Spiegel guckst, was siehst du dann?" - Oscar überlegte kurz, ließ sich von Ella sogar vorsagen ("Oscar") und antwortete dann: "Einen Hund."
Schwein: eins, Oscar: null. Aber er ist ja auch erst zweieinhalb.

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