Sonntag, 3. Juli 2011

Unterschiede zwischen Fünfjährigen und Zweieinhalbjährigen

Wir befinden uns gerade in einer einmaligen Phase unserer Familienstruktur, in der unsere Tochter exakt doppelt so alt ist wie unser Sohn.

Unterschiede zwischen Kindern, die, wie Ella ab morgen, fünf sind, und Kindern, die, wie Oscar zur Zeit, zweieinhalb sind, gibt es zuhauf.
Papa sprach am Samstag beispielsweise zu Ella, sie könne ruhig mal zu Kaisers gehen und Klopapier kaufen. Papa duschte nach dieser unbedarften Aussage und grübelte duschend, wie man Ella nun davon wieder abbringen könnte. Schließlich war sie noch nie so ganz alleine einkaufen, schließlich weiß sie doch eigentlich gar nicht, wo das Klopapier ist und an der Kasse wird sie doch bestimmt übersehen. "Keine gute Idee", dachte Papa sich abtrocknend, rief Ella herbei, doch diese kam nicht.

"Wo ist Ella?", fragte Papa.
"Einkaufen.", sagte Mama.

Kurze Zeit später klingelte es an der Tür und Ella kam hochgestürmt. In der Hand eine Palette Klopapier. Ella war so stolz, dass sie - im Toilettenservice-Rausch - die Packung gleich noch öffnete und die einzelnen Rollen Klopapier in den Badezimmerschrank einräumte.
An der Kasse habe es keine Probleme gegeben, sagte Ella mit gespielter Langeweile und gab Papa das Wechselgeld.

Dies ist das Kind, das morgen fünf wird. Das Kind, das zur Zeit zweieinhalb ist, verfing sich, während Ella einkaufen war, unter dem Stuhl und weinte. Mama musste kommen um Oscar zu befreien. Ungefähr dies sind die Unterschiede zwischen Fünfjährigen und Zweieinhalbjährigen.
Allerdings erläutert Oscar uns derzeit recht häufig seinen Plan, alleine Toast einkaufen zu gehen.

Schuld daran trägt natürlich wieder eine unbedachte Aussage des Vaters, die da lautete: "Oscar, in ein paar Jahren darfst du alleine Toast kaufen". Während Mama ihrem Mann noch erklärte, dass Oscar mit der Zukunft weder grammatikalisch noch praktisch etwas anfangen kann, dampfte Oscar das väterliche Versprechen entsprechend ein. "ICH ALLEINE TOAST EINKAUFEN GEHEN", schrie Oscar durch die Wohnung.

Dass er kurz zuvor noch winselnd und sich krümmend unterm Stuhl lag und keinen Ausweg fand, außer "Mama" zu schreien und zu weinen, schien er schon wieder vergessen zu haben. "Selbstbehauptungen und Grenzen" von Virginia Jetzt! heißt übrigens der passende Song zu Oscars Sicht auf die Dinge.

Ella dagegen reflektiert ihr Handeln und Denken in zunehmenden Maße. So zeigte sie in dieser Woche beim Abendbrot, dass sie durchaus in der Lage ist, ihr Verhalten richtig einzuschätzen, auch wenn es sich - das wird der Dialog, der gleich folgt, zeigen - um vollkommen unreifes Verhalten handelt. Vielleicht macht das die Fünfjährigen aus. Sie sind noch unreif, wissen dies aber bereits.
Hier der Dialog:
Ella: "Mama, haben Oscar und ich gleich viel Käse?"
Mama: "Ja."
Ella: "Wirklig?" (Der Sprachwissenschaftler spricht hier von Übergeneralisierung. Ella vermutet derzeit hinter allen Wörtern, die auf -ich enden, Wörter, die eigentlich mit -ig geschrieben werden)
Mama (zunehmend gelangweilt): "Ja-ha."
Ella schweigt.
Mama (ergänzend): "Denn sonst muss einer von euch weinen."
Ella (reflektierend): "Nein. Ausrasten."


Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Fünfjährigen und Zweieinhalbjährigen ist die metereologische Fachkompetenz.
Es war am Mittwoch. Der Himmel über Berlin war stahlblau und die Sonne brutzelte 30° zu uns herab. Eltern und Kinder litten unter der Hitze und suchten Zuflucht im Schatten. Da begann Oscar zu jammern und nach oben zu zeigen. "Es regnet", sagte er dann und blickte in verständnislose Gesichter.

Erst Tage später kam der Regen und Gummistiefel-Fan Oscar musste miterleben, wie seine Schwester neue Gummistiefel bekam und er nicht. Man muss dazu sagen, dass Oscar derzeit nur zwei Fußkleider kennt: Seine roten Gummistiefel und seine türkisfarbenen Gummistiefel.
Mama und Papa haben natürlich auch in diesem Fall längst kapituliert und schicken Oscar auch bei besagten 30° mit Gummistiefeln in die Kita. Im Schuhgeschäft rannte Oscar wild umher und schrie "Gummistiefel". Am Schluss gab es Gummistiefel-Paar Nummer 3 dann nicht. Oscar war wütend und bekam deshalb eine Schirmmütze geschenkt. Mama und Papa haben in Sachen Erziehung also nach wie vor alles richtig gemacht.

Morgen wird Ella dann also 5. Da unsere Kinder jeweils Fans des andersgeschlechtlichen Elternteiles sind, hat sich Ella knallhart gewünscht, dass ihre Mama bitteschön arbeiten und ihr Bruder in die Kita gehen soll. Mit Papa will man sich einen schönen Tag machen.

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