Sonntag, 3. April 2011

Fische, schweigsam wie Iren

Die Neuigkeiten aus dem Kinderladen sind folgende: Jules, ein Mädchen aus Irland, das ein paar Wochen lang zu Gast im Kinderladen war, ist nun wieder zurück nach Irland geflogen. Sie freue sich auf Irland, sagte Jules der Mama von Ella und Oscar - auf Englisch.

Die leisen Hoffnungen von Jules Eltern, sie könne einen solchen Satz am Ende ihres Berlin-Aufenthaltes auch auf Deutsch sagen, zerschlugen sich relativ früh, denn Jules wählte - obwohl sie in Ellas Alter ist - als ihren Lieblingsspielpartner ausgerechnet Oscar aus.

Oscar ist natürlich auch ein super Spielpartner, aber er ist keiner, bei dem man sonderlich tiefgreifende sprachliche Kompetenzen trainieren kann. Einen denkbar schlechten native german speaker hat Jules da gewählt.

Jetzt, wo Jules weg ist, purzeln aber plötzlich dann doch sensationelle Deutsch-Brocken aus unserem Sohn, der im Übrigen auch keinerlei Englisch von seiner hier sehr stummen Spielpartnerin von der Insel erlernte. Oscar kann neuerdings aber das famous-german "Achtung" sagen, weshalb er im Supermarkt nun eigentlich nicht mehr "tut tuuuuut" schreien muss, wenn jemand vor ihm den Weg versperrt.

Dies war Oscars äußerst sympathische und an Zeichentrick-Autos erinnernde Art, den Weg freizuräumen. Tut Tuuuuut! Oscar kommt. Jetzt also ganz schlicht: "Aaaatung".
"Aaatung", schreit Oscar beispielsweise, wenn er die Rutsche erklommen hat und gewillt ist, diese nun hinunterzurutschen. Oscar ruft "Aaatung". Alle machen Platz. Oscar rutscht.

"Hallo" und "Tschüss" kann Oscar auch schon sagen, und da unsere Gartennachbarn einen Goldfischteich besitzen, in welchen Oscar bis vor kurzem noch Steine warf und die Fische damit erzürnte, kann Oscar nun - wenn er im Garten ist - als erstes zu Nachbars Teich rennen und "Hallo Fische!" rufen. Die Fische, ähnlich redselig wie Jules aus Irland, schwimmen Richtung Oscar und schweigen ihn an.
Am Abend, vor dem Schlafengehen, ruft Oscar dann "Tschüss Fische!"

Ja, zwischen diesen Zeilen ist erkennbar, dass die Kleinfamilie erstmals im Garten geschlafen hat. Zwischen Schutt und Trümmern des Wasserschadens und aufblühender Vegetation zeigten Ella und Oscar ihr großes Gärtner-Talent. Ella pflanzte Kohlrabi, Brokkoli, Erdbeeren und anderes ein und Oscar warf mit einer Grazie keimende Kartoffeln in die Erdlöcher, dass es ein Genuss war. Inwieweit Oscar dieses Handeln reflektierte, lässt sich nicht feststellen. Er nahm es gelassen zur Kenntnis, dass die Kartoffeln im Erdreich verschwanden.

An beiden Abenden wurde natürlich gegrillt. Mama kalkulierte: 16 Nürnberger und 2 Steaks müssten reichen. Dieser Rechnung lag eine Ella zugrunde, die nach ihrem ersten verfressenen Lebensjahr nicht mehr sonderlich durch großen Hunger in Erscheinung getreten ist. Dies änderte sich aber, als Ella den Duft von frischem Grillgut schnupperte.
Ella war außer Rand und Band und achtete voller Futterneid streng auf faire Verteilung des Gegrillten. "Fair" bedeutete in diesem Fall aber, dass Ella etwa zwei Drittel der Würstchen essen würde und das Fleisch hernach brüderlich geteilt werden würde.

Ella fraß und fraß und während sie so fraß, fiel ihrer Mutter ein, dass diese als Kind ebenfalls beim Grillen keine Freunde mehr kannte.

Am Sonntag - als plötzlich Sommer war - war der Garten voller Kinder. Neben Ella und Oscar turnten weitere 6 - 9 Kinder mal auf unserem, mal auf anderen Grundstücken herum.
Am Abend fragte Papa dann sein Töchterchen: "Ella, wie heißen denn die Fische im Teich des Nachbarn?". Antwort Ella: "Alle Simone."

An alle besorgten Omas unter der Leserschaft: Kinder und Teich sind stets durch einen Maschendrahtzaun getrennt. Lebensbedrohlich ist diese Situation nur für die Fische.

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