Sonntag, 20. März 2011

Demotivierende Verben. Wörter mit Müll. Ein Mensch lernt sprechen.

Um direkt an den von Krankheit und Siechtum geprägten Blogeintrag der Vorwoche anzuschließen, berichten wir hier von Ella, die einem guten DJ gleich ihre ausklingende Entzündung der Atemwege in eine sich anschleichende Magen-Darm-Grippe mixte.

Ella jedenfalls sorgte in am späten Donnerstag durch ein paar unkontrollierte Schwalle auf weite Teile des Elternbettes und Lieblings-Kuscheltier dafür, dass Oscar am frühen Freitag ein bisschen was zum Nachdenken hatte.
Sicher war er sich, dass das Elternbettzeug am Abend noch quietschbunt gepunktet war. Als er am nächsten Morgen dann im Elternbett erwachte, fand er sich in eher gediegenen Tönen, ungepunktet und gestreift wieder. Mama und Papa hatten zuvor die verzweifelt jammenrde Ella getröstet und dann - nach Leerung des pieksenden Magens - eine glücklich hüpfende Ella erlebt, während sie das tropfende Bettzeug entfernten. "Ella ist nach dem Kotzen total glücklich", sagte Mama gerührt. "Genau wie ich immer..."

Voller Glück schlief man dann also weiter. Am nächsten Tag wurde Ella auf Diät und Oscar ins Auto gesetzt. Oscar fuhr mit Papa zum Geburtstag der Tante und konnte während der Fahrt nach Lichterfelde seinen erneut gewachsenen Wortschatz anwenden. Oscar kann nun nämlich "Auto" sagen und da er Autos sehr wichtig findet und es hier auch durchaus immer mal welche zu sehen gibt, saß er glücklich im Auto und erzählte dem fahrenden Papa, was dieser so alles zu übersehen drohte: "Da Auto.", "Hm Hmm, Oscar..." "Da auch Auto.", "stimmt Oscar.". Echte Höhepunkte gab es natürlich auch und bei diesen konnte Oscar gleich mal den tollsten Bereich der deutschen Sprache betreten: Die Bildung zusammengesetzter Wörter (Komposita).

Oscar begann also zu komponieren: "Da Busauto.", hieß es dann hin und wieder. Auch "Müllauto" kann Oscar sagen und als Papa mal ausprobieren wollte, wie lernwillig Oscar gerade ist, da schnappte er sich seinen Sohn, ging mit ihm zum Mülleimer der Tante und sprach: "Oscar. Mülleimer."

Oscar tat das, was wohl jeder Mensch in dieser zauberhaften Situation tun würde. Er ging in die Knie, hüpfte dann im Kreis und rief laut "MÜLL! EI! MA! MÜLL! EI! MA!". Wir wünschen unserem kleinen Oscar, dass er - wie sein Namensvetter aus der Sesamstraße - noch lange Zeit eine solche Freude beim Thema Müll empfindet. Vielleicht lockt in 20 Jahren ja die lukrative Recycling-Branche?

Das Wochenende wurde fast komplett draußen verbracht, weshalb wir wohl zu den ganz wenigen Menschen Kreuzbergs gehören, die bei 4°-7° Lufttemperatur erkennbare Sonnenbrände vorzuweisen haben. Oma Münster war da, und die wurde - ob mit oder gegen ihren Willen konnten wir nicht so recht herausfinden - in den Zoo und in den Garten geschleppt. Im Zoo starb kurz darauf ein Eisbär.

Und während der Zoo damit beschäftigt ist, Kondolenzbriefe und Blumen an einen toten Bären zu verwalten, lernten Ella und Oscar in der Gartenlaube, was ein Wasserschaden ist und wie man so lebt, wenn das Wasser unter den Küchenschränken gluckert, Papa deshalb fünf mal in einem mysteriösen Loch verschwindet und Mama mit dem Hammer Wände aufhämmert.

Ella und Oscar machten gute Miene zum bösen Spiel. Trotzdem war Oscars Sprachentwicklung aber nachhaltig beeinflusst.
Auf dem Weg vom Garten nach Hause nämlich brachte Oscar sein erstes Verb hervor. Wie das aber so ist, wenn Papa in der Grube, Mama in der Wand und das Wasser unter dem Schrank ist, war Oscars erster Satz mit Verb von denkbar destruktiver Natur: "Paaaasst nicht! Paaaassst nicht!", skandierte Oscar im Fahrradanhänger sitzend. Noch bis zur Ullsteinstraße hielt sein demotivierendes Geschrei an, dann verstummte es und wich dem das Kleinkind übermannenden Schlaf.

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