Sonntag, 18. Juli 2010

Kreuzberger Lärm erklingt in NRW

In einer Marmeladen-Werbung aus der guten alten Zeit heißt es "Fang jeden Tag wie einen Sonntag an!".
Gemeint war damit wohl, dass man sich die gute Marmelade ruhig auch mal mittwochs aufs Brot schmieren soll, bei uns sind nun allerdings tatsächlich etwa 25 Sonntage am Stück angebrochen.

Sonntag. Das heißt: Alle sind da. Papa ist da. Ella ist da. Und die anderen beiden sind ja sowieso immer da. Es gilt also, in den nächsten Tagen zu zeigen, dass man intakte Familie ist, dass man diese intensive Zeit zu viert ohne Nervenzusammenbrüche überstehen kann.

Um gar nicht erst Langeweile aufkommen zu lassen, setzte sich die Familie in einen klimatisierten Zug und rauschte nach NRW. 3 Tage Bergkamen und 2 Tage Dortmund.

In Bergkamen kam es zunächst mal zum Aufeinandertreffen unterschiedlicher Lebensentwürfe. Hier das kleine ruhige Bergkamen mit seinen Bewohnern, die nichts mehr schätzen als die Ruhe und das leise Surren der Autobahn. Dort die Kreuzberger Familie, deren Kinder derzeit gerne schreien und wild toben.
Vom Nachbarzaun erfuhr Oma Münster dann, dass unsere Kinder um 7:20 einen Höllenlärm machten. Dass man in Bergkamen werktags um 7:20 noch im Bette liegt, das konnten unsere Kinder nicht wissen. In Kreuzberg ist es nämlich so, dass um diese Uhrzeit die hiesige spießige Bevölkerung bereits einer geregelten Arbeit nachgeht, während in Party-Bergkamen natürlich noch genächtigt wird.

Genug des Zynismus.
Ella und Oscar hatten großen Spaß im tollen Haus mit Garten. Wie ein gelandetes UFO stand auf einmal der imposante Pool auf dem Rasen.
Ella begann ihre lange Aufenthaltszeit im Pool noch recht respektvoll auf dem Arm der Oma oder der Mama, wurde aber binnen kurzer Zeit zur mutigen Schwimmflügel-Schwimmerin, sodass sie sich quasi alleine im Pool bewegen konnte und ihrem großen Schwimm-Vorbild, der mit "Seepferdchen" ausgezeichneten Conny aus den Pixie-Büchern näher kam.

Oscar - eine Woche zuvor von der Mama noch als Wasserratte bezeichnet - fand keinen Gefallen am Pool. Ihn interessierte die 3stufige Treppe, auf welcher er sich zu etwa dreiviertel der Zeit im Garten befand. Die gute Nachricht: Er fiel nicht vornüber in den Pool. Die schlechte Nachricht: Er glitt so manches Mal die Treppe nach hinten hinunter, weinte dann kurz, stand wieder auf und erklomm abermals die Treppe.

Auf der anderen Seite des Grundstücks lauerte dann eine weitere Gefahr. Hinter einem kleinen Zaun drohte ein recht tiefer Teich unsere Kinder zu verschlucken, flögen sie über den Zaun. Wie in Wimbledon stets von links nach rechts blickend verlebten die Eltern also ein paar Stunden auf der Terasse.

Später in Dortmund waren Ella und Oscar nicht viel leiser als zuvor in Bergkamen. Ohnehin sind sie derzeit beide wahnsinnig anstrengend. Ella - dies wurde heute im Berliner Britzer Garten und auf dem Rückweg deutlich - testet zur Zeit Grenzen. Dies könnte theoretisch mit Omas Geburtstagsgeschenk zu tun haben. Ella erhielt eine DVD-Box "Pippi Langstrumpf" und ist von der selbstbewussten Göre sehr angetan.

Ironischer Weise kann man Ella genau mit dem Rotzmädel bändigen, indem man ihr nämlich androht, am Abend keine "Pippi Langstrumpf" sehen zu dürfen, falls es mit Ellas Geschrei und Gewüte kein Ende nimmt.
Wie gesagt: Auch in Dortmund waren Elal und Oscar anstrengend, neutralisierten sich aber, indem sie mit den einheimischen Kindern spielten.

Oscar - am Tisch von den anderen drei Kindern noch für irgendetwas ausgelacht - entwickelte sich zum Trendsetter dieser zwei Tage: Rannte er - da er als einziges anwesendes Kind der deutschen Sprache noch nicht mächtig ist - stets mit einem lauten "öööööööööööööö" durch die Imobilie, taten es ihm Stunden später die großem Kinder gleich. Ella (4), Tom (3), Johanna (5) und Oscar (1) rannten durch das Haus. Wie eine Vuvuzela dazu das gemeinsame "Öööööööööööööööööö".

Sehr erwachsen war die Truppe allerdings, als sie in der Dortmunder Eisdiele fernab der Erwachsenen an einem eigenen Tisch saß. Oscar und Johanna fielen zwar vom Stuhl und Ella musste heulen, weil das Eis seine Form verlor, während sie auf Toilette war, sonst verlief das Eis-Essen am Kindertisch aber sehr gut.

Die Abschlussepisode stammt aus Bergkamen.
Es ist abend. Im Zimmer sind vielleicht 35°. Oscar beschäftigt sich - nur in Windeln gehüllt - mit einem Ravensburger-Spiel. Ella kam zur Tür herein, schlug diese zu und klemmte sich so vier Finger ein. Das Geschrei war groß. Papa tröstete, Mama kam herbei und tröstete mit. Nach ein paar Minuten war Ella dank Gummibärchen und Pflaster geheilt. Dann der Blick zum Zweitkind. Oscar saß auf dem Bett, der Mund sperrangelweit geöffnet. Am gesamten Oscar-Kind klebten Ravensburger-Spielplättchen. Es sah aus, als hätte er eine Tropenkrankheit und starrte auf die Schwester, die immer noch wimmerte. Übersät mit den Kärtchen brachte er Ella dann aber auch zum Lachen.

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