Sonntag, 11. Juli 2010

Ausgewählte Aspekte der Bilderbuch-Literatur

Ella ist eine Freundin der Provokation. Und mit nichts kann man die Welt derzeit mehr schocken als mit Frieren.

Die tropische Hitze Berlins hat in diesen Tagen die 39° erreicht. Dennoch verlangt Ella des Nachts mehrfach ein ordnungsgemäßes Zudecken, woraufhin sie natürlich fürchterlich zu schwitzen beginnt, davon dann irgendwann wach wird und weint. Dem tröstenden Elternteil erklärt sie dann aber recht bald den genauen Faltenwurf, den die Bettdecke einzunehmen hat, während sie sich darunter rollt. Und als Ella heute mal wieder das Prinzenbad besuchte, da war sie unter den 2000 Badegästen wohl die einzige, die sowohl das Wort "bitterkalt" ("Papa, mir ist bitterkalt"), unmittelbar nach dem Planschen im Babybecken) und "arschkalt" ("Das Wasser ist arschkalt") aussprach.

Papa lag im Prinzenbad grimmig auf der Wiese, weil sein Fuß noch immer zu löchrig für ein Bad im Chlorwasser ist. Alle Viertelstunde gesellten sich tropfende Familienmitglieder zu ihm und berichteten von Wasserrutschen und dem - wir sagten es bereits - arschkalten Wasser.

Oscar hat in diesen Tagen endgültig die Liebe zu den Büchern entdeckt. Aber der Herr verschlingt nicht alles Publizierte so bedingungslos wie zum Beispiel seine Schwester.
Nein. Ausgewählte Seiten werden begutachtet und laut schreiend gefeiert.
Die Begeisterung ist teilweise lokal sehr begrenzt. So gibt es im Maxi-Pixi-Wimmelbuch leider nur eine einzige brauchbare Seite. Die anderen fünf sind wirklich für die Tonne.
Auf dieser einen tollen Seite aber braust ein roter Regionalzug über einen Bahnübergang, an welchem einige Autos warten.

Oscar rastet beim Betrachten dieser Szene regelrecht aus. Schreiend und fiepend zeigt er uns die Attraktionen des Bildes und nach und nach müssen auch Mama und Papa eingestehen, dass es sich wirklich um ein ganz außergewöhnliches Bild handelt.

Noch spezieller ist Oscars Genuss des riesigen Bauernhof-Wimmelbuches, das im übrigen leicht größer ist als er selbst, was zu applauswürdigen Anblicken führt, wenn Oscar das Buch laut ächzend zu einem Elternteil schleppt: Ein riesiges Bilderbuch wackelt dann herbei. Es hat unten zwei Beinchen und macht immer "och, och, häch, häch".
Diese Buch ist im Prinzip totaler Müll. Vieles ist banaler Mist, den Oscar nicht braucht.
Aber auf der einen Seite, da steht, halb von einem Baum verdeckt, ein roter Kleinwagen herum. Dieser rote Kleinwagen ist, was Oscar sehen will. Stets zeigt sein Finger auf den Kleinwagen. Oscar schreit und blickt abwechselnd auf das Kfz und zum Elternteil. Es ist dem extatischen Kleinkind an dieser Stelle völlig schleierhaft, wie ruhig Mama und Papa beim Anblick des roten Kleinwagens bleiben können.

Papa hat seit Mittwoch Ferien. Ella geht erst wieder in vier Wochen zur Kita und Mama und Oscar sind ja sowieso immer zu Hause. Die Familie muss sich also mal wieder intensiv miteinander befassen. Morgen geht es daher auf große NRW-Tour nach Bergkamen zur Oma und nach Lüttgendortmund zu Johanna und Tom.

In Bergkamen wartet als ganz besondere Attraktion ein Planschbecken auf die Kinder. Ein Planschbecken war es zumindest, was die Mama als leisen Wunsch gen Autobahnkreuz richtete. Aus dem Wunsch wurde dann ein Swimmigpool von 1,20 Meter Wassertiefe.
Wie unsere 1,03 Meter große Tochter und der noch kleinere Sohn dieses Schwimmbecken für sich erkunden wollen, ist eine der großen Fragen der nächsten Woche.
Da Papa ja nicht hinein darf (Fuß), wird Mama wohl für 36 Stunden in den Pool gestellt, auf dass sie die begeisterten Kinder vorm Ertrinken rettet.

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